DARKNESS „Death Squad Chronicles“ Pre-Listening Session

Aus „Alt“ mach „Neu“
Das ist eine Devise, die in gewissen Dingen durchaus Sinn macht. So z.B. auch in der Musik. Wenn ich die Songs von damals heute noch höre, so kommen zwar geile Erinnerungen hoch, aber wenn man den heutigen Vergleich mit modernen Produktionen hat, dann denke ich mir oft: Wie würde das wohl klingen, wenn die Band das alte Material in der heutigen Zeit noch einmal aufnehmen würde? Dazu müsste die Band natürlich noch nach einigen Jahrzehnten existieren. DARKNESS sind so eine Band, die damals vor 40 Jahren ihre Reise begonnen haben, kurze Zeit, nachdem z.B. Bands wie SODOM oder KREATOR das Licht der Welt erblickten.
DARKNESS hatten zwar nicht das Glück so durchzustarten wie die o.g. Bands, aber konnten trotzdem beachtliche Erfolge verzeichnen und sind im Underground eine feste Größe. Sie werden gern gesehen und gehört. So kamen DARKNESS auf die geniale Idee eine Auswahl an Songs ihrer ersten drei Alben und sogar der Demos noch mal komplett neu aufzunehmen. Das ist ebenso in der Hinsicht spannend, da man heute als Band selbstverständlich ein ganz anderes musikalisches Verständnis und auch Fähigkeiten hat. Wie Lacky und Arndt treffend bemerkten, hat man damals jung und heißblütig alles so eingespielt, dass es einfach „irgendwie“ passte. Heutzutage nach 40 Jahren hat man also die Songs nicht einfach stumpf neu eingespielt, sondern den Songs auch einen Feinschliff verpasst. Doch es sind nur Kleinigkeiten, damit der ursprüngliche Charakter der Songs erhalten bleibt. Denn die Songs stehen für die damalige Zeit und das sollte auf jeden Fall hör- und spürbar sein.

Ich möchte an dieser Stell vorwegnehmen, dass dieses Projekt mehr als gelungen ist. Die Songauswahl ist spitze und repräsentiert hervorragend die Geschichte von DARKNESS. Man scheute sich auch nicht davor, Songs zu wählen, die es nur als Demo gab oder Songs, die etwas stiefmütterlich behandelt wurden. Man hat es hervorragend geschafft alle Songs in einem neuen Glanze erstrahlen zu lassen.
Es wird in der Limited-Edition-Box sogar noch eine Bonus CD geben, auf der 10 Songs von Gastsängern geschmettert werden. Dies empfinde ich auch immer als sehr spannende und sehr interessante Angelegenheit, da es dem Song halt einen anderen Charakter verleiht. So wird man Sänger hören wie z.B. Ventor (KREATOR), Marius (SMORRAH) Jörg Juraschek (WARRANT). Dieses Album ist ein Pflichtkauf für jeden Thrash-Metal-Fan! Wer gerne mehr über über die Songs erfahren möchte, der darf auch gerne weiterlesen, nachdem das Album vorbestellt wurde. Unter anderem bekommt ihr es hier:
DARKNESS „Death Squad Chronicles“
Die Pre-Listening-Session
Es erreichte uns eine freundliche Einladung von Lacky, seines Zeichens Drummer von DARKNESS, für eine Pre-Listening Veranstaltung des kommenden Albums „Death Squad Chronicles“. Es ist ein besonderes Album, welches das 40-jährige Jubiläum würdigen soll. Am 26. September wird es in verschiedenen Versionen veröffentlicht. Solche Veranstaltungen sind immer etwas besonderes, nicht zuletzt, weil man die Band persönlich im kleinen Rahmen kennenlernt. Und die Location könnte authentischer nicht sein. Ganz hinten in einem Gewerbehof finden sich hinter einer unscheinbaren weißen Metalltür die DARKNESS-Räumlichkeiten. Maximaler Rohbaucharme im „Empfangsbereich“ und der sanitären Anlagen bis hin zu einem gemütlichen Proberaum im Obergeschoss, der im Nebenraum sogar eine kleine Theke offenbart und einen riesigen Kühlschrank mit Kaltgetränken.
Für Verpflegung war natürlich gesorgt. Die Stauder-Brauerei ist ja in der Nachbarschaft. Bis auf Sänger Lee, der leider verhindert war, sind alle vor Ort gewesen und haben uns durch das Album geführt. Hauptsächlich haben Lacky und Arndt interessante Dinge über die einzelnen Songs erzählt, aber auch Ben und Dominik hatten ihre Wortbeiträge.

Es ist schon so, dass man ein Album besser versteht, wenn die Musiker einige Gedanken und Hintergründe zur Songauswahl und die Entstehung des Albums zum Besten geben. Das eröffnet dem Hörer einen anderen Zugang zum Album . Die Band hatte sich nämlich schon etliche Gedanken gemacht, welche Songs es dann letztlich werden sollten. Wir nehmen euch also jetzt mit auf eine Reise durch das kommende Jubiläumsalbum.
Und es beginnt mit dem Intro „The Gates“, dass in sehr klassischer Art rifftechnisch etwas eintönig wirkt, aber doch irgendwie sehr gut den 80’er Charme versprüht. Niemand würde heutzutage mehr so ein Intro machen. Aber jetzt geht es ans „Eingemachte“. „Terror For Terror“ ist die erste richtige Klatsche, die dem Hörer dann ins Gesicht fegt. Und ich muss zugeben, dass ich beeindruckt bin. Der Sound hat richtig explosiven Druck! Und das Gitarrensolo schallt herrlich klar aus den Boxen. Dazu muss man wissen, dass das eigentlich kein Song von DARKNESS ist, sondern von der Band EURE ERBEN. Diese hatte sich nach Auflösung von DARKNESS gegründet und spielten Thrash mit deutschen Texten. Lacky und Arndt waren damals die treibenden Kräfte. In der aktuellen Jubiläums-Version schmettert Sänger Lee aber die Lyric in englischer Sprache.
„Battle To The Last“ macht ebenfalls keine Gefangenen. Er ist nicht sonderlich eingängig und hat für Thrash-Verhältnisse eine lange Spielzeit von über fünf Minuten, aber diese bieten beste Unterhaltung. Der nächste Song ist da schon etwas simpler gestrickt. Dabei handelt es sich um den Kultsong schlechthin: „Death Squad“! Dieser Kultsong vom gleichnamigen Debüt im Jahr 1986 ist eine gnadenlose Vernichtungsmaschine. Das gilt eigentlich prinzipiell für alle Songs, die man an diesem Abend genießen durfte. Zu „Death Squad“ gibt es sogar ein Video.
„Soldiers“ wird von Lacky eher als „Mauerblümchen“ in der Daseinsgeschichte von DARKNESS bezeichnet, was eigentlich für das gesamte Album „Conclusion & Revival“ gilt. Denn Oliver war damals aus der Band raus und Sänger Rolf Druschel war der Nachfolger, der allerdings einen ganz anderen Gesangsstil hatte. Er war viel technischer und melodischer unterwegs, klang nicht so roh und aggressiv wie Oliver. Außerdem hatte man die Gitarren mehr in der Hintergrund gemixt, so dass die Drums und der Bass sehr in den Vordergrund rückten. Die Gründe erschließen sich mir nicht und das Album schlug bei den Fans und der Presse nicht so dolle ein.
Auch Arndt war damals von dem Mix nicht begeistert und erzählte, dass er damals schon in Spanien gewesen wäre, als er den Mix zugeschickt bekommen hätte. Während des Hörens hätte er sich nach eigener Aussage am liebsten im Pool ertränkt. Und doch entschieden sich DARKNESS den Song „Soldiers“ noch einmal neu mit Sänger Lee aufzunehmen. Der Song gefällt mir in der neuen Version sehr viel besser. Richtig geil!

Arndt erläuterte, dass die Lyrics von diesem Song eigentlich den ganzen scheiß Frust über die Szene zum Ausdruck bringen sollten, der damals in ihm wohnte. Der große Erfolg mit der Band blieb irgendwie aus und die 90’er Jahre waren auch nicht gerade das Metal-Jahrzehnt, wie Arndt treffend beschrieb. Aber mit dem zeitlichen Abstand musste er auch einsehen, dass nicht die Metal-Szene das Problem war, denn sie hatten damals als Band falsche Entscheidungen getroffen, was wohl neben fehlendem Glück zur Folge hatte, dass Bands wie KREATOR an ihnen vorbeizogen. Aber auch das gehört zur Geschichte von DARKNESS.
Kommen wir zur Ballade des Album, wobei Arndt betonte, dass er das Intro mit einer klassischen Konzertgitarre eingespielt hat. „Burial At Sea“ vom Debütalbum wird von Lacky eher als Heavy Metal Song bezeichnet, erfreut sich aber allseits großer Beliebtheit. Tja, und tatsächlich gibt es ein balladeskes Intro mit akustischen Gitarrenklängen, doch dann lässt der Song seine Muskeln spielen. Super stark die Nummer!
Frisches Blut
Als coole Sache, empfinde ich die Idee, neue Songs auf dieses Album zu packen. Der jüngste Bursche im Bunde, Dominik, hatte diese Idee und die kam beim Rest der Band gut an. Als machte sich Dominik Gedanken und hatte als Ziel, den klassischen Sound von DARKNESS mit ein wenig Moderne aufzupeppen. Insgesamt sind es zwei Songs geworden und der erste Song hat den Titel „Last Round Is On Us“. Lacky hatte noch Lyrics in der Schublade und war der Meinung, dass die perfekt zu der instrumentalen Grundlage passen würden. Es ist quasi eine Art Party-Song und es kommt auch das Wort „Beer“ darin vor, wie Lacky betonte. Außerdem wäre ein textliches Easter-Egg versteckt. Eventuell würde er das mal in einem Interview verraten. Musikalisch bekommt man einen gnadenlos guten Thrash-Song mit geilem frischen Drive geboten, zu dem man in den nächsten Tagen auch noch ein Video veröffentlichen will. (Update vom 10.09.’25: Video ist jetzt online und hier ist der Banger!)
Von einem neuen Song zu einem der ältesten Songs. „Victims“ war nach „Armageddon“ der zweite Song der Band, der damals auf der ersten Demo erschien. Man hat sich nun für diesen Song entschieden, weil „Armageddon“ schon so viel Beachtung geschenkt wurde. Wie sagte man damals so schön: „Zwei Riffs reichen für einen Song!“ Arndt kommentiert zu diesem Song:
Stumpf ist Trumpf!
„Iron Force“ ist von der zweiten Demo und erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit, so dass dieser auch schon oft live geschmettert wurde. Von einfacher Simplizität zu einer etwas anspruchsvolleren Thrash-Offenbarung. „Defenders Of Justice“ ist wieder einmal ein überlanger Abriss, der technisch gar nicht so einfach daherkommt. Lacky erzählt, dass man damals der Meinung war, dass kein menschliches Wesen so etwas spielen könnte. Nachdem man sich tagelang mit einem Vorrat an Bier im Proberaum eingeschlossen hatte, ist es dann doch gelungen. Früher hätte man auf Takt geschissen. Hauptsache es passt irgendwie und klingt gut. Heutzutage geht man die Aufnahmen dann doch etwas anders an. Macht die Aufnahmen nicht einfacher, aber es klingt dann doch besser!
Mir gefällt „Defenders Of Justice“ richtig klasse. Ist sicherlich nicht sonderlich eingängig, aber es ist eine reichhaltige höchst unterhaltsame Darbietung, die richtig Bock macht und sehr aggressiv zur Sache geht. Mit „Predetermined Destiny“ gibt es noch einen technisch anspruchsvollen und zeitlich ausdauernden Song vom Album „Conclusion & Revival“ und wieder zeigt sich, dass so ein Song dann doch noch mehr nach einem klassischen typischen DARKNESS Song klingen kann.
Zum Abschluss gibt es mit „Proud Pariah“ noch einen frischen kurzweiligen Song aus der Feder von Dominik und diese Nummer wird wohl ein fester Bestandteil des Live-Sets werden. Das könnte ich mir zumindest vorstellen, denn der Song ist einfach ein echter Knaller. Sogar mit zwei Promille kann man den noch mitgrölen. Anrdt betont, dass das Album „Blood On Canvas“ ein sehr düsteres Album war, schon fast misanthropisch. „Proud Pariah“ (Stolzer Aussätziger) ist textlich quasi in Lobeshymne auf den Metal-Szene. Früher stach man als langhaariger tätowierter Metal-Fan besondrs in der Gesellschaft heraus und wurde schief angeschaut. Arndt war auf dieses rebellische Dasein immer stolz. Aber auch heutzutage sieht er die Szene immer noch als etwas eigenständiges an, was er besonders auf den kleineren Events feststellt. Es herrsche noch immer ein besondere Atmosphäre unter den Metalfans. Eben eine Gemeinschaft mit besonderem Spirit.
Dies hat auch der heutige Abend bewiesen und ich bin wahrlich froh darüber, dass es auch noch jungen Metal-Nachwuchs gibt, die sich unter den Gästen befanden und solch altehrwürdigen Bands die Ehre erweisen.
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Bildquellen
- Darkness – Oberhausen – Kulttempel – 26.04.2024-11: ©2024 by Dan Schuetze / treasureman@metal-heads.de
- Darkness – Oberhausen – Kulttempel – 26.04.2024-26: ©2024 by Dan Schuetze / treasureman@metal-heads.de
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