Dong Open Air 2025: Metal, Mosh & Mehrweg

Von der Spitze der Halde Norddeutschland aus blickt man weit über den Niederrhein – und gleichzeitig bleiben ein paar blinde Flecken. Am gestrigen Montag versammelten sich Lokal- und Fachmedien auf dem Plateau des „Mount Moshmore“, um sich aus erster Hand über das bevorstehende Dong Open Air zu informieren. Anwesend waren die beiden neuen Festivalleiter Sebastian Arnold (auf dem Foto 2.v.r.) und Bo Soremsky (Mitte), Katrin Steffens (2.v.l.) und Bernd Zibell (li.) von der Sparkasse am Niederrhein sowie Margit Ciesielski (re.), Erste Beigeordnete der Stadt Neukirchen-Vluyn. Doch obwohl das Dong Open Air vom 17. bis 19. Juli 2025 mit 28 Bands aus sieben Nationen und rund 4.000 erwarteten Gästen pro Tag erneut ein vielfältiges und liebevoll kuratiertes Programm bietet, zeigen sich bei näherem Hinsehen auch ein paar strukturelle Defizite – besonders in Sachen Nachhaltigkeit.
Festivalgröße mit Heimatnähe
Seit 25 Jahren existiert das Highlight-Metal-Event am Niederrhein; das Festival selbst findet 2025 zum 23. Mal statt. Veranstaltungsort ist wie gewohnt die Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn – oder wie die Fans respekt- und liebevoll sagen: Mount Moshmore. Rund 300 ehrenamtlich Engagierte stemmen die dreitägige Veranstaltung. Die Headliner 2025: The Halo Effect (Schweden), Kissin’ Dynamite (Deutschland) und die Essener Thrash-Ikonen Kreator.
Neben internationalen Geheimtipps wie Khirki (Griechenland) liegt ein Fokus traditionell auf regionalen Newcomer-Bands: Old Ruins (Gelsenkirchen) oder die blutjungen CrashPilots aus Moers (Durchschnittsalter: 16 Jahre) stehen beispielhaft für das Credo der Festivalmacher, jungen Talenten eine Bühne zu bieten. „Wir wollen junge, unbekannte Bands ins Fahrwasser großer Headliner bringen“, so Sebastian Arnold, einer der beiden neuen Festivalleiter. Die Band-Auswahl erfolgt dabei intern per Teamabstimmung innerhalb von Genre-Blöcken – ein bewährtes und gerechtes System, das sowohl Vielfalt als auch Qualität sichern soll.
Mehrwegbecher „verschwinden“ als Merch
Doch während die Programmgestaltung überzeugt, offenbaren sich im Bereich Nachhaltigkeit Defizite. Positiv: Das Dong Open Air setzt beim Getränkeausschank auf ein Mehrwegbechersystem mit kurzen Transportwegen bei Rückgabe und Endreinigung. Fun Fact: Nach Angaben der Festivalleitung verschwinden jedes Jahr mehrere tausend Becher – laut Schätzung nehmen bis zu 75 % der Besuchenden einen Becher als Merch und Erinnerungsstück mit nach Hause.
Kritischer: Auf dem Gelände selbst gibt es keinerlei Mülltrennung. Alles landet am Ende im Restmüll, getrennt wird lediglich in begrenztem Umfang innerhalb des Teams – backstage und während der Aufbauphase.
Ein wunder Punkt ist die An- und Abreise. Die Halde ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu erreichen, ein Ausbau entsprechender Verbindungen ist laut Stadt und Veranstaltern „nicht vorgesehen“ und eine ÖPNV-Erreichbarkeit hält Sebastian Arnold auch „nicht für sinnvoll“. Denn: „Die Leute wollen das nicht“, heißt es von Seiten der Organisation. Wegen des vielen Gepäcks. Dass ÖPNV-Mobilität bei einem Festival dieser Größenordnung nicht einmal erwogen wird, ist in Zeiten klimapolitischer Verantwortung zumindest fragwürdig. Auch die Stadt sieht sich nicht in der Verantwortung, verweist auf den Kreis – und bleibt damit Teil des Problems.
Ein Festival mit Herz – und Handlungsbedarf
Das Dong Open Air bleibt trotz dieser Kritikpunkte ein Festival mit Charme, Herzblut und hohem Identifikationspotenzial. Es ist und bleibt eines der ganz großen Metal-Highlights am westlichen Rand des Ruhrgebiets und am Niederrhein. Der Community-Gedanke, das Engagement der Ehrenamtlichen als Rückgrat des Events und die Förderung junger Talente sind starke Säulen, auf denen das erfolgreiche Open Air ruht. Sie sind ein relevanter Faktor des langjährigen Erfolgs eines Festivals, das schon längst größer ist als viele glauben. Doch wer sich heute zukunftsfähig aufstellen will, muss auch übergeordnete Themen ernsthaft angehen – von der Mülltrennung bis hin zum Mobilitätskonzept. Der Ausblick vom Mount Moshmore ist weit. Man muss ihn nur nutzen.

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Bildquellen
- Panorama Dong 2025: uwe@metal-heads.de
- PK Bild 1: uwe@metal-heads.de
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