Quo vadis, Rock am Ring?
Die 38. Auflage von Rock am Ring ist Geschichte. Alle Augen richten sich auf 2024. Dann nämlich soll vom 7. bis 9. Juni das Mega-Festival erneut stattfinden. Ob Rock am Ring dauerhaft der Kulturlandschaft erhalten bleibt und warum erste Zweifel aufkommen – darüber hat sich unser Chefredakteur von metal-heads.de so seine Gedanken gemacht.
20.000 Besucher fehlten im Vergleich zu 2022
Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Rock am Ring 2023 war nicht so erfolgreich wie das Vorjahres-Event. Was aber auch kein Wunder ist. Nach Corona wollte jeder feiern und man sehnte sich nach bald 2 1/2 Jahren Abstinenz förmlich nach Open Airs. Das Geld hatte man gespart und war bereit, viel für drei unvergessliche Festival-Tage auszugeben. In diesem Jahr hingegen drückt der Inflations-Schuh gewaltig. Die privaten Haushaltskosten explodieren und jede/r muss den Gürtel etwas enger schnallen. Und wo kann man da besser sparen als bei den Ausgaben fürs Hobby?
Die Kosten und Kostenfallen
Wer sich direkt Mitte Juni 2022 ein Early-Bird-Ticket für 199 Euro kaufte, schaute im Mai 2023 ganz schön bescheiden aus der Wäsche. Denn da gab es plötzlich 30% auf den regulären Ticketpreis, weil die Vorverkaufszahlen schon ahnen ließen, dass es in diesem Jahr beschaulicher zugehen wird. Der Sonderpreis unter dem Early-Bird-Preis allerdings führte dazu, dass sich der treue Fan und Schnellentschlossene ein wenig verschaukelt fühlte. Was jetzt für die Kalkulation des Events 2024 zum Problem werden könnte: Viele langjährige Besucher werden taktisch abwarten. Erst im September soll der erste Headliner bekannt gegeben werden. Warten oder zuschlagen? Oder gar bis Frühjahr 2024 pokern, um wieder per Rabatt zum Eifelrocker zu werden? Letzteres wäre der Super-Gau für die Veranstalter. Denn ohne Planungssicherheit bei den Finanzen lassen sich schwerlich Mega-Acts in die Eifel locken.
Die Bandauswahl hinkt
Gleichwohl strömten in diesem Jahr über 70.000 Fans zu Rock am Ring, um Die Toten Hosen, Maschine Gun Kelly und die Foo Fighters zu bestaunen. Über Muse reden wir an dieser Stelle mal nicht. Hier sprang der Funke aufs Publikum überhaupt nicht über. Was Fakt ist: Die reine Rockmusik hat sich überholt. Freute man sich in den 80´er Jahren über Heinz-Rudolf Kunze oder Tina Turner, sind es 2024 sicherlich eher Metal- und Hardcorebands sowie Deutsch-Rap-Acts, die die jungen Fans anlocken würden. Für das zahlungskräftigere Publikum Ü 40 müssten endlich wieder Bands her, die nicht in schöner Regelmäßigkeit gefühlt alle zwei bis drei Jahre bei Rock am Ring vorbeischauen. Wie wäre es zum Beispiel mit Judas Priest, Aerosmith oder den Scorpions?
Rammstein als Hauptact?
Um den Super-Gau nicht zum worst case zu machen, sollte der Veranstalter tunlichst gründliche Background-Checks sämtlicher Bands durchführen. Denn schlechte Presse im Vorfeld kann man sich bei den Zwillings-Festivals Rock am Ring und Rock im Park einfach nicht leisten. Man sieht ja, dass die Kostenspirale schon altehrwürdige Festivals wie das Bang Your Head in Balingen in die Knie gezwungen hat. Wenn auch im kommenden Jahr wieder 70.000 Fans im Juni nach Nürburg strömen, ist dies der best case. Wir wünschen es den fröhlich ausgelassen feiernden Fans und relaxten Ordnern, den erfreulich vielen Künstlerinnen in diesem Jahr und Künstlern sowie allen Helferinnen und Helfern vor und hinter der Bühne sehr. Und uns Reportern auch. (Hoffentlich) auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
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Bildquellen
- Impressionen von Rock am Ring 2023: (c) Ralf, metal-heads.de
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