Kurz geträumt und viel Tam-Tam um den Schattenmann: Dream Theater – Parasomnia (VÖ: 07.02.2025)

Zum 40. Bandjubiläum beschenken sich die Progressive Metal-Legenden von Dream Theater selbst: mit ihrem 16. Studioalbum „Parasomnia“ nämlich. Wir von metal-heads.de konnten für euch bereits vorab in die spannende Platte reinhören, die da am 7. Februar 2025 via InsideOutMusic (Century Media Label Group/Sony Music) erscheinen wird. Und jetzt folgt unser ausführliches Review.
Gar nicht unerwünscht und unangemessen
Die neue Scheibe von Dream Theater kommt als schwarzes Doppel-Vinyl mit über 70 Minuten Nettospielzeit daher. Und trägt den medizinisch indizierten Albumtitel „Parasomnia“ . Unter dem Begriff Parasomnie versteht man unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten, die überwiegend im Schlaf auftreten. Also Albträume, Sprechen im Schlaf, Schlafwandeln und andere Störungen. Zugegeben: Wir haben uns – spätestens nach dem großartigen Live-Konzert-Erlebnis in Köln im vergangenen Herbst (siehe Bericht) – mega auf diese Schallplatte gefreut. Daher können wir mit Fug und Recht behaupten: „Parasomnia“ ist bei uns weder unerwünscht noch unangemessen.
Parasomnia – genau richtig
Sondern genau richtig. Mit seinen 8 Stücken. In bester Progressive Metal-Manier variieren die Spielzeiten der Songs – wenn wir Track 6 einmal ausblenden, weil dieser lediglich die Intro zu Stück Nummer 7 ist – von kurzen 5 Minuten 23 Sekunden (Intro: In The Arms Of Morpheus) bis hin zu bockstarken 19 Minuten und 23 Sekunden (The Shadow Man Incident). Doch genug der Vorworte. Jetzt gibt es erstmal eine erste Kostprobe für euch. Und zwar Track Nr. 2. Die 9 Minuten und 55 Sekunden starke Nummer „Night Terror“ nämlich. Und eigentlich stellt bereits dieser Song alles unter Beweis, was das Quintett von Dream Theater so ausmacht. Starke Songtexte, eingängige Melodien, unerwartete Tempus-Wechsel, überirdisch gute Instrumental-Passagen -und all dies in absoluter Perfektion abgemischt und auf die Stimme von James LaBrie perfekt abgestimmt. Womit wir direkt zum Lob für den Produzenten, den DT-Gitarristen James Petrucci, übergehen könnten. Toningenieur James ‘Jimmy T’ Meslin sowie Mixer Andy Sneap verdienen aber ebenso ihren Anteil an der überragenden Sound-Qualität dieses Albums. Nun aber genug der Vorab-Superlativen. Hört und schaut einfach mal selbst rein.
Der Song „Night Terror“ als Musikvideo
Und es geht munter so weiter
Wer jetzt denkt, dass der Song „Night Terror“ bereits das absolute Highlight des neuen Albums gewesen wäre, den müssen wir enttäuschen. Denn bereits das nachfolgende „A Broken Man“ mit seinen verspielten, blues-metal-lastigen Gitarrenparts weiß noch einen Ticken mehr zu begeistern. Daher ist es gut, dass der großartige Keyboarder Jordan Rudess zu Beginn des nachfolgenden Songs „Dead Asleep“ ein wenig Ruhe ins Ohr der Zuhörerschaft bringt. Nahezu klassisch anmutend beginnt dieses Stück. Und natürlich entwickelt sich auch diese knapp über 11 Minuten lange Nummer zu einem krachenden Prog-Metal-Opus. Bereits nach gut einer Minute holt John Petrucci alles aus seiner Gitarre raus, was nur geht. Sowas von eingängig. Da bleibt die spannende Frage: Geht da noch mehr? Die kurze Antwort lautet: Ja. Mit dem sphärischen Track „Midnight Messiah“ direkt im Anschluss nämlich. Singen da etwa Chöre? Oh ja…Wir träumen nicht. Genauso wenig, wie wir Glocken im nachfolgenden „We Are Dreaming“ hören. Diese Nummer ist jedoch nur eine mit 1 Minute 28 Sekunden kurze Übergangs-Passage und mündet in der wunderschönen Power-Ballade „Bend The Clock“ .
Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon….der vorletzte Song auf „Parasomnia“ ? Ja leider. Dafür begeistern Dream Theater mit diesem großartigen Stück. Nämlich einer Power-Ballade vom Feinsten. Der Song „Bend The Clock“ beweist wieder einmal, welche unglaubliche Songwriting-Gabe diese Berklee-College of Music-Studenten und Absolventen besitzen. Die Stimme von LaBrie beginnt butterweich. Aufgelöst wird der Schmachtfetzen jedoch mit einem coolen Gitarren-Riff nach knapp 90 Sekunden. Und von da entwickelt sich auch Bend The Clock zu einem für diese Ausnahme-Musiker typischen Prog-Stück. Jeder Solist darf sein Können unter Beweis stellen. Man kann erahnen, mit welcher Energie Drummer Mike Portnoy zum ausfadenden Gitarren-Solo die Trommel-Feller verdrischt, während Bassist John Myung stoisch seine Bassakkorde zupft und dazwischen seine irre schnellen Bassläufe rauf- und runterspielt. Dieser Song gefällt uns auf Anhieb ebenfalls sehr. Einen alleinigen Favoriten auf diesem Album auszumachen, fällt jedoch ob der gleichbleibend hohen Qualität des gesamten Albums echt schwer. Bleibt noch der Schluss-Akkord. Der es echt in sich hat. Nur 28 Sekunden fehlen bis zu einer epochalen 20-Minuten-Nummer bei „The Shadow Man Incident“ . Wow. Dieser Track hat wirklich was Cineastisches an sich. Aber das müsst ihr euch einfach selbst mal reinziehen. Am besten Kopfhörer aufsetzen, Augen schließen und sich von Dream Theater mit auf diese wilde Prog-Metal-Achterbahn-Fahrt nehmen lassen. „The Shadow Man Incident“ wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Und könnte sich daher unseres Erachtens in Zukunft auch live zu einem echten Leuchtturm-Song im Set der Band mausern.

Was bedeutet denn jetzt „Kurz geträumt und viel Tam-Tam um den Schattenmann“ ?
Wir müssen noch was aufklären. Also quasi unserem Bildungs-Auftrag nachkommen. Und unsere „komische“ Überschrift erklären. Diese sollte einfach nur euer Interesse wecken. Und zum Weiterlesen bewegen. Und was läge da näher, als mit Blick auf die Tracklist den kürzesten Song – die nur 1 Minute 28 Sekunden kurze Nummer „Are We Dreaming? “ – als auch das längste Epos auf „Parasomnia“ – nämlich den Schluss-Song „The Shadow Man Incident“ mit einer Spieldauer von 19 Minuten und 32 Sekunden – geschickt in der Überschrift zu „verwursten“ . Gesagt, übersetzt, tun, getan.
Das Fazit zu „Parasomnia“ von Dream Theater
Um es nach soviel Lesezeit abzukürzen: Das Jahr 2025 beginnt musikalisch zwar erst. Aber mit „Parasomnia“ haben Dream Theater bereits zum jetzigen Zeitpunkt einen echten musikalischen Meilenstein gesetzt. Für uns ist dieses Album ein klarer Anwärter – wenn nicht sogar bereits jetzt einer der Favoriten – auf das Metal-Album des Jahres 2025. Die Platte besticht durch seine extrem hohe Qualität. Und Hitdichte. Es gibt wirklich keinen Ausreißer nach unten. Keinen einzigen Song, den man beim Durchlauf wegskippen wollen würde. Was man als Vinyl-Liebhaber eh nicht macht. Da auch das inhaltliche Konzept – sämtliche Liedtitel wie auch Songtexte drehen sich um das Thema „Parasomnie“ – absolut stimmig ist, wird die Jury des Grammy Award sicherlich nicht um eine Nominierung von Dream Theater herumkommen. Dies sagen wir jetzt einfach mal in unserer Weisheit voraus. Besser geht Progressive Metal einfach nicht. Punkt. Daher haben wir für euch nur einen einzigen, letzten Tipp: Hört die Scheibe, kauft die Scheibe. Denn selbst das Cover-Artwork von Hugh Syme ist bereits sein Geld wert und rundet dieses musikalisch hochwertige Album künstlerisch gekonnt ab.
Mehr Infos zu Dream Theater findet ihr auf der Internetseite der Band. Und natürlich auch immer wieder hier bei uns auf metal-heads.de!
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Bildquellen
- Dream Theater 2025: Oktober Promotion / photo credit: Mark Maryanovich
- Dream Theater – Albumcover Parasomnia 2025: Oktober Promotion
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