THORONDIR „Wächter Des Waldes“ Review

Genre: Pagan/Black Metal
Release: 07.10.2025
Label: Trollzorn Records
THORONDIR (Facebook) sind nach langer sechsjähriger Pause mit ihrem vierten Studioalbum „Wächter Des Waldes“ zurück und wollen euch in fast einer Stunde Spielzeit mit 11 Songs zu einer großen Reise einladen.
„In der Tiefe des Waldes“ legt das musikalische Thema stimmig und unaufgeregt frei, doch kaum setzt „Drudenfluch“ ein, wird aus lauernder Dunkelheit reiner Sturm: infernale Drums überrollen dich, martialische Screams reißen die Atmosphäre entzwei und schälen dir die Haut von den Knochen. Mit brutaler Wucht prescht der Track voran, und bemerkenswert ist, wie klar der Sänger die Lyrics größtenteils artikuliert. Die Worte schlagen durch den Krach wie Pfeile, ein deutlicher Pluspunkt für die Band.
Doch der Song hält irgendwann inne und verfällt in eine düstere, beklemmende Atmosphäre, die dann noch von Sänger Kevin Wienerl intensiviert wird, um schließlich in einen epischen Angriff überzugehen, der mit einem wuchtigen Solo einhergeht.
„Der Wild Jäger“ steht „Drudenfluch“ in nichts nach: ein krachendes Inferno, das mit Trommelfeuer und martialischer Wucht über einen hinwegfegt. Als würde der Wald selbst zum Angriff blasen!
„Blut und Ruhm“ bringt Abwechslung in die brachialen musikalischen Angriffe. Hier beginnt es mit einem milden akustischen Gitarrenspiel, das Sonnenlicht in die Szenerie streut. Doch bald zieht die Band die Zügel an, ohne die Leichtigkeit ganz zu verlieren. Alsbald marschiert der Song los, nicht mit finsterer Wucht, sondern mit erhobener Fahne. Der Song bleibt abenteuerlich, getragen von Kameradschaft und Trinkfreude. Alles vereint sich zu einer Hymne, wie sie in Tavernen oder auf Märschen erklingen könnte. Laut, aber nie plump.
Sehr gut zur Feierthematik würde alleine schon vom Titel her der Song „Zur Alten Taverne“ passen, der noch ein wenig mehr abgeht und zwischendurch mehr folkische Klänge einbaut. Bei diesem Song hätte ich mir allerdings einen schönen eingängigen Refrain gewünscht, um den richtig gut mitgröhlen zu können. Ansonsten ist der Song atmosphärisch gut gelungen. Es beginnt mir einer episch melodischen Einleitung, dann folgt ein anregendes Marschtempo, wobei man im Verlauf gerne mal mit dem Tempo variiert.
„Rübezahl“ enthält zwar auch diese fröhliche fiese Grundstimmung, aber ich finde es durchaus unterhaltsam, wenn Sänger Kevin sowohl die hohen fiesen Gesangsattacken darbietet, als auch die stimmlichen dunkleren Untiefen beschreitet. Auch den ausgiebigen Instrumentalpart in der zweiten Hälfte finde ich besonders gelungen, insbesondere das Gitarrenspiel.
„Bruder Hain“ beginnt mit einer düsteren, fast sakralen Stimmung, getragen von tiefen Gitarren und atmosphärischen Synths mit mystischer Präsenz. Nach dem Intro setzt ein treibender Rhythmus ein, dominiert von Doublebass und schneidenden Riffs. Die Gitarren alternieren zwischen melodischer Führung und brachialer Attacke. Kevin liefert eine kraftvolle Performance mit klar artikulierten Screams, die zwischen erzählerischer Gravitas und aggressiver Anrufung pendeln. Der Song enthält mehrere atmosphärische Zäsuren, in denen stimmungsschwangere Keyboardklänge und träumerische Gitarrenleads Raum schaffen, bevor die nächste Angriffswelle folgt, die dann umso endgültiger klingt. Dramaturgisch stark und gut getaktet.
THORONDIR spinnen mit „Geisterheer Vom Fichtelwald“ ein dichtes Klanggewebe aus epischer Gitarrenarbeit und marschierendem Midtempo. Bemerkenswert ist, dass es THORONDIR gelingt die epische Stimmung mit viel starker Gitarrenperformance zu erzeugen und sich hier nicht auf Synthies verlässt. Wilde Ausritte preschen dazwischen. So genial ich die erste dynamische Hälfte des Songs mit seinem erzählerischen Drive finde, so lässt meine Begeisterung in der zweiten Hälfte nach. Denn es folgt wieder ein sphärischer Part und der Song kommt dann bis zum Ende nicht mehr so richtig aus den Puschen. Der sphärische Ausklang wirkt wie ein Nebel, der sich zu früh legt. atmosphärisch, aber nicht mehr mitreißend.
„Baldurs Ruf“ beginnt wie ein stiller Abgesang: Akustikgitarren malen eine kontemplative Landschaft, die sich Zeit nimmt…vielleicht zu viel. Erst nach vier Minuten erhebt sich der Song, Riffs und Drums treten hinzu, doch die späte Wendung wirkt wie ein Nachzügler. Der epische Anspruch ist da, aber die Spannung verliert sich auf halber Strecke. Der Song will groß sein, doch der lange Anlauf bremst die Wucht. Da hätte man straffen können, ohne die Wirkung zu verlieren.
Fazit
THORONDIRs „Wächter des Waldes“ überzeugt mit brachialen Tracks, die mit krachender Energie einschlagen und mit epischen Klanglandschaften glänzen, während z.B. „Blut und Ruhm“ mit abenteuerlicher Leichtigkeit überrascht. Insgesamt ein atmosphärisch dichtes und ansprechendes Album, das bestens zu unterhalten weiß. Fans können bedenkenlos zuschlagen.

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Bildquellen
- THORONDIR Wächer Des Waldes Cover: Sure Shot Worx
- THORONDIR Titelbild 2025: Sure Shot Worx
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