OVERLORDE – „Awaken The Fury“ Review
(english review down below)
Genre: Power Metal
Release: 22.12.2023
Label: No Remorse Records
OVERLORDE (Facebook) aus New Jersey in den U.S.A. gibt es schon seit 1985! Allerdings gab es eine lange Auszeit und deshalb ist die Diskografie sehr übersichtlich. Mit dem neuen Album „Awaken The Fury“ hat man bisher leider nur drei Alben ins Leben gerufen. Gegründet wurde die Band ursprünglich von John „Kong“ Bunucci (Bass) und Mark „M.E.“ Edwards (Gitarre). Zielrichtung war es originellen Heavy Metal im Stile von Iron Maiden und Judas Priest zu spielen.
Ein besonderer Sound
Heavy Metal bzw. Power Metal war früher häufig darauf ausgelegt sehr eingängig zu wirken. Oft waren es einfach strukturierte vorhersehbare Songs, bei denen man spätestens beim Refrain immer mitsingen konnte. Dies haben OVERLORDE auf ihrem letzten Album „Return Of The Snow Giant“ (2004) auch genauso zelebriert. Aber genau das haben OVERLORDE auf „Awaken The Fury“ nicht mehr so in der Form zu bieten!
Der Sound orientiert sich zwar nach wie vor am klassischen Heavy Metal im Stil der 80’er und Ende der 70’er Jahre. Auch rockige Einflüsse sind nicht von der Hand zu weisen. Allerdings wirkt der Sound erheblich technischer und vertrackter. Darüber hinaus haben OVERLORDE bei der Abmischung den Bass durchweg sehr dominant hervorgehoben, mehr noch als auf dem letzten Album. Daraus ergibt sich im Ganzen tatsächlich ein ungewöhnlicher Sound. Das ist man so in der Form eher nicht gewohnt und ich musste mich ehrlicherweise erst reinhören.
Doch muss ich nun zugeben, dass dieser Sound dann doch dadurch seinen besonderen Reiz entwickelt. Es ist also ein Album geworden, dass vom Hörer Aufmerksamkeit fordert, um seinen Wert zu entdecken. Eine gute Portion Offenheit für einen etwas anderen Sound sollte ebenfalls vorhanden sein.
Ein eigenwilliger Sound
Der Titeltrack „Awaken The Fury“ eröffnet das Spektakel eindrucksvoll. Ein kurze feurige Drumattacke lässt es direkt krachen und die Drums werden alsbald von kernigen Riffs begleitet…. und dem sehr potenten Bass! Zusammen mit den überragenden lebendigen Drums entsteht eine ganz spezielle Dynamik. Zusammen mit der markant hohen Stimme von George Tsalikis wird das Set komplettiert und der Opener ist in der Tat ein energischer wütender Song, bei dem es um die Wut bzw. unbändigen Willen geht seinen Feind zu besiegen. An dieser Stelle möchte ich kurz auf
das Cover
des Albums eingehen, dass eine Kampfszenerie darstellt, an der man zunächst nichts ungewöhnliches feststellen kann. Ritter kämpfen gegen scheinbar überlegene mächtige Orks. Doch wenn man sich die Farbgebung anschaut, dann fällt auf, dass die riesenhaften Orks blau und einige kleinere Expemplare rot sind, während die Schilder der Ritter die Farben Blau und Gelb aufweisen. Dies ist durchaus beabsichtigt, denn damit möchte indirekt man Bezug auf den Russlang-Ukraine-Krieg nehmen, bei dem die Ukraine sich auch gegen einen übermächtigen Gegner behaupten muss.
Das Kunstwerk wurde im Rahmen einer Wohltätigkeitskampagne für die Ukraine-Hilfe verwendet. Als OVERLORDE an Daniele herantrat, um das Werk zu lizenzieren, wurde beiden Parteien schnell klar, dass viele der Lieder zur Situation in der Ukraine passten. Mehrere Songs handeln von einem zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger, der einen überlegenen Angreifer bekämpft oder besiegt, was das Konzept des Artworks perfekt widerspiegelt.
Mark „M.E.“ Edwards im Pressetext über No Remorse Records
Technisch hervorragend
„The Madness Within“ beispielsweise hat diese Rock Vibes. Dies äußert sich im melodisch lebendigen Riffing, aber auch primär in dem irren Gitarrensolo, dass das Thema ‚Wahnsinn‘ super umsetzt. Beeindruckt hat mich auch der anschließende ruhige Teil, der vorrangig von den genialen Vocals und dem Bass lebt und die düstere Verzweiflung und Verlorenheit sehr plastisch darstellt. Der Song beschreibt eben den Wahnsinn, dem man als Soldat im Krieg verfällt. Das rationale Denken wird ausgeschaltet und man handelt irgendwann nur noch instinktiv, so dass man zu Dingen fähig wird, die man vorher für unmöglich gehalten hätte. Ein wahnsinniger Albtraum!
„Battle Of Marathon“ zündet direkt mit einem coolen Gitarrensolo. Ohnehin sind die Gitarrensolos auf dem gesamten Album ein Fest für die Ohren und bringen Feuer in die Sache. Im weiteren marschiert „Battle Of Marathon“ über die gesamte Dauer im gemäßigten Tempo. Inhaltlich befasst er sich mit der Schlacht der Athener gegen persische Angreifer, die den Athenern zahlenmäßig mehrfach überlegen waren. Trotzdem schafften es die Griechen in einer aufopfernden Schlacht die Perser zur Aufgabe zu zwingen und in die Flucht zu schlagen. Später folgte eine noch viel bekanntere Schlacht gegen die Perser, in der Sparta die führende Rolle innehatte.
„Fire In The Sky“ drückt ein wenig mehr aufs Tempo und zieht sein Ding ziemlich straight durch. Hier gibt es keine bemerkenswerten Twists and Turns, was ja gar nicht zu kritisieren wäre. Aber ich hätte mir einen kraftvolleren eingänigen Refrain gewünscht, der sich mehr von den Strophen abgehoben hätte. So kämpft sich der Song in einem Stil etwas langatmig durch. Zwar legt der Song zwischendurch mal im Sturzflug an Tempo zu, aber dieses hätte man meiner Meinung nach mehr nutzen können, um mehr Dramatik und Spannung eines Luftkampfes darzustellen, wie er im folgenden Video zu sehen ist.
Da gefällt mir der Song „Ashes“ besser, der mir vom Aufbau mehr zusagt. Zudem mag ich diesen Part, wo Sänger George Tsalikis in einer ruhigeren Phase wieder mit seiner gefühlvollen Stimme begeistert.
Heldenhafte Schlachten
Bei treibenden „Hammer Strike“ wird Karl Martell besungen, ein fränkischer Fürst mit ungewöhnlichem Werdegang. Seinen Beinamen ‚Martellus'(der Hammer) verdankt er den vielen Schlachten. Vielleicht lag es an der Art und Weise wie er seine Feinde im Kampfe niederschlug. Bis heute gehört die Schlacht bei Poitiers und damit der Sieg über die nach Mitteleuropa drängenden Araber und Berber zu den bekanntesten seiner Karriere.
Wer kennt sie nicht? Die meist dämonischen Steinfiguren, welche häufig auf den Dächern alter Burgen zu finden sind. Damals glaubte man, dass diese Figuren das Haus und die Familie beschützen würden. Hier bedienen sich OVERLORDE mal Geschichen aus dem Bereich Fantasy. „Gargoyles“ ist der längste Track und es fängt sehr bedächtig an. Zarte Vocals erklingen mit einem doomig geprägten instrumentalen Gewand. Die Intensität des Songs gewinnt im Laufe des Songs an Stärke. Für mich hätte dieser Effekt aber ruhig noch stärker ausfallen können. „Ashes“ scheint den Fantasien von Tolkien entsprungen sein. Wenn man sich die Lyrics anschaut, so könnte es sich glatt um die Gedanken des Drachen ‚Smaug‘ handeln, der in purer Raserei ganze Dörfer vernichtet hat.
Fazit
OVERLORDE haben mit „Awaken The Fury“ sicherlich ein außergewöhnliches Heavy/Power Metal Album veröffentlicht, dass wohl niemand so in der Art erwartet hätte. Dies mag vielleicht bei vielen alten Fans zu Irritationen führen. Doch macht es nicht gerade musikalische Helden aus, dass sie eben nicht den normalen einfachen Weg gehen? Denn eines steht außer Frage: Die Männer beherrschen ihre musikalischen Waffen. Und diese gebrauchen sie sehr kunstfertig.
Das Album ist viel technischer geworden. Die eigenwillige Dynamik der Songs sorgt für weniger Eingängigkeit, denn die Songs haben meist keine fließende Dynamik, sondern sind eher vertrackter Natur. Dies fordert mehr Aufmerksamkeit vom Hörer, aber dafür wird er mit hochwertiger musikalischer Kunst belohnt, die nicht mit großartigen Momenten geizt, wenn man sich denn darauf einlässt.
Allerdings hätte ich mir im Gesamtkontext schon Songs und Passagen wie auf dem letzten Album gewünscht, die einfach und unkompliziert nach vorne rocken. Eine Mischung der Stile aus beiden Alben wäre für mich optimal gewesen. Aber ich möchte trotzdem mit Punkten nicht geizen und auch den Mut und Willen belohnen ein solch besonderes Album zu erschaffen.
English review
Genre: Power Metal
Release: 22.12.2023
Label: No Remorse Records
OVERLORDE (Facebook) from New Jersey in the U.S.A. have been around since 1985! However, there was a long break after the release of „Return Of The Snow Giant“. With the new album „Awaken The Fury“, they have only released three albums so far. The band was originally founded by John „Kong“ Bunucci (bass) and Mark „M.E.“ Edwards (guitar). The aim was to play original heavy metal in the style of Iron Maiden and Judas Priest.
A special sound
In the past, heavy metal or power metal was often designed to be very catchy. They were often simply structured, predictable songs that you could mostly sing along to by the chorus. OVERLORDE celebrated this in the same way on their last album „Return Of The Snow Giant“ (2004). But that’s exactly what OVERLORDE no longer have to offer on „Awaken The Fury“!
The sound is still based on classic heavy metal in the style of the 80s and late 70s. Rock influences cannot be denied either. However, the sound is considerably more technical and intricate. In addition, OVERLORDE have emphasized the bass very dominantly throughout the mix, even more so than on the last album. All in all, this results in an unusual sound. It’s not something you’re used to in this form and I honestly had to listen to it first.
But I have to admit that this sound develops its own special charm. It has therefore become an album that demands the listener’s attention in order to discover its value. A good portion of openness for a somewhat different sound should also be present.
Ein eigenwilliger Sound
The title track „Awaken The Fury“ opens the spectacle impressively. A short, fiery drum attack gets things going straight away and the drums are soon accompanied by powerful riffs…. and the very potent bass! Together with the outstanding, lively drums, a very special dynamic is created. Together with George Tsalikis‘ strikingly high voice, the set is completed and the opener is indeed an energetic, furious song about anger and the irrepressible will to defeat one’s enemy. At this point I would like to briefly mention
the cover artwork.
It depicts a battle scene in which nothing unusual can be seen at first. Knights fight against seemingly superior mighty orcs. But if you look at the color scheme, you will notice that the giant orcs are blue and some smaller specimens are red, while the knights‘ shields are blue and yellow. This is quite intentional, as it is a reference to the Russia-Ukraine war, in which Ukraine also has to assert itself against a superior opponent.
The artwork was used as part of a charity campaign for Ukraine relief. When OVERLORDE approached Daniele to license the work, both parties quickly realized that many of the songs fit the situation in Ukraine. Several songs are about an outnumbered defender fighting or defeating a superior attacker, which perfectly reflects the concept of the artwork.
Mark „M.E.“ Edwards im Pressetext über No Remorse Records
Technically excellent
„The Madness Within“, for example, has these rock vibes. This is expressed in the melodic, lively riffing, but also primarily in the crazy guitar solo, which perfectly realizes the theme of ‚madness‘. I was also impressed by the quiet part that follows, which lives primarily from the brilliant vocals and the bass and vividly depicts the dark despair and forlornness. The song describes the madness that you fall into as a soldier in war. Rational thinking is switched off and at some point you only act instinctively, so that you become capable of things that you would previously have thought impossible. An insane nightmare!
„Battle Of Marathon“ kicks off directly with a cool guitar solo. In any case, the guitar solos on the entire album are a feast for the ears and add fire to the proceedings. Furthermore, „Battle Of Marathon“ marches along at a moderate tempo for its entire duration. In terms of content, it deals with the battle of the Athenians against Persian invaders, who outnumbered the Athenians several times over. Despite this, the Greeks managed to force the Persians to surrender and flee in a self-sacrificing battle. This was later followed by an even more famous battle against the Persians, in which Sparta took the leading role.
„Fire In The Sky“ pushes the tempo a little more and does its thing pretty straight through. There are no remarkable twists and turns here, which is nothing to criticize. But I would have liked a more powerful, catchy chorus that would have stood out more from the verses. So the song fights its way through the battle using the same tactics. Although the song picks up speed sometimes in a nosedive, in my opinion this could have been used more to depict the drama and tension of an aerial battle, as can be seen in the following video.
Da gefällt mir der Song „Ashes“ besser, der mir vom Aufbau mehr zusagt. Zudem mag ich diesen Part, wo Sänger George Tsalikis in einer ruhigeren Songphase wieder mit seiner gefühlvollen Stimme begeistert.
Heroic battles
Karl Martell, a Frankish prince with an unusual career, is sung about in the driving „Hammer Strike“. He owes his nickname ‚Martellus‘ (the hammer) to the many battles he fought. Perhaps it was because of the way he defeated his enemies in battle. To this day, the Battle of Poitiers and his victory over the Arabs and Berbers pushing into Central Europe is one of the most famous of his career.
Who doesn’t know them? The mostly demonic stone figures that can often be found on the roofs of old castles. Back then, it was believed that these figures would protect the house and the family. Here OVERLORDE make use of stories from the fantasy genre. „Gargoyles“ is the longest track and it starts very deliberately. Delicate vocals resound with a doomy instrumental garb. The intensity of the song gains strength as the song progresses. For me, however, this effect could have been even stronger. „Ashes“ seems to have sprung from the fantasies of Tolkien. If you look at the lyrics, it could easily be the thoughts of the dragon ‚Smaug‘, who destroyed entire villages in a pure rage.
Conclusion
With „Awaken The Fury“, OVERLORDE have certainly released an extraordinary heavy/power metal album that nobody would have expected in this way. This may lead to irritation among many old fans. However, one thing is beyond question: They are masters of musical art. And they showcase this superbly on the new album.
The album has become much more technical. The idiosyncratic dynamics of the songs make them less catchy, as most of the songs do not have a flowing dynamic, but are more intricate in nature. This demands more attention from the listener, but they are rewarded with high-quality musical art. You can experience great moments, if you let yourself get into this.
The album has become much more technical. The idiosyncratic dynamics of the songs make them less catchy, as most of the songs do not have a flowing dynamic, but are more intricate in nature. This demands more attention from the listener, but they are rewarded with high-quality musical art that is not stingy with great moments, if you allow yourself to get involved.
However, I would have liked to have heard songs and passages like those on the last album that simply and straightforwardly rock forward. A mixture of styles from both albums would have been ideal for me. But I don’t want to be stingy with points and reward the courage and will to create such a special album.
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Bildquellen
- Overlorde-Cover: Sure Shot Worx
- OVERLORDE Awaken The Fury Bewertung-1-: Cover-->Sure Shot Worx//Background-->Created by author with AI 'Night Cafe'
- Overlorde-Photo: Sure Shot Worx
- Overlorde-Photo Titelbild: Sure Shot Worx
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