„Sundrung“ von NEXION

NEXION veröffentlichen neues Album
(scroll down for english version)
Die isländische Black-Metal-Band NEXION veröffentlicht am 19. September 2025 via Avantgarde Music ihr zweites Album „Sundrung“. Damit haben NEXION einen eigenständigen Sound aus aggressivem, wütenden Black Metal und Folkelementen entwickelt.

Bereits im November 2024 stellten sie „Gandr“ vor: einen tiefschwarzen Song voller Kraft und Energie. Diese Energie zeigt sich in ganz unterschiedlicher Form in allen Songs des Albums. „Sundrung“ entwickelt sich wie ein Fluss, der immer reißender wird. Mysteriös, aggressiv, beklemmend und bedrohlich. Es ist eine Reise in oft bleierner Atmosphäre durch äußere Zerstörung und innere Disharmonie voller Wut, Angst und Verheißung.
Mit jedem erneuten Hören kommen weitere Details zum Vorschein und wiederkehrende Motive kristallisieren sich heraus. Hämmernde Drums, die alles erschüttern, Klangwände aus dissonantem Riffing und melodiösen Elementen. All dies verbindet sich in einer pulsierenden Dynamik. Ein besonderes Element stellen die Vocals dar. Growls, furchteinflößende Schreie und mehrstimmiger Klargesang werden so eingesetzt, dass sie die Lyrics unterstreichen. Aggressivität verbindet sich mit erhaben-andachtsvollen Motiven, Flüche werden wütend herausgeschrien, Prophezeiungen eindringlich deklamiert.
‚Sundrung‘ ist ein altisländisches Wort für Zwietracht, Disharmonie und Auflösung des Gefüges. Mit dem Albumtitel stecken NEXION den Rahmen ab, in den sie ihre Songs stellen und worauf sie inhaltlich den Fokus gerichtet haben.
„Sundrung“ – die Reise der Menschheit ins Verderben
Das Album eröffnet mit „Uþarpaspa” und einem Trommelgewitter, dichten, tiefen Growls, denen schneidende Riffs folgen. All dies mündet in eine pulsierende, schaurige Dynamik.
Mehrstimmiger Klargesang und Growls gehen in einen Dialog, der Gänsehaut erzeugt. Dies gibt dem Song eine enorme Spannung, die durch den Gegensatz zwischen dröhnenden Drums und melancholischen Riffs noch verstärkt wird.
‚Uþarpaspa‘ bedeutet so viel wie ‚Prophezeiung der Zerstörung‘ und ist eigentlich ein Fluch. Es geht aber auch um die Beschwörung der Geister der Umkehr. Wir haben die Möglichkeit, einen Wandel einzuleiten oder die Zerstörung zuzulassen.
Insofern ist „Uþarpaspa” als Eröffnungssong gut gewählt, weil er den Blick auf das eröffnet, was thematisch und musikalisch durch die folgenden Songs erweitert und vertieft wird.

Das folgende „Gandr“ ist für mich der intensivste, dynamischste Song des Albums. Auch „Gandr“ beinhaltet einen Fluch. Statt Schutz gegen zerstörerische Geister zu erbitten, werden diese angerufen, um sich gegen die zu richten, die der Menschheit Schaden zufügen. Ein Gedanke, der durch brutalen Gesang, der uns den Fluch mit gutturalen Tönen und keifendem Krächzen entgegenschreit, noch furchterregender wirkt. Mit kontrastierendem klarem Gesang werden die Handlungen, die sich aus dem Fluch ergeben, dargestellt.
Dadurch, dass es immer wieder diese pulsierenden Momente gibt, wird man immer mehr in den Song hineingezogen und durchgerüttelt.
„Norðr ok Niðr” hält die beängstigende, beklemmende Stimmung aufrecht. Geht es doch mit dem Gedanken daran, wie viel in der Welt bereits irreparabel zerstört ist, in Richtung Hel. Untermauert durch ein permanentes Trommelfeuer und eisige Riffs wird der Text in keifende Vocals gekleidet. Und selbst die ruhigeren Passagen tragen dazu bei, dass der Song zunehmend bedrohlich wirkt.
„When Raven Steals the Sun“ Diese Geschichte, in der der Rabe das Licht stiehlt, findet sich in den Mythen verschiedener Kulturen wieder. Der Rabe steht für Weisheit und Transformation ist aber auch Unglücksbringer und Symbol des Todes. Hier prahlt er zunächst mit der Rolle, die er in den verschiedenen Mythen spielt und die er am Ende der Zeiten haben wird. Er wird noch da sein, wenn es die Menschheit nicht mehr gibt. Der Song geht dann über in einen Dialog zwischen dem Raben und einem Toten, dem letzten Menschen. Darüber, dass die Menschen ihre Chancen vertun und sich in ihrem Egoismus selbst zerstören.
Der Song ist von unheimlicher, unheilvoller Spannung durchzogen, die vor allen Dingen durch die Variation im Gesang erzeugt wird. Unerbittliches Drumming und teils dissonante Riffs erden und zerreißen zugleich.
The dead man asked if that which was done could yet be undone
Then Raven laughed and said it is done
Gefahr, Abwehr und Schutz: welche Verantwortung tragen wir?
“:ÞÞÞ:” Hier eröffnet sich ein dunkler, tiefer Abgrund, in dem es brodelt und zischt. Dumpfe Trommelschläge und zarte Glockentöne erzeugen eine unheilvolle Stimmung.
NEXION nutzen die Geschichten und Bildsprache sowohl nordischer als auch anderer indigener Kulturen, um das, was um uns herum passiert, zu beschreiben. Gemeinsam ist die Vorstellung, dass die Menschen entscheiden können, ob sie sich den traditionellen Wegen der Weisheit zuwenden oder einen Pfad beschreiten, auf dem sie Leid über die Welt bringen. Es geht nicht um Rückwärtsgewandtheit oder um Traditionalismus, sondern um die Frage, wie wir mit Bindungen und Beziehungen zu den Dingen umgehen, die uns umgeben.
Visionen und (letzte?) Warnungen
„Hymn of the Valkyrjur“ ist eine wütende Vision der Walküren darüber, dass wir die Gunst der schützenden Götter verloren und damit die zerstörenden Götter gestärkt haben, weil wir die alten Gesetze der Natur nicht mehr beachten und uns immer wieder für Krieg entscheiden. Es ist ein Beispiel für den fatalistischen Weltblick der Wikingerzeit: Das Schicksal wird von höheren Mächten gesponnen und der Mensch kann sich dem nicht entziehen.
Das Tempo ist zunächst langsamer, aber zunehmend pulsierend und intensiv. Angreifende Growls wechseln mit Sprechgesang. Feierlich, distanziert und gleichzeitig erbarmungslos werden Strophen aus dem Darraðarljóð (dem Lied über die Speerschlacht) reklamiert die beschreiben, wie die Walküren auf einem grausigen Webstuhl mit Eingeweiden, Menschenköpfen und Blut das Schicksal der Kämpfer weben. (Dies ist auch auf dem Cover wiederzufinden.)
Kraftvoll und zugleich ätzend, baut sich „Rending the Black Earth“ von seinem melodiösen Einstieg, zunehmendem Tempo, Intensivierung des Drummings und bösen Vocals auf. Er zeigt noch einmal mit großer Deutlichkeit, dass wir nicht einfach Opfer der ‚Webarbeit der Walküren‘ sind, sondern dass wir es sind, die dann tatsächlich die Verbindungen zerstören, die die Welt im Gleichgewicht halten. Dass wir den Wolf, der den Kosmos verschlingen wird, aus seinen Fesseln befreien.

„Visions of the Seventh Fire“: Ein verhaltener Beginn geht in ausspeiendes Knurren und deklamierenden Sprechgesang über. Riffs der beiden Gitarren, Klangstrukturen und schnelles Drumming treiben den Song unerbittlich voran. Hervorschimmernde Sitarklänge klingen Unheil verheißend.
Mit diesem Song verbinden NEXION das Verständnis und die Perspektiven nordischer und indigener Vorstellungen. Er ist eine Vision davon, wie es sein wird, wenn wir die Verbindungen vernachlässigen oder zerbrechen. Wenn wir damit weitermachen, werden wir irgendwann erkennen, was wir zerstört haben.
Es ist die Vision vom Feuer als zerstörerischem Element, das alles verschlingt und dann einen neuen Zyklus beginnen lässt.
Hier schließt sich der Kreis zum ersten Song, in dem es um die Prophezeiung der Zerstörung ging.
Läuft somit alles dem Untergang entgegen? Nein, denn zumindest die prophezeienden Fluchformeln deuten darauf hin, das alles, was gesehen und gesagt wurde, noch geändert werden kann – wenn wir die Kraft dazu finden.
Turn back down the path
And find what you’ve left behind
For what i see i can unsee
And what I say i can unsay
Turn back.
Fazit
Mit „Sundrung“ haben NEXION ein Album abgeliefert, bei dem die Spannung zwischen den brutalen und frostigen und den ruhigen Passagen ein Unbehagen erzeugt, das noch lange nachwirkt.
Es gibt viele aggressive aber auch melodische Momente. Die Songs vor “:ÞÞÞ:” sind rasend und wütend, die zweite Hälfte zudem angereichert mit atmosphärischen Folk-Elementen. Diese Klangentwicklung hält nicht nur gefesselt, sondern gibt dem Album seine besondere Note.
Josh Rood, der für Vocals und Lyrics verantwortlich ist, hat hier Elemente der nordischen Kosmologie, des indigenen Denkens und des Animismus zusammengeführt, die auch eine wesentliche Rolle in seinem Leben spielen. Seine Gedanken, die uralten Gesänge und Gedichte, Worte von Ritualen und Magie zeichnen ein Bild vom Verlust von Beziehungen bis zur Zerstörung des Weltgefüges und der möglichen Wiedergeburt.

Das Cover stammt von José Gabriel Alegría Sabogal. Er ist Künstler und Kunsthistoriker, der sich viel mit religiöser Kunst beschäftigt und eine symbolische, zeitlose Bildsprache entwickelt hat. Das Cover von „Sundrung“ zeigt die Bilder, die in den Songs heraufbeschwört werden.
NEXION sind
Joshua Hróðgeir Rood – Vocals
Óskar Rúnarsson – Guitars
Jóhannes Smári Smárason – Guitars
Atli Jarl Martin – Bass
Kristján Einar Guðmundsson – Drums
Die Vocals hat Kjell Braaten (WARDRUNA, NEBALA) gemixt.
Gitarre und Bass wurden von Ingi Þórisson produziert und die Drums von Stephen Lockhart.
Gemixt und gemastert hat das Album Wojtek Wiesławski (Hertz Studios)
The Icelandic black metal band NEXION will release their second album “Sundrung” on 19 September 2025 via Avantgarde Music. With this, NEXION have developed a distinctive sound blending aggressive, furious black metal with folk elements.

As early as November 2024, they introduced “Gandr”: a pitch-black track brimming with power and energy. This energy takes many forms throughout the album. “Sundrung” unfolds like a river, growing ever more torrential – mysterious, aggressive, oppressive, and menacing. It is a journey through leaden atmospheres of external destruction and inner disharmony, steeped in rage, fear, and foreboding. With every listening, new details emerge and recurring motifs crystallise: pounding drums that shake everything, walls of dissonant riffing interwoven with melodic passages. All of this converges into a pulsating dynamism. A distinctive element lies in the vocals: growls, terrifying screams, and layered clean singing are used in ways that underscore the lyrics. Aggression merges with solemn, devotional motifs; curses are spat out in fury; prophecies are declaimed with haunting intensity.
‘Sundrung’ is an Old Icelandic word meaning discord, disharmony, and dissolution of structure. With the album title, NEXION set the frame within which their songs unfold and to which their lyrical focus is directed.
“Sundrung” – Humanity’s journey into perdition
The album opens with “Uþarpaspa” – a storm of drumming, deep growls, and cutting riffs, all culminating in a pulsating, eerie momentum. Clean multi-layered vocals and growls engage in dialogue, creating goosebumps. The song gains tremendous tension from this interplay, further amplified by the contrast between booming drums and melancholic riffs.
‘Uþarpaspa’ roughly means ‘Prophecy of Destruction’ and functions as a curse. Yet it also invokes the spirits of reversal. We have the possibility to initiate change – or allow destruction.
As an opening track, it is aptly chosen, since it points towards what will be expanded and deepened musically and thematically in the following songs.

The subsequent “Gandr” is, to my ears, the most intense and dynamic track of the album. It too carries a curse. Instead of seeking protection from destructive spirits, they are summoned to turn against those who harm humanity. This idea is made even more terrifying through the brutal vocals, which hurl the curse at us with guttural tones and rasping screams. In contrast, clean vocals depict the consequences that result from the curse. Because there are repeating, pulsating moments, you get drawn in more and more, and shaken to the core.
“Norðr ok Niðr” sustains the oppressive, suffocating atmosphere. It contemplates how much in the world is already irreparably destroyed, journeying towards Hel. Relentless drumming and icy riffs underpin shrieking vocals. Even the quieter passages contribute to the song’s increasingly menacing character.
“When Raven Steals the Sun”: This tale of the raven stealing the light appears across multiple mythologies. The raven symbolises wisdom and transformation, but also ill fortune and death. Here he first boasts of the role he plays in myth and the part he will take at the end of time – he will still be there when humanity is gone. The song becomes a dialogue between the raven and a dead man, the last human, reflecting on how mankind squanders its chances and destroys itself through selfishness.
The track is suffused with ominous, sinister tension, generated above all by vocal variation. Unyielding drumming and dissonant riffs both ground and tear apart the soundscape.
The dead man asked if that which was done could yet be undone
Then Raven laughed and said it is done
Danger, resistance, and protection: what responsibility do we bear?
“:ÞÞÞ:” A dark abyss opens here, simmering and hissing. Muted drumbeats and delicate chimes create an ominous mood.
NEXION draw on stories and imagery from both Norse and other, indigenous, cultures to describe what is happening around us. A shared theme is that humanity can choose to follow traditional paths of wisdom or walk a road that brings suffering to the world. This is not about nostalgia or traditionalism, but about how we manage our ties and relationships with the things that surround us.
Visions and (final?) warnings
“Hymn of the Valkyrjur” is a furious vision of the Valkyries, declaring that we have lost the favour of protective gods and thus empowered the destructive ones by disregarding the ancient laws of nature and constantly choosing war. It embodies the fatalistic worldview of the Viking Age: fate is spun by higher powers, and humankind cannot escape it.
The tempo begins slowly but grows increasingly pulsating and intense. growls alternate with spoken vocals. Solemn, detached, yet mercilessly, verses from the Darraðarljóð (the song of the spear battle) are recited, describing Valkyries weaving the fate of warriors on a gruesome loom of entrails, human heads, and blood (a vision also echoed on the cover).

Powerful yet irksome, the track “Rending the Black Earth” builds from its melodic opening through accelerating tempo, intensifying drumming, and vicious vocals. It makes clear once more that we are not merely victims of the Valkyries’ weaving – it is we ourselves who sever the bonds that hold the world in balance, we who unleash the wolf destined to devour the cosmos.
“Visions of the Seventh Fire”: A restrained opening gives way to guttural snarls and declaimed speech. Interwoven riffs, layered textures, and rapid drumming drive the track relentlessly forward, while shimmering sitar tones cast an ominous light.
Here NEXION unite nordic and indigenous perspectives, offering a vision of what happens when we neglect or break our connections. If we continue on this path, one day we will recognise what we have destroyed. Fire emerges as the destructive force that consumes all, yet also initiates a new cycle. This brings the album full circle to its opening prophecy of destruction.
So is everything heading inevitably towards ruin? Not quite – the prophetic curses suggest that what has been seen and spoken may still be changed, if we find the strength.
Turn back down the path
And find what you’ve left behind
For what I see I can unsee
And what I say I can unsay
Turn back.
Conclusion
With “Sundrung”, NEXION deliver an album in which the tension between brutal, frostbitten assaults and calmer passages evokes a lingering unease. It is full of aggression, yet also rich in melody. The tracks before “:ÞÞÞ:” rage with fury, while the latter half incorporates atmospheric folk elements. This sonic development not only captivates but also lends the record its distinctive character.

Josh Rood, responsible for vocals and lyrics, weaves together elements of Norse cosmology, indigenous thought, and animism – all central to his life. His reflections, interlaced with ancient chants, poems, rituals, and magic, paint a picture of severed bonds, the destruction of the world’s fabric, and the possibility of rebirth.
The cover artwork is by José Gabriel Alegría Sabogal, an artist and art historian deeply engaged with religious art, who has developed a symbolic, timeless visual language. The cover of “Sundrung” depicts the imagery conjured within the songs.
Joshua Hróðgeir Rood – Vocals
Óskar Rúnarsson – Guitars
Jóhannes Smári Smárason – Guitars
Atli Jarl Martin – Bass
Kristján Einar Guðmundsson – Drums
Produced by Ingi Þórisson (guitars & bass), Stephen Lockhart at studio Emissary (drums)
Vocals Mixed by Kjell Braaten
Mixed & Mastered by Wojtek Wiesławski at Hertz Studios
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- nexion – VR7: nexion/josh rood
- nexion28: nexion/josh rood
- nexion 2025: Nexion
- nexion sundrung cover: Avantgarde Music
- nexion sundrung rev: Avantgarde Music
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