Against Evil und das Projekt Curry
Against Evil
Eine deutsche Metal Facebook Gemeinschaft entdeckt die indische Metal Band Against Evil. Aus dem Traum, diese zum Gruppentreffen einfliegen zu lassen, wird am Ende eine Tour durch 4 Länder mit 16 Auftritten. Klingt wie ein Märchen? Ist aber gar keins…denn die Tour ist gerade in vollem Gange und ihr könnt die Jungs von Against Evil z.B. am 17.08.2019 auf dem Turock Open Air in Essen sehen. Ich habe mir mal einen der Organisatoren dieser ganz besonderen Aktion geschnappt und ihm ein paar Fragen gestellt.
Das Projekt Curry
MH: Moin Frank, der Moldi von metal-heads.de hier 🙂 Ich bin letztens eher durch Zufall und ein wenig stöbern auf euer Projekt Curry gestoßen…erzähl doch bitte mal für die unwissenden, um was es sich dabei genau handelt.
FS: Hallo Moldi, ich bin der Frank, Admin und Gründer der Heavy Metal Fans (HMF) Facebook Gruppe, Grafiker bei Doc Gator Records und selber Musiker als Bassist der Band MoDo.
Irgendwann im letzten Jahr bekamen wir in der HMF Gruppe den Hinweis auf eine interessante Heavy Metal Band aus Indien. Diesem Hinweis gingen wir einige Wochen später mit Doc Gator nach und unser Labelboss Oliver Rix war sich auf der Stelle sicher, dass diese Band eine gute Zukunft haben kann. Der Kontakt war schnell hergestellt und wir einigten uns auf einen Europa Release des letzten Albums „All Hail the King“ auf CD und Vinyl.
Das Teil kam sehr gut in der Community an und schon bald kamen die Wünsche auf, Against Evil für das alljährliche Gruppentreffen der HMF einfliegen zu lassen, da dieses in diesem Jahr zum ersten Mal als kleines Festival im Crowded House in Oberhausen stattfinden wird.
Das war natürlich auf den ersten Blick völlig surreal. Doch irgendwie ließ uns und besonders Oliver die Idee nicht ganz so kalt.
Die ersten Planungen liefen an, sprich die Band wurde kontaktiert, ob sie sich überhaupt vorstellen könnten, eine kleine Deutschland Tour zu machen. Die Jungs waren sofort Feuer und Flamme.
Nur wie sollten wir das alles finanzieren?
Crowdfunding oder Spenden wollten wir nicht, sodass die Idee aufkam eine Art Social Funding zu starten. Das Orga Team fing an, private Kostbarkeiten aus dem Metal Bereich, z.B. seltene Platten, Merch usw. in der Gruppe gegen Höchstgebot zu versteigern. Der gesamte Erlös sollte dem Projekt zugute kommen. In der Hoffnung, dass es Nachahmer finden würde.
Das Projekt ging relativ schnell durch die Decke und wir haben bis heute weit über 6000€ sammeln können. Die Flüge und ein Fahrzeug für die ersten 4 Wochen waren schon mal gesichert.
Das ganze Projekt bekam dann irgendwie den Namen Projekt Curry. Der Name ergab sich irgendwie so. Die Jungs von Against Evil sind ganz liebe und herzliche Leute und sie fanden den Namen echt witzig, da sie den gleichen Humor wie die meisten von uns haben.
Der Rubel rollt
MH: Wow, über 6000 Euro habt ihr allein in der Gruppe durch Versteigerungen gesammelt? Respekt! Jetzt habe ich gesehen, das die Jungs eine richtige Tour absolvieren…4 Länder, 17 Gigs…das ist ja der Hammer. Das habt alles ihr organisiert?
FS: Tatsächlich wurde der Betrag komplett in der Gruppe generiert, was für mich ein guter Beweis ist, das Social Media mehr sein kann als eine virtuelle Welt. Unsere Mitglieder waren sehr spendabel in beide Richtungen, im ver- und ersteigern. Dabei war es auch völlig egal, ob es sich um eine seltene Sammlerbox von Blind Guardian oder um ein 5er CD Bundle von Underground Bands handelte. Die Bereitschaft war riesig und viele Beteiligten sich nach ihren Möglichkeiten, wofür wir allen sehr dankbar sind.
Zur Tour: Ursprünglich war der Plan, Against Evil primär für das Gruppentreffen zu holen, was eine Überraschung für alle werden sollte, sowie für ein paar Dates vorher und nachher. 2 Wochen waren angedacht. Das ganze Ding wurde aber im Laufe der letzten 8 Monate zu Selbstläufer, immer mehr Gigangebote kamen rein, für die Leerlaufzeit zwischen den angebotenen Gigs haben wir selber aktiv gesucht und glücklicherweise einiges finden können. Das war also zum Glück eins der kleineren Probleme.
Wie sieht das mit der Fanbase aus?
MH: Also habt ihr mächtig eure Kontakte spielen lassen…die Jungs spielen u.a. in anderthalb Wochen auf dem Turock Open Air. Da sind sie ja in guter Gesellschaft, wenn man mal auf das Lineup schaut. Ist die Band jetzt in Deutschland quasi eine größere Nummer, als in Indien? Oder haben die vor Ort schon ihre solide Fanbase?
FS: In Indien existiert eine recht kleine Szene und besonders die Metaller haben in der Gesellschaft keinen leichten Stand. Ob die Band jetzt hier eine größere Nummer ist, als in Indien, ist schwer zu beurteilen. Nach den ersten Real Life Gesprächen mit den Jungs geht für sie aber ein Traum in Erfüllung, in der Keimzelle des traditionellen Metals spielen zu können, da hier doch eine ganz andere Akzeptanz herrscht, was den Metal betrifft. Was das Turock betrifft, klar, da war unsere Ruhrpott Connection sehr aktiv und hat alles gegeben, dass dies möglich wird.
MH: Wie gehen die Jungs mit der Situation denn überhaupt um? Ist ja sicherlich nicht alltäglich, das eine Facebook Gemeinschaft am anderen Ende der Welt Geld für dich und deine Band sammelt 😉
FS: Die 4 freuen sich total, konnten es anfangs kaum fassen und sind unendlich dankbar für die Chance.
Und wie läuft das mit der Tour so ab?
MH: Wie organisiert ihr denn gerade diese laufende Tour? Haben sie immer die selben Leute aus eurem Orga Team als Begleitung? Wie macht ihr das mit der Unterbringung?
FS: Da war der aufwändigste Part der Organisation. Gerade an den freien Tagen, musste die Band ja irgendwo untergebracht werden. Das geschieht zum Teil in Hostels, Airbnb oder in den Band Apartments der Clubs. Aber zum größten Teil bei Gruppenmitgliedern, die sich bereit erklärt haben Unterkünfte für mehrere Tage zur Verfügung zu stellen. Das alles war auch zwingend notwendig, da wir einen lückenlosen Verlauf vorlegen mussten, damit sie überhaupt Aufenthalts- und Arbeitsvisa bekommen konnten.
MH: Uff…wie immer im Leben, steckt vermutlich viel mehr Arbeit hinter so einer Sache, als man auf den ersten Blick meinen sollte. Ich möchte euch nochmal meinen ganz besonderen Respekt und auch Dank aussprechen, das ihr so eine aufwändige Geschichte überhaupt angegangen seid…das ist für mich auch ein Teil, für den der Heavy Metal steht. Ich danke Dir für deine Zeit und wenn Du noch etwas loswerden möchtest, dann hast Du jetzt die Gelegenheit dazu 🙂
FS: Ich danke dir für das Interesse an der Aktion und für das Interview. Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken, die das alles möglich gemacht haben. Ganz egal in welcher Form und in welchem Umfang. Jeder hat einen Baustein zum Gesamtkonstrukt hinzugefügt, ob groß oder klein, es fügt sich nur zusammen, wenn alle Einzelteile passen. Wir sind übrigens weiterhin abhängig von den Curry Auktionen. Vielleicht findet sich ja noch der ein oder andere Sponsor, da die Tour finanziell noch nicht komplett gedeckelt ist.
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Bildquellen
- Against Evil Tourplan: Against Evil / Shasank
- Against Evil – Band: Against Evil / Shasank
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