Anneke van Giersbergen hat mit Hansi Hinterseer geschlafen
Anneke van Giersbergen setzt im Mai 2024 ihre erfolgreiche Tournee mit dem Projekt „Heavy Strings“ in Deutschland fort. Den Auftakt machte der Auftritt in der Kulturkirche Köln-Nippes am 07. Mai. Nicht ganz überraschend war die Veranstaltung ausverkauft.
Anneke war vor ziemlich genau zwei Jahren bereits mit einem Solo-Akustikprogramm an gleicher Stelle aktiv. Demzufolge gab es nach dem Opener „From Out Of Nowhere“ von FAITH NO MORE gut zwei Dutzend erhobene Arme auf die Frage, wer erneut den Weg in die Siebertstrasse gefunden hat.
Das jetzige Format „Heavy Strings“ bereichert die Projekte der Niederländerin um eine Variante mit drei Violinistinnen, einem Cellisten und einen Pianisten. Auf dem Programm stehen Coverversionen, die für das Ensemble umarrangiert worden sind.
Verrät die Kleidung schon die Marschrichtung?
Annekes Erscheinung bestehend aus einem Hosenanzug zu einem METALLICA-Shirt lässt die grobe Richtung des heutigen Repertoires ohne Zweifel erahnen. Folgerichtig kommt mit „The Trooper“ von IRON MAIDEN ein klassischer 1980er Metalsong zum Zuge. Und hier zeigt sich erstmals an diesem Abend, dass ein Schlagzeug bei den Arrangements keinesfalls vermisst werden wird.
Bei den Konzerten in den Niederlanden würdigte Anneke das Werk ihres Freundes und Kollegen ADRIAN VANDENBERG mit einem seiner Songs. Aber wenn man in Rom ist, soll man sich ja bekanntlich wie ein Römer verhalten. Deshalb gehört dieser Slot für eine Ballade den SCORPIONS mit „Still Loving You“. Anneke gibt alles, um ihre klassisch ausgebildete Stimme in dieses Lied hineinzulegen. Eine großartige Version.
Natürlich weiß jeder hier vor Ort um Annekes musikalischen Werdegang, insbesondere ihrer Zeit bei THE GATHERING. So erzählt die sympathische Sängerin freimütig von der besonderen Beziehung ihrer ehemaligen Band mit einem anderen deutschen Musiker: HANSI HINTERSEER.
Sanfte Bettruhe mit Hansi Hinterseer…
Hansi und THE GATHERING hatten für einige Zeit das gleiche Logistikunternehmen für die Lagerung ihres Merchandise. Auf einer Tour hatte das Management eine größere Lieferung Merchandise in einem Lagerhaus in Süddeutschland eingelagert. Im Lagerraum nebenan hatte Hansi seinerseits einen Vorrat gebunkert. Also hatten Anneke und ihre Jungs nichts besseres zu tun, als sich beim Kollegen „einzudecken“. Für Annekes Nichten und Neffen gab es Etuis für Buntstifte, Lineale und Schulhefte mit Hansi Hinterseeers Foto. Und sie selber hat auf der aktuellen und einigen folgenden Touren seelenruhig in Bettwäsche von HH geschlafen.
Dieser Beichte einer verjährten Straftat folgt mit „High Road“ von MASTODON ein weiterer Song einer Band aus Annekes Favoritenliste. Die Nähe von Metal zu klassischer Musik wird wohl kaum deutlicher als bei diesem Song, wo insbesondere die Violistinnen ihre Instrumente mit irren Bewegeungen bearbeiten, um heile durch den Tempisalat zu kommen. Begeisterte Rufe des Publikums und anhaltenender Applaus sind die Zeichen der Wertschätzung für diese Anstrengung.
Sentimentale Erinnerungen mit METALLICA…
Anfang des Jahres ist Annekes Mutter verstorben und sie erzählt davon, wie ihre Eltern sie darin unterstützt haben, sich selber als Mensch und als Künstlerin zu verwirklichen. „Nothing Else Matters“ von METALLICA ist deshalb ihre Hommage an diese erfahrene Zuwendung. Das Lied ist ein weiteres Highlight des Abends und steht STEFANIE HEINZMANNs Interpretation von „The Unforgiven“ an Intensität in nichts nach.
Im Anschluss greift sich Anneke nach dem Abklingen des langen Applaus einige Blätter Papier vom Konzertflügel und die neben der Wasserflasche abgelegte… LESEBRILLE…!!!
Dieses Projekt, so gibt sie bekannt, soll auch die Vielfalt des metallischen Universums feiern. Und so liest sie von der Liste die zahlreichen Genres und Subgenres des Metals ab (die übrigens aus der englischsprachigen Wikipedia stammt…).
Mit der Drohung, das vermittelte Expertenwissen nach der Show streng abzufragen leitet Anneke zu einem Song eines weiteren musikalischen Freundes über. Schon mehrfach habe sie mit DEVIN TOWNSEND bei seinen diversen Bands und Projekten ihre Gesangsstimme beigesteuert. Und deshalb könne sie zuverlässig behaupten, dass Devin sich nur sehr schwer in den Genredschungel einordnen lasse und gerne mindestens zwei Stilrichtungen verknüpfe. Das folgende „Supercrush!“ ist dafür der akustische Beweis.
For those about to rock…AC/DC
Die 1970er Jahre, so Anneke, hätten den Metal als eigene Musikrichtung entwickelt. Und eine Band könne sich das besonders auf die Fahnen schreiben: AC/DC. Und da Metal auch immer mit Bewegung zu tun habe, sei es nun Zeit, in dieser Kirche aktiv zu werden. Das lassen sich ausnahmlos alle im Saal nach dem Intro zu „Thunderstruck“ nicht zweimal sagen. Die Rückenlehnen der Kirchenbänke werden im Takt mit der flachen Hand bearbeitet und es ist Mitsingen angesagt.
Übergangslos folgt „Kashmir“ von LED ZEPPELIN und klassischer wird es heute nicht mehr. Je mehr sich jedes Instrument zurück nimmt, desto intensiver wird tatsächlich die Atmosphäre auf der Bühne.
Beim Konzert in Eindhoven war das folgende Stück mein ganz persönliches Highlight, nicht zuletzt wegen der scheinbar unmöglichen Umsetzbarkeit: „South of Heaven“ von SLAYER. Aber der Ansatz, nur mit dem Cello und einigen Pianoanschlägen eine halbakustische Grundlage zu schaffen, auf der Annekes glasklare Stimme jede Textzeile in die Schläfen nagelt, funktioniert erneut einwandfrei. Eine Version für die Geschichtsbücher…
Eigenlob stinkt. Aber einen Song aus dem eigenen musikalischen Lebenswerk möchte Anneke dann doch vorstellen. Von ihrer Bad VUUR gibt es den Song „Helsinki“ als stellvertretende Hommage an alle Orte, an denen sie mit diesem Projekt und während ihrer 30-jährigen Karriere spielen durfte.
Die Ballade „November Rain“ von GUNS ‚N‘ ROSES beschließt den Hauptteil des Konzerts und gibt allen Instrumentalisten noch einmal Gelegenheit, ihr volles Können zu zeigen.
Da geht noch was…so schnell wird Anneke nicht entlassen…
Nach dem üblichen Zugabenritual kommt Anneke alleine auf die Bühne, bedankt sich beim Publikum und stimmt „Changes“ von BLACK SABBATH an (ok, OZZY hat das Stück solo erst zu seiner Bekanntheit geführt…). Nach und nach treten die Musikerinnen in den engen Lichtkegel um Anneke und stimmen in das Lied mit ein, bis schließlich auch das Piano einsetzt. Eine sehr sehr schöne Idee, diesen Klassiker zu arrangieren.
Noch ein weiteres Mal ist Mitsingen angesagt. Mein persönliches Grande Finale: „War Pigs“ von BLACK SABBATH. Während der ersten Strophe dreht sich die vordere Bank irritiert um. Zwei Meter – drei Zentner, das nennt man Kompression, Ladies! Aber auch Anneke macht ihre Sache mehr als ordentlich. Eine der besten Anti-Kriegs-Hymnen im Heavy Metal!
Nachdem sie die Musiker unter tobendem Applaus vorgestellt hat, resümiert Anneke den Sinn des Lebens, der darin liege, sich zu lieben und zu achten. Hach, ja… – „Love is All“ von ROGER GLOVER erscheint ihr anscheinend dazu passend.
Und hier die Bilderstrecken zum Auftritt:
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Bildquellen
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- Anneke van Giersbergen – Heavy Strings 07.05.2024 – Köln – Beitragsbild: (c) metal-heads.de / Amir Djawadi
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