Cradle Of Filth: „The Screaming of the Valkyries“ (VÖ: 21.03.25)

Mit The Screaming of the Valkyries legen Cradle Of Filth ihr 14. Studioalbum vor – und liefern damit ein Werk, das wie aus einem Guss wirkt. Die britischen Extreme-Metal-Veteranen um Frontmann Dani Filth vereinen auf beeindruckende Weise düstere Atmosphäre, cineastische Breite und technische Präzision. Das Resultat ist ein musikalischer Tanz der Vampire, der so melodiös wie brutal, so verspielt wie tiefgründig ist – ein Gothic-Black-Metal-Musical, das in sich ruht und doch brodelt.
Walküren? – Kein Platz für falsche Assoziationen
Der Albumtitel könnte auf den ersten Blick zu einem Irrtum verleiten: Nein, The Screaming of the Valkyries hat keinerlei Bezug zu nordischem Pagan- oder Black Metal, wie man ihn aus anderen Bereichen der Szene kennt – und erst recht keine entsprechende, ideologische Schlagseite. Vielmehr greift Cradle Of Filth das Motiv der weiblichen Machtfigur auf – als mystisch-dämonische Gestalt, als verführerische Rachegöttin, als Symbol einer dunklen, aber emanzipierten Energie.
Thematisch vielschichtig, lyrisch tief verwurzelt
Die Songtexte führen – ganz cradle-typisch – in finstere, dekadente Parallelwelten: „To Live Deliciously“ beschwört libertinen Hedonismus, „Demagoguery“ geißelt politische Verführung und Machtmissbrauch, „White Hellebore“ ist ein schmerzhaft schöner Abgesang auf wahnsinnige Obsession. Auch Klassiker-Themen wie Vampirismus („Ex Sanguine Draculae“) oder Trauer („Non Omnis Moriar“) werden aufgegriffen, aber nie plakativ: Stattdessen entstehen Bildwelten, die irgendwo zwischen Edgar Allen Poe, H. P. Lovecraft und barockem Albtraumtheater oszillieren. Die Stärke des Albums liegt dabei nicht nur in seiner lyrischen Tiefe, sondern in der homogenen Dramaturgie: Jeder Track trägt zum Gesamtbild bei, ohne die Eigenständigkeit zu verlieren – wie Szenen eines gut komponierten Theaterstücks.
Klanggewalt zwischen Nostalgie und Neuerfindung
Musikalisch gelingt Cradle Of Filth ein eleganter Spagat: The Screaming of the Valkyries zitiert die eigene Vergangenheit – etwa in den düster-opulenten Passagen à la Dusk and Her Embrace oder Cruelty and the Beast – ohne dabei rückwärtsgewandt zu wirken. Stattdessen wird das eigene Klangarsenal neu justiert und weiterentwickelt.

Tracks wie „White Hellebore“ (Hörempfehlung für den Neueinstieg in das Cradle-OEuvre!) oder „You Are My Nautilus“ zeigen exemplarisch, wie klassisches Heavy Metal-Riffing, symphonische Elemente und abgründiger Storytelling-Gesang zu einer kohärenten Einheit verschmelzen. Gerade letzteres Stück wirkt wie der düstere Cousin eines Iron-Maiden-Epos – nur mit mehr Wahnsinn im Blick. Die Band dazu: „You Are My Nautilus ist der düsterste Song, den Iron Maiden nie geschrieben haben.“ – Das Album steht klar und konsequent in der Tradition der eigenen Diskografie und erweitert gleichzeitig das musikalische Spektrum der Band weit über die bisher gesteckten Grenzen.
The Screaming of the Valkyries: Gänsehaut inklusive
Cradle Of Filth beweisen mit The Screaming of the Valkyries, dass sie nach über 30 Jahren Bandgeschichte nicht bloß ihre Formel abspulen, sondern sie mit jeder Veröffentlichung veredeln. Das Album ist melodisch, düster, brutal – aber nie beliebig. Es ist ein Statement, das die eigene Vergangenheit nicht verklärt, sondern klug integriert – und dabei den Blick nach vorne richtet. Ein Werk für treue Fans ebenso wie für neue Seelen, die sich dem dunklen Reiz dieser Band zum ersten Mal hingeben wollen.
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Bildquellen
- Cradle of Filth – Dani Filth – 2025: EPK / Foto: Jakub Alexandrowicz
- Cradle Of Filth – Bandfoto 2025 – Titelbild: EPK / Foto: Jakub Alexandrowicz
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