Tyler Leads – Stay Ugly (VÖ: 28.07.2017)
Ich bin als Jugendlicher schlecht aus dem Bett gekommen…
bis ich mir ne Anlage neben das Bett gestellt habe und nur auf den Power – Knopf drücken musste, um Slayer in unerbärmlicher Lautstärke aus den Boxen links und rechts des Bettes auf mich einknüppeln zu lassen. Relativ unbeeindruckt davon brauchte mein Körper dennoch einige Zeit um sich seiner gewahr zu werden und meistens reichte das dazu aus, entweder meinen Cousin, meine Schwester oder meine Mutter in weltenverschlingender Weissglut in mein Zimmer stürmen zu lassen und nicht nur die Anlage, sondern manchmal auch mich mit Geschrei und gezielten Schlägen zu traktieren…
Ok, ich gebe es zu, ich habe einen Fehler gemacht. Naaaa, nicht ich. Das Universum an sich… denn wäre ich jetzt in dieser Situation, dann hätte ich die Stay Ugly CD von Tyler Leads im Player und würde mit lautem „Uwoooooow“ aufspringen und wahrscheinlich via Youtube als „Ruhrpott – Derwisch“ eine internationale Berühmtheit.
Egal, die 80er und 90er hatten natürlich auch was. Aber eben nicht den Heavy Rock der Tyler Leads. Umso erfreulicher, wenn man denn im hohen Alter `ne CD in die Hand gedrückt bekommt, die einen in wenigen Sekunden aus jedwedem Tiefschlaf holt. Denn die fünf Jungs aus Recklinghausen (Ich kann es nicht glauben, dass die aus Recklinghausen kommen, wart ihr schon mal da? Die haben wirklich Zäune in der Innenstadt, damit wenigstens Leute zum Sterben kommen, da man zu Lebzeiten keinen einzigen Grund hatte nach Recklinghausen zu fahren…) legen mit dem Opener Ihrer MCD „Call of the Wild“ richtig los.
Das Album ist live eingespielt,
was dem Sound jetzt nicht sooo gut tut, dafür kommt aber etwas rüber, was man bei 99,9% aller Bands vermisst. Also, ich zumindest… Energie eines Ausmaßes, die das Herz erbeben lässt und die schlummernde Seele mit Kraft erfüllt. Das muss an den unfassbaren Live – Qualitäten der Band liegen, von denen Ihr Euch erst mal hier in dem Video überzeugen könnt, Ihr aber auch beim Rage against Racism Festival 2018 (https://www.facebook.com/events/1564222180265274/) umsonst und draußen um die Ohren gehauen bekommt.
TYLER LEADS können Großes leisten
Natürlich ist die Band, die es offiziell erst seit Anfang 2016 gibt, auch vorher schon zu sehen. Ehrlich gesagt sollte man sich das nicht entgehen lassen, denn hier schlägt der innere Hitbarometer so weit aus, dass die Augen im Takt mitleuchten, Jackpot! Wenn ihr Rockmusik in Eurem Blut habt, dann werdet Ihr spüren, dass hier eine Band in den Startlöchern steht, die Großes zu leisten vermag.
Auch wenn der zweite von sechs Songs ein paar Tage länger gebraucht hat mich anzusprechen, so ist der Refrain doch ein echter Killer. Die folgende „Lady in Green“, getragen von der Stimme Johnny Kovacs, dessen Bruder Freddy die Gitarre spielt und deren Zusammenspiel Euch gemahnen soll, eure Kinder beizeiten an irgendein Instrument heran zu führen, würde ich gerne kennenlernen, wobei alle Texte der Band ein wenig vage sind und Interpretationsspielraum lassen.
So auch „Undesired Numb“, bei dem spätestens klar wird, dass alle Songs umfangreich arrangiert sind und jedes Mitglied der jungen, zumindest den Namen nach, multikulturellen Band sich mit Leib und Seele einbringt. Soyan Osman macht mit den Backing Vocals, neben seinem Job an der Gitarre, die Songs rund und sorgt für ihr Hitpotential, Christian Paternoga am Schlagzeug gibt Tyler Leads die Grundlage fürs Wipp-, und FußimTaktbewegen- Gefühl und Julius Keller am (Na, was fehlt?) Bass sorgt für den nötigen Groove und ein Plus an Coolness.
„The Witch“ ist ein weiterer, großartiger Song mit Potential, doch „Electric Wasteland“ als Abschluss nochmal ein richtiger Kracher!
Man, ich freu mich,
was ne geile Band und was für ne geile CD. Die bestellt Ihr jetzt mal alle direkt im Bandstore (http://shop.tylerleads.de/store) und übertragt die Konzertdaten mit hoher Priorität in Eure Kalender. Solltet Ihr tatsächlich noch nie in Recklinghausen gewesen sein und, wie ich, für den Rest Eures Lebens keinen Grund dafür in Betracht ziehen können, mal dorthin zu fahren, so könnte Euch das Releasekonzert am 28.07.17 vielleicht doch dazu verführen. Die Band hätte es ja eigentlich verdient aus L. A., Seattle oder Melbourne zu kommen, um ihr auch noch den letzten Coolness–Faktor auf dem Weg zu Weltruhm mitzugeben… aber so müssen die Jungs es eben aus Recklinghausen heraus schaffen.
Macht sie am Ende nur noch sympathischer.
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Bildquellen
- Tyler Leads Live: www.tylerleads.de
- Tyler Leads 2017: www.tylerleads.de
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