Deep Purple – „=1“ (VÖ: 19.07.2024)

Spätestens beim Intro des Songs „Sharp Shooter“ vom Album „=1“ von Deep Purple ist es um unseren Redakteur geschehen. Und die wenigen Haupthaare werden im Takt dieses markanten Riffs kräftig durchgeschüttelt. Wie die am 19. Juli 2024 erscheinende Doppel-LP der britischen Hardrock-Legenden geworden ist, erzählen wir euch hier ausführlich!
Zum Album „=1“ von Deep Purple
Die harten Fakten in Kurzform: Wir haben die Vinyl-Version im jungfräulichen weißen Cover und in der Variante mit zwei schwarzen Platten (gibt es aber auch in Purple-Farben, siehe Foto unten) in der 180gr Gatefold-Version für euch geöffnet und getestet. Neben den 13 Songs findet sich in der Erstauflage als Beigabe auch ein sehr hübsches 12-seitiges Booklet (ebenfalls im LP-Format) mit sämtlichen Songtexten in gedruckter Handschrift wieder. Herausgebracht wurde die 52 Minuten und 11 Sekunden lange Scheibe von Earmusic (Edel) in Hamburg. Und auch der Albumtitel ist einfach erklärt: Alles summiert sich zur Zahl Eins. Die Welt ist zunehmend komplexer geworden. Warum also nicht alles auf das Essenzielle reduzieren? Alles auf die Eins halt.
Die Aufnahme
Es fällt bereits bei den ersten Umdrehungen auf unserem Plattenteller auf. Und man hört es durchgehend allen vier Album-Seiten an. Die Qualität der Aufnahmen lässt sich nur mit einem einfachen Wort beschreiben. Und zwar mit dem Wort „überragend“ . Der Sound ist 1A gemixt und gemastert. Eigentlich auch kein Wunder, wenn der legendäre Produzent Bob Ezrin am Werke war. Aber gleichwohl sticht die Produktion schon sehr heraus. Nehmen wir einfach den Opener des Albums: “ Show Me“ . Das Lied fängt langsam an, aber dann, aber dann. Die Steigerung in den groovigen Sprechgesang stellt jeden Song von Faith No More in den Schatten. Die Gitarren-Hooks sind astrein und der mehrstimmige Gesang im Refrain erzeugt pure Gänsehaut. Dominierte soeben noch der Klang der Hammond-Orgel, folgt auf die nächste Sekunde bereits wieder ein markantes Gitarrenriff, welches abgelöst wird vom treibenden Schlagzeug-Solo sowie tollen Gitarren-Improvisationen mit genialen Tempi-Wechseln. Zusammengefasst: Selten einen derart abwechslungsreichen, tough und lebendig abgemischten Rock-Sound wie auf „=1“ von Deep Purple gehört. Respekt.

Die Songs
Drei der Lieder waren bekanntlich bereits vorab als Singles veröffentlicht worden. Nämlich zu guter Letzt die Single „Lazy Sod“ und davor die beiden Songs „Pictures Of You“ und „Portable Door“ (wir berichteten). Doch auch die weiteren 10 neuen Tracks der Band haben Hitpotential. Die Scheibe ist nämlich durchweg sehr facettenreich. Es gibt Midtempo-Balladen ( „If I Were You“ ) , funkig angehauchte Bluesrock-Stücke ( „I´m Saying Nothin´ ) , groovige Classic Rock-Nummern ( “ No Money To Burn“ ) sowie wirklich sehr schnelle Stücke ( „Now You´re Talkin´ “ ) Zum Schluss gibt es auch noch Prog- und Jazz-Elemente sowie ein irres Gitarrensolo zu hören ( „Bleeding Obvious“ ) . Ein würdiger letzter Song und unser absoluter Favorit. Das Album ist wirklich ein irrer Mix an musikalischen Stil-Elementen. Man bekommt das volle Brett an Classic sowie Hard Rock serviert. Für maximale Abwechslung ist so garantiert.
Über Rainbow und Whitesnake
Es fühlt sich wirklich irre an, diese leibhaftigen Legenden im Jahr 2024 (also schlappe 56 Jahre nach Bandgründung) so frisch und präsent auf dem eigenen Plattenteller hören zu dürfen. Wenn man sich durch die Bandhistorie von Deep Purple hangelt, hat man das Gefühl, man würde eine Wikipedia-Sammlung des „Who Is Who“ der Rockgeschichte in seinen Händen halten. Auch wenn heute nur noch ein Gründungsmitglied, nämlich Schlagzeuger Ian Paice, am Start ist. Die Namen der bereits ausgeschiedenen Bandmitglieder haben es in sich. Ein Jeder von euch wird den Namen des ersten Gitarristen kennen, der zwischendurch von 1975 bis 1984 auch mal eine eigene Band gründete. Die da Rainbow hieß. Genau, wir reden von Ritchie Blackmore. Oder kommen wir zum Sänger. Von 1969 bis 1973, dann von 1984 bis 1989 und wieder seit 1992 und bis heute steht Ian Gillan am Mikro. Der Name ist bekannt. Und zwischendurch? Da hieß der Sänger auch mal David Coverdale, der sich später bei keiner geringeren Band als Whitesnake verdingte. Echt irre. Aber kommen wir zurück ins Hier und Jetzt.
Das aktuelle Band-Line-Up
Denn im Jahr 2024 hat Simon McBride (seit 2022 dabei) die kreischenden Gitarren übernommen. Die gut justierten Keyboard- und Hammond-Orgel-Klänge kommen von Don Airey. Und die gewohnt äußerst solide Rhythmus-Fraktion stemmen Drummer Ian Paice sowie Bassist Roger Glover. Für den typisch sphärisch-rockige Gesang ist Ian Gillan zuständig. So eine Band-Zusammensetzung kennt man sonst nur aus All Star-Musikprojekten oder bei sogenannten Super-Groups. Hier nennt sich das schlicht und einfach wie die Zahl Eins Deep Purple. Und fertig!
Fazit
Was für eine abwechslungsreiche Scheibe ist das bitteschön geworden? Dachten wir beim ersten Durchlauf noch, dass der Song „Show Me“ bei uns nicht unbedingt die erste Wahl für einen Opener gewesen wäre, sieht dies beim 2. Durchgang schon ganz anders aus. Das Lied passt perfekt. Wie alles auf „=1“ . Die Song-Auswahl sowie der Mix derselbigen genügt höchsten Ansprüchen. Die Durchmischung der musikalischen Stil-Elemente ist der Hammer. Träumt man sich gerade aufgrund der Hammond-Orgel-Klänge in die 60er und 70er Jahre zurück, kommt auch schon das E-Gitarren-Solo, was einen krachend zurück in die Neuzeit beamt. Deep Purple beweisen einmal mehr, dass sie einfach zeitlos sind und auch so klingen. Selten haben wir eine solch abwechslungsreiche Songauswahl auf einer einzelnen Schallplatte gehört. Daher kann die Frage eigentlich auch nur lauten: Können wir uns den bereits veröffentlichten Kritiken bekannter Printmedien anschließen? Denn hier wird „=1“ bereits als „Klassiker“ abgefeiert und mit 10 von 10 Punkten bewertet (ROCKS, Deutschland). Oder als „bester Moment dieses Jahrhunderts“ von Deep Purple bezeichnet (Classic Rock, UK). Die einfache Antwort lautet: Ja! Das können wir. Greift zu und haltet selbst ein Stück Musikgeschichte in euren Händen. Es fühlt sich toll an!
Live ist live
Wer die Chance hat, sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen und sich Deep Purple live nicht entgehen lassen. Wir von metal-heads.de haben hier zum wiederholten Mal für euch ausgewählte Tour-Daten aufgelistet:
„=1 MORE TIME“-Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz
20.06.2024 Solothurn – Summerside AG Festival Airport Grenchen, CH
08.07.2024 Montreux – Montreux Jazz Festival, Place du March – Open Air, CH
16.07.2024 Innsbruck – Olympiahalle, AT
18.07.2024 Salem – Schloss, Castle Grounds – Open Air, DE
19.07.2024 Dresden – Elbufer Open Air, DE
21.07.2024 Winterbach – Zeltspektakel, DE
19.10.2024 Berlin – Max Schmellinghalle, DE
20.10.2024 Erfurt – Messehalle, DE
22.10.2024 Mannheim – SAP Arena, DE
23.10.2024 Munich – Olympiahalle, DE
25.10.2024 Essen – Grugahalle, DE
Tickets findet ihr auf der Webpage der Band!
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- Deep Purple Coverdesign Album =1: Networking Media
- Deep Purple 2024: Networking Media, photo credit: Jim Rakete
Neueste Kommentare