Memento Waltz – Division by Zero oder italienischer Walzer im 7/8 Takt
Katzenmusik, oder was?
Ein von mir namentlich nicht genannter Kollege gab mir diese CD zum Review mit den Worten „Ich kann die nicht hören, hab das Verlangen spätestens nach dem zweiten Song Frau und Hund zu erschlagen“. Meine Neugier war geweckt.
Memento Waltz sind eine italienische Progressiv Metalband aus Tempio Pausania auf Sardinien. Musiziert wird seit 1994. In 2004 wurde die „Overcoming“ EP selbst produziert und war schnell ausverkauft. 2006 stieß der jetzige Sänger Marco Piu zur Band. Gabriele Maciocco (Drums), Livio Poier (Gitarre) und Giuseppe Deiana (Bass) sind die anderen Mitglieder. 2010 dann die nächste EP „Antithesis of Time“ und ein Auftritt beim Progpower Europe 2011 in den Niederlanden. Nach der Suche nach einem Plattendeal sind sie jetzt bei Jolly Roger Records untergekommen und am 26. Oktober 2015 wird die erste Langrille „Division by Zero“ und „Antithesis of Time“ nochmal unter dem Label veröffentlicht. Vinyl dazu kommt Anfang 2016. Jetzt aber mal den Player angeworfen…
Als erstes geht es los mit „Omnicron“. Vertrackter Rhythmus, der Gesang von Marco Piu teilweise sehr hoch, aber auch mal rau und kraftvoll. Hier weiß man sofort, wo der Frosch die Locken hat. Das ist Progressive Metal in seiner ausgeprägtesten Form. Im Refrain lassen Memento Waltz es etwas straighter angehen, vielleicht damit auch der nicht unbedingt progaffine Metalfan nicht sofort schreiend das Weite und seine Iron Maiden Sammlung sucht. Also liebe Zuhöhrer, bitte nicht sofort abschrecken lassen. „Opus Alchemicum“ beginnt mit einem knarzigen Keyboardintro, das Thema wird im Anschluss von Bass und Gitarre aufgenommen und fortgeführt. Auffällig ist, dass sich im Text kaum Reime ausmachen lassen. Das erschwert dem ungeübten Höhrer die Konzentration zu bewahren. Pius Stimme wechselt von tief und rau zu gegensätzlich hohen Passagen, ohne aber in eine, ich nenne es mal Eierkneiferstimme abzudriften.
Bei „Europa (Jupiter II)“ bekommt man eine kleine Verschnaufpause vom jazzigen Gefrickel spendiert. Ein luftiges Intro mit teilweise zartem Gesang lässt anfänglich auf eine Ballade schließen, welche natürlich um einiges sperriger ausfällt als zum Beispiel bei den Kollegen von Dream Theater. Gegen Memento Waltz hören sich Dream Theater Stücke an wie Popmusik. Teilweise erinnert mich der Song und die Stimme an die Glanzzeiten von Crimson Glory und Sänger Midnight. Nach einem kleinen frickeligen Gitarrensolo wird noch ein bisschen mehr Gas gegeben. Stimme und Stimmung sind für mich über jeden Zweifel erhaben.
Abgefahrene Beats und Double Bass Einlagen gibt es auch bei „Achilles‘ Paradox“. Im Mittelteil erhascht man gut zugängliche Melodien, die das Hören sehr erleichtern. „Mechdreamer“ stellt mit 8 Minuten das längste und für mich auch eingängiste Lied des Albums dar. Zwar geht es hier mit durch Gitarre und Bass unisono gespielten, wilden Läufen los, aber im Mittelteil holen Memento Waltz den Hörer mit sphärischen Keyboardklängen ab, die zum kurzen Verschnaufen einladen. Die Spannung wird durch gelegentlichen Schlagzeugeinsatz erhöht. Während das Keyboard säuselt und pfeift setzt der zur ruhigen Stimmung passende Gesang von Marco Piu wieder ein. Man erwartet eine Auflösung der Spannung durch einen Höhepunkt, der sich aber nur langsam anschleicht bevor die komplette Band wieder einsetzt und die Spannung löst. Zum Outro noch ein schönes Bass-/Gitarrensolo.
„A new Beginning“ macht mit langsamen, athmosphärischen Klängen weiter. Die Instrumentierung für diese Art von Musik ist fast schon sparsam und es sind hauptsächlich neben der dominanten Stimme nur Drums und Bass zu hören. Ein hoher Scream des Sängers und das Stück klingt mit einer Wiederholung des selben Themas aus. Der Rausschmeisser heißt hier „Emphasize“, ein heavy klingender, sperrig anmutender Song, der aber einen Refrain besitzt, den man schon beim zweiten Hören mitträllern kann. Jazzelemente sind wie in den anderen Stücken auch hier unverkennbar.
Da sag noch jemand durch Null teilen funktioniert nicht
Auf „Division by Zero“ hört man Instrumentalisten, die ihr Handwerk meisterlich beherrschen. Technisch spielen die Italiener auf höchstem Niveau.
Schnelle Gitarrenläufe, polyrhytmische Schlagzeugarbeit, ein Bass, der oft im Vordergrund steht und auf den Punkt mit den Drums zusammenarbeitet. Der Gesang klingt sehr nach amerikanischem Powermetal, oft wird in hohen Lagen gesungen.
Für mich sind Memento Waltz eine absolut unverzichtbare Neuentdeckung. Wer mit Bands wie Watchtower, Psychotic Waltz, Crimson Glory, Mekong Delta oder den deutschen Sieges Even etwas anfangen kann, ist bei Memento Waltz absolut richtig. „Division by Zero“ ist für mich ein Pflichtalbum für jeden Fan progressiven Metals. Für alle, denen Dream Theater und Co. einfach nicht abgefahren genug sind.
Gut produziert, heavy, frickelig und gespickt mit intelligenten Songs, bei denen man bei jedem Hören noch neue Melodien entdecken kann.
Für Memento Waltz geht die Division durch Null voll auf. Ich warte sehnsüchtig auf ein Livekonzert in Deutschland.
Titel
Omicron
Opus Alchemicum
Europa (Jupiter II)
Achilles‘ Paradox
Mechdreamer
A new Beginning
Emphasize
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Bildquellen
- Memento Waltz – Division by Zero: Memento Waltz - Division by Zero - amazon.de
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