SCHÄDLICH & SÖHNE „Zweckpessimismus“ Review

Genre: Dark Rock/Metal
Release: 21.03.’25
Label: Massacre Records
Bei manchen Bandnamen wird man automatisch neugierig. Diese Neugierde wurde natürlich auch bei SCHÄDLICH & SÖHNE geweckt, als ich letztes Jahr davon Wind bekam. Wer steckt dahinter? Was machen die für Musik? Das sind so die ersten Fragen, die man sich stellt. Gegründet wurde dieses Projekt durch den Musiker Yantit, der wohl vielen bekannt sein dürfte, die sich in der deutschsprachigen Rock-/Metalszene wohlfühlen. Mit ihm verbindet man unter anderem Bands wie EISREGEN oder EWIGHEIM.
Über die Anfänge von SCHÄDLICH & SÖHNE sagt Yantit folgendes:
Die ersten Ideen/Aufnahmen zu ‚Zweckpessimismus‘ reichen zurück bis ins Jahr 2018 und waren
Yantit im Pressetext
ursprünglich nicht als Teil eines Albums gedacht. Vielmehr ging es darum, inspiriert von allem, was mir ans Herz gewachsen ist, Musik für mich selbst zu machen. Ich meine damit Bands wie Type O Negative, Laibach, G.G.F.H., Katatonia (insbesondere ihr ‚Brave Murder Day‘ Album) oder eben … Bethlehem.
Welch glückliche Fügung, dass Yantit als Sänger Guido Meyer de Voltaire gewinnen konnte, der auch mal für ‚Bethlehem‘ gesungen hat. Guido war sehr schnell von diesem Projekt überzeugt, wie er hier darlegt:
Als Yantit mich vor fast zwei Jahren anschrieb, ob ich mir vorstellen könnte, diese Lieder einzusingen, war mir nach den ersten vier Songs sehr schnell klar, dass dies etwas sehr Eigenes, Schönes und Dunkles wird.
Guido im Pressetext
Der wunderbare musikalische Giftschrank, der daraufhin mit viel Akribie entstanden ist, erfreut mich nach wie vor mit Genuss und Schaudern.
Ein dunkles Unterfangen
in jeglicher Hinsicht wird also den Hörer erwarten. Das Cover empfinde ich übrigens ebenfalls als äußerst gelungen. Es ist das Schwarz/Weiß-Foto eines menschlichen Körpers, der eine spezielle einnimmt. Die Person wirkt in sich gekehrt, ja sogar gebrochen oder auch verzweifelt Durch geschicktes Licht- und Schattenspiel offenbaren sich mit ein wenig Fantasie die Schemen eines Totenschädels. Ein sehr ausdrucksstarkes Foto, welches die Aura des Albums perfekt widerspiegelt.
„Schädlich & Söhne“
ist der Opener des Albums und war im letzten Jahr die erste Singleveröffentlichung. Hierbei sei erwähnt, dass das Album eigentlich im November 2024 erscheinen sollte. Doch leider musste die Veröffentlichung weit nach hinten geschoben werden. Da half kein klagen und verzagen, sondern nur Verständnis und Geduld. Nun hat das Warten ein Ende und die Veröffentlichung steht kurz bevor.
Der epische Opener entfaltet in der Ruhe die Kraft und ist ein unaufdringlicher Beginn der morbiden Reise auf „Zweckpessimismus“. Es ist faszinierend, wie die Atmosphäre des Songs nach und nach den Hörer in den Bann zieht. Insgesamt klingt der Song trotz der harten Lyrik recht harmonisch und idyllisch, aber nicht ohne unheimliche und leicht bedrohliche Momente einfließen zu lassen.
Auf der anderen Seite
SCHÄDLICH & SÖHNE schaffen ihre eigene Welt. Und letzten Endes muss man vielleicht eingestehen, dass „Zwcckpessimismus“ mit seinen düsteren, teils verstörenden Geschichten und Empfindungen auch ein Teil des Lebens ist.
Die lyrische Ausgestaltung ist ein wortgewandtes Kunstwerk, das mit vielen dunklen Farben allerlei Schattierung der Abgründe des Lebens malt. Dabei bedient man sich bildhafter Symbolik oder auch geht die Dinge auch mal direkt an. Sänger Guido erweckt diese Lyrik mit seiner Stimme zum Leben und er ist perfekt für dieser Rolle geeignet. Er transportiert und interpretiert die Worte perfekt durch seine ausdrucksstarke Intonation, zu jederzeit mit dem richtigen Gefühl für den Moment.
Den Songs wohnt mitunter eine Eingängigkeit inne, was dazu führt, dass sie sofort im Kopf hängen bleiben. Die Inszenierung des zweite Songs „Pathos, mein Freund“ ist somit nicht weniger großartig als der Opener, schlägt aber eine ganz andere Richtung ein. Der Gothik-Rocker klingt viel eindringlicher und dramatischer. Die Instrumentierung ist fein gearbeitet und über allem thront der Gesang von Guido. Großartig!
„Tanz!“
ist ebenfalls ein Beispiel für die Vielseitigkeit, die hier geboten wird. Die Songs werden immer wieder in andere dunkle Gewänder gehüllt. „Tanz“ steht ebenso für die drastischen Lyrics, die sich ist wie ein rostiges Messer schmerzhaft in die Haut schneiden. Die verstörende Atmosphäre wird neben dem Gesang durch die instrumentale Gestaltung weiter intensiviert. Es wird mit unheilschwangeren Synthies gearbeitet, mal mit harten Riffs oder auch mit sanften melancholischen Piano- oder Violinenklängen. Es gibt wirklich viel zu entdecken.
Es gibt Texte, mit denen SCHÄDLICH & SÖHNE ihre Botschaften leicht verständlich und plastisch in der Welt verkünden. Da fällt mir umgehend der Song „Die Welt Geht Unter“ ein, den man schon fast als Partysong des Albums bezeichnen kann. Oft regen die Texte aber zum Nachdenken an, denn nicht immer sind die Worte klar umrissen und die Bedeutung gleich durchschaubar.
Denn was stellt man sich unter Songs mit Titeln wie „Katze Fröhlich“ oder „St. Nimmerlein„ vor? Es eröffnet sich ein äußerst kreativ künstlerisches Spiel der Worte, das teils in Morbidität und Absurdität ausartet. Dies drückt sich auch im Song „Mit Den Augen Eines Toten“ aus, der mit seiner tragisch romantischen Ader in natürlicher Idylle den Tod besingt.
Fazit
SCHÄDLICH & SÖHNE begeben sich auf „Zweckpessimismus“ mit euch in die Mäandern des dunklen Flusses in der Welt des Menschseins. Ihr strandet an trostlosen Ufern, geratet in schmerzhafte Stromschnellen und stürzt von Wasserfällen hinunter in finstere unsichere Abgründe.
„Zweckpessimismus“ ist ein sehr persönliches Album, das sicherlich nicht jedermanns Geschmack entsprechen wird. Denn weit abgeschieden von Frohsinn und Glückseligkeit werden mit düsteren musikalischen Pinselstrichen Bilder in eure Köpfe gemalt, die von Tod, Zerfall und bitteren Weisheiten geprägt sind. Wer sich auf die dunkle Seite des Lebens wagt, der könnte sicherlich von der morbiden Faszination des Albums beeindruckt sein (oder es andersherum völlig ablehnen.) Für mich jedenfalls ist es ein Kunstwerk der etwas anderen Art, was aus der Masse klar hervorsticht. Deshalb ehre ich das Werk mit vollen 10 Punkten.
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