SAVATAGE „Ghost In The Ruins“ Vinyl-Unboxing
SAVATAGE (Facebook) gehören zu meinen Allzeitlieblingen, die mich seit meiner Jugendzeit begleiten, auch wenn es sie leider nicht mehr gibt. Dank EarMusic wurden alle ihre Werke noch einmal auf Vinyl veröffentlicht. Wir haben hier auf ‚metal-heads.de‘ viel darüber berichtet. Wir hatten auch bereits den neusten Streich aus dem Hause EarMusic angekündigt, nämlich das Live-Album von „Ghost In The Ruins“. Es wurde bereits vor einiger Zeit auf CD veröffentlicht, aber nun wird es erstmals auf einer limitierten Vinyl-Edition erscheinen. Das Album wurde seinerzeit zu Ehren von Criss Oliva zusammengestellt und veröffentlicht. Wie wohl alle wissen, wurde Criss Oliva 1993 durch einen betrunkenen Autofahrer bei einem schrecklichen Unfall getötet.
Es handelt sich um ein hochwertiges Gatefold,
dass im Inneren mit tollen Fotos geschmückt ist. Das kennen wir schon von den anderen Re-Releases und macht immer einen guten Eindruck.
Nun ist das Herzstück an der Reihe. Ich packe die Vinyl aus und bin auf Anhieb mehr als begeistert. Die Werbefotos haben in der Hinsicht nicht zu viel versprochen. Die Scheibe sieht mit ihrer gold-schwarzen Musterung hammermäßig aus. Das ist so nicht selbstverständlich, denn ich habe schon erfahren müssen, dass Werbefotos und Realität nicht immer viel miteinander zu tun haben.
Der Sound
Jetzt bin ich mal gespannt, ob der Sound auf der Vinyl von guter Qualität ist und die Live-Atmosphäre gut eingefangen wurde. Es gibt Live-Alben, die ihren Namen nicht mal verdienen, weil man die einzigartige Atmosphäre nicht einfangen konnte und es mehr nach Studioalbum klang. Zu meinen Lieblings-Live-Alben werden beispielsweise immer „If You Want Blood“ von AC/DC oder „Tokio Tales“ von BLIND GUARDIAN. Also mal fein die Scheibe von SAVATAGE auf den Plattenteller gelegt, den Motor angeschmissen und los geht’s.
Ich bin direkt nach den ersten Minuten mehr als begeistert. Der Sound klingt satt und voll. Das hört sich hervorragend an. Dazu wird die Stimmung mit dem Publikum perfekt eingefangen. Die Songauswahl ist grandios und spiegelt ausgezeichnet die Fähigkeiten der Band und insbesondere das unglaubliche Talent von Criss Oliva wieder. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt jemals so eine geniale Gitarrenarbeit mit überirdischen Solos in einer solchen Dichte auf einem Album gehört habe. Gerade bei dieser Kompilation wird mir noch mal klar deutlich gemacht, was für ein Ausnahmegitarrist Criss gewesen ist. Und diese Gitarrenkunst zeigt er uns nicht im Studio, sondern direkt und unverfälscht auf der Bühne. Er hat damals schon auf so einem unglaublich hohen Niveau gespielt, dass man sich kaum ausmalen kann, was er uns im Laufe der Jahre noch an fantastischer Spielkunst geboten hätte.
„Ghost In The Ruins“ ist ein Muss für Fans
Zusammenfassend möchte ich jedem SAVATAGE-Fan diese wunderbare Doppel-Vinyl von „Ghost In The Ruins“ ans Herz legen. Ich weiß, dass es sie schon als CD und auf Streaming-Portalen gibt, aber die optische Präsentation im Großformat einer Vinyl ist eben etwas anderes und außerdem ist der Sound wirklich hervorragend gelungen und ist noch mal eine andere Liga.
So kommt auch das mehrseitige Booklet mit seinen informativen Texten und tollen Fotos wunderbar im Großformat zur Geltung. Ich hatte seinerzeit bereits die Entstehungsgeschichte über das Kultalbum „Streets“ in fünf Episoden hier bei ‚metal-heads.de‘ präsentiert. Einige Anekdoten möchte ich euch auch hier zu „Ghost In The Ruins“ näherbringen und habe es für euch mal übersetzt. Wie begann das eigentlich mit Criss Gitarrenverliebtheit?
Das California-Jam-Musikfestival
Im April 1974, dem ersten California-Jam-Musikfestival (das das Billboard-Magazin in einem wenige Tage später veröffentlichten schmeichelnden Titelseitenbericht als „das lukrativste Single-Rock-Event aller Zeiten“ bezeichnete nach seiner Fertigstellung) lockte mehr als 200.000 Fans auf den Ontario Motor Speedway in Südkalifornien, wo Größen wie die Eagles, Black Sabbath und Earth, Wind & Fire zusammen mit den Headlinern Deep Purple und Emerson, Lake & Palmer ein 12-stündiges Konzert gaben davon wurden anschließend im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Das California-Jam verfügte nicht nur über das lauteste Verstärkersystem, das jemals installiert wurde, sondern brach auch Besucher- und Kassenrekorde und legte den Grundstein für das moderne Festival, ein Hauptgrund, warum eine Ultimate Classic Rock-Retrospektive die Veranstaltung als „einen echten Wendepunkt in der Welt“ bezeichnete Geschichte des Rock.
Die Festival-Verschwörung
Das California-Jam-Musikfestival war auch ein Wendepunkt für zwei Brüder, die in Escondido lebten, einer Stadt im nahegelegenen San Diego County. Es war das erste Konzert für Jon Oliva, dem älteren Bruder, der sich bereits in Rock’n’Roll verliebt hatte. Aber auch wenn sein jüngerer Bruder Criss nicht ebenfalls nach Ontario reiste, sollte das Festival sein Schicksal prägen. Laut Jon beschlossen er und ein Freund – „ein Typ namens Squid“, ohne die Erlaubnis ihrer Eltern zum Cal-Jam zu gehen, aber zuerst brauchte er Hilfe von seinem kleinen Bruder Criss, der gerade 11 geworden war. „Ich erzählte meinen Eltern, dass wir das ganze Wochenende zum Campen auf den Gipfel des Berges fuhren“, erinnert sich Jon.
„Ich musste Criss einen Trick machen lassen, bei dem er meinen Eltern erzählte, dass er hinaufgegangen sei und uns gesehen hätte, dass wir unser kleines Zelt und alles hätten. Aber das stimmte natürlicht nicht. Wir haben einfach den Camping-Scheiß genommen, sind auf den Berg gegangen. Wir gingen auf der anderen Seite des Berges hinunter, ließen unseren Campingscheiße in einer Höhle zurück, stiegen in einen Bus und fuhren nach Ontario zum California Jam.
Die Überraschung
Ich hatte diese schöne, himmelblaue Fender Mustang Gitarre und sagte zu Criss: „Schau mal! Mach das für mich, damit ich mir Black Sabbath und Deep Purple ansehen kann. Dafür lasse ich dich hier meine Gitarre spielen.“ Als Jon jedoch nach Escondido zurückkehrte, erlebte er eine Überraschung. „Ich kam nach Hause und Criss, der vor meiner Abreise noch nie eine Gitarre berührt hatte, spielte in der Garage das Solo für ‚Smoke on the Water‘ Note für Note perfekt nach“, erinnert Jon sich. „Mein älterer Bruder und ich haben beide beschlossen, ihm unsere Gitarren zu schenken.“
Criss‘ Lieblingsgitarristen
Aber als er anfing, Gitarre zu spielen, zeigte er einen Tunnelblick-ähnlichen Fokus. „Er saß in dieser Garage und spielte die Alben „Machine Head“, „Who Do We Think We Are“ und „Burn“ von Deep Purple“, erinnert sich Jon. „Dann hörten wir eines Abends UFOs „Rock Bottom“ im Don Kirshners Rockkonzert. Ich musste mir das Album neu besorgen, denn er saß so oft mit diesem Album da draußen und hatte durch das Hin- und Herbewegen der Nadel Sprünge in der Platte verursacht.
Wie zu erwarten war, waren Ritchie Blackmore von Deep Purple und Michael Schenker von UFO zwei von Criss‘ Lieblingsgitarristen, aber sie waren nicht die einzigen Größen, die er studierte. „Seine ersten Gitarrenhelden waren Ritchie Blackmore und Tony Iommi“, erinnert sich Jon. „Dann ging es an Michael Schenker und Uli Jon Roth von den Scorpions. Junge. Er liebte Uli Roth. Später liebte er Eddie Van Halen, aber am Ende war Randy Rhoads sein Lieblingsgitarrist aller Zeiten.“
Criss als Autodidakt
Am beeindruckendsten ist vielleicht, dass Criss völliger Autodidakt war. „Das ist das Erstaunlichste an Criss – er kannte keine Musiktheorie und hatte überhaupt keine Musikausbildung“, sagt Jon. „Er hatte nie in seinem Leben eine Lektion gelernt. Die einzigen Lektionen, die er gelernt hat, waren von mir oder meinem älteren Bruder, aber willst du ernsthaft darüber reden, dass ein Typ wie Criss etwas von mir gelernt hat?
Dazu passt auch ein Kommentar von Jon Oliva über seinen Bruder Criss, mit dem ich diesen Bericht abschließen möchte:
Ich glaube, tief in seinem Inneren störte es ihn, dass er nicht die Anerkennung bekam, die er nach der Meinung vieler Leute verdient hätte, aber er sagte sich einfach: ‚Wie auch immer. Ich werde meinen Tag schon haben.‘ Aber er war ein großartiger Mann – ein einzigartiger Gitarrist. Und ich frage mich, wie er heute wohl wäre.
Jon Oliva (Pressetext über CMM Pr.)
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Bildquellen
- SAVATAGE Ghost In The Ruins-Booklet-2-: Redakteur METALHEAD
- SAVATAGE Ghost In The Ruins Titelbild: Redakteur METALHEAD
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