Gesellschaftliche Teilhabe bei Festivals: Social Tickets wie beim Summer Breeze oder Umsonst-und-Draußen?

Festivals sind nicht nur Kulturveranstaltungen, sondern auch wichtige soziale Ereignisse. Sie bringen Menschen zusammen. Und sie fördern Gemeinschaftsgefühl. In einer Gesellschaft, die von sozialen Ungleichheiten geprägt ist, stellt sich die Frage, wie Festivals zugänglicher gemacht werden können. Das ist wichtig, damit alle Mitglieder der Gesellschaft gleichermaßen daran teilhaben können. In diesem Zusammenhang gibt es vor allem zwei Ansätze: Social Tickets und Umsonst-und-Draußen-Veranstaltungen. Ein Beispiel für gesellschaftliche Teilhabe bei Festivals ist das aktuelle Social-Ticket-Angebot des Summer Breeze.
Social Tickets sind eine Initiative von Festivalveranstaltern. Sie ermöglichen Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln den Zugang zu Festivals. Diese Tickets werden entweder kostenlos oder zu stark reduzierten Preisen angeboten. So sollen sie soziale Gerechtigkeit und Inklusion fördern. Auch das Summer Breeze Festival hat sich dieser Initiative angeschlossen. Es kündigte jüngst an, 100 Festivaltickets kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Mit diesen Social Tickets möchte das Summer Breeze Festival Menschen, die sich normalerweise den Eintritt nicht leisten könnten, die Möglichkeit geben, an einem einzigartigen Festivalerlebnis teilzunehmen.
Das Einzige, was man dafür tun muss, ist es, sich bei uns unter socialticket@summer-breeze.de zu melden. Wir interessieren uns für die Geschichte und wollen diese Tickets denen anbieten, die es sich absolut nicht leisten können. Belege sind keine Voraussetzung, machen das Ganze für uns natürlich nachvollziehbarer. Anmeldeschluss ist der 30.4.2024.
zitiert aus dem Summer Breeze Newsletter
Umsonst-und-Draußen-Festivals hingegen verfolgen einen anderen Ansatz. Bei diesen Veranstaltungen ist der Eintritt grundsätzlich frei. Das gesamte Festival wird durch Spenden, Sponsoren und Freiwilligenarbeit finanziert. Ein Beispiel hierfür ist das Duisburger Rage Against Racism Festival. Es hat dieses Jahr erstmalig bei Startnext eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Diese Art von Festivals bieten eine breite Teilhabe und betonen die Idee der Gemeinschaft und des gemeinsamen Erlebens von Kultur.
Sozialticket oder Umsonst und Draußen: Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile
Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile. Social Tickets ermöglichen finanziell benachteiligten Personen gezielt den Zugang zu großen, kommerziellen Festivals mit entsprechend aufregenden Line-ups. Anders könnten sich viele Menschen solche Ticketpreise überhaupt nicht leisten. Durch Social Tickets können Veranstalter soziale Ungleichheiten also merklich verringern. Und sie tun so Gutes für die Gesellschaft. Gleichzeitig besteht die Gefahr einer Stigmatisierung der Ticketinhabenden. Und auch die Zahl der Tickets ist in der Regel nur begrenzt verfügbar. Außerdem erfordern die Bewerbungen eine ausreichende Sprach- und Schreibfähigkeit. Dazu kommt, dass eventuelle Schamgefühle auch noch überwunden werden müssen. Schließlich muss man einerseits seine sehr persönliche Lebensituation schildern. Andererseits tritt man in Konkurrenz mit allen weiteren Bewerbenden und muss sich folglich „selbstvermarkten“. Umsonst-und-Draußen-Festivals bieten hingegen eine breitere Teilhabe und fördern das Gemeinschaftsgefühl. Sie können jedoch aufgrund der Finanzierung durch Spenden und Sponsoren in ihrer langfristigen Existenz unsicher sein. Und die oft angespannte finanzielle Lage kann zu Abstrichen in der Qualität eines Open Airs führen. So haben Umsonst- und Draußen-Festivals beispielsweise oft nur begrenzte Möglichkeiten, hochkarätige Line-ups zusammenzustellen.
Gesellschaftliche Teilhabe bei Festivals: Zeitschrift KATAPULT erstellte Karte und Liste
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Tatsache, dass die Zeitschrift KATAPULT letztes Jahr eine Karte bzw. Liste von knapp 80 Festivals zusammengestellt hat, bei denen der Eintritt frei ist. Diese Liste zeigt, dass das Thema der kostenfreien Teilhabe an Festivals zunehmend in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerät. Und sie zeigt, dass möglicherweise immer mehr Festivals mit Umsonst-und-Draußen-Modell entstehen.
Das Beispiel des Summer Breeze Festivals verdeutlicht, wie ein wirksamer Ansatz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe bei einem großen und kommerziellen Festivals realisiert wird. Durch die Bereitstellung von Social Tickets oder die Organisation eines Umsonst-und-Draußen-Festivals schaffen Open-Air-Veranstaltungen eine vielfältige und inklusive Festivalerfahrung für alle Besuchenden. Durch solche Ansätze können Festivals zu Orten der Vielfalt, Solidarität und Freude für alle werden.

In eigener Sache
Und natürlich gibt es noch viele weitere News, Reviews und Live-Berichte aus der Szene der harten Töne bei uns. Doch um ja nichts zu verpassen, abonniert Ihr am besten unseren kostenlosen Newsletter. Oder Ihr folgt uns bei Facebook. Die besten Bilder findet Ihr dann bei Instagram. Und unser YouTube Channel hält schon jetzt einiges bereit. Also schaut mal rein!
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- PLH Live fette Bühne: unsplash.com - Nainoa Shizuru
- Titelbild2: ©2022 by Dan Schuetze / treasureman@metal-heads.de
Neueste Kommentare