CONTRA – Das Interview mit Schlagzeuger Norman
Contra – Das Interview mit Schlagzeuger Norman
Im Ruhrpott braut sich was neues und bösartiges im Bereich Hardcore und Metal zusammen. Contra heißt die neue Kapelle von Sascha, Boris, Nils, Christian und Norman. Zusammen wollen die Ex-Bandmitglieder von namhaften Bands wie Copykill, Deadsoil, In Blood We Trust, Reduction sowie Fallbrawl die Szene mit dem Debütalbum „False Gods“ aufmischen. Das Album wird ab dem 06. November 2016 erhältlich sein, und erscheint über One Life One Crew Records. Im unteren Teil haben wir die aktuelle Videosingle „Avalanche“ bereitgestellt.
metal-heads.de hat ein Interview mit Schlagzeuger und Multiinstrumentalist Norman arrangiert, der uns erste Einblicke in die Band gibt, deren Zusammenarbeit mit Marc Görtz von Caliban beschreibt, sowie über seine anderen Projekte spricht. Wir wünschen euch viel Spaß mit dem Interview!
Auf ein Wort mit Norman
Hey Norman, du hattest zuletzt bei etablierten Bands wie Reduction und Fallbrawl gespielt, und bist bei beiden Bands ausgestiegen. Was waren für dich die Gründe, nicht bei einer etablierten Gruppe einzusteigen, sondern bei einer Kapelle, die sich neu gegründet hat?
Hey Kai!
Das ist natürlich eine gute Frage zum Start. Musikalisch wollte ich mir nun einfach die Freiheit nehmen, was Neues zu machen. Ein kompletter Reset sozusagen. Ich hab ja quasi wieder bei Null angefangen. Und bei etablierten Bands hast du meist kaum bis gar nicht die Möglichkeit dich so zu entfalten, wie du eventuell Bock drauf hast. Wenn man von vorn anfängt, ist es oft leichter seine eigenen Einflüsse zu integrieren, ohne dass sich die Richtung der Band, die die Leute ja bereits mögen, auf irgendeine Art ändert.
bei etablierten Bands hast du meist kaum bis gar nicht die Möglichkeit dich so zu entfalten, wie du eventuell Bock drauf hast
Aber das ist jetzt so pauschal beantwortet. Im Fall Contra kam einfach irgendwann die Frage, ob ich Bock darauf hätte und ich antwortete mit Ja. Also der Klassiker quasi.
Du spielst Schlagzeug, Gitarre, bist DJ und warst in einer Band sogar der Frontmann, wieso hast du dich für das Schlagzeug spielen bei deiner neuen Band Contra entschieden?
Weil ein Drummer fehlte. Alles Andere war da. Haha
Naja, abgesehen davon hab ich zum Schlagzeug eine besondere Beziehung entwickelt, gerade in meiner doch schon langen Zeit bei Fallbrawl. Ich habe früher schon immer gern getrommelt, aber wenn du als Hauptmann hinterm Schlagzeug sitzt, und nicht nur ab und zu mal zockst, wenn es sich anbietet, gehst du das Thema ganz anders an. Ich habe mich in den ganzen Jahren vorher nie so intensiv mit dem Trommeln an sich und auch dem ganzen Equipment, verschiedenen Einstellungen, Materialien usw. beschäftigt, wie in den 6 Jahren wo ich nicht nur Ersatz, sondern vollwertiger Drummer war.
Das ist schon was anderes, ein bisschen Schlagzeug spielen zu können, und das mal Just for Fun zu machen, oder auch mal irgendwo auszuhelfen, oder sich halt alleinverantwortlich mit der ganzen Materie zu beschäftigen. Es geht ja nicht nur darum, Vorhandenes nachzuspielen, sondern irgendwann auch um Songwriting, Aufnahmen, Liveshows die auch tight sein sollen. Da hat man dann einen anderen Anspruch an sich selbst, übt viel mehr, investiert Zeit und natürlich auch Geld. Und so ist das Schlagzeug statt zu einem Nebeninstrument, zu meinem zweiten Hauptinstrument geworden.
Das ist schon was anderes, ein bisschen Schlagzeug spielen zu können und das mal Just for Fun zu machen
Ich könnte inzwischen nicht mehr ohne Schlagzeug. Deswegen fiel die Entscheidung da nicht schwer. Mir hat das Trommeln echt gefehlt und das merkt man dann nach einigen Monaten doch schon sehr.
Über Contra und die Zusammenarbeit mit Marc von Caliban
Erzähl uns was über deine neue Band Contra. Wer spielt alles mit, und wer macht was?
Jetzt wird’s lustig. Das was ich bisher am häufigsten gehört habe ist „Ich schnall eure Besetzung nicht. 2 Sänger? 3 Gitarristen? Aber wer trommelt dann?“. So oder so ähnlich klingt das dann meistens.
Also zur Aufklärung: Sascha (Ex Copykill) singt. Alleine. Nur er. Boris, ebenfalls Ex Copykill und Deadsoil (unter Anderem) spielt Gitarre. Nils, der bei In Blood We Trust gesungen hat, spielt bei Contra ebenfalls Gitarre. Mit Sicherheit für manche der Knackpunkt, wo es komisch wird, weil man ihn weithin nur als Sänger kennt. Aber er spielt tatsächlich auch Gitarre. Christian (besser bekannt als Busi, Ex In Blood We Trust) spielt Bass und ich spiele Schlagzeug. Also eigentlich ganz logisch, wenn man es einmal so wahrgenommen hat.
Die Kombination gestaltet sich natürlich recht interessant, weil wer unsere vorherigen Bands kennt, weiß, dass da völlig unterschiedliche Einflüsse teilweise mit drin sind. Und das ist eben auch Contra. Eigentlich unberechenbar und für Überraschungen gut.
Das Debütalbum wird im November über One Life One Crew Records erscheinen, was waren eure Gründe es dort zu veröffentlichen?
Wir haben uns nach mehreren Anfragen und Angeboten eben für OLOC entschieden. Marcus ist ein guter Freund von uns und investiert wirklich viel in seine Bands und Releases. Ebenso auch in sein Festival, was einmal im Jahr in Eisleben (im Osten des Landes, nicht weit weg von Leipzig) stattfindet. Wer das bisher nicht kennt, sollte es sich mal anschauen. Er zieht da immer ein echt fettes Line up auf und das Fest ist jedes Jahr sehr gut besucht.
Natürlich ist uns bewusst, dass OLOC oft als reines Beatdown Label „verschrien“ wird. Aber an sich ist das auch Quatsch, und vielleicht helfen wir ja auch ein wenig dabei, dass er mal über diese doch recht engen Grenzen hinaus mehr Beachtung bekommt, da wir auch woanders angesiedelt sind, was die Musik betrifft.
Er macht seine Sache auf jeden Fall gut, deswegen gab es für uns keinen Anlass ,das nicht so zu machen.
Wird das One Life One Crew Fest gleichzeitig euer Livedebüt und album release date werden?
Bisher ja. Sollte sich etwas ändern, wird man das sicherlich auf unserer Facebookseite erfahren. Wir freuen uns natürlich auch sehr, als Auftakt direkt was Größeres spielen zu dürfen, und uns den Leuten zu präsentieren. Wir haben Bock, also kommt alle vorbei!
Ihr habt das Album im Studio von Marc (Gitarrist bei Caliban) aufgenommen. Hat er euch auch geholfen?
Ein guter Produzent hilft immer, wo er kann. Natürlich hat er uns in vielen Dingen geholfen. Man muss diese Hilfe allerdings immer ein wenig differenzieren. Es gibt Leute, die einem in alles reinreden und deine Songs am liebsten umschreiben wollen und eben diese, die als weiteres, neutrales Ohrenpaar dienen und denen eventuell Dinge auffallen, die man selbst in seinem Tunnel (man hört und spielt die Songs ja doch sehr oft, bevor man sie aufnimmt) gar nicht wahrnimmt. Und sowas ist immer gut.
Es war auch echt angenehm mit Marc zu arbeiten, ganz entspannt, ohne großen Stress. Und allein das ist oft schon eine Hilfe
Marc gehört halt eher zur zweiten Sorte. Er sagt, wenn irgendetwas nicht stimmig erscheint und hat Ideen, wie man Parts oder Riffs noch mehr auf den Punkt bringen kann, er wird dabei aber nie penetrant oder lässt den Profi raushängen.
Es war auch echt angenehm mit Marc zu arbeiten, ganz entspannt, ohne großen Stress. Und allein das ist oft schon eine Hilfe. Jeder, der mal im Studio war, wird wissen, was ich meine. Es gibt kaum etwas Schlimmeres, als einen Produzenten der ständig nur auf seine Uhr guckt oder dir als Musiker in irgendeiner Form Stress vermittelt. Da kann der Studioaufenthalt auch sehr unangenehm werden.
Und falls die Frage darauf abzielt: Die Songs waren alle schon vorher fertig geschrieben. Bei kleineren Feinheiten ist da definitiv auch seine Handschrift mit drin, aber das Songwriting an sich hat er nicht angerührt.
Welches Instrument stellt für dich die größte Herausforderung bei Albumaufnahmen dar und wieso?
Jedes Instrument hat seine Tücken bei Aufnahmen. Gerade heute, wo jede Aufnahme nach Zigtausend Euro klingen soll und alles schnurgerade sein muss, ist es wirklich anspruchsvoll eine Platte aufzunehmen. Früher gab es legendäre Aufnahmesessions im Proberaum, wo die gefühlt schlimmste Platte der Welt bei rausgekommen ist, aber man war trotzdem total stolz, was auf die Beine gestellt zu haben.
Das reicht heute oft nicht mehr. Und je mehr Anspruch man an sich selbst hat, desto schwieriger wird es, am Ende wirklich zufrieden zu sein. Das zählt für alle Instrumente. Auch beim Gesang wurde es früher bei From My Hands immer schwerer für mich, wirklich abzuliefern. Weil ich selbst habe jeden kleinen Wackler gehört, den der normale Hörer wahrscheinlich gar nicht wahrnimmt. Und so durchdenkst du so einen Studioaufenthalt ganz anders, bereitest dich anders vor…
je mehr Anspruch man an sich selbst hat, desto schwieriger wird es, am Ende wirklich zufrieden zu sein
Im Studio selbst ist die Arbeit für alle gleich hart. Da konnte ich bisher keine Unterschiede feststellen. Ob Schlagzeug, Gitarre oder Gesang. Sitzen muss alles und man muss sich auf den Arsch setzen ohne Ende. Also das tut sich nix untereinander. Da wo der Drummer körperlich malocht und sich kaputtschwitzt, sitzen die Gitarristen da und spielen das selbe Riff zum 100000. Mal, weil es doch immer noch nicht gut genug klang. Stress hat da jeder, auf die eine oder andere Art.
Normans Einblicke in seinen anderen Projekten
Wird es in der Zukunft auch Projekte geben wo du die Axt schwingst, oder den Frontmann gibst?
Frontmann ganz klar nein. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Also klar war das cool und ich würd es auch vom Prinzip her gern machen, aber man sollte irgendwann wissen, wie viel Zeit man noch aufbringen kann, um nichts hinten anstellen zu müssen. Zeit ist bei mir sowieso immer der größte Spielverderber. Wenn ich könnte hätte ich 12 Bands um alles machen zu können, worauf ich Bock habe. Geht halt nicht.
Es kommt aber tatsächlich was mit mir an der Gitarre. Allerdings eine ganz andere Richtung, als das was ich bisher gemacht habe. Ich spiele seit ein paar Monaten bei der Melodic Death Metal Band „Decaptacon“. Musikalisch geht das so in Richtung alte In Flames, At the Gates, Hypocrisy, ein bisschen Death ist auch dabei. Sowas in der Richtung eben. Ich hab halt immer gern melodischere Metalriffs auf der Gitarre gespielt, und musikalisch hab ich sowas von „klein“ auf geliebt ohne Ende, für meine bisherigen Bands war das aber einfach unpassend. Jetzt bin ich wieder in der Situation, dass genau solche Ideen gebraucht werden und ich vor allem wieder viel dazulerne und das macht riesigen Spaß. Also da kommt was, ist alles noch im Aufbau. Aber eine Seite haben wir schon, könnt ihr ja mal gucken.
Wie läuft es mit deinem DJ-Projekt? Was hast du dir vorgenommen? Ein eigenes Album? Gigs?
Naja, das ist ja eher so ein Nebenprojekt. Ich hab halt Bock drauf gehabt das mal zu machen, habe jahrelang drüber nachgedacht, immer mal wieder im kleinen Maße ein bisschen rumprobiert und es dann doch wieder sein lassen. Und das geht schon so seit ich 10 bin ungefähr. Und jetzt wollte ich das einfach mal durchziehen.
Keine Ahnung, was da noch so kommt, ich lass das auf mich zukommen. Gigs geben wir auf Anfrage natürlich auch, ein paar Mixtapes haben wir aufgenommen bisher. Aber ich produziere bis jetzt nicht selbst. Vielleicht kommt das irgendwann noch. Man darf sich überraschen lassen. Ist irgendwie die Konsequenz daraus, dass ich neben Hardcore und Metal immer schon auch Hip Hop und elektronische Musik gehört habe, anfangs mehr so zum Weggehen am Wochenende, aber inzwischen kann ich auch gar nicht mehr den ganzen Tag nur Metal hören. Wenn manche Leute wüssten, was ich privat so höre, wäre mir der eine oder andere Lacher glaube ich garantiert.
Du hast hauptsächlich in Hardcore-/Beatdown-Gruppen gespielt. Könntest du dir vorstellen, die Elemente von elektronischer Musik gepaart mit Hardcore/Metal in einem neuen Projekt oder bestehenden Projekt zu integrieren?
Nein. Ganz klare Antwort.
wenn ich Bands höre, die Elemente aus Pop und Techno mit Breakdowns kombinieren, dann sone Primaballerina Show daraus machen und in ihren Friseur und ihre Klamotten auf der Bühne mehr Kohle und Arbeit investieren als in die Qualität ihrer Musik, bekomme ich das Kotzen
Meine Ansicht dazu ist einfach, dass manche Musikrichtungen und Genres einfach nichts miteinander zu tun haben und auch nichts miteinander zu tun haben sollten. Dazu gehören für mich zum Beispiel elektronische Musik und Metal.
Sorry, aber wenn ich Bands höre, die Elemente aus Pop und Techno mit Breakdowns kombinieren, dann sone Primaballerina Show daraus machen und in ihren Friseur und ihre Klamotten auf der Bühne mehr Kohle und Arbeit investieren als in die Qualität ihrer Musik, bekomme ich das Kotzen. Klar sind die Bands erfolgreich, schlimm genug, dass die Leute das abfeiern, aber das ist für mich einfach nicht real. Hört sich scheiße an, aber ist einfach meine Sicht der Dinge. Für mich gehört und passt das auf den Tod nicht zusammen. Man kann im Hardcore oder Metal auch Melodien einbauen oder sogar auch Partystimmung vermitteln, ohne nen Technobeat unter den Moshpart zu legen. Das ist einfach Scheiße, und vergewaltigt meine Ohren.
Norman, vielen Dank für deine Zeit und das Interview! metal-heads.de freut sich auf das Videointerview mit Jungs von Contra, welches in den nächsten Monaten erscheinen wird! Wir halten euch auf dem laufenden!
Hier die erste Videosingle „Avalanche“ von Contra, zum Genießen
Contra – „False Gods“
VÖ: November 2016
Label: One Life One Crew Records
Aktuelle News über die Band, findet ihr HIER.
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Bildquellen
- CONTRA – Das Interview mit Schlagzeuger Norman: Norman von Contra
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