Metalheads und Nachhaltigkeit: Studie belegt Desinteresse von Festivalfans
Eine neue Studie der IST-Hochschule für Management wirft ein Schlaglicht auf ein unerwartetes Phänomen in der Festivalwelt: Die Mehrheit der Festivalbesucher interessiert sich kaum für das Thema Nachhaltigkeit.
Die großangelegte Untersuchung, an der über 3.500 Festivalbesucher teilnahmen, förderte ernüchternde Ergebnisse zutage: Nur 9,6 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Nachhaltigkeit auf Festivals wichtig sei. Die Gleichgültigkeit gegenüber Umweltaspekten zieht sich dabei durch alle Altersgruppen, Geschlechter und sozialen Schichten.
„Die Studie hat weitreichende Konsequenzen für die Festivalindustrie“, erklärt Prof. Dr. Matthias Johannes Bauer (unten im Foto rechts). Er hat zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Tom Naber (unten im Foto links) und der Absolventin Lea Michel die Befragung durchgeführt. „Festivals dienen dem Eskapismus, also der Alltagsflucht. Und sie führen als liminale Räume, in denen alltägliche Normen und Verantwortungen aufgehoben sind, oft dazu, dass Nachhaltigkeitsthemen als störend empfunden werden. Oder weniger akademisch gesagt: Die Leute wollen einfach eskalieren und dabei Alltagssorgen wie den Klimawandel einfach mal hinter sich lassen.“
Diese Haltung dürfte vielen Metalheads bekannt vorkommen. Wer ein Wochenende lang bei brütender Hitze oder strömendem Regen in den Matschpits eines Metal-Festivals steht, hat oft andere Dinge im Kopf als Mülltrennung oder CO₂-Emissionen. Das Festival wird zu einem Ort, an dem der Alltag und seine Probleme – inklusive der Klimakrise – für eine Weile vergessen werden sollen.
Festivalprofessor: Die Veranstalter sind gefragt
„Wenn Nachhaltigkeit den Fans nicht so wichtig ist, sind die Veranstalter umso mehr gefragt“, betont Bauer weiter. Tatsächlich sehen sich viele Veranstalter bereits in der Pflicht, nachhaltigere Praktiken zu etablieren. Doch wie lässt sich das Thema ohne den erhobenen Zeigefinger vermitteln?
Ein möglicher Ansatz: Nudging. Dieser Begriff bezeichnet eine Strategie, die darauf abzielt, das Verhalten von Menschen in eine positive Richtung zu lenken, ohne dabei ihre Handlungsfreiheit einzuschränken. Bauer erläutert: „Nudging kann nachhaltiges Verhalten fördern, indem es subtil und ohne Zwang wirkt. Vereinfacht gesagt fordert ein Basketballkorb über einem Mülleimer die Menschen spielerisch auf, ihren Abfall richtig zu entsorgen.“ Für die Metal-Szene könnte dies bedeuten, dass nachhaltige Optionen nicht als Pflicht, sondern als coole und kreative Alternativen angeboten werden. Man denke etwa an originelle Recyclingstationen, die das Sammeln von Müll fast schon zu einem Spiel machen. Biermarke inklusive…
Nachhaltigkeit in den Eventalltag integrieren
Trotz der deutlichen Herausforderungen bietet die Studie auch Hoffnung: Mit der richtigen Strategie könnte selbst der leidenschaftlichste Metal-Fan zum Umweltschützer werden, ohne dass dabei der Spaß auf der Strecke bleibt. Diesen Balanceakt zu meistern, könnte die Zukunft der Festivalindustrie prägen.
Für die Metal-Szene und ihre Festivals stellt sich nun die Frage, wie man Nachhaltigkeit so in den Eventalltag integriert, dass sie weder als Bürde noch als Stimmungskiller wahrgenommen wird. Die Antwort könnte in kreativen Lösungen liegen, die den Geist des Eskapismus respektieren und gleichzeitig die Verantwortung für die Umwelt stärken.
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Bildquellen
- Festival Müllabfuhr: FKP Scorpio
- Naber Bauer Pressefoto: Copyright: IST-Hochschule
- Müll auf Festivals: Copyright: IST-Hochschule
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