SYLVAN – Interview mit Marco Glühmann
SYLVAN – Interview mit Marco Glühmann
Die Review zum aktuellen Live-Release „Back to live“ habt ihr ja hier bei www.metal-heads.de geliefert bekommen. Ich kenne und verfolge SYLVAN und deren Musik schon seit etwa 20 Jahren. Umso mehr freue ich mich, Sänger Marco Glühmann ein paar Fragen stellen zu können…hier kommen seine Antworten.
MH.de: ja, ich kenne SYLVAN schon eine ganze Weile und habe euch auch schon öfter live erleben dürfen. Ihr blickt ja auf eine lange Bandgeschichte zurück und das finde ich diesen schnelllebigen Zeiten wirklich beeindruckend. Da frage ich mich, welche Ziele als Band man sich da (noch) so setzt? Vielleicht kannst du ja mal damit anfangen, was ihr als die größten Erfolge und Errungenschaften der bisherigen Karriere erachtet und darauf „aufbauen“!?
Marco: Ja, wir haben schon eine echt lange und schöne Historie hinter uns. Der größte Erfolg ist sicherlich alleine schon, so lange dabei zu sein und immer noch die Leute mit der Musik erreichen zu können. Aber natürlich zählt die Platte „Posthumous Silence“ sowie die damalige PS-Show sicherlich zu den größten Erfolgen. Auch, dass wir mit so vielen Prog-Größen, wie z.B. MARILLION, FISH, PORCUPINE TREE, SPOCK‘S BEARD, ARENA, PENDRAGON, ASIA (um nur einige zu nennen) spielen konnten, aber auch schon so viele Shows auf der Welt geben durften, ist schon echt klasse! Was wir noch so als Ziele haben? Na ja, uns macht es halt Spaß kreativ zu sein und dies den Leuten zu präsentieren – was da noch so kommt, werden wir sehen.
MH.de: ich gehe mal davon aus, ihr könnt nicht von der Band alleine leben. Was habt ihr so für Dayjobs?
Marco: Nein, von der Musik können wir leider nicht leben. Wir sind in so unterschiedlichen Berufen wie Klavierlehrer (Volker), Verlagswesen (Matthias), Mediengestalter (Sebastian) oder Risikomanager (Marco) unterwegs. Das macht es natürlich nicht einfacher, Beruf, Familie und Musik unter einen Hut zu bekommen.
SYLVAN – Interview mit Marco Glühmann
MH.de: ihr spielt ja jedes Jahr eine kleine Tour zum Jahresende. Wie ist es eigentlich zu dieser Tradition gekommen? Und wie kam die Entscheidung zustande, jetzt „mal wieder“ ein Live-Release auf der Tour aufzunehmen?
Marco: Vor allem machen wir immer ein Weihnachtskonzert in Hamburg zum Jahresende. Das ist so eine schöne Tradition, um in unserer Heimatstadt die Fans mit ein paar ‚exotischeren‘ Songs aus unserem Repertoire beglücken zu können – immer wieder was ganz Besonderes, wie auch dieses Jahr am 22. Dezember. Das Live-Recording im Oktober letzten Jahres war eine tolle Möglichkeit, endlich mal wieder eine Live-Scheibe nach „Leaving Backstage“ zu veröffentlichen und nach einer längeren Livepause zu zeigen, dass SYLVAN noch da ist.
MH.de: das Venue in den Niederlande wurde ja (ähnlich wie das 013 in Tilburg) schon öfter für Live-Aufnahmen genutzt. Wieso habt ihr euch gerade für diese Konzerthalle entschieden?
Marco: Das hat sich irgendwie so ergeben, da die Videotechnik dank John Vis am Start war, die Location echt klasse ist und RPWL in Zoetermeer auch ihre Live-Platte aufgenommen haben. Wir haben dann entschieden, darauf aufzusatteln und das Ergebnis ist ein echt tolles Produkt!
MH.de: welche Bands würdet ihr als eure deutlichsten Einflüsse bei der Erschaffung eurer Musik benennen und mit welchen würdet ihr noch gerne (z.B. als Support auf deren Tour oder auf einem größeren Festival) mal auftreten?
Marco: Das ist echt schwer zu sagen, da jeder von uns andere Inspirationsquellen hat und sich diese auch im Verlauf der Zeit ändern. Sicherlich gehören für uns alle irgendwie PINK FLOYD, MARILLION und QUEEN dazu, aber auch klassische Musik. Für mich persönlich, sind die BEATLES, aber auch COLDPLAY oder Steven Wilson/PORCUPINE TREE zu nennen. Wenn Du mich fragst, mit wem wir noch gerne auftreten würden? Vielleicht DREAM THEATER, aber auch LEPROUS wäre schon echt cool.
MH.de: die Veröffentlichung eures letzten Studioalbums liegt ja eine Weile zurück. Und auch wenn ihr ja gerade erst das Live-Material veröffentlicht habt, fragt sich der geneigte SYLVAN-Fan sicherlich, wann der Gang ins Studio für Aufnahmen neuer Songs ansteht?
So schnell ist kein neues SYLVAN-Album in Sicht…
Marco: Das ist eine gute Frage, aber gar nicht so einfach zu beantworten, da wir ja aufgrund unterschiedlichster Prioritäten immer nur schrittweise planen können. Aber wir haben schon etwas mit neuen Songideen angefangen und wenn alles gut läuft, könnten wir Ende nächsten Jahres den Weg ins Studio finden. Let’s see …
MH.de: Wie seht ihr die nähere musikalische Zukunft? Setzt ihr euch gezielt zusammen, um neues Material zu komponieren oder entstehen die Songs „nebenbei“ im Alltag und werden dann bei den Recording-Sessions zusammengetragen?
Marco: Wir wollen uns diesmal wieder gezielt zusammensetzen, um neues Material zu erarbeiten. Das war nicht immer so – die letzten Alben sind auch sehr viel in separaten Working Sessions entstanden.
MH.de: wie ist bei euch die Arbeitsteilung beim Komponieren der Musik bzw. dem Erschaffen der dazugehörigen Texte? Und wie steht ihr zu Instrumentalstücken?
Marco: Wir versuchen schon, jeden von uns auch kreativ einbringen zu lassen. Ein Großteil der Kompositionen kam in letzter Zeit schon von Volker, aber SYLVAN zeichnet sich grundsätzlich durch gemeinsame Kompositionsarbeit aus. Die Gesangsmelodien und Texte werden eigentlich immer von mir beigetragen. Und, na ja, nach Instrumentalstücken brauchst Du einen Sänger nicht zu fragen … ich brauch‘ einen Gesang als Ankerpunkt, sonst ist das nix für mich 😉. Aber für längere lange Instrumentalphasen ist sich SYLVAN natürlich nie zu schade!
MH.de: manche Bands schreiben ihre Texte ja eher gesellschaftskritisch und greifen mehr oder weniger aktuelle „heiße Themen“ an oder zeichnen düstere Zukunftsszenarien. Andere dagegen sind mehr fiktional unterwegs. Welche Tendenzen gibt es da bei euch und hat es da mit der Zeit ggf. einen Wandel gegeben?
Die Texte sind durchaus gesellschaftskritisch…
Marco: In meinen Texten findest du viel Gesellschaftskritik inklusive aktueller Themen (wie z.B. Künstliche Intelligenz als Konzept auf dem letzten Album) oder auch düstere Zukunftsszenarien (siehe „Posthumous Silence“ oder andere). Viel ist aber auch aus dem sehr persönlichen Kontext, der menschlichen Psyche, den Emotionen, den Menschen um uns herum inspiriert.
MH.de: wie seht ihr eure eigene musikalische Entwicklung in den letzten Jahren? Welche Veränderungen würdet ihr benennen und wo seid ihr euch eher „treu geblieben“?
Marco: Wir versuchen auf den Alben schon immer wieder neue musikalische Elemente reinzubringen, wissen aber von der Albumkompositionen niemals so richtig, wo es uns hinführen wird – und letztendlich bleibt im Kern immer der unverkennbare SYLVAN-Spirit. Natürlich gibt es eine Entwicklung, aber die Alben sind auch immer geprägt durch die Herangehensweise der Erarbeitung (z.B. ist „Sceneries“ aus Sessions heraus entstanden, während bei „Home“ oder auch „One to Zero“ sehr viel separat vorproduziert wurde), aber auch die Lebens- und Schaffensphase bei der Entstehung der Alben. Treu bleiben wir uns natürlich immer …
MH.de: die Musikszene hat sich mit der Digitalisierung und der Verbreitung des Internets und dessen Nutzung durch die „breite Masse“ verändert. Früher ging es um Tonträgerverkäufe, heute kursieren Begriffe wie Downloadcharts. Es gibt ja immer ein für und wider. Wo seht ihr die Vor- bzw. Nachteile der Entwicklung und wie geht ihr als Band damit um bzw. welche Konsequenzen zieht ihr für euer Handeln daraus (das meine ich einmal als Konsument bzgl. der Musik von anderen Künstlern und andererseits bezogen auf SYLVAN?
Vor- und Nachteile der Digitalisierung
Marco: Ja, hier hat sich viel verändert – die Verkaufszahlen von physischen Tonträgern (vielleicht mit Ausnahme von Vinyl) gehen runter und die digitalen Verkaufskanäle werden immer wichtiger. Wir sind immer noch aus der Generation der „haptischen“ Käufer – die CD oder Vinyl als Produkt in der Hand zu haben ist einfach unersetzlich. Zudem profitiert der Künstler nur wirklich noch beim physischen Verkauf (es sei denn, man zählt zum Mainstream mit hohen Stream-Volumen). Andererseits erreicht man weit mehr Personen durch den digitalen Kanal – jedoch aufgrund der Fülle des Angebots und der sich einschleichenden Kultur, Musik nur noch nebenbei und am besten auch Gratis konsumieren zu können, mit einem bitteren Beigeschmack.
MH.de: im Rahmen eurer langjährigen Bandgeschichte habt ihr ja sicher ausreichend Erfahrung mit Festivalauftritten. Macht es für euch einen Unterschied, am Nachmittag bei strahlender Sonne auf einem Open Air Event zu spielen, oder bei einem Hallen-Gig – ggf. selber als Headliner – auf der Bühne zu stehen? Oder freut ihr euch einfach immer noch über jede Auftrittsmöglichkeit, bei der man ja letztlich die Möglichkeit bekommt, sein Material vorzustellen (gerade bei Festivals kommen die Leute ja nicht unbedingt wegen einem selbst, sind aber dennoch womöglich interessiert, neue Bands und deren Musik kennenzulernen)?
Marco: Beides hat seinen Charme und beides wollen wir nicht missen. Die Festivalauftritte – wie zum Beispiel gerade in diesem Sommer unsere 6. Appearance auf dem Night of the Prog-Festival auf der Loreley – sind immer etwas ganz Besonderes. Vor so vielen Leuten und mit so vielen anderen Bands auftreten zu können, bei so einer klasse Stimmung – das ist nicht zu ersetzen. Andererseits sind unsere Auftritte, wo wir im alleine im Fokus stehen auch essentiell. Hier können unsere Fans uns dann hautnah und mit einer weitaus größeren Setlist hören und sehen.
MH.de: Bevor wir zum Ende kommen, haben bei uns immer die Bands das letzte Wort. Jetzt könnt ihr also eine Message an unsere Leser, eure Fans etc. verbreiten. Was wäre das für eine Mitteilung?
Die Fans sind das Wichtigste!!
Marco: Ihr als Fans seid für uns Bands der wichtigste Support. Ohne Euch, ohne Eure Konzertbesuche, ohne Euch als Konsumenten, ohne Euer wertvolles Feedback und Eure Emotionen, würde unsere Musik ins Leere laufen. Dank Euch dafür! Und an all die, die uns noch nicht kennen: Give it a try!
MH.de: Danke vielmals Marco für die Zeit für dieses Interview und die Beantwortung der ganzen Fragen und wir wünschen euch viel Erfolg mit „Back to live“ und freuen uns, euch bald mal wieder live auftreten zu sehen! Alles Gute!
(Live-Fotos: SYLVAN, beim Auftritt 2016 in Oberhausen – (c) metal-heads.de / Amir Djawadi)
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Bildquellen
- SYLVAN: Bildrechte beim Autor
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- SYLVAN – Albumcover – Back to live – Beitragsbild: CMM Online
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