Interview with ALL MY SHADOWS

ALL MY SHADOWS (c) by Jannik S Wagner - Beitragsbild

Interview with ALL MY SHADOWS

Seit Jahrzehnten verfolge ich die Arbeit und Musik von VANDEN PLAS und den damit assoziierten Projekten. Daher war es für mich außer Frage, dass ich auch bei ALL MY SHADOWS zuschlagen muss. Meine musikalischen Interessen liegen schon schwerpunktmäßig im Prog-Sektor, aber ich mag auch gut gemachten Hardrock. Daher habe ich mich mit dem Debüt befasst und eine Review geschrieben (ist bereits hier auf unserer Homepage online). Als dann das Angebot für ein Interview kam, habe ich dann auch sofort zugeschlagen. Los geht’s! Sänger Andy (Kuntz) und Gitarrist und Songwriter Stephan (Lill) haben freundlicherweise meine Fragen beantwortet.

MH: die Frage ist ja immer, wenn sich Musiker einer etablierten Band mit einem Projekt oder einer anderen Zusammensetzung auf neue Pfade begeben (was den Stil angeht), warum tun sie das – was würdest du da antworten?

SL: Ich arbeite als Songwriter für VANDEN PLAS, für unsere Rockopern, für andere Bands – und manchmal auch einfach für mich. Ich bin in den 1980ern aufgewachsen, und immer noch ein großer Fan die dieser Musikrichtung. Beim Songwriting entstanden – und entstehen – auch Songs, die zu den oben genannten Bands oder Projekten nicht 100 % passen, die meiner Meinung nach aber zu gut sind, um sie nicht irgendwann zu veröffentlichen. Vor ca. 2 Jahren kam der perfekte Zeitpunkt, um das in Angriff zu nehmen – und so entstand ALL MY SHADOWS.

Interview with ALL MY SHADOWS

MH: wie hat sich das genau entwickelt? Also wie kam die Idee für Hardrock als musikalische Richtung, wie ist dann das Material entstanden?

SL: Wie oben erwähnt bin ich ein Kind der 1980er, diese Musik ist daher schon immer in mir drin. Meine damaligen Heroen waren zuerst AC/DC, gefolgt von WHITESNAKE, DOKKEN, HOUSE OF LORDS usw. Elemente dieser Ära sind auch in VANDEN PLAS vorhanden. Aber bei ALL MY SHADOWS in aller Konsequenz. Wir wollten aber von Anfang an eine klare Trennlinie zwischen VANDEN PLAS und ALL MY SHADOWS. Das war uns wichtig. Und es war auch wichtig, dass ein Song in seiner Struktur – ob von den Harmonien oder dem Ablauf – „einfach“ sein und bleiben kann – bei VANDEN PLAS ist man ja anderes gewöhnt. Bei den Songs für ALL MY SHADOWS ist es daher eine etwas andere Herangehensweise.

MH: in einem nächsten Schritt geht es dann ja um die Auswahl der beteiligten Musiker. Wie ist das bei euch gelaufen?

Erstens kommt es anders und zweitens…

SL: Zu Beginn des Songwritings war es angedacht, dass Andy zwar alle Lyrics schreibt, selbst aber nur 1-2 Songs auf der CD singt. Für den Rest hatte ich schon einige andere Sänger in meinem Kopf. Es kam aber anders. Für Frontiers Records haben wir ein Demo erstellt. Wir produzierten dafür 4 Songs, die Andy eingesungen hat. Das Ergebnis war so überzeugend, dass uns direkt klar war, dass Andy der genau richtige Mann für diese Band war. Wir kennen Markus Teske ja schon ewig, da wir bei ihm seit 2002 alle unsere VANDEN PLAS -CDs aufgenommen haben. Er ist ein fantastischer Keyboarder, da war die Zusammenarbeit naheliegend.

Frank Rummler kennen wir schon seit Anfang der 1990er, da hat er uns mal bei VANDEN PLAS ausgeholfen – ein fantastischer Bassist „der alten Schule“, der weiß, worauf es bei diesem Instrument ankommt. Dass ich für die Drums meinen Bruder Andreas frage – sagen wir mal so: Ich wäre doof, wenn ich nicht einen der besten deutschen Rockdrummer fragen würde, der mir näher nicht sein kann, und er auch richtig Lust darauf hat. Oft ist die Suche nach dem richtigen Line-Up nicht so einfach, wir hatten da Glück das alles gepasst hat.

ALL MY SHADOWS - Albumcover

MH: natürlich ist Alles noch ganz frisch, aber mittlerweile sollten ja die Reaktionen der Medien vorliegen, dazu erste Verkaufszahlen. Wie ist die Resonanz bisher? Können wir uns auf eine Tour freuen?

SL: Verkaufszahlen haben wir noch keine. Die Reaktionen der Medien sind überwältigend. Auch wenn wir schon lange im Geschäft sind, das ist keine Garantie für so tolle Resonanzen wie wir sie bisher erhalten haben. Im Grunde sind wir Newcomer, die sich evtl. nicht alles, aber vieles von vorne erarbeiten müssen.

MH: falls es wirklich auf eine Konzertreise geht…wollt ihr da lieber eine große Band supporten und entsprechend größere Hallen spielen oder eher die Popularität im Dunstkreis von VANDEN PLAS nutzen und eine eigene kleine Clubtour angehen?

Bock auf eine Support-Tour und auch gerne weitere CDs…

SL: Beides wäre sehr gut. Aber eine Support-Tour würde uns wohl eher weiterbringen. Als neue Band ist es schon schwer, viele Leute für Clubs zu mobilisieren.

MH: es ist vielleicht noch ein bisschen früh, aber vielleicht habt ihr ja direkt nach der Erschaffung des Materials schon ein Gefühl dafür entwickelt: meinst du, wir können uns auf weitere Musik aus dem Hause ALL MY SHADOWS freuen?

SL: Von unserer Seite her auf jeden Fall. Wir haben richtig Lust auf diese Band. Songs für weitere CDs sind vorhanden. Wenn die Verkäufe es rechtfertigen sehe ich keinen Grund, warum wir mit dieser Band nicht weitermachen sollten. ALL MY SHADOWS war ohnehin nicht als ein 1-CD-Projekt angelegt, sondern als Band mit Perspektive.

MH: apropos: wie ist eigentlich der Bandname entstanden? Hat der eine besondere Bedeutung?

AK: Dieses Album wurde in einer für uns Soloselbstständige Künstler sehr dunklen Zeit geschrieben. Hier hatte man sich in jedem Fall mit allen existenziellen Herausforderungen auseinander zu setzen. So ist der Bandname ALL MY SHADOWS auf der einen Seite Sinnbild für all die Existenzängste und was diese aus einem machen können, auf der anderen Seite gleichzeitig auch Sinnbild was aus Angst, der man mit Mut begegnet, werden kann. Zudem klingt er super und bietet generell eine große Themenvielfalt, der man sich entsprechend dazu widmen kann.

ALL MY SHADOWS (c) byj Jannik S Wagner

MH: kannst du ein bisschen was zum thematischen Inhalt der Songs auf dem Erstling erzählen. Worum geht es da?

Worum geht es inhaltlich bei den Songs auf dem Debütalbum?

AK: Generell geht es in den Songs um Ur- oder Existenzängste – hier in Gestalt aller möglichen bösen Monster, die man sich durch diese Ängste selbst erschafft, und die uns dann als Albträume begegnen können… Alle meine „Eerie Monsters“ also.

1. In „Silent Waters“ geht es um den Klabautermann Namens Captain Fierro, der einst mit seinem dunklen Schiff auf eine kleine Insel mitten im Pazifik ankommt, um die Kinder einer Siedlergemeinschaft zu stehlen, da die Inselbewohner einen uralten Pakt gebrochen haben… 

2. „Boy Without A Name“ handelt beispielsweise von einen Killer-Androiden, der an Weihnachten auf die Erde zusteuert, um die Welt zu zerstören.

3. „Syrens“ – von einem betörenden Mischwesen, welches seine Opfer paralysiert und anlockt, um sie zu dann töten.

4. „Lifeforms“ erzählt von der Invasion einer widrigkeitsresistenten, bösartigen, hochintelligenten, extraterrestrischen Lebensform, die gekommen ist um die Menschheit nach und nach zu assimilieren.

5. „Wolverinized“ handelt von Lykanern, die seit ewigen Zeiten auf eine spezielle Mondphase gewartet haben, die das Ende von allem bisher bekanntem Leben einläutet. Sie kommen vom Rande der Dunkelheit und ziehen in „die große Schlacht der Monster“, um ihre Mordlust endlich auszuleben…

6. „The Phantoms of the dawn“ handelt von einer aussterbenden Vampir-Dynastie, die verzweifelt auf der Suche nach dem heilenden Elixier ist. Dabei kommen sie an der Menschheit, mit der Sie so lange in einer zwangsläufigen Koexistenz lebten, nicht mehr vorbei.

7. „Farewell“ – ist der einzige Song, in dem keine Monster vorkommen – er handelt vom verlassen und verlassen werden, und um die Ängste, Sorgen und Trauer, die daraus entstehen…er macht klar, dass Albträume – also unsere Nachtalben – meist nur in Stresssituationen zu uns kommen…  dieser Song ist als zentrale Nummer, quasi für das Auftauchen all unserer „Eerie Monster“, verantwortlich … Hier findet quasi im ganz normalen Alltag die Erschaffung all dieser Monster auf dem ALL MY SHADOWS-Debüt statt.

8. Bei „Devil´s Ride“ greift der Fürst der Hölle höchstselbst, welcher sich nach seinem Himmelssturz wieder erstarkt gegen die vorherrschende Engelsschar auflehnt, ins Geschehen ein. Er will endlich die Menschheit unterjochen, damit die Dunkelheit die Welt mit „All Ihren Schatten“ überziehen kann.

9. Der Abschlusssong „All My Eerie Monsters“ – zählt die vorher genannten nächtlichen Angreifer nochmal von Anfang auf … und stellt ein skurriles Panoptikum von „Angstmachern“ dar – fast wie ein „Marvel Horror Graphic Novel Brainstorm“.

MH: welche weiteren Themen könntest du dir noch vorstellen, die man unbedingt in Songs verarbeiten sollte?

Welche Ideen hat man noch in der Pipeline?

AK: Das wird sich ergeben, wenn es soweit ist. In den nächsten Monaten wird mir eine Grundidee über den Weg laufen…basierend darauf erfinde ich dann hoffentlich eine spannende Story oder ein loses Konzept, dass im weitesten Sinne zu ALL MY SHADOWS passt. Der Krieg – der viele Schatten wirft, und in jeder Hinsicht ganz viel Material bieten würde – ist mir aber beispielweise noch viel zu nah!

MH: könntet ihr euch in der anstehenden Festivalsaison 2023 entsprechende Auftritte vorstellen?

AK: Um eine Tour bis Sommer zu planen, ist es natürlich etwas zu knapp... auch weil wir inmitten der Vorbereitungen unseres nächsten VANDEN PLAS-Album stehen… Aber gegen Herbst vielleicht – Je nachdem, wie die Resonanz der Presse und Hörer ausfallen. Bei der anstehenden Festivalsaison würden wir gerne ein paar Shows spielen, wenn ein paar interessante Veranstalter auf uns zukommen. Wir haben auf jeden Fall großen Bock mit dieser Formation live auf die Bühne zu gehen.

MH: Andy hatte es ja eben schon angedeutet. Daher denke ich, gegen Ende des Interviews ist mir die Frage nach dem nächsten Schritt für VANDEN PLAS gestattet. Man könnte ja denken, die Band liegt komplett auf Eis, weil 3 Bandmitglieder mit ALL MY SHADOWS beschäftigt sind? Aber da laufen offenbar sogar schon parallel die ersten Vorbereitungen zum nächsten Studioalbum. Die letzte Scheibe ist ja gute 2 Jahre her. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass der Abgang eures langjährigen Keyboarders Günter Werno ein gewisser Rückschlag und in jedem Fall ein herber Verlust gewesen ist (menschlich wie auch musikalisch).

Trotz ALL MY SHADOWS: VANDEN PLAS ist höchst aktiv…

SL: VANDEN PLAS liegt nicht auf Eis. Im Gegenteil: die Songs für die CD sind geschrieben, die Vorbereitungen für das Recording laufen. Der Ausstieg von Günter ist natürlich nicht schön, aber wir waren ja informiert und vorbereitet. Sein Abgang beeinträchtigt die kommende CD selbst nicht. Aber selbstverständlich war sein Spiel und er selbst als Musiker über 30 Jahre ein wichtiger Teil von VANDEN PLAS. Hier muss und wird es nun einen neuen Mitmusiker geben, der seine eigene Identität und Musikalität mit einbringt. Das wird für uns spannend, und natürlich auch für die Leute, die VANDEN PLAS hören. Eine 1:1-Kopie von Günter kann und wird es nicht geben, ich denke das ist selbsterklärend. Wir werden weiter mit Günter an den Theatern zusammenarbeiten, also alles gut.

MH: ich danke dir für die Zeit, die Fragen zu beantworten. Zum Abschluss überlassen wir immer dem Interviewpartner das Wort. Hier kannst du dich zu einem Thema deiner Wahl äußern. Das kann mit Musik zu tun haben, aber auch andere Dinge betreffen. Was sollten unsere Leserinnen und Leser unbedingt noch wissen?

SL: Wir danken Dir. Es ist nicht selbstverständlich, als neue Band Interviewanfragen zu bekommen. Das wäre evtl. auch mein Ansatz für diesen Punkt. Wir sind mit VANDEN PLAS schon so lange dabei, und trotzdem haben wir noch die Lust und Energie, eine zweite Band an den Start zu bringen. Ich glaube, das zeigt wie wichtig Musik für uns alle ist.

MH: jetzt sind wir am Ende des Interviews. Es bleibt mir nur noch, dir bzw. euch viel Erfolg mit dem Debütalbum zu wünschen! Es wäre toll, wenn es noch weitere Releases von ALL MY SHADOWS gibt…erst einmal wäre ja eine Tour eine feine Sache!

SL: Vielen Dank. Wir hoffen auch, dass beides möglich sein wird.

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Bildquellen

  • ALL MY SHADOWS – Albumcover: CMM Online
  • ALL MY SHADOWS (c) by Jannik S Wagner: CMM Online

Doc Rock

Meine erste Metal-Platte liegt lange zurück: LIVE AFTER DEATH von IRON MAIDEN war´s. Ansonsten fühle ich mich in der Progressive Metal-Ecke wohl!

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