Zeichnen statt fotografieren: Christoph Heuer hält Festivals in schnellen Skizzen fest
Er zeichnet Bands, wo andere fotografieren: Christoph Heuer, geboren 1962 in Essen, ist ein vielseitiger Künstler. Und er hat eine interessante und abwechslungsreiche berufliche Laufbahn. Erst hatte er eine Lehre zum Bauzeichner abgeschlossen. Dann nutzte er den zweiten Bildungsweg, um an der Universität Essen zunächst Bauingenieurwesen zu studieren. Doch während eines Kurzurlaubs in Paris entdeckte er die Welt des französischen Comics und fand seine Leidenschaft fürs Zeichnen wieder.
Im Jahr 1993 entschied sich Christoph Heuer dafür, sein Studienfach zu wechseln. Und er begann ein Studium im Bereich Kommunikationsdesign an der heutigen Folkwang Universität der Künste. Dort konnte er seine kreativen Fähigkeiten weiterentwickeln. Und seine Leidenschaft für die bildende Kunst vertiefen. Seine Diplomarbeit mit dem Titel „Kindergeschichten – eine nonlineare Novelle“ wurde im Jahr 2002 mehrfach ausgezeichnet und zeigte bereits sein außergewöhnliches Talent. Im Jahr 2007 veröffentlichte Christoph Heuer im renommierten Carlsen Verlag seine Graphic Novel „Der Erste Frühling“, die auf einem Roman von Klaus Kordon basiert.
Ein weiterer Höhepunkt in seiner Karriere war im Jahr 2015 die Auszeichnung seines Videos „Willy Dear“ als Country Musik Video des Jahres bei den Cincinnati Entertainment Awards. Das Video basierte auf einem Lied der amerikanischen Band The Tillers und zeigte Christoph Heuers Fähigkeit, seine künstlerische Expertise auf unterschiedlichen Gebieten zu entfalten.
Christoph Heuer: Freischaffender Illustrator, Designer und Musikvideoproduzent
Heute arbeitet Christoph Heuer als freischaffender Illustrator, Designer und Musikvideoproduzent. Seine kreative Bandbreite ermöglicht es ihm, verschiedene Projekte mit seinem einzigartigen Stil zu gestalten. Sein breites Spektrum an Fähigkeiten und Erfahrungen macht ihn zu einem gefragten Künstler, der sowohl im Bereich der visuellen Kommunikation als auch in der Musikbranche erfolgreich tätig ist. Beispielsweise, wenn er auf Festivals die Bands zeichnet. Wie auf dem Rage Against Racism Festival in Duisburg…
MH: Während andere einfach mit dem Handy draufhalten, zeichnest Du die Bands. Wie kam es dazu, dass Du auf Konzerten solche Kunstwerke schaffst und wie lange machst Du das schon? Ist Metal Deine Musik?
CH: Als ich zum ersten Mal eine Band bewusst live gezeichnet habe, gab es noch keine Handys und schon damals hätte ich eine „Profi-Kamera“ kaum an der Security vorbeibekommen. Das war gegen Ende der 1980er Jahre bei einem Konzert der „Godfathers“ im Tor 3 in Düsseldorf.
CH: Von 1983 an habe ich für ein Heavy Metal Magazin namens Desaster viele Konzertberichte geschrieben und unzählige Fotos gemacht. Einer der beiden Gründer der Zeitung war Stagemanager bei einer Konzertfirma und der heuerte mich für viele Gigs als Stagehand an. Leider nahm das ein Ende, nachdem zum einen das Desaster eingestellt wurde und ich mich zum anderen einer Herzoperation unterziehen musste, die im Nachgang mein altes Leben beendete.
Lemmy von Motörhead: Berührt von den Zeichnungen
CH: Eine Zeit lang versuchte ich wieder reinzukommen, aber schaffte es nicht. Ich verabschiedete mich damals eigentlich komplett aus der Musikszene. Wenn ich zu Konzerten ging, dann fehlte mir das ganze drumherum und irgendwann sagte mir ein befreundeter Modedesigner: wenn du nicht headbangen, tanzen (das Wort Moshen war auch noch nicht erfunden), oder dort arbeiten kannst, dann zeichne doch einfach. Die einzige Band, zu der ich noch Kontakt nach der aktiven Zeit hatte, waren Motörhead. Nachdem ich sie mir auf der 1916-Tour angesehen hatte, sah Lemmy meine Zeichnungen. Er fand eine ganz besonders gelungen und ich schenkte sie ihm… das hat ihn damals sehr gerührt.
Metal ist für Christoph Heuer DIE Live-Musik schlechthin
CH: Metal ist für mich DIE Live-Musik schlechthin. Aber nicht alleine meine Musik. Mit Glam Rock bin ich aufgewachsen, konnte aber außer Suzi Quatro keine der Bands in ihrer großen Zeit live sehen. Punk ist eine weitere Musik, die ich sehr und vor allem live mag. Jenseits davon habe ich jahrelang Folkpunk als Sänger gemacht. Eigentlich eher Folk-Metal, aber damals nannte man das nicht so.
MH: Du hast auf dem Rage Against Racism Festival einige der Bands in einem Wahnsinnstempo gezeichnet. Klar, Du bist ein Profi. Welche Rahmenbedingungen benötigst Du für Deine Kreativität auf so einem Open Air?
CH: Die Musik und die Stimmung müssen stimmen. Beim Rage Against Racism ist das IMMER der Fall. Es geht locker und entspannt zu und auf der Bühne können die Musiker ihre Power voll rüberbringen. Ach ja, je lauter desto besser! … und wenn genug Platz da ist, dann geht es auch schonmal in Farbe …
Christoph Heuer: Zeichnen ist „meine Art zu Moshen“
MH: Machst Du solche Zeichnungen nur für Dich oder gab es auch schon Auftragsarbeiten im Metal-Bereich? Gab es vielleicht sogar schon mal Resonanzen von den Bands?
CH: Wenn ich bei einem Konzert zeichne, dann tu ich das nur für mich. Es ist meine Art zu Moshen und zu pogen. Es gibt viel Resonanz von den Bands, weil die sich auf eine Art gewürdigt fühlen, die für sie nahe an ihrer eigenen Kreativität liegt. Kirk Windstein hat einige Bilder, die ich bei Crowbar Shows gezeichnet habe, bei sich zu Hause aufgehängt. Ich mache viel im Bereich Musik. Meistens Plattencover und Poster, aber auch Musikvideos. Viel für Alt-Country Bands, aber auch eins für Rummelsnuff. Für Head Cat habe ich viel gemacht. Ich hatte Danny B. Harvey bei einem Konzert in der Essener Freak Show kennengelernt und wir sind sehr gut befreundet. Für Dave Vincents Motorrad-Club habe ich T-Shirts entworfen.
MH: Hast Du den Plan, Zeichnungen von Metalbands künftig stärker zu professionalisieren? Falls ja, wie und welcher Form?
CH: Da möchte ich nichts ausschließen. Natürlich stehe ich zur Verfügung, wenn ich gefragt werde. Ich entwerfe gelegentlich Merch für Capricorn Rockwear, könnte mir aber auch andere illustrative Sachen vorstellen. Manchmal überlege ich auch, ob ich gezeichnete Konzertberichte machen soll. Also das, womit alles anfing, auf ein neues Level stellten.
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Bildquellen
- Christoph Heuer – RaR-Festival – im Publikum: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Christoph Heuer – RaR-Festival – vor der Bühne: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
- Zeichnung Mühle RAR_2023_6: (c) Christoph Heuer, 2023 - Alle Rechte vorbehalten
- Zeichnung Threshold RAR_2023_6: (c) Christoph Heuer, 2023 - Alle Rechte vorbehalten
- Zeichnung Revel in Flesh RAR_2023_6: (c) Christoph Heuer, 2023 - Alle Rechte vorbehalten
- Zeichnung Gelände RAR_2023_6: (c) Christoph Heuer, 2023 - Alle Rechte vorbehalten
- Zeichnung Nuclear RAR_2023_6: (c) Christoph Heuer, 2023 - Alle Rechte vorbehalten
- Zeichnung Mission – Supernova – RAR_2023_6: (c) Christoph Heuer, 2023 - Alle Rechte vorbehalten
- Christoph Heuer – RaR-Festival – Nahaufnahme Skizze: (c) 2023 Matt / metal-heads.de
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