75 Jahre Alice Cooper – Willkommen im Schreckenskabinett (VÖ: 24. Oktober 2024)
Unglaublich aber wahr: Der Schocker-Rocker Alice Cooper hat bereits das 75. Lebensjahr gemeistert. Aller Eskapaden zum Trotz. Grund genug für den Hannibal-Verlag, ihm ein Buch zu widmen, das den eingängigen Namen „75 Jahre Alice Cooper“ trägt. Wir von metal-heads.de haben uns mit dem Werk eingehender auseinandergesetzt.
Die harten Fakten zum Buch
Wie wir es von Koch International aus Österreich gewohnt sind (siehe bisherige Buch-Rezensionen), halten wir ein wertiges Hardcover-Buch im Format 27cm x 23,5cm in unseren Händen. Mit über 208 Seiten und durchgängig farbigen, teils uns noch vollkommen unbekannten Fotos in toller Auflösung kommt der Schmöker daher. Passend zum Lebensalter hat Autor Gary Graff das Buch in 75 Kapitel – genauer gesagt in 75 Sternstunden einer atemberaubenden Karriere – unterteilt. Die Übersetzung ins Deutsche durch Paul Fleischmann und Marion Ahl darf ebenfalls als äußerst gelungen bezeichnet werden (hierzu kommen wir später noch). Wortwitzig und durchweg fließend lassen sich die Kapitel lesen. Ein Wort zum Preis: für 35 € kann man „75 Jahre Alice Cooper“ direkt über diesen Link hier beim Verlag käuflich erwerben. Ob sich der Kauf lohnt, erfahrt ihr hier.
Zum Inhalt von „75 Jahre Alice Cooper“
Machen wir uns nichts vor: Man kann einfach auch als Fan nicht alles über seinen Liebling wissen. Zumal, wenn man wie der Autor dieser Zeilen hier erst Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrtausends geboren ist. Wahrgenommen hat man Alice Cooper daher erst zu späteren Schulzeiten. Und dem hier vorrangig gespielten musikalische Repertoire von Herrn Vincent Damon Furnier (so sein bürgerlicher Name) aus Detroit. Also legendären Oberstufen-Feten-Hits wie „I´m Eighteen“ oder „School´s Out“ der Alice Cooper Band, Da stört auch die nach 1.000 Radio-Durchläufen doch zu oft gehörte Power-Ballade „Poison“ nicht weiter. Aber wir schweifen ab in die Musik. Dabei geht´s im Buch auch um den Menschen mit dem Alias Alice.
Allein die Fotos….
Wer zu faul ist, sich durch 75 doppelseitige Kapitel zu lesen, dem dürfte auch schon ein Blick auf die zahlreichen, durchweg qualitativ hochwertigen Fotos reichen. Wie jetzt? Der Mann hat den Impressionistern Dalí besucht? Mit Miss Piggy von der Muppets Show abgehangen? Sich von Elvis Presley entwaffnen lassen? Mit den Bee Gees einen Film gedreht? Je mehr man in die Tiefen dieses Bild-Bands abtaucht, desto irrer und verdichteter wird die Lebensgeschichte dieses Mannes. Mal ganz abgesehen von seinen Horror- und Schock-Requisiten auf der Bühne. Angefangen vom elektrischen Stuhl bis hin zur Guillotine.
Special effects – auch im Buch
Natürlich darf in diesem Nachschlage-Werk auch etwas Besonderes „versteckt“ sein. So wie auf Seite 105 der herausklappbare Zeitstrahl, mit dem man das Leben von Vincent Damon Furnier ab Geburt am 4. Februar 1948 in Kurzform verfolgen kann. Bis hin zum Jahr 2021 gibt es alles Wissenswerte der 75 Buchkapitel in komprimierter Form, hier schön beidseitig bedruckt nachzuschauen. Auch eine Methode für Kurzentschlossene, sich das passende Kapitel fürs Lesen herauszusuchen.
Stark übersetzt
Wie bereits zu Beginn unserer Buchvorstellung angeteasert, überzeugt uns die deutsche Fassung der amerikanischen Originalversion aus dem vergangenen Jahr. Der Wortwitz von Paul Fleischmann und Marion Ahl ist allgegenwärtig. Ob bei den Bildbeschreibungen, im Text und sogar in den Kapitel-Titeln. So heißt der Abschnitt auf Seite 110 „Fürs Leben gezeichnet“ . Und wer jetzt ohne weiterzulesen gleich bösartig denkt, hier sei die Rede von Alice Coopers markanten Gesichtszügen, wird bereits auf dem ganzseitigen Bild auf der gegenüberliegenden Seite 111 eines Besseren belehrt. Denn Kapitel 40 in „75 Jahre Alice Cooper“ handelt von einer eigenen Marvel Comic Serie über den Meister und Hobby-Golfer höchstselbst.
Anekdoten im Übermaß
Was in diesem Buch auffällt, ist die Detail-Treue. Da wird nicht bloß berichtet, dass der erste Plattenvertrag mit Frank Zappa zustande kam. Sondern man taucht ein in die Zeit Ende der 70er und kann sich richtig vorstellen, wie Alice Cooper in Hollywood auf der Bühne steht und sich aufgrund seiner exzessiven Show das Publikum entsetzt abwendet und in Scharen den Saal verlässt. Und Frank Zappa in der Ecke der Halle steht, genüsslich grinst und sich denkt: Das muss auch erstmal eine Band schaffen. Die nehme ich unter Vertrag. Die machen Schlagzeilen. Egal ob negative oder hoffentlich in Zukunft auch mal positive….
Wir sind unwürdig!
Natürlich wird auch dem Kniefall von Wayne Campbell und Garth Algar gegenünber Alice Cooper eine lustig bebilderte Doppelseite gewidmet (Kapitel 54). Und beim Lesen des cineastisch festgehaltenen Wortwechsels aus dem 1. Film Wayne´s World fällt auf, dass der Protagonist des ihm gewidmeten Buchs schon ein echt helles Köpfchen ist, der zu allem etwas fundiertes zu sagen hat. Irgendwie passt dieser kluge und freundliche Mensch (Mr. Nice-Guy) gar nicht zu seiner bösen Rocker-Hülle und Hits wie Feed My Frankenstein. Dafür aber nur zu gut in die Anti-Alkoholiker-Truppe der Hollywood Vampires. Auch denen wir ein Kapitel am Ende des Buchs gewidmet. In Kapitel 75 wird dann über die „Detroit Stories“ berichtet und das Buch endet sehr plötzlich. Natürlich muss es dies ja zu irgendeinem Zeitpunkt. Doch das Leben von Alice Cooper ging und geht weiter (nachzulesen auch bei uns).
Ein Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Buch total abwechslungsreich geraten, stark bebildert und sehr launig geschrieben worden ist. Es besticht zudem durch seine inhaltliche Tiefe. Und man ist irgendwie froh, dass die riesigen Boa Constrictor Schlangen unserem Alice Cooper ebenso wenig das Leben ausgehaucht haben wie er auch sämtliche Alkohol- und Drogen-Eskapaden gut überlebt zu haben scheint. Das Leben von Alice Cooper war wirklich ein wilder Ritt, ein ständiges Auf und Ab.
Der Autor versteht es gekonnt, sein gesammeltes Fachwissen sprachlich sehr lebendig seiner Leserschaft zu vermitteln. Also ohne dieses doofe Gefühl, dass „75 Jahre Alice Cooper“ zu sehr von Zahlen, Daten und Fakten strotzt. Und daher ist dieses Buch hier wirklich ein schönes Nachschlagewerk nicht nur für Hardcore-Fans von Alice Cooper. Sondern für jeden Musikinteressierten, der gerne liest. Und um die Frage nach der Kaufentscheidung noch zu beantworten: Ja, die 35 € lohnen sich. Unser Tipp zum Schluss: Legt den Schutzumschlag gerne beiseite. Denn das gedruckte Original-Cover des Buches wirkt weitaus spährischer.
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Bildquellen
- 75 Jahre Alice Cooper: Hannibal-Verlag, Kochinternational
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