Die Bad Religon Story – Do What You Want (VÖ: 18. August 2020)
Auf stolze 40 Jahre Bandgeschichte können die Polit-Punks von Bad Religion zurückblicken. Grund genug für Autor Jim Ruland, Sänger Greg Graffin und seinen Mannen ein Buch mit dem Titel „Die Bad Religion Story – Do What You Want“ zu widmen. Natürlich haben wir von metal-heads.de uns eingängig mit dem Schmöker auseinandergesetzt und stellen euch die Publikation hier gerne im Detail vor.
Sozialkritik mit 3 Akkorden – Bad Religion
1980 gründeten Freunde in Los Angeles die Band Bad Religion, um ihrem Frust über das herrschende System musikalisch freien Lauf zu lassen. Allerdings hoben sich die Mannen von Bad Religion von den Punks ihrer Zeit ab. Denn ihre Texte waren anspruchvoll. Sie waren politisch und sozialkritisch. Dazu religiös bis philosophisch und später oftmals wissenschaftlich sowie literarisch. Bad Religion prägten zudem einen eigenen Begriff für den Hintergrundgesang. Denn Duzende background vocals wie „Uuuhs“ und „Aaahs“ wurden zu „Oozin´ahs“ umbenannt und sind heute ein fester Begriff in der Musikwelt. Just diese „Oozin´ahs“ erzeugten stets Ohrwurmcharakter in den melodischen, selten länger als 2 Minuten dauernden Hardcore-Songs, ursprünglich gemacht für Surfer und Skater der Westcoast Kaliforniens.
Oozin´ahs gehören zur Bad Religion Story
Titel wie „21st Century Digital Boy“ oder „Sanity“ sind auch heute noch Meilensteine des melodischen Punks und durften in den 80er und 90er Jahren in keiner guten Independent Disco fehlen. Jährliche Europatourneen brachten Bad Religion schnell eine große und treue Fangemeinde ein. Auch der Autor dieser Zeilen verbindet mit der Band viele gute Erinnerungen. Und die Erkenntnis, dass ihm Greg Graffin mehr englische Vokabeln beigebracht hat als seine Fremdsprachen-Lehrer in neun Schuljahren! Bad Religion prägten aber nicht nur das Englisch-Vokabular unseres Kollegen, sondern hatten auch entscheidenden Einfluss auf viele spätere Weltstars wie Nirvana, Green Day und Linkin Park. Aber bevor wir hier abschweifen, kommen wir lieber zur heutigen Buchvorstellung.
Unser Buchcheck: Die Bad Religion Story
Der Wälzer musste erst einmal ausführlich studiert werden. Viele neue, unbekannte Fakten bereiteten beim Lesen hierbei große Freude. Wie überhaupt die Art, eine Band-Biographie inhaltlich derart dicht und lebendig zu verfassen, sehr viel Freude bereitete. Der Autor nutzte nämlich häufig das Instrument der wörtlichen Rede. Die vielen Gesprächs-Zitate lockern den irren Wust an Informationen unheimlich auf. Der Schreibstil ist sehr flüssig und daher ist der Schmöker wirklich gut in einem Rutsch runterzulesen Nach der letzten Seite weiß man einfach (fast) alles über Bad Religion.
Achtung: Spoiler-Alarm
Wer immer schon in Erfahrung bringen wollte, wo Sänger Greg einen Band-Roadie namens Eddie Vedder das erste Mal traf (es war im Winter 1989 und der spätere Pearl Jam-Sänger arbeitete für die Buzzcocks), wieviele Schlagzeuger Bad Religion insgesamt verschlissen hat (acht), wer Besuch von der Polizei nachts daheim (Jay) oder in der Highschool (Greg) bekommen hat oder wie die Auszeichnung hieß, die nur einem Studenten in den USA pro Jahr verliehen wurde, die 1989 Greg Graffin erhielt (der Bryan Patterson Prize), der liegt mit diesem Buch goldrichtig. Doch alle 27 Kapitel sind eine Quell der Inspiration, des Frusts und der Begeisterung. Man erfährt soviel über die ersten Proben und Instrumente (ja, auch ein Synthesizer spielt da eine entscheidene Rolle), aber auch über das Studium der Geologie und, und, und. Die Aufzählung könnte endlos so weiter gehen.
Die besten Fans der Welt
Machten Bad Religion mit ihrer Suffer-Tour in den USA noch ein sattes Minus, stellten die Polit-Punks bei der ersten Europa-Tour schnell fest, dass die Leute in Deutschland „zu den besten Fans auf der ganzen Welt“ gehören (Seite 137). Wundert uns von metal-heads.de jetzt nicht wirklich. Aber es gibt viel mehr zu entdecken. Von der Bandgründung in der heißen Garage über Drogenmissbrauch, Trennungen, Wiedervereinigungen – beides mit dem Namen Brett Gurewitz verbunden – bis hin zu Ruhm. Natürlich dürfen Herz und Schmerz nicht fehlen. Wir wollen hier aber wirklich nicht zu viel und schon gar nicht alles verraten.
Fazit
Der österreichische Hannibal-Verlag ist unserem Chefredakteur bereits anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2019 wohlwollend aufgefallen. Wiederholt bewies die Buchschmiede nämlich ein gutes Auge für interessante Autobiographien aus dem Amerikanischen. Im letzten Jahr haben wir von metal-heads.de euch hier bereits das Buch „Erinnerungen an Kurt Cobain“ vorgestellt. Nun folgt mit der Biographie über Bad Religion der nächste – durchaus gelungene – Streich. Autor Jim Ruland als Punkexperte und Romanautor („Forest of Fortune“) hat die Band wunderbar charakterisiert. 352 lebendige Seiten Text und 32 Seiten seltene Bandplakate und Fotos aus den ersten Jahren der Band – passenderweise in schwarz-weiß gehalten – runden die durchaus beachtliche Karriere der Westcoast-Punks von Bad Religion auf geniale Weise ab. Der Preis von nur 25 € erleichtert aus Sicht der metal-heads-Redaktion die Kaufentscheidung ebenfalls wesentlich. Dafür bekommt man heute ja noch nicht mal eine Flasche Glenmorangie!
Do What You Want – trotzdem hier noch zwei heiße Tipps
Daher stürmt in die kleinen Buchläden vor Ort, supportet your local book dealer und ordert euch die von Paul Fleischmann übersetzte Version von „Die Bad Religion Story – Do What You Want.“ Es lohnt sich! PS: für alle Zahlenfreaks und Exit-Spieler unter euch hier noch eine geheime Botschaft: „ ISBN 978-3-85445-690-2„…
Und ein letzter Tipp: werdende Musiker unter unseren Lesern sollten die gleiche Herangehensweise wählen wie damals die blutjungen Außenseiter-Punks Greg, Brett und co. getreu deren Motto: „Was die Ramones da machen, das können wir auch!“
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Bildquellen
- Die Bad Religion Story: Amazon
- The Bad Religion Story: Hannibal-Verlag, photocredit: Leandro Godoi
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