WARDRUNA live in Köln
WARDRUNA live im Theater am Tanzbrunnen
(engl. version below)
Am 4. July 2023 spielten WARDRUNA in Köln im Theater am Tanzbrunnen. Es war das erste Mal, dass die Norweger ein Konzert in der Domstadt spielten.
Der Tanzbrunnen ist eine Konzertlocation, die direkt am Rhein liegt. Ich war gespannt, wie WARDRUNA in einem bestuhlten Tanzbrunnen ihre Wirkung entfalten würden. Bisher habe ich WARDRUNA an Orten erlebt, die zwar Sitzgelegenheiten boten, aber auch einen direkteren Kontakt von Band und dem Publikum direkt vor der Bühne ermöglichten.
WARDRUNA werden mit viel Applaus begrüßt, als sie auf die Bühne kommen. Doch sobald das Rauschen des Windes und der Ruf des Raben zu hören sind, senkt sich eine erwartungsvolle Stille auf den Tanzbrunnen herab.
Der weiße Rabe fliegt wieder
WARDRUNA beginnen ihr Set mit „Kvitravn“ Der Ruf des Raben, die Melodie der Moraharpa und der Rhythmus laden ein, sich wieder auf das zu besinnen, was Mensch und Natur miteinander verbindet.
Der mehrstimmige Gesang bei „Skugge“ klingt beschwörend. Dieses Lied ist – im Vergleich zu „Kvitravn“ – weniger bewegt. Dafür aber umso eindringlicher.
„Solringen“, das die Sonne und den Neuanfang besingt, folgt dem Lied über den Schatten. Die Bühne ist entsprechend ausgeleuchtet und verleiht dem Lied, das an die Tradition, dass die Frauen zu Mittsommer auf die Felder gingen und die dort wohnenden Elfen mit Liedern zu wecken, damit sie zu Wachstum und guter Ernte beitragen, einen besonderen Glanz.
Licht und Schatten als Ausdrucksmittel
Sowieso haben die Lichttechniker durch das Spiel mit Licht und Schatten den Ausdruck der Gesten von Einar Selvik noch verstärkt. Es ist eindrucksvoll, wie Einar die Lieder mit seiner Körperhaltung und den Gesten verstärkt: die Lieder der Runen-Trilogie unterstützt er dabei beschwörend, die anderen wie ein Erzähler, der seinen Worten Nachdruck verleiht.
Auch Lindy Fay Hella hat ihren Gesang mit ausdruckvollen Gesten und Tanz begleitet.
Mit „Heimta Thurs“ folgt ein ruhiger und dabei kraftvoller Song, der in Schreien und flackerndem Licht endet.
„Kvit Hjort“ führt ins zurück in die Natur. Eine wunderschöne auf dem Horn gespielte Melodie lädt dazu ein.
Lyfjaberg – der Ort für Trost und Heilung
„Lyfjaberg“ das Lied vom heilenden Berg. Er ist ein Ort des Trostes und der Heilung für die, denen es möglich ist, den Berg zu besteigen und dort Opfergaben darzubringen. Das Lied – und dabei insbesondere die Melodie des Horns, übermittelt die Hoffnung und Schwere dieser Situation. Die Anstrengung – sowohl die körperliche als auch die geistige – werden spürbar.
„Voluspá“ ist in der Skalden-Version, in der Einar alleine singt und sich mit der Kraviklyre begleitet, unglaublich intensiv, nackt, fordernd, beruhigend zugleich.
„Tyr“ (vom Album „Ragnarök“ der Runaljod-Trilogie) ist nicht nur durch den Einsatz der beiden Bronzeluren eindrucksvoll, sondern auch durch die Harmonien, die immer wieder neu aufgebaut werden. Das ist schon cineastisch.
Im folgenden Lied „Isa“ kann Lindy Fay Hella ihre stimmliche Vielfalt zeigen. Außerdem ist es einer der Songs, der sich Zeit lässt und gerade dadurch eine enorme Spannung aufbaut.
Mit „Grá“ spielen WARDRUNA ein weiteres Lied vom Album „Kvitravn“. Dieses Lied fasst für mich zusammen, was das Album musikalisch ausmacht: die Verbundenheit mit Natur und (animistischer)Tradition, übermittelt durch Rhythmen und Harmonien, die etwas Grundsätzliches berühren.
„Rúnaljod“ ist ein mächtiges Lied, das in der Art, wie Percussion und Stimmen sich ergänzen, Gänsehaut erzeugt.
Bäume ohne Wurzeln fallen
Mit „Rotlaust Tre Fall“ werden die Mächte aufgerufen, die Wurzeln erstarken zu lassen. Denn ohne Wurzeln ist der Baum – aber auch der Mensch – anfällig in den Stürmen des Lebens. Der mehrstimmige Gesang ist immer wieder beeindruckend und in gewisser Weise berauschend.
„Fehu“ bringt durch seine rhythmische Struktur viele Leute im Publikum in Bewegung – so weit dies im Sitzen möglich ist.
Im Anschluss bedankt sich Einar Selvik beim Kölner Publikum für das, was es WARDRUNA entgegengebracht hat.
We are in Köln for the very first time and received so much love.
Er erklärt, dass die Musik, die sie spielen, Altes aufgreift, das aber heute noch Resonanz in uns findet und zu uns spricht. Aber dass es auch Dinge der Vergangenheit gibt, die in die Vergangenheit gehören.
Das Publikum honorierte dies mit zustimmendem Applaus.
Doch die Tradition, Lieder zu singen, verbindet die Menschen, führte er weiter aus. Es gibt Lieder für alle Orte und Situationen. Es gibt Lieder zum Bierbrauen genauso wie Lieder über Tod und Erinnern.
Ein Lied, das von Übergängen und Loslassen handelt, ist „Helvegen“.
„Helvegen“ darf inzwischen bei keinem WARDRUNA-Konzert fehlen. Dass dieser Song für viele Fans eine besondere Bedeutung hat, konnte man aus den Standing-Ovations schließen, mit denen der Song aber sicher auch das gesamte Konzert gewürdigt wurde.
„So sing with your children, your family, your friends!“
Jetzt hielt es viele Leute nicht mehr auf ihren Plätzen und sie gingen vor die Bühne.
Auf die Frage von Einar, ob diese die kölner Art sei, einen weiteren Song einzufordern, ließen die Rufe nach einer Zugabe nicht auf sich warten und die Musiker gingen wieder an ihre Instrumente.
Mit „Raido“ endete dieser wunderbare Abend.
Ja, es war wieder einmal ein wunderbarer Abend mit intensiven und verzaubernden Momenten. WARDRUNA ist es erneut gelungen, unaufdringlich und ruhig aber umso eindringlicher Musik zu erschaffen, die unter die Haut geht.
—————————-
On July 4, 2023, WARDRUNA performed at the Theater am Tanzbrunnen in Cologne. It was the first time the Norwegians played a concert in the cathedral city.
The Tanzbrunnen is a concert venue located directly on the Rhine. I was curious to see how WARDRUNA would captivate the audience in a seated Tanzbrunnen. I had previously experienced WARDRUNA in places that offered seating but also allowed for a more direct interaction between the band and the audience right in front of the stage.
WARDRUNA were greeted with much applause as they took the stage. But as the sound of the wind and the call of the raven filled the air, expectant silence descended upon the Tanzbrunnen.
The white raven flies again
WARDRUNA began their set with „Kvitravn“ (White Raven). The raven’s call, the Moraharpa’s melody, and the rhythm invited everyone to reconnect with what unites humanity and nature.
The polyphonic singing in „Skugge“ sounded evocative. This song was less dynamic compared to „Kvitravn,“ but it was all the more compelling.
„Solringen“, which sings of the sun and new beginnings, followed the song about shadows. The stage was appropriately illuminated, lending a special radiance to the song, which harks back to the tradition of women going into the fields during Midsummer to awaken the resident elves with songs, so they may contribute to the growth and good harvest.
Light and shadow as expressive elements
The lighting technicians enhanced the expressiveness of Einar Selvik’s gestures through the play of light and shadow. It was impressive how Einar amplified the songs with his posture and gestures: he supported the songs of the Rune Trilogy with incantation-like gestures, while the others were delivered like a narrator emphasising his words. Lindy Fay Hella also accompanied her singing with expressive gestures and dance.
With „Heimta Thurs“ a calm yet powerful song, they concluded with screams and flickering lights.
„Kvit Hjort“ returns us to nature. A beautiful melody played on the horn invites us in.
„Lyfjaberg“ tells the story of the healing mountain. It is a place of solace and healing for those who can climb it and offer sacrifices. The song, especially the melody of the horn, conveys the hope and weight of this situation. The exertion, both physical and mental, is palpable.
„Voluspá“ is incredibly intense when performed in the skaldic version, with Einar singing alone and accompanying himself on the Kravik lyre. It is simultaneously raw, demanding, and soothing.
„Tyr“ (from the album „Ragnarök“ of the Rune Trilogy) is impressive not only due to the use of the two bronze lures but also because of the harmonies that are continually built up. It feels like a cinematic experience.
In the following song, „Isa“, Lindy Fay Hella shows her vocal versatility. Additionally, it is one of the songs that take their time, creating tremendous tension.
WARDRUNA performs another song from the album „Kvitravn“: „Grá“.This song encapsulates what the album represents musically: the connection with nature and (animistic) tradition, conveyed through rhythms and harmonies that touch something fundamental.
„Rúnaljod“ is a powerful song that generates goosebumps through the interplay of percussion and voices.
Trees without roots will fall
With „Rotlaust Tre Fall“ the forces are summoned to strengthen the roots. Without roots, both the tree and the human are vulnerable to the storms of life. The polyphonic singing is consistently impressive and somewhat intoxicating.
„Fehu“ gets many people in the audience moving with its rhythmic structure, as much as sitting allows.
Afterwards, Einar Selvik expresses gratitude to the Cologne audience for their reception of WARDRUNA.
We are in Köln for the very first time and received so much love.
He explains that the music they play draws upon ancient themes that still resonate within us and speak to us today. But he also acknowledges that there are things from the past that should remain in the past.
The audience responds with approving applause.
He further elaborates that the tradition of singing songs unites people. There are songs for every place and situation. There are songs for brewing beer, as well as songs about death and remembrance. One such song that deals with transitions and letting go is „Helvegen“.
„Helvegen“ has become an essential part of every WARDRUNA concert. The special significance this song holds for many fans was evident from the standing ovations, which also honoured the entire concert.
„So sing with your children, your family, your friends!“
Now, many people couldn’t stay in their seats any longer and moved to the front of the stage.
When Einar asked if this was the Cologne way of demanding an encore, the calls for an encore quickly followed, and the musicians returned to their instruments.
The wonderful evening concluded with „Raido“.
Yes, it was once again a marvellous evening filled with intense and enchanting moments. WARDRUNA has again succeeded in creating unassuming and calm music yet all the more powerful and deeply affecting.
NEWSLETTER. FREITAGS. KOSTENLOS.
Bildquellen
- wardruna köln 2023.1: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.16: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.10: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.17: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.20: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.1: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.5: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.6: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.7: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.8: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.9: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.12: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.13: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.15: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.18: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023.19: birgit@metal-heads.de
- wardruna köln 2023: birgit@metal-heads.de
Neueste Kommentare