Ausstellung in Emmerich: Deutsche Underground-Konzertplakate
Eine neue Ausstellung wirft einen Blick auf eine bislang wenig beachtete Facette der deutschen Musikgeschichte: Konzertplakate aus den Jahren 1968 bis 1981. Während in den USA die Plakate der Hippie- und Subkultur schon seit den 1960er Jahren massiv vermarktet wurden, blieben die deutschen Gegenstücke weitgehend unbeachtet. Nun sind sie erstmals in einer repräsentativen Auswahl zu sehen. Die Ausstellung läuft von 25. Juli bis 15. Dezember 2024 im PAN Kunstforum Niederrhein in Emmerich.
„Krautrock“ ist ein Begriff, der in den frühen 1970er Jahren aufkam und ursprünglich abwertend gemeint war. Der Begriff stammt von „Krauts“, einem Schimpfwort für Deutsche im Zweiten Weltkrieg, und wurde von der Musikindustrie als Genrebezeichnung übernommen. Doch was als Schimpfwort begann, entwickelte sich schnell zu einem Zeichen für künstlerische Eigenständigkeit und Qualität. Bands wie Can, Faust und Neu machten sich einen Namen und prägten den einzigartigen Sound dieser Zeit.
Gegenkultur und Experimentierfreude
In den 1960er Jahren entwickelten sich viele deutsche Musiker aus dem bürgerlichen Milieu heraus und wandten sich gegen kommerzielle Schlager und konservative Volksmusik. Sie wollten anders sein, experimentierten mit Drogen, freier Sexualität und neuen Lebensformen. Bands wie Amon Düül und Guru Guru lebten in Kommunen und verkauften ihre Musik oft über eigene Plattenlabels. Diese Haltung führte zu neuen, innovativen Klängen und einer breiten Palette an musikalischen Stilen, von Rock und Folk über Jazz bis hin zu elektronischer Musik und Avantgarde.
Der „German Underground“ war kein rein deutsches Phänomen. Viele Bands hatten internationale Mitglieder oder suchten den Austausch mit Musikern aus anderen Ländern. So reiste die Band Embryo mit ihren Bussen um die Welt, um neue Klangwelten zu entdecken. Auch internationale Künstler wie Brian Eno und David Bowie ließen sich von deutschen Elektronikpionieren inspirieren und arbeiteten mit ihnen zusammen.
Konzertplakate: Vom Bauzaun ins Museum
Konzertplakate, die oft nur für kurze Zeit am Bauzaun hingen, sind heute wertvolle Zeitdokumente. Sie wurden entweder von professionellen Gestaltern wie Jürgen Spohn und Günther Kieser entworfen oder mit viel Improvisationstalent von den Musikern selbst gebastelt. Diese Plakate sind nicht nur Werbematerial, sondern auch Zeugnisse einer bewegten Zeit.
Obwohl der Krautrock Ende der 1970er Jahre von Punk und New Wave verdrängt wurde, erlebte er in den 1990er Jahren eine Wiederbelebung. Viele Bands fanden wieder zusammen, tourten und nahmen neue Alben auf. Heute gilt Krautrock als Klassiker und hat weltweit eine treue Fangemeinde. Seltene Vinyl-Originale erzielen bei Sammlern Höchstpreise.
Die Ausstellung zeigt, wie lebendig und vielfältig die deutsche Musikszene der 1960er und 1970er Jahre war und wie sie bis heute nachwirkt. Ein Besuch lohnt sich für alle, die in die spannende Geschichte des Krautrock und der deutschen Konzertplakate eintauchen möchten.
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Bildquellen
- Ausstellung Plakate 212-German-Rock-Ostern: EPK / Repro: Gerd Siekmann
- Ausstellung Plakate 113-Jane: EPK / Repro: Gerd Siekmann
- Ausstellung Plakate 71-Scorpions: EPK / Repro: Gerd Siekmann
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