Dog Eat Dog – Free Radicals [VÖ:20.10.2023]

Am 20.10.2023 veröffentlichen Dog Eat Dog ihr erstes Album seit 17 Jahren.
Dog Eat Dog melden sich mit „Free Radicals“ eindrucksvoll zurück
Lange ist es her, dass Dog Eat Dog ein Full-Length-Album herausgebracht haben. Genauer gesagt liegt das letzte Album „Walk With Me“ schon Sage und Schreibe ganze 17 Jahre zurück. Selbst die in Eigenregie produzierte EP „Brand New Breed“ ist mittlerweile schon 6 Jahre alt. Also mit eiligen Veröffentlichungen hat es die bikontinentale Crossoververeinigung nicht gerade. Und wenn dann doch endlich eine Veröffentlichung ansteht, dann ist auch die (Vor-) Freude dementsprechend groß. Das bedeutet allerdings auch, dass die Fans große Erwartungen an das neue Album ihrer Helden haben. Immerhin haben Dog Eat Dog damals mit dem Album „All Boro Kings/1994“ einen Genre-Meilenstein herausgebracht. Ob ihnen mit „Free Radicals“ ebenfalls ein solcher gelungen ist, erfahrt ihr jetzt in unserer Analyse!
Zuerst das Cover-Artwork
Befassen wir uns also mit „Free Radicals“ dem, nach eigenen Angaben, vielleicht härtesten Album der Bandgeschichte. Und mit hart ist in diesem Fall die komplette Entstehung und Produktion der Scheibe gemeint. Erste Songwriting Prozesse lassen sich bis ins Jahr 2017 zurückdatieren. Mitten in der kreativen Phase bestimmte dann Covid-19 das Tun der Band und setzte alle Parameter auf null. Normale Bandaktivitäten wurden für über 1,5 Jahre ausgesetzt. Produktionstermine mussten mehrfach verschoben oder komplett abgesagt werden. So verzögerte sich das komplette Album um fast 3 Jahre. Doch jetzt liegt „Free Radicals“ final vor uns und was uns als Erstes ins Auge fällt, ist dieses sehr schöne, wirklich detailverliebte Comic-Artwork des Künstlers Marcos Cabrera.
Künstlerisch wertvolles Artwork
In diesem Kunstwerk gibt es, neben lustigen Monstern, auch einiges aus dem Leben der Musiker zu entdecken. Okay, zugegeben, man muss schon etwas über die Band und ihre Vorlieben wissen, um da Verbindungen herstellen zu können. Trotzdem wurden sie auf sehr schöne Art und Weise in das Bild eingearbeitet. Unserer Meinung nach handelt es sich hier um das künstlerisch hochwertigste Cover, das Dog Eat Dog bisher jemals veröffentlicht haben. Mal abgesehen vom ikonischen „ABK“- Album natürlich. Hier hat die Band also schon mal einen vorgelegt. Mal sehen, wie es in musikalischer Sicht weiter geht!
Jetzt geht es an das Eingemachte
Kommen wir zuerst zu den Fakten. Auf „Free Radicals“ gibt es insgesamt 14 brandneue Songs. Es wurden also keine Songs geremixt oder remastered. Das ist super! Ebenfalls toll ist die Spielzeit von fast 45 Minuten. Das ist nicht zu lang und schon gar nicht zu kurz. Erhältlich ist das neue Werk als Digipak-CD, Fan-Box und in verschiedenen (farbigen) Vinyl-Varianten. Ebenfalls erhältlich dazu ist das Skateboard-Bundle, in dem tatsächlich ein richtiges Skateboard-Deck enthalten ist. Alle notwendigen Links zu allen Formaten findet ihr übrigens weiter unten. Darüber hinaus wird „Free Radicals“ ab dem 20. Oktober 2023 wie gehabt über Metalville Records (Katalog Nr.: MV0348) veröffentlicht werden.
Jetzt geht es los!
Endlich geht es zur Musik. Als Opener von „Free Radicals“ wurde der Track „Lit Up“ ausgewählt. Jener Song wurde auch zur ersten Video-Auskopplung des Albums auserkoren und sollte ursprünglich eigentlich „Live Up“ heißen. Aber der Band-Demokratie sei Dank ist es halt „Lit Up“ geworden. Der Text indes ist schon sehr typisch für Dog Eat Dog Verhältnisse und handelt im Prinzip davon, den Moment zu nutzen und das Leben zu genießen. Musikalisch geht das ganze eher in die Melodic Punk Richtung, wobei der sehr melodiöse Refrain dann doch ein wenig verwundert. Jedoch fühlt sich der erste (Album) Song seit 17 Jahren durchweg gut an und bleibt sofort im Gehör hängen.
Kin – We are one
Extrem melodisch geht es auch im folgenden „Kin“ weiter. Irgendwie bekommt man das Gefühl, dass Frontmann John Connor richtig großen Spaß am Singen gefunden hat. In „Kin“ wird tatsächlich mehr gesungen als gerappt. Aber keine Sorge, die Sprechparts sind nicht komplett verschwunden, sie werden halt nur dosierter eingesetzt. Musikalisch ist „Kin“ wohl am ehesten ein Hybrid aus Pop-Rock und Melodic Punk und beschwört den Zusammenhalt der Menschen untereinander. Schöner, zeitloser Song, der sogar einige Synthesizer-Parts beinhaltet.
Never Give In
Track Nummer 3, ist ein Song, der ebenfalls als Video ausgekoppelt wurde. Er trägt den Namen „Never Give In“ und ist eine Abgehnummer der traditionellen alten Schule. Hier findet sich alles, was die Band nun schon seit 32 Jahren auszeichnet. Hier trifft Hardcore-Punk auf Hip-Hop und überrascht dich wie eine Faust im Gesicht. Jede Strophe sitzt auf dem Punkt und der Song ist wie ein brodelnder Vulkan, der zum Refrain hin ausbricht. Krass! Spätestens jetzt ist klar, dass es Dog Eat Dog immer noch drauf haben und wir trauen uns mal zu sagen, dass sie vielleicht noch nie so gut waren wie jetzt! „Neve Give In“ ist definitiv ein Signatur-Track, der selbstverständlich nicht ohne DJ-Scratches auskommt.
Time won’t wait
Aufgeheizt geht es mit „Time won´t wait“ weiter. Eine der schnelleren Nummern des Albums. Das ist Hardcore in Reinkultur. Hier wird jeder Pit brennen und ausufernde Pogo-Schlachten auslösen. Crew-Shoutings gibt es hier auch reichlich und ist einfach ein fetter Party-Song.
1 Thing und Mean Street
Danach nehmen „1 Thing“ und „Mean Street“ erstmal ein wenig das Tempo raus. Während „1 Thing“ starke Reggae-Vibes ausstrahlt, ist „Mean Street“ eher ein Mid-Tempo Rock-Song, der seinen Titel einem Film von Martin Scorsese zu verdanken hat. Als Besonderheit gibt es hier einen Gast-Auftritt von Urban Dance Squad Frontmann „Rudeboy“. Dessen Band im Übrigen eine sehr große Inspirationsquelle für D.E.D. war und ist.
Energy Rock
Bei „Energy Rock“ geht es, wie der Name schon verrät, wieder energetisch zur Sache und ist mit 190 BPM eine der schnellsten Nummern des Albums. Hier geht es einfach nur schnörkellos mit Hardcore-Punk nach vorne. Das Gaspedal wird durchgetreten und anstatt Saxofon gibt es Keyboards zu hören. Übrigens kommt das Album bis hierhin nahezu ohne Saxofon aus. Was den Tracks aber auch nicht schadet, so liegt der Fokus gänzlich auf den klassischen Instrumenten.
@Joe’s
Das Tempo hält an. Und mit dem Song „@Joe’s“ gibt es einen weiteren Ohrwurm-Anwärter. Hier wandeln die Rocker auf ihren eigenen Spuren. Ähnlich wie beim Song „Step Right In“ (Play Games/1996) gibt es hier ganz starke Hip-Hop-Einflüsse verpackt in eingängigen, metallischen Rocksound. Der Text erzählt über eine wahre Geschichte aus Johns Vergangenheit und dürfte mit seiner Entstehungszeit von 25 Jahren fast rekordverdächtig sein. Aber im Ernst, der Track macht richtig Spaß, erinnert an die starken Crossoverzeiten der ´90er Jahre, in der es auf der Tagesordnung stand Rap und Metal zu mischen. Die Beastie Boys, Run DMC und Urban Dance Squad lassen grüßen! Wirklich klasse!
Blvk Clvd
Man kann es ja fast gar nicht glauben! Auf „Free Radicals“ dominieren tatsächlich die schnellen Arschtritt-Songs! „Blvk Clvd“ gehört auch zu diesen Tracks. Hier zeichnet sich Bassist und Komponist Dave Neabore verantwortlich. Dave und seine Mitmusiker Roger (Git.) und Brandon (Drums), die übrigens bis hier hin allesamt einen extrem geilen Job machen, dürfen hier einfach hardcoremäßig drauflos brettern. Hier gibt es 88 Sekunden lang richtig auf die Omme. So wie man es sonst von New York her kennt. Nur das, da die meisten Bands ohne Gitarrensolos auskommen. So etwas hätten wir JC und Co. nicht mehr zugetraut! Sehr, sehr geil!
Bar Down
Genauso wenig zugetraut hätten wir der Band eine richtig balladeske Nummer, wie „Bar Down“. Das ist wahrscheinlich der ruhigste und nachdenklichste Song, den die Männer jemals aufgenommen haben. Hier liegt der Fokus komplett auf Johns eindringliche Stimme, die ein wenig an ein Gebet erinnert. Getragen wird sie dabei von ganz dezenter Gitarrenbegleitung und Synthesizerklängen. Hier findet sich auch der Albumtitel „Free Radicals“ im Text wieder. Der Song wurde ebenfalls schon als Video veröffentlicht und zeigt die Band mal aus einer ganz anderen Perspektive! Respekt dafür, mal einen gänzlich anderen Weg einzuschlagen!
Man’s Best Friend
Nach der Ballade folgt mit „Man’s Best Friend“ die bisher letzte Video-Single. Und für alle die, die nach einem Nachfolger im Stile von „Who’s The King“, „No Fronts“ oder „ISMS“ schreien, hier ist er! Dieser Song beinhaltet alles, was ein Dog Eat Dog Hit braucht. Wie zum Beispiel einen Text, mit dem sich sowohl Männer, Frauen und Kinder identifizieren können. Der dazu ganz leicht zu singen ist und sich obendrein erstklassig herumspringen lässt. Ganz im Stile der „großen“ Hits. „Man’s Best Friend“ gehört unbestritten zu den größten Songs auf „Free Radicals“ und wird sich nicht mehr aus dem Live-Programm entfernen lassen. Hier hat sich die Band einfach übertroffen! Der Song ist definitiv die beste Werbung für das Album!
E1on1
Der nachfolgende Track „E1on1“ im Anschluss, ist wieder mehr eine richtige Rocknummer, für die sich Gitarrist Roger Haemmerli musikalisch verantwortlich zeichnet. Neben der Rockgitarre kommt hier auch das Bassspiel von Dave Neabore sehr gut zur Geltung. Die vorhandenen Synthesizerklänge geben dem Song zusätzlich ein bisschen Soundtrack-Feeling. Und vielleicht schielt die Band auch mit einem Auge auf eine Stadionhymne mit seinem „Oh-oh-oh“ Moment? Generell ist die Nummer aber sehr tight und fühlt sich sehr gut an.
Looking Back
Im Prinzip ist der vorletzte Song des Albums „Looking Back“ von gleicher Natur wie sein Vorgänger. Basierend auf einem coolen Gitarrenriff, bewegt er sich zwischen Pop-Rock und melodischen Punkrock. John variiert in seinem Gesang zwischen melodiösem Singen und seinem typischen Sprechgesang. Im Mittelteil des Songs gibt es ein feines Lead-Solo von Roger und ein Bass Fill-in gibt es auch. Der Fels in der Brandung, Brandon Finley, macht sowieso schon vom ersten Takt an einen sehr professionellen Job. Der Song ist jetzt vielleicht nicht der spektakulärste auf dem Album, ist aber Dog Eat Dog durch und durch. Und das ist die Freiheit, die sich die Band über die ganzen Jahrzehnte erarbeitet hat.
Zamboni
Und diese Freiheit gipfelt in dem finalen Song „Zamboni“. Also, hier wird tatsächlich noch ein Gang mehr als in „Bar Down“ herausgenommen! Klingt unmöglich? Ist es aber nicht! Der Song klingt nach einer komplett anderen Musikart. John wandelt hier ein wenig auf den Spuren von Country-Sänger Willie Nelson und besinnt sich auf das, was (seiner Meinung nach) wirklich wichtig ist, von Herzen kommt und ihm auch bei schlechten Tagen ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Eine Fahrt auf dem Zamboni. Googelt das Mal! Das hier auch noch zu bearbeiten, würde eindeutig den Rahmen sprengen. Belassen wir es hiermit und lassen mit der schönen Stimme der Backgroundsängerin (!) das neueste Dog Eat Dog Album mit einem Countrysong ausklingen.
Das MH-DE
Verzeiht uns an dieser Stelle diese ausführliche Analyse dieser Scheibe. Aber wenn eine Band wie Dog Eat Dog nach 17 Jahren endlich mit ihrem neuen Album aufwartet, dann muss das einfach gründlich abgearbeitet werden. Und das haben wir mit großem Vergnügen getan, denn das Album ist viel stärker, als wir es uns hätten wünschen können! Dog Eat Dog sind sich definitiv über die ganzen Jahre hin treu geblieben und lassen sich immer noch nicht in eine Schublade stecken. Heute noch weniger als damals. Die Band hat in ihrem Reifeprozess seit „Walk With Me“ noch mehr Facetten dazugewonnen. Was vielleicht auch an Roger Haemmerli liegt, der mittlerweile zum festen Bandmitglied befördert wurde.
Der logische Nachfolger
Aus unserer Sicht präsentieren sich Dog Eat Dog auf „Free Radicals“ musikalisch stärker als jemals zuvor! Wo wir auch schon bei unserem Fazit angekommen wären. Ganz ohne Umschweife: All die ganzen Jahre des Wartens haben sich gelohnt! Dog Eat Dog haben mit „Free Radicals“ den logischen Nachfolger von „Amped“ und „Walk With Me“ produziert und gehen unbeirrt den Weg weiter, den sie bereits 1996 mit „Play Games“ eingeschlagen haben. Heute stehen D.E.D. für Facettenreichtum und Vielschichtigkeit. Ebenso für Authentizität, Lockerheit und Herzblut. Denn ohne diese Attribute hätte es dieses wundervolle Album wohl kaum gegeben.
Das Album des Monats
Handwerklich steht das Album auf einem sehr soliden Fundament. Technisch wurden alle Instrumente sauber und fehlerfrei eingefangen. Die gesamte Produktion verfügt gänzlich über einen druckvollen und klaren Sound. Die Spielzeit von fast 45 Minuten ist wirklich akzeptabel und ausreichend, um das ganze Potenzial dieser Scheibe zu erfassen! Alle Songs strotzen einfach nur so vor Energie und Hingabe, dass es einfach eine Freude ist! Dabei sprechen eine Handvoll richtiger Hits ihre eigene Sprache! Fazit: Wer Abwechslung liebt, der kommt an „Free Radicals“ definitiv nicht vorbei! Das Album ist ein absoluter Pflichtkauf! Herzlichen Glückwunsch! Wir vergeben hiermit 9,5 von 10 Punkte und ernennen „Free Radicals“ zum Album des Monats im Hardcore-Punk/Crossover Bereich!
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Bildquellen
- Dog-Eat-Dog-Free-Radicals-front-cover: © 2023 by Marcos Cabrera / Official Metalville Press Kit
- Dog Eat Dog -Stack: ©2023 by Dog Eat Dog Official / Flying Dolphin Presskit
- Dog-Eat-Dog-2023-press3: ©2023 by Dog Eat Dog Official / Flying Dolphin Press Kit
- Titelbild: ©2023 by Dog Eat Dog Official / Flying Dolphin Presskit
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