„Echoes of North“ von Christine Kammerer

„Echoes of North“ das Debütalbum von Christine Kammerer (VÖ: 7.Juni 2024)
(engl. version below)
Echoes of North“ ist das Debütalbum von Christine Kammerer, mit der ich mich vor ein paar Tagen über ihren Weg zur Musik und zur Entstehung des Albums gesprochen habe.

Sie ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen, hat einen Hintergrund nicht nur in klassischer Musik, sondern auch im Heavy Metal. Im Laufe der Zeit hat sie sich immer mehr mit Folk-Musik auseinandergesetzt. Sie gründete die Band JOTUNGER, die sie als ihr „Dark-Folk-Projekt“ bezeichnet.
Christine Kammerer war schon früh von den Klängen keltischer Volksmusik begeistert. Volksmusik war in ihrer Familie ein wichtiges Element. So komponierte ihr Großvater, der aus Bayern stammte, auch Volksmusik. In Dänemark aufgewachsen kennt sie die dänische/nordische Volksmusik. Sie spezialisierte sich während des Studiums der Musikwissenschaft und vergleichenden Kulturwissenschaft auf frühe nordische Musik / Musik aus der sg. Wikingerzeit. So begann sie auch, sich mit den alten musikalischen und kulturellen Verbindungen zwischen Skandinavien und Schottland zu beschäftigen
Die Verbundenheit der skandinavischen und schottischen Klanglandschaften
Das Album „Echoes of North“ macht die Verbundenheit und die gemeinsamen musikalischen Wurzeln zwischen Skandinavien und Schottland hörbar und erlebbar.
Christine Kammerer geht es auch hier um Musik als Bindeglied, Kommunikationsmöglichkeit und Vermittler zwischen Menschen, verschiedenen Kulturen, Vergangenheit und Gegenwart.
Sie hat mit dem Album, dessen 10 Lieder auf Dänisch, Englisch und Gälisch gesungen werden, den Eigenheiten der skandinavischen so wie der schottisch-gälischen Musik ebenso viel Raum gelassen wie den Gemeinsamkeiten. Sie hat diese Elemente so zusammengefügt, dass sie ineinanderfließen und neue, wunderschöne Melodien und Lieder entstanden sind.
Unterstützt wurde sie dabei von Musikern aus Dänemark, Schottland und Norwegen. Musiker, die vorher noch nie zusammengespielt haben. Sie haben die Idee hinter den Liedern aufgegriffen und umgesetzt, indem sie den Melodien nach ihrem Verständnis spielen und den Liedern damit diesen ganz speziellen Charakter verliehen haben.
Echoes of North – Lieder auf Dänisch, Gälisch und Englisch
Das Album beginnt mit „I Dag Bryder Lyset Frem“ (Heute bricht das Licht hervor). Klavier und Geige leiten das Lied ein. Zunächst zurückhaltend und doch intensiv singt Christine von dunklen Momenten, die es in unserem Leben gibt. Davon, dass es ob so scheint, als ob sie das Leben bestimmen. Dann werden Stimme und Instrumente intensiver und erzählen überzeugt von der Hoffnung, dass dieses Kapitel enden und ein neues beginnen wird. Dass etwas kommen wird, wie ein Licht, das sich seinen Weg durch die Dunkelheit bricht.
Das Chorarrangement und vor allen Dingen dieser wunderbare Wechsel der Stimmlage, wenn das Licht („Lys“) besungen wird, zeigen die Zuversicht, ohne die Trauer über die dunklen Momente zu verschweigen.
Bereits in diesem Lied zeigt sich, was sich thematisch wie ein roter Faden durch das Album zieht: traurige, schwere, dunkle Momente gehören zu unserem Leben. Aber es gibt immer wieder diese stärkenden Augenblicke in denen ‚das Licht hervorbricht‘ und man sich wohlfühlt, sich zuhause, angenommen und angekommen fühlt. Und auch wenn ein Nachhall des Vergangenen bleibt, ist es möglich, etwas hinter sich zu lassen

Lieder vom Nach-Hause-Kommen
„Daffodils“ hat wunderschöne Melodien in Gesang und den Geigen. Er ist einerseits ein Folksong mit harmonischen Strukturen und einer Melodie, die eingängig ist und zum Mitsingen einlädt. Das Arrangement unterstreicht es durch Sequenzen, die leicht sind und zum Tanz einladen. Dennoch ist es mehr. Das Arrangement ist dicht und bietet beim wiederholten Hören viele Entdeckungen. Man merkt, dass die Musiker ihr Verständnis des Liedes umgesetzt haben.
Es ist ein wunderschönes Lied über Ereignisse, die in Erinnerung bleiben und uns in traurigen Momenten mit Freude erfüllen können. Der Reichtum schöner Erinnerungen.
Sehnsuchtsvolles Geigenspiel und Gesang prägen „Carry Me Home“. Christines Stimme ist eindringlich und schwebend zugleich. Es klingt, als ob sie uns an einen verborgenen, mystischen Ort mitnehmen will. Und vielleicht ist Nach-Hause-Kommen manchmal so, als ob man einen bis dahin verborgenen Ort findet.
Teach me the way of wind so I can flow
Christine Kammerer
Lead me well and watch me grow
Carry me Home
Klagelieder
Es folgen drei Lieder, die ich als zusammengehörend empfinde. Es geht um Klage, Abschied und Hoffnung.
„Mythical Lamentation 1“ wird lediglich durch die Stimme und die teifen, tragenden Töne des Organistrum gestaltet. Ein ergreifendes Stück.
Diese Grundstruktur wird in „Sol Står Stille“ weitergeführt. Der dänisch gesungene Text ist schön in seiner Bildsprache. Die Melodie und das Arrangement ermöglichen verschiedene Facetten der Klage. Das Lied klingt archaisch in der Melodieführung und im Arrangement mit Organistrum, Geige und mehrstimmigem Gesang. Der Mittelteil mit lautmalerischem Gesang ist ein Gänsehautmoment.
„Mystical Lamentation2“ geht ebenfalls unter die Haut. Klavier, Geige, Cello,Tagelharpa und Gemshorn spielen ihre Klage und lassen am Ende wieder Hoffnung und Ruhe einkehren.
Mittelalterliches Dänisch in nordischen Runen
Und nun folgt „Drømte mig en drøm & Mermaids Croon“, das die Intention des Albums, den Gemeinsamkeiten skandinavischer und schottisch-gälischer Musik eine neue Form zu geben, umsetzt. „Drømte Mig en Drøm“ ist das älteste bekannte dänische Volkslied. Der Text ist mit nordischen Runen in mittelalterlichem Dänisch geschrieben . „Mermaids Croon“ (Crònan na maighdinn-mhara) ist ein gälisches Volkslied. Wenn man auf die Musik hört, würde man wohl nicht auf die Idee kommen, dass es sich um zwei Lieder handelt. Christine Kammerer hat hier die Essenz der Lieder zu Klängen zusammengeführt, die zeigen, wie nah sich die Ausdrucksformen sind. So klingt es, wenn nordische Musik mit unterschiedlichen Wurzeln ihren Widerhall findet.
Erzählend klar und dann wieder sirenenhaft klingt die Stimme. Das Arrangement ist zart und die alten Instrumente erzeugen einen warmen Klang, in dem ich mich zuhause fühle.
„Sig Nærmer Tiden“ ist eines der Lieder, das mich nicht nur an Musik aus dem Norden erinnert, sondern auch an Volkslieder aus anderen Kulturkreisen. Ob es an der Melodie, der Melancholie des Liedes, das von der Flüchtigkeit des Lebens und von Abschied singt, liegt?
„In The Old Town“ ist wie eine Liebeserklärung an einen vertrauten Platz, der Sicherheit und der Seele Ruhe bietet. Wieder geht es um Zu-Hause-Sein, dem Thema, das Christine Kammerer sich von verschiedenen Seiten genähert hat. Immer intensiv, mit Bildern, die in jedem ein Echo hervorrufen werden – wie immer er Zuhause für sich versteht oder wünscht.

Schläfst du, während der Sturm tobt?
Mit „Jeg Kender Et Danmark“ endet das Album. Es ist ein kraftvoller Song, der davon handelt, für das einzustehen, was einem wichtig ist. Sie singt zwar von Dänemark – aber hier kann jeder den Namen seines Landes einfügen. Denn Ideale wie Gleichwertigkeit, Gerechtigkeit, Fürsorge sind doch die Säulen jeder Gemeinschaft, die beachtet und geschützt werden müssen.
Auch hier gefällt mir die Verschmelzung verschiedener Elemente. Z.B. wie der Dudelsack eingesetzt wird und sich mit den anderen Instrumenten und Melodien zu einem Klangbild zusammenfügt.
Echoes of North – Widerhall des Alten im Neuen
Christine Kammerers Intention, die gemeinsamen Wurzeln der Musik Skandinaviens und Schottlands aufzuzeigen und zusammenzuführen, ist mit diesem Album gelungen. Dabei konnte sie mit Musikern aus Schottland, Dänemark und Norwegen zusammenarbeiten, die dies aufgegriffen und in ihrer Art umgesetzt haben. Dies macht den besonderen Charakter des Albums aus. Es zeigt auch, dass Musik und Emotionen eine universelle Sprache sind, und dass es Geschichten und Themen gibt, die in allen Kulturen eine Rolle spielen.
Die Instrumente und Melodien, Christines beindruckend vielseitige Stimme sind dabei wie Fäden einer Stickerei. Sie sind einzeln erkennbar und ergeben zusammen ein Motiv. Wenn man den Liedern zuhört, klingt Bekanntes und Neues an. Es gibt viel zu entdecken – und nicht nur für Folk-Fans!
Neben Christine Kammerer (Gesang, Klavier) waren mit dabei:
Adam McKenzie (Dänemark): Cello
Alison McNeill (Schottland): Geige
Fiona McNeill (Schottland): Gitarre und Bodhrans
Scott Figgins (Schottland): Dudelsack
Hans Christian Molbech (Dänemark): Flöte und Gemshorn
Christian Mohr Levisen (Dänemark): Drehleier und Tagelharpa
Kjell Braaten (Norwegen); Organistrum
Produziert und gemischt wurde das Album im Studio 1790 von Gavin Paterson (Schottland) und gemastert von Kjell Braaten Music (Norwegen).
Das Album „Echoes of North“ findet ihr HIER
Und hier „Jeg Kender et Danmark“
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Christine Kammerer’s Debut Album „Echoes of North“ Release Date: June 7, 2024

„Echoes of North“ is the debut album by Christine Kammerer, with whom I recently spoke about her journey into music and the creation of the album.
She grew up in a musical family, with a background not only in classical music but also in heavy metal. Over time, she became increasingly involved with folk music. She founded the band JOTUNGER, which she describes as her „dark folk project.“
Christine Kammerer was captivated by the sounds of Celtic folk music from an early age. Folk music played a significant role in her family. Her grandfather, who was from Bavaria, also composed folk music. Growing up in Denmark, she is familiar with Danish/Nordic folk music. During her musicology and comparative cultural studies, she specialized in early Nordic music/music from the Viking Age. This led her to explore the ancient musical and cultural connections between Scandinavia and Scotland.
The Connection of Scandinavian and Scottish Soundscapes
The album „Echoes of North“ makes the connection and shared musical roots between Scandinavia and Scotland audible and tangible. Christine Kammerer emphasizes music as a link, a means of communication, and a mediator between people, of different cultures, past and present.
With the album, whose 10 songs are sung in Danish, English, and Gaelic, she has given space to both the distinctive features of Scandinavian and Scottish-Gaelic music as well as their commonalities. She has blended these elements so that they flow into each other, creating new, beautiful melodies and songs.
She was supported by musicians from Denmark, Scotland, and Norway—musicians who had never played together before. They embraced the idea behind the songs and implemented it by interpreting the melodies in their own way, giving the songs a unique character.
Echoes of North – Songs in Danish, Gaelic and English
The album begins with „I Dag Bryder Lyset Frem“ (Today the Light Breaks Forth). Piano and violin introduce the song. Initially restrained yet intense, Christine sings of dark moments in our lives that seem to dominate. Then the voice and instruments intensify, convincingly telling of hope that this chapter will end and a new one will begin, like a light breaking through the darkness.
The choral arrangement and, above all, the wonderful change in pitch when singing about the light („Lys“) convey hope without concealing the sorrow over dark moments.
Already in this song, a theme that runs through the album becomes apparent: sad, heavy, dark moments are part of our lives. But there are always these strengthening moments when ‚the light breaks forth‘ and one feels at home, accepted, and arrived. And even if an echo of the past remains, it is possible to leave something behind.

Songs of coming home
„Daffodils“ has beautiful melodies in the vocals and violins. It is both a folk song with harmonic structures and a catchy melody inviting sing-alongs. The arrangement highlights this with light sequences inviting dance. Yet, it is more. The dense arrangement offers many discoveries upon repeated listening. One notices that the musicians have interpreted the song with their understanding.
It is a beautiful song about events that remain in memory and can fill us with joy in sad moments. The richness of beautiful memories.
Longing violin playing and vocals characterize „Carry Me Home“. Christine’s voice is both compelling and ethereal. It sounds as if she wants to take us to a hidden, mystical place. And perhaps coming home is sometimes like finding a previously hidden place.
Teach me the way of wind so I can flow
Christine Kammerer
Lead me well and watch me grow
Carry me Home
Laments
Three songs follow that I feel belong together. They are about lament, farewell, and hope.
„Mythical Lamentation 1“ features only voice and the deep, resonant tones of the organistrum. An evocative piece.
This basic structure continues in „Sol Står Stille“. The Danish lyrics are beautiful in their imagery. The melody and arrangement allow for various facets of lamentation. The song sounds archaic in its melody and arrangement with organistrum, violin, and multi-voice singing. The middle section with onomatopoeic singing is a goosebumps moment.
„Mystical Lamentation 2“ also strikes deep. Piano, violin, cello, tagelharpa, and gemshorn play their lament, and hope and peace return at the end.
Medieval Danish in Nordic Runes
Next is „Drømte mig en drøm & Mermaids Croon“, which fulfils the album’s intention of giving a new form to the commonalities of Scandinavian and Scottish-Gaelic music. „Drømte Mig en Drøm“ is the oldest known Danish folk song. The text is written in Nordic runes in medieval Danish. „Mermaids Croon“ (Crònan na maighdinn-mhara) is a Gaelic folk song. Listening to the music, one would not think these are two separate songs. Christine Kammerer has merged the essence of the songs into sounds that show how close the forms of expression are. This is how it sounds when Nordic music with different roots finds its echo.
The voice sounds clear and narrative, then siren-like again. The arrangement is delicate, and the old instruments create a warm sound in which I feel at home.
„Sig Nærmer Tiden“ is one of the songs that reminds me not only of music from the north but also of folk songs from other cultural circles. Is it the melody, the melancholy of the song singing about the transience of life and farewell?
„In The Old Town“ is like a declaration of love to a familiar place that provides security and peace for the soul. Again, it is about being at home, a theme Christine Kammerer approaches from various angles. Always intense, with images that will evoke an echo in everyone—however they understand or wish for home.
Do You Sleep While the Storm Rages?

With „Jeg Kender Et Danmark“ the album ends. It is a powerful song about standing up for what is important to you. Although she sings about Denmark, anyone can insert the name of their own country here. After all, ideals like equality, justice, and care are the pillars of any community that must be respected and protected.
Here, too, I like the merging of various elements. For example, how the bagpipes are used and blend with the other instruments and melodies into a soundscape.
Echoes of North – The Reverberation of the Old in the New
Christine Kammerer’s intention to highlight and bring together the shared roots of Scandinavian and Scottish music has succeeded with this album. She was able to work with musicians from Scotland, Denmark, and Norway who embraced and implemented this in their own way. This gives the album its special character. It also shows that music and emotions are a universal language and that there are stories and themes that play a role in all cultures.
The instruments and melodies, Christine’s impressively versatile voice, are like threads in embroidery. They are individually recognizable and together create a motif. Listening to the songs, both familiar and new elements resonate. There is much to discover—and not just for folk fans!
Alongside Christine Kammerer (vocals, piano), the album features:
Adam McKenzie (Denmark): cello
Alison McNeill (Scotland): violin
Fiona McNeill (Scotland): guitar and bodhrans
Scott Figgins (Scottland): Bagpipe
Hans Christian Molbech (Denmark): flute and gemshorn
Christian Mohr Levisen (Denmark): hurdy-gurdy and tagelharpa
Kjell Braaten (Norway): organistrum
The album was produced and mixed at Studio 1790 by Gavin Paterson (Scotland) and mastered by Kjell Braaten Music (Norway).
You can find it HERE.
And now „Jeg Kender et Danmark“
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Bildquellen
- CK doing whisky & witches 3: Christine Kammerer
- Jotunger 2: Christine Kammerer
- christine kammerer 1: Christine Kammerer
- christine kammerer echoes of north: Christine Kammerer
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