Pripjat donnern gewaltig mit „Sons Of Tschernobyl“
In den den letzten 12 Monaten hatte ich wiederholt das Vergnügen die Kölner Pripjat live zu sehen. Mit ihren energiegeladenen, brutalen Live Shows haben sie mich jedes mal zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Old School Thrash Metal mit maximaler Leidenschaft und Aggressivität dargeboten. Einfach Wahnsinn! Im Februar 2014 erschien ihr Debüt „Sons Of Tschernobyl“ und bisher gab es dazu noch ein kein Review auf metal-heads.de. Ein Mangel, dem ich hiermit jetzt abhelfen will. Einen ersten Eindruck von der Bühnenpräsenz von Pripjat könnt ihr euch mit folgenden Live – Video vom Cologne Metal Festival 2016 verschaffen:
Pripjat starten furios
Das Album wird standesgemäß mit dem heftig riffenden „Nuclear Chainsaw“ eröffnet. Sänger Kirill kreischt sich durch diesen Nackenbrecher, ansonsten dominieren sägende Gitarren. Ein klasse Opener, der direkt die Marschrichtung des Albums absteckt. Im Video unten könnt ihr euch selber ein Bild davon machen. Weiter geht es mit „Liquidators“, einem 80er Thrash Metal Song, wie er im Buche steht und zwar einer der bösen Sorte. Tolle Gitarrenarbeit und eine grandiose Rhythmus-Fraktion. Passend zum Namen folgt dann „Acid Rain„. Ein Song, der live wunderbar funktioniert. Im Vergleich zu den ersten beiden mit ein paar langsameren Parts, bei denen dann nur geheadbangt wird. Aber diese Ruhepausen braucht man auch für die schnellen, brutalen Parts des Songs. Danach folgt mit „Born To Hate“ mein Highlight der Platte. Auf ein Spoken Word Intro folgt eine ruhige Gitarrenmelodie, die mit dem Einsetzen der Drums dann bedrohlicher wird. Nach knapp zwei Minuten schlägt der Song dann um und die Nackenmuskulatur lernt ihn wirklich zu hassen. Grandios!
Pripjat sind gnadenlos
„Snitches Get Stitches“ ist mit gut 2 1/2 Minuten ein kurzer eruptiver Ausbruch mit einer leichten Punk Attitüde und einem böse rausgerotzten Refrain. Mag ich auch sehr. Der Midtempo-Anfang von „Red Disease“ lässt auf eine Erholung hoffen, aber nur etwa eine halbe Minute lang. Dann wird wieder das volle Thrash-Brett gefahren. Nicht ganz so unbarmherzig wie am Anfang, aber immer noch schlimmer als 80% dessen was sonst unter Thrash Metal firmiert. Mit „Destruction Manifesto“ starten Pripjat dann wieder einen Angriff zur Vernichtung der Nackenmuskulatur, flankiert von wunderbar jaulenden und sägenden Gitarren. Das folgende „Toxic“ ist wirklich Gift für einen gesunden Nacken und überrascht mit einem im Chor geshoutetem Refrain. Jetzt kommt das mit über sechs Minuten längste Stück, der Titeltrack „Sons Of Tschernobyl“. Ein für Pripjat Verhältnisse geradezu epischer Song, in dem öfter mal das Tempo variiert wird und der auch noch mit tollen Soli aufwartet. Beschlossen wird die Platte mit einem Bonus Song, einer russischen Version von „Liquidators“. Seht hier noch ein Video zu „Snitches Get Stitches“ mit Eindrücken vom Summer Breeze 2015:
Pripjat – der Name und die Texte
Der Name der Band und der Albumtitel kommen nicht von ungefähr. Pripjat ist die dem Kraftwerk Tschernobyl nächstgelegene Stadt und die beiden Bandmitglieder Kirill und Eugen stammen aus Kiev in der Ukraine, ungefähr 80 km entfernt vom Kernkraftwerk gelegen. Sie sind also wahrhaftige Söhne Tschernobyls. In den Songs „Liquidators“, „Acid Rain“ und natürlich dem Titeltrack thematisieren sie das schreckliche Unglück und seine Folgen. Aber neben aller Ernsthaftigkeit kommen auch, wie sie es nennen Beer, Boobs and Beelzebub nicht zu kurz. Der Metal Lifestyle drückt sich exemplarisch in der Thrash Metal Maniacs Hommage „Toxic“ aus. Alles in allem eine gelungene Mischung aus politischem Anspruch und wildem, fröhlichem Metal-Lifestyle.
Pipjat – uneingeschränkt empfehlenswert
Ich konnte es eingangs ja schon nicht verhehlen: Pripjat haben mich begeistert. Live sind die Jungs echt ein Erlebnis und nehmen keine Gefangenen. Besonders beeindruckt hat mich, dass sie auch auf der Bühne – trotz wildem Stageacting – die Songs technisch genauso perfekt umsetzen wie auf Platte. Das Album ist für jeden Fan von aggressivem Old School Thrash Metal eine wahre Freude. Klar stehen Bands wie Kreator, Slayer, Destruction, Overkill und andere irgendwie Pate und Pripjat erfinden das Rad des alten 80er Thrash Metal auch nicht neu. Aber sie lassen es verdammt gut rollen. Und was mich neben dem sozialkritischen, politischen Part der Texte auch noch unheimlich freut: Pripjat sind eine der besten Live Bands, die ich je gesehen habe. Natürlich sind sie nichts für den Glam Metaller oder den Progressive Freak. Bei Pripjat gibt es richtig auf die Fresse, very much of good, friendly violent fun! Also geht hin, kauft das Album und das Merch. Besucht die Band auf Konzerten, auf das sie uns noch lange erhalten bleibt. Pripjat sind für mich eine der größten Hoffnungen in der deutschen Thrash Metal Szene!
Pripjat – Line-Up und Kontakt
Kirill „Overkirill“ Gromada – Vocals, Guitar
Eugen „Dude“ Lyubavskyy – Guitar
Pablo Tapia Ugarte – Bass
Yannik „Bobo“ Bremerich – Drums
Nicht vergessen möchte ich, dass der Bass auf dem Debüt noch von Michael Thomer bedient wurde. Mehr zu Pripjat findet ihr auf der Homepage oder ihr besucht die Jungs mal bei Facebook. Bei der Gelegenheit könnt ihr auch mal einen Blick auf die Initiative „Riffing For Tolerance“ der Jungs werfen. Das Debütalbum könnt ihr für nur 10 Euro direkt bei der Band hier erwerben. Das thematisch sehr passende und gelungen Artwork stammt übrigens vom Tätowier Künstler Daniel Ixi. Aktuell arbeiten Pripjat an ihrem zweiten Album. Wir von metal-heads.de halten euch da natürlich auf dem laufenden.
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Bildquellen
- Pripjat: Bildrechte beim Autor
- Pripjat Sons Of Tschernobyl: amazon.de
- PLH Portrait of young woman in heavy metal style: photodune.net - diego_cervo
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