SÓLSTAFIR: „Hin helga kvöl“
Das neue Album „Hin helga kvöl“ von SÓLSTAFIR (VÖ: 8. November 2024)
Wenn man die bisherigen sieben Alben von SÓLSTAFIR betrachtet, haben sie mit jedem Album etwas anders gemacht und damit ein insgesamt weites Spektrum von Black Metal bis Hardrock, Psychedelic Rock und Ambient abgedeckt.
War „Köld“ eher atmosphärisch ausgerichtet, verzierte „Ótta“ die Black Metal Grundlage mit sehnsuchtsvollen Melodien. Und das letzte Album „Endless Twilight Of Codependent Love“ war im Grunde ein Rock-Album.
So war ich gespannt, wie SÓLSTAFIR „Hin helga kvöl“ ausgerichtet haben.
Das neue Album, das via Century Media veröffentlicht wird, ist wie ein Blick auf das, was sie bisher gemacht haben. Aber es ist keine Vermischung der Stilrichtungen, sondern eine Verbindung mit fließenden Übergängen.
SÓLSTAFIR integrieren den Black Metal der frühen Alben in die rockigeren und atmosphärischen Strukturen der letzten Veröffentlichungen.
Über die Idee von Ragnarök und was danach kommt
Das kommende Album „Hin helga kvöl“ (Das heilige Leiden/die heilige Qual) zeigt die Facetten der Musik von SÓLSTAFIR. Sie weben komplexe Rhythmen mit melodischem Rock ineinander und das ganz unaufgeregt und mit einem satten vollen Klang.
Und in vielen Momenten wird nachvollziehbar, weshalb sie dem Album gerade diesen Titel gegeben haben.
So z.B. beim ersten Song „Hún andar“ (Sie atmet), bei dem es um eine Person geht, die aufgrund von Drogenkonsum und psychischen Problemen nicht mehr die ist, die sie war. Ein Song mit einer traurigen Melodie, in einem weiten atmosphärischen Sound, wie wir ihn vom Album „Berdreyminn“ kennen.
Besonders gut gefällt mir hier das nuancierte Drumming zusammen mit den kraftvollen Bassläufen und den filigranen Gitarrenmelodien, Der Gesang ist dabei erzählend, traurig und wütend zugleich.
„Hin helga kvöl“, der Titelsong hat einen spannenden, atmosphärischen Beginn, melancholische Passagen und dann solche, die von flirrenden Klängen, sperrigen Riffs und Blastbeats geprägt sind. Einerseits entsteht eine dunkle Stimmung, zu der auch Aðalbjörn Tryggvasons unverkennbare Stimme beiträgt, andererseits rockt es zwischendurch immer wieder.
Rock ´N Roll Vibes
Mit „Blakkrakki“ wird rockend der schwarzen Köter besungen. Im Video dazu geht es auf der Ladefläche eines Lastwagens durch die Landschaft. Zu diesem ‚on the road‘ – Ding passen die Rock `N Roll Vibes die der Song verbreitet.
„Sálumessa“ ist atmosphärisch, langsam und melancholisch. Die Stimme wechselt von klar, fest zu sehnsuchtvoll und traurig. Dieser Song ist der längste des Albums und erinnert an Klanglandschaften, wie sie auf „Otta“ zu hören sind.
Auch in „Vor ás“ schaffen sie fließende Übergänge von atmosphärischen Passagen über rockige Riffwände zu einem groovenden Abschluss.
Als „Freygátan“ mit Klavierspiel beginnt über dem emotionaler Gesang schwebt, habe ich mich auf ein sanftes Lied eingestellt. Der Song entwickelt sich aber zu einer kraftvollen Ballade mit einem schluchzenden Gitarrensolo.
„Grýla“ fällt direkt mit der Tür ins Haus: mit mehrstimmigem Gesang, eher ungewohnten Harmonien. Die langsameren Passagen, wunderbar von den Drums gestaltet, die mir auch in diesem Song sehr gefallen. Sehr schön auch das schluchzende Gitarrensolo im Hintergrund.
Wenn das Licht stirbt
„Nú mun ljósið deyja“ ist sowohl schwarz-metallisch düster als auch gespickt mit Postrock-Elementen.
Die größte Überraschung kommt zum Schluss: mit „Kuml“, einem Ambientstück endet das Album. Geheimnisvoller, fast schon liturgischer Gesang, ein wabernder Bass, verzerrte Klänge und dann eine großartige Saxophonmelodie. Bevor man davon hypnotisiert wird, brechen Metalstrukturen durch, bis sich die Klänge wie Nebel senken und das Album beenden.
Fazit
Mit „Hin helga kvöl“ verbinden SÓLSTAFIR ihr Black-Metal-Wurzeln mit melodischem Rock und atmosphärischen Klängen. Das Album ist emotional, geprägt von intensiven Rhythmen und abwechslungsreichen Arrangements.
Besonders gut hat mir Hallgrímur Jón Hallgrímssons Schlagzeugspiel mit seinen Nuancen, manchmal unerwarteten Taktwechseln und der unglaublich kraftvollen Dynamik gefallen.
Sæþór Maríus Sæþórssons detailreiches Gitarrenspiel, die feinen Solo-Passagen sowie die satten Bassläufe von Svavar Austmann lassen erneut die Klanglandschaften entstehen, an denen man SÓLSTAFIR erkennt.
Aðalbjörn Tryggvason hat seinen Gesang auch vielfältig gestaltet: mal aggressiv, dann melancholisch oder angstvoll, rauh und wieder klar und sanft.
So ist dieses Album nicht nur wie ein Überblick über das, was sie auf den bisherigen Alben gezeigt haben, sondern auch eine Reise durch verschiedene Klangwelten, durch die sich wellenförmig der SÓLSTAFIR-Sound bewegt.
Und hier der Titeltrack „Hin helga kvöl“:
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Bildquellen
- sólstafir band 2024 Void Revelations: Oktober Promotion
- sólstafir band Katie Metcalfe: Oktober Promotion
- sólstafir – hin helga kvöl cover: Oktober Promotion
- sólstafir hin helga kvöl rev: Oktober Promotion
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