GÅTE: NORD
GÅTE: „Nord“ – traditionelle norwegische Lieder modern interpretiert
Draußen wird es langsam Winter. Es ist nass und ungemütlich in diesen Tagen. Was gibt es da Besseres, als sich einen Platz am Kamin vorzustellen. Das Album „Nord“ der norwegischen Band GÅTE, das am 3. Dezember 2021 veröffentlicht wird, passt zu solch einer Umgebung und Stimmung. Auf „Nord“ präsentieren GÅTE moderne Folkmusik, die respektvoll und einfallsreich mit traditionellen Liedern, Texten und Tänzen umgeht,
GÅTE sind eine norwegische Band, deren musikalische Ideen, wie auch bei einer Reihe weiterer norwegischer Musiker (s. Lindy-Fay Hella & Dei Farne, Kjell Braaten, WARDRUNA und VREID) auf verschiedene Musiktraditionen/das musikalische Erbe Norwegens zurückgehen.
Dabei haben GÅTE ihren musikalischen Schwerpunkt im Folk. Aber sie beziehen sich nicht nur auf traditionelle Lieder bzw. Texte und mittelalterliches Liedgut, das sie neu arrangierten. Begonnen haben sie mit einer Verbindung aus Folk und Rockmusik. Ihre Interpretation der Volkslieder zeugt von einem tiefen Verständnis für deren Bedeutung. So konnten sie durch diese moderne Auslegung und ihre Experimentierfreudigkeit immer wieder neue Hörer gewinnen.
„Til Nord“ war der Wegbereiter
Im Juni 2021 veröffentlichten GÅTE die EP „Til Nord“. Ob man den Titel nun mit „nach Norden“ oder als Hinweis auf das nun erscheinende Album „Nord“ betrachtet: ein Wegbereiter aber auch das verbindende Element zu den vorherigen Alben war die EP durchaus.
Denn vier Titel der EP finden sich auch auf „Nord“ wieder. Diese und weiter Titel haben GÅTE auch bereits auf Alben wie „Iselilja“ (2004), „Attersyn“ (2017) und „Svevn“ (2018) veröffentlicht.
Es lohnt sich, die Lieder einmal anhand ihrer zeitlichen Abfolge zu hören. Die unterschiedlichen Interpretationen zeigen, wie GÅTE die Lieder immer wieder neu verstanden haben.
„Nord“: Eine andere Intensität
„Solfager og Ormkongen“ ist die Geschichte vom Sieg über den Tod und von ewiger Liebe, in der sich der Schlangenkönig in das Mädchen Solfager verliebt. Es ist ein wunderbares Lied, das besonders gut zeigt, wie traditionelle Elemente zeitgemäß auch in akustischer Form umgesetzt werden können.
Sie zeigen ihren Ideenreichtum in der Instrumentierung: z.B. in dem Zusammenspiel von Tenorgitarre und Hardanger Fiedel, das dem Lied eine warme Stimmung verleiht. Hier wie auch in den anderen Liedern schwebt die Stimme von Gunnhild Sundli zart und doch präsent über den feinen Melodien. Sie nutzt auch das Kveding, eine Form des Gesangs, die von Verzierungen geprägt ist.
In „Svik“ geht es darum, wie die Rache dazu beitragen kann, dass der Mensch sein eigener größter Feind wird. „Svik“ wird diesem Thema in seiner experimentelleren Weise, voller unerwarteter und archaischer Klänge und Wendungen durchaus gerecht.
„Hemnarsverdet“ ist ein Märchen aus der norwegischen Region Telemark. Auch hier geht es um Rache. Das Lied beginnt leicht, fast beschwingt. Die Dramatik lässt aber nicht lange auf sich warten. Im Video zu „Hemnarsverdet“, wird ein Halling, ein traditioneller Männertanz gezeigt. Die Männer messen sich mit athletischen Einlagen, bevor sie sich tatsächlich bekämpfen. Das Lied verursacht aber schon durch die Vocals und die Percussion Gänsehaut. (Für das Video haben sie mit Håkon Håvelsrud Odden und Ådne Kolbjørnshus zwei großartige Tänzer gefunden.)
Balladen und Tanzlieder
„Horpa“ ist das Lied von den zwei Schwestern (De to søstre) und den Folgen von Eifersucht. Es ist ein trauriges Lied: durch die Melodie und insbesondere die Begleitung durch die Orgel.
„Talande Tunger“ ist ein experimentelles Stück. Irgendwo zwischen bedrückend und schräg angesiedelt.
Mit „Rideboll og Gullborg“ vertonen GÅTE eine mittelalterliche Ballade über ein Paar mit den Namen Rideboll og Gullborg. Auch dies ist ein Lied, das GÅTE bereits auf dem Album „Attersyn“ interpretiert haben. In der Akustikversion auf „Nord“ klingt es klarer und trauriger.
„Sigurd og Trollbruar“ ist eine weitere Ballade aus der Telemark, die auch schon von Edvard Grieg vertont wurde. GÅTE haben ein Tanzlied mit einer wunderschönen Melodie daraus gemacht, das außerdem über einen Refrain zum Mitsingen verfügt.
Liebe kann den Menschen aufblühen lassen.
„Kjærleik“ ist ein weiteres Lied von der Liebe, in dem Traurigkeit, Mahnung und Hoffnung ihren Ausdruck in einer schönen Melodie und einem dichten Arrangement finden. Auch „Kjærleik“ wurde von GÅTE bereits auf „Iselilja“ und „Til Nord“ veröffentlicht. Auch hier gefällt mir die Akustikversion besser. Die Idee, sich gegenseitig als Geschenk zu betrachten und nicht als Besitz wirkt hier noch reflektierter und überzeugender.
„Jomfrua Ingebjørg“ ist ebenfalls eine mittelalterliche Ballade, die GÅTE bereits früher veröffentlicht haben. Ein ruhiges Lied, das von den ausdrucksstarken Vocals lebt.
Mit „Sjåaren“ (Die Seherin) endet „Nord“. Wir werden mit einer wunderbaren Melodie, die
Sveinung Sundli dem Gedicht von Astrid Krog Halse gegeben hat, aus dem Album entlassen. Die Melodie und die zurückhaltende Begleitung unterstreichen die Nachdenklichkeit des Textes: Frag mich nicht nach der Ewigkeit, sagtest du. Dort muss jeder seinen eigenen Weg finden. Frieden, sagtest du. Vermisst du ihn? Du findest ihn im Wald im Niemandsland.
Respekt vor dem Liedgut und den musikalischen Wurzeln
Mit dem Album „Nord“ sind GÅTE zu eigenen Wurzeln zurückgekehrt und haben sich erneut mit der traditionellen Musik und Geschichten ihrer Heimat auseinandergesetzt.
Die Einfachheit und Eingängigkeit der Lieder werden durch das nuancenreiche Arrangement unterstützt. So ist es bedauerlich, dass GÅTE mit diesem Album ihren Ausflug in die akustische Musik beenden wollen.
GÅTE sind:
Mehr Informationen zur Band findet ihr HIER
Gunnhild Sundli: Vocals, Geige
Magnus Børmark: Gitarre, Vocals, Percussion
Sveinung Sundli: Hardanger Fidel, Harmonium, Vocals, Percussion
Jon Even Schærer: Percussion, Vocals
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Bildquellen
- gåte by Raina Vlaskovska: indierecordings
- gåte band 2: indierecordings
- gåte nord cover bb: indierecordings
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