Don Airey im Interview

Don Airey ist nicht nur seit über zwanzig Jahren fester Teil von Deep Purple, sondern auch noch solo unterwegs. Vor kurzem, am 28. März 2025 erschien mit „Pushing To The Edge“ bei earMusic (Edel) sein neuester Solostreich. Mit dabei waren unter anderem Carl Sentence von Nazareth eine weitere Szenegröße und mit Simon McBride war ein weiteres, bekanntes Gesicht mit von der Partie. Wir hatten die Gelegenheit mit Don zu plaudern und haben noch so viel mehr aus seiner bewegten und langen Karriere erfahren. Viel Spaß beim Lesen (english version below).
Don Airey über Pushed To The Edge und seine Mitmusiker
MH: Hallo Don, und danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Vor ein paar Jahren habe ich das Making Of von „Turning To Crime“ angeschaut und euch zu sehen, wie viel Spaß ihr hattet und völlig in der Musik aufgegangen seid. Es gab Stellen, an denen du dir einzelne Passagen anhörtest und total hin und weg warst. Da stellt sich die Frage, warum ein weiteres Soloalbum überhaupt nötig ist gar nicht mehr. Weil es in dir steckt. Du musst kreativ sein und Musik machen.
Don: Ja. Das muss man jeden Tag machen, wenn man gut darin bleiben will. Ich meine, klassische Musiker sagen: Wenn ich einen Tag nicht übe, merke ich es. Wenn ich zwei Tage nicht übe, merken es meine Kollegen. Wenn ich drei Tage nicht übe, merkt es das Publikum.
MH: Haha, ich glaube, das überschätzt das Publikum. Aber anders als während des Lockdowns, wo ihr von zu Hause aus arbeiten musstet, konntet ihr jetzt gemeinsam proben, üben und Songs schreiben. Wie lief es mit „Pushed To The Edge“?
Don: Es war 2019. Sie wollten ein weiteres Soloalbum von mir. Also rief ich Simon an und fragte: „Hast du Lust, noch ein Album zu machen?“ Er sagte: „Ja.“ „Wann?“ Ich sagte: „Fang morgen an.“ Und dann habe ich Carl dazugeholt. Carl kam aus Österreich, wo er lebt. Dann haben wir noch John Finnegan mit ins Studio geholt. Und wir gingen einfach zwei oder drei Tage ins Studio und verteilten ein paar Sachen. Carl und ich hatten noch ein paar Songs von einem anderen Projekt übrig. Also gingen wir die folgende Woche dann für fünf Tage ins Studio und haben zwei Songs pro Tag gemacht.
MH: Das ist eine ziemliche Leistung.
Don: Ja, ja. Ich glaube, das Ding war eine Art Härtetest für die Jungs. Simon sagte, sie würden am Ende des Tages auf den Parkplatz gehen, alles Revue passieren lasen und sich fragen, was der alte Knabe wohl morgen für uns hat.
MH: Carl zu erwähnen ist gut, denn er ist seit 2008 bei euch.
Don: Ja, ja, das stimmt. Damals haben wir angefangen, zusammenzuarbeiten.
MH: Aber auf diesem Album habt ihr noch einen anderen Sänger?
Don: Ja, Mitchell Emms.
MH: Den musste ich googeln, den Namen kannte ich überhaupt nicht.
Don: Nein, niemand hat von ihm gehört. Aber er hat sich mittlerweile im Musikgeschäft etabliert, weil er nicht mit Rockbands zusammenarbeitet. Kennst du Strickly Come Dancing?
MH: Nein.
Don: Es ist die größte Show in Großbritannien, die größte Fernsehshow. Er ist in der Band. Er hat also zwei oder drei Jahre damit gearbeitet. Er war bei einer Sendung namens The Voice. Er macht in London alle möglichen Sessions für verschiedene Projekte. Er ist sehr beschäftigt. Er ist erst 26, 27.
MH: Nun, ich habe zu Mitchell recherchiert, und es war 2013, als er bei The Voice auftrat. Wie kam es also zu eurer Zusammenarbeit?
Don: Simon kannte ihn. Also, Simon meinte, wir sollten ihn holen. Er ist fantastisch. Oh, wir haben ihn für einen Auftritt geholt. Wir spielten 2018 beim Cambridge York Festival, glaube ich. Und wir haben ihn als Sänger engagiert. Und er war absolut brillant. Und er war begeistert. Also blieben wir in Kontakt. Ich liebe, was er auf dem Album gemacht hat, weißt du, besonders „Edge of Reality“. Das ist wunderbar. Die Texte sind sehr tiefgründig.
Don Airey über seine Zeit mit Ozzy und Judas Priest
MH: Die Texte kannte ich noch nicht. Aber ich konnte mir das Album ein paar Mal anhören. Und es ist wirklich heavy… Und ehrlich gesagt, als ich mir das Album anhörte, dachte ich: Oh, das ist echt heftiger Stoff. Und beim ersten Mal hörte ich noch heftiger als das letzte Purple-Zeug. Also habe ich dich gegoogelt und dachte: Oh … ich wusste ja, dass du schon einiges gemacht hast, aber es stellte sich heraus, dass es noch viel mehr und sogar noch beeindruckendere Sachen gab, als ich dachte. Du hast die Keyboardparts für zwei Songs auf dem Painkiller-Album mit Judas Priest eingespielt. Und dann wurde vor ein paar Jahren bekannt, dass du auch die Bassparts für das Album im Studio eingespielt hast.
Don: Danke. Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich weiß, dass Ian Hill krank war. Ich glaube, er war im Krankenhaus, aber darüber wurde Stillschweigen bewahrt. Und sie sagten, ich glaube, er hat nur auf zwei oder drei Tracks Bass gespielt. Und so habe ich ausgeholfen bis er wieder gesund war, damit sie die Gitarrensoli machen konnten, um es etwas voller klingen zu lassen. Das interessiert mich nicht.
MH: Es war so ein ikonisches Metal-Album. Und bis vor ein paar Jahren wusste niemand, welchen Anteil du daran hattest.
Don: Ich meine, ich bin auf ein paar Tracks als Keyboarder dabei. Aber ja, es war so eine nette Truppe. Weißt du, Glen und Kenny sind einfach wundervolle Menschen. Rob auch. Weißt du, er ist ziemlich einschüchternd, Rob. Weil er sich damals den Kopf rasiert und viel zugenommen hat. Aber wenn man mit ihm spricht, ist er einfach der netteste Mensch überhaupt.
MH: Schon vorher hast du mit Ozzy an einigen Alben und Tourneen mitgewirkt. Mr. Crowley, das Keyboard-Intro ist auch so ikonisch. Aber du wurdest dafür auf dem Album nicht erwähnt.
Don: Nein. Es ist manchmal ein hartes Leben.
MH: Wie war es damals, mit Ozzy oder seiner Band zu arbeiten? Wie lief das Songwriting und…
Don: Nun, es war ein bisschen wie im Wilden Westen. Du weißt schon, die Heavy-Szene. Es war unsere Underground-Musik. Und das Publikum war anders als im Showbiz. Es war definitiv ein Publikum, das man nirgendwo sonst sehen würde. Und es war eine Heavy-Metal-Band, eine Heavy-Rock-Band. Es war schwierig, Hotels zu finden. Oder die Hallen…Weißt du, besonders in Amerika konnten die Union-Crews sehr, sehr schwierig mit der Band sein. Und wenn man sich dann auf die Bühne begibt, gab es eine Menge Probleme. Und die Polizei kam, und manchmal hieß es „Bye!“. Aber, weißt du, es konnte manchmal ziemlich unangenehm sein. Aber jetzt sind wir irgendwie im Mainstream-Showbiz angekommen.
MH: Wer hätte sich damals vorstellen können, wie Rockmusik, Heavy Metal heute sein würde?
Don: Also, ich meine, das waren wirklich Meilensteine. (Nachdenklich und nach kurzer Pause) Weißt du, als du gesagt hast, dass dieser Idiot Trump all diese Sachen signiert und dann Filzstifte ins Publikum wirft, dachte ich nur: „Meine Güte, was macht der denn …“
MH: Ja, es ist furchtbar. Ich möchte gerne noch einmal auf Ozzy und Mr. Crowley und deinem Beitrag zu den Alben zurückkommen. Wie sind dieser Song und das Intro entstanden? Haben sie sich organisch entwickelt?
Don: Nein, Ozzy hat die Band zusammengestellt. Und sie haben mich angerufen, und sagten: Wir wollen, dass du der Band beitrittst. Also, ich bin irgendwie… ich bin bei Rainbow, weißt du. Dann hat Ozzy mich wieder angerufen. Er sagte, wir haben die backing tracks gemacht. Wir brauchen die Keyboards. Würdest du vorbeikommen? Ich sagte, ja. Ich fragte, wer ist dieser Gitarrist, den ihr habt? Er sagte, es ist ein junger Kerl, den wir in LA gefunden haben, namens Randy Rhoades. Er sagte, er ist unglaublich. Also bin ich hingegangen. Und wir haben die Keyboards im Kontrollraum aufgebaut. Und der erste Track, den sie mir vorspielten, war Crazy Train. Und sie fragten: Also, was willst du damit machen? Ich sagte, nichts. Ich sagte, es bräuchte nichts. Ich sagte, es ist absolut… Ich würde es verschlimmbessern, wenn ich etwas mache. In Ordnung. Also, ich habe vergessen, was sie mir als Nächstes vorgespielt haben. Oh, sie spielen mir Goodbye to Romance. Also, ich sagte, oh, ich könnte am Ende eine Trompetenmelodie haben, das wäre gut. Und dann brauchen wir ein Intro für Mr. Crowley. Okay. Wir könnten versuchen… Wie wär’s mit … Ich sagte: „Jungs, geht weg. Lasst Max und mich eine halbe Stunde allein und kommt in einer halben Stunde wieder.“ Also, sie kamen nach einer halben Stunde zurück, und ich hatte es geschafft. Und Ozzy sagte: „Es ist, als hätte es sich in meinem Kopf eingebrannt, Mann.“ Ich sagte: „Oh, gut.“
Don Airey und all die legendären Gitarristen
MH: Nur eine halbe Stunde für so ein ikonisches Intro, wow. Du hast Randy Rhoades erwähnt … Du kamst von Rainbow mit Ritchie Blackmore und hast über Jahrzehnte mit so vielen großartigen und talentierten Gitarristen zusammengespielt.
Don: Ich war drei Jahre lang in einer Band mit Gary Moore. Dann mit Richard Blackmore. Und dann, ja, ich bin in verschiedenen Bands aufgetreten. Ich meine, da gab es eine ganze Reihe von Talenten. Das war einfach normal das… so war ein Leadgitarrist. Wenn man zurückblickt, denkt man: Oh Gott. Diese Leute waren so besonders.
MH: Was hast du von all den verschiedenen Gitarristen und Stilen gelernt?
Don: Nun, bei Gary habe ich gelernt, beim Spielen einfach loszulassen. Man muss sich nicht zu viele Sorgen machen. Man hofft einfach, in den Flow zu kommen. Denn genau das hat er getan. Er war einfach fantastisch. Bei Ritchie habe ich gelernt, dass man Dinge planen kann und dass die musikalische Struktur sehr wichtig ist. Die Kunst des Songwritings eben. Er hatte sie drauf und hat sich ein ganzes Musical ausgedacht. Bei Randy ging es darum, einfach mal die Ohren aufzumachen und zu hören. Denn alles, was er gemacht hat, war einfach fantastisch. Also, ja. Es war toll, mit ihnen allen zu arbeiten.
MH: Ja, ich habe auch gesehen, dass du mit Uli Jon Roth zusammenarbeitest. Auch ein ziemlich legendärer Gitarrist. Heutzutage ist er nicht mehr so vielen Leuten bekannt.
Don: Nein, nein, er ist ein guter Freund von mir. Ich meine, er ist… Er ist… ich weiß nicht, er ist ein bisschen durchgedreht, weißt du, seine Sky Guitar. Oh, Gott weiß… Aber… ich hatte mal ein Festival in meinem Dorf. Weißt du, ich veranstalte alle zwei Jahre eins, Blues und Soul. Ich sagte: „Uli, willst du kommen und spielen?“ Also, Uli tauchte auf und ging zu mir. Und er sagte: „Ich glaube, wir fangen mit Vivaldi an. Und dann machen wir weiter mit Bach.“ Ich sagte: „Uli, was steht da?“ „Blues und Soul.“ Ich sagte: „Was sagt dir das?“ Oh, was soll ich denn spielen?“ Ich sagte: „Kennst du … Crossroads vom Bluesbreaker-Album?“ Natürlich kenne ich Crossroads. Also, wir haben drei Sachen vom Bluesbreaker-Album gespielt. Und dann spielte er Hendrix. Oh mein Gott. Es war unglaublich. Ich meine, und das Publikum hat es verstanden. Weißt du, das Dorf, in dem ich lebe. Man konnte sagen, sie erlebten etwas ganz Außergewöhnliches. Weißt du, er spielte All Along The Watchtower. Dann kam Voodoo Child dazu. Fantastisch. Ich glaube, wir haben mit Sunshine of Your Love aufgehört. Also, das war einfach… Ja, es hat Spaß gemacht. Es hat Spaß gemacht. Es war fantastisch.
MH: Wie ist es, mit so vielen verschiedenen Gitarristen zu spielen? Die gleichen Songs zu spielen, aber mit verschiedenen Künstlern. Fühlt es sich anders an, fühlt sich der Song anders an? Ich habe dieses romantische Ideal einer Band, die zusammen jammt und dann entwickelt sich der Song. Aber mit verschiedenen Gitarristen kann der Song wohl anders klingen.
Don: Ich meine, sie sind alle unterschiedliche Gitarristen. Völlig… Weißt du, es ist sehr schwer zu sagen, er ist besser als… Weil sie alle… Sie haben etwas… Was sie alle haben, ist etwas Einzigartiges, das niemand sonst hat. Weißt du, es gibt keinen anderen Gitarristen wie Richie Blackmore. Wie dem auch sei, es gibt keinen anderen Spieler wie Gary. Am nächstem kommt ihm noch Simon. Aber Simon ist überhaupt nicht wie Gary. Er ist ganz anders als Gary. Obwohl man auf den ersten Blick, so wie er spricht und wie er spielt, denkt: Oh, das ist auch Gary, aber das stimmt nicht. Er ist seine ganz eigene Persönlichkeit.
MH: Ja, es geht nicht um besser oder nicht besser. Es geht um die Chemie, wenn man zusammenkommt und spielt. Fügst du einem Song verschiedene Parts hinzu oder spielst ihn anders…
Don: Nun, man muss einfach versuchen, mit ihm mitzuhalten. Nun, das ist der Trick. Nicht immer einfach.
MH: Du hast mit so vielen verschiedenen Künstlern gespielt. Deine Musik ist auf so vielen Alben erschienen. Aber welchen Unterschied macht es für dich, in einer Band zu sein oder Teil einer Band zu sein oder einfach ins Studio zu kommen und deine Tracks hinzuzufügen?
Don: Ich meine, wenn man in einem Aufnahmestudio ist, ist es immer dasselbe, egal, welche Position man hat. Man sollte auf alles vorbereitet sein, was kommt, und man sollte es schnell umsetzen können. Als Sessionmusiker ist es genauso wie in einer Band, es gelten die gleichen Regeln. Aufnahmen auf höchstem Niveau sind sehr… Man stellt sich selbst auf die Probe. Und es ist nie einfach. Es gibt keine einfachen Aufnahmesessions. Sie sind alle schwierig. Sie sind alle hart.
Musik und das reale Leben
MH: Ich denke, heutzutage ist es etwas einfacher, alles digital zu machen und Dinge einfacher zu löschen.
Don: Es gibt eine Art von Freiheit, aber es ist immer noch dasselbe. Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich. Durch die Handys hat sich nichts wirklich geändert. Nun ja, die Menschen haben sich ein wenig verändert. Aber ich denke, das wird vorübergehen. Ich denke, die Menschen müssen wieder zu Menschen werden, nicht zu Robotern. Und ich glaube, ich sehe das … bei Konzerten. Ich glaube, deshalb war Purple in letzter Zeit so erfolgreich. Wissen Sie, wir waren im letzten Jahr oder so sehr erfolgreich. Viel erfolgreicher als erwartet. Denn ich glaube, es ist das, was das New Yorker Magazine IRL nennt, also im echten Leben. Und die wollen wieder etwas Reales sehen. Sie wollen keine Computer oder künstliche Intelligenz. Mit echten Menschen zusammen sein.
MH: Genau in diesem Moment in dem es passiert.
Don: Ja, genau in diesem Moment. Musik existiert, wenn sie gespielt wird, wenn sie von Menschen gespielt wird. Dann existiert sie wirklich. Das ist Musik. Und wenn Menschen zuschauen und sich darauf einlassen, dann existiert sie wirklich. Weißt du, dafür ist sie da. Ich meine, deshalb blieb Bach jahrelang nächtelang wach und schrieb Musik, bis er sein Augenlicht verlor.
MH: Ist es für dich also das ultimative Ziel oder der Antrieb, live zu spielen, vor Publikum zu spielen, sei es in einem Dorf oder einem großen Veranstaltungsort?
Don: Ja, ich meine, Tommy Aldridge sagte immer: Je weniger intim der Anlass, desto besser. Aber das Gleiche gilt, wenn man in einem kleinen Club spielt. Eine volle Halle ist das, was man will. Es geht nicht darum, wie viele Leute da waren. Ob es voll war, das ist der Maßstab. Und einen tollen Auftritt hat man normalerweise, wenn alles voll war.
MH: Und gibt es Pläne für Live-Auftritte?
Don: Ja, es ist noch nichts Konkretes. Wir lassen den Staub erstmal abklingen, nachdem wir zwei Jahre mit Purple auf Tour waren, und warten ab, wie sich die Zukunft entwickelt. Aber vielleicht gehen wir im September mit der Band für drei Wochen auf Tour. Wenn ich Simon dazu überreden kann.
MH: Ich freue mich darauf. Wie du schon sagtest, das ist das wahre Leben. Das ist es, was die Menschen wollen und brauchen. Die Erfahrung von etwas Verbindendem.
Don: Einmal bin ich los, ich weiß nicht ob du sie kennst, um Yuya Wang zu sehen, die chinesische Konzertpianistin. Sie ist wunderschön, trägt kurze Röcke und ist sehr sexy. Man sagt, sie sei die beste Pianistin der Welt. Ich war in der Royal Festival Hall, um sie zu sehen. Und sie war ziemlich verwegen. Sie kam raus und sagte: „Nein, ich spiele nicht das erste Stück. Nur das zweite.“ Dann ging sie für 15 Minuten weg und machte eine Pause. Und kam in einem anderen Kleid zurück. „Ich spiele die zweite Hälfte.“ Und als sie zur Zugabe rauskam, waren schon einige Leute aufgestanden und gegangen. Sie waren nicht damit einverstanden, wie sie uns behandelt hat. Sie sah die leeren Sitzreihen. Sie warf einen Blick darauf und dachte: „Oh Scheiße, da muss ich jetzt was machen.“ Sie spielte also drei Zugaben. Es war großartig. Sie spielte Prokofjews Toccata, die, da ich da war, wahnsinnig schwierig ist. Dann spielte sie ein weiteres Stück namens Islami von Velakharov. Dann spielte sie ein sehr obskures Stück eines russischen Komponisten, das so wunderschön war. Am Ende ging ich raus und konnte 20 Minuten lang nicht sprechen. Oh, und genau das ist Musik. Weißt du, und als Künstler muss man genau das geben. Du darfst nicht denken: Oh nein, diese Schuhe sind zu eng. Man muss alles geben, was man hat und das habe ich natürlich bei der Arbeit mit Gary gelernt. Er kam immer auf die Bühne und brach vom ersten Ton an in Schweiß aus und spielte sich in einen Rausch, der die erste Reihe regelrecht gefangen nahm. Weißt du, es ist ein sehr wichtiger Teil des Lebens, aber live zu spielen ist das Wichtigste. Und wenn Leute, die wirklich spielen können, wirklich alles geben, weißt du, dann ist das der Sinn des Menschseins. Nicht ständig am Telefon sein, einfach zusammenkommen. Entschuldige, dass ich jetzt so über Yuya Wang rede.
MH: Nein, das ist wirklich interessant. Ich meine, das ist schon was… Fans sind manchmal so blind. Warum machen sie etwas anderes? Aber Musiker sind immer so. Hast du das oder das schon mal gehört? Eine völlig andere Art von Musik, aber aufgeschlossen und offen für Neues zu sein, ist so wichtig. und kann einem so viel Freude und neue Entdeckungen bringen.
Don: Das ist es. Ich kann dir etwas über Roger Glover erzählen. Er lässt sich immer etwas einfallen. Was hast du dir angehört, Roger? Und er erzählt dir Dinge, von denen du noch nie gehört hast. Also, wo findest du das? (Imitiert Roger Glover) Oh, weißt du. Ich habe Musik aus den Anden gelernt. Oder ich höre einfach nur diesem Stamm aus Papua-Neuguinea zu, weißt du.
MH: Haha, sagte mein Vater mal zu mir. Also, ich stehe nicht auf neue Sachen. Die ganze gute Musik ist schon geschrieben. Und ich dachte nur: Oh nein!
Don: Frank Zappa hat das gesagt. Er meinte, die ganze großartige Musik sei schon von Leuten mit Perücken geschrieben worden.
MH: Aber manchmal gibt es so tolle neue Sachen, so tolle neue Bands.
Don: Ein bisschen schon. Ich glaube nicht, dass wir jemals wieder so etwas wie Bach oder Mozart erleben werden. Oder Chopin. Ich glaube nicht… ich glaube, diese Momente sind für die Menschheit vorbei.
MH: Oh, hoffentlich nicht.
Don: Ja, hoffentlich nicht.
MH: Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch. Wir freuen uns auf die Veröffentlichung von „Pushed To The Edge“ und darauf, dich im September live auf der Bühne zu sehen.
Don: Danke!
In eigener Sache
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Don Airey Interview (english version)
MH: Hello Don and thank you for taking the time. A few years ago, I watched the making of „Turning To Crime“ and seeing you guys in it. and the joy you had, being completely lost in music was awesome. There were parts when you were listening to some musical parts and got totally into it. So, I guess that makes the question, why another solo album quite unnecessary? Because it’s in you.You have to be creative and make music.
Don:Yeah. It’s something you’ve got to do every day, if you want to keep good at it. I mean, classical players say, if I’m mispracticing one day, you know, I’ll notice. If I’m mispracticing two days, my colleagues will notice. If I mispracticing three days, the audience will notice.
MH: Haha, I guess that’s giving the audience too much credit. But unlike the lockdown, where you had to work remotely, now you could rehearse, practice and write songs together. So how did it go for „Pushed To The Edge“?
Don: Well, it was 2019. And they said they wanted another solo album from me. So I phoned up Simon and said, do you fancy making another album, would you? He said, yeah. When? I said, start tomorrow. So I got it over and I got Carl. Carl came out from Austria where he lives. So we got John Finnegan in it. And we just went in rehearsal studio for two or three days, passed a few things out. Carl and I had quite a few songs left over from another project. So next week we went in the studio for five days. And we did two songs a day.
MH: That’s quite an output.
Don: Yeah, yeah. I think the thing was a bit of a roast up for the guys. So Simon said, at the end of the day, they’d go out in the car park and go through it. Wonder what the old boy has got for us tomorrow.
MH: Mentioning Carl is a good thing because he’s with you since 2008.
Don: Yeah, yeah, that’s right. That’s when we started working together.
MH: But on this album you have another singer?
Don: Yeah, Mitchell Emms.
MH: Whom I had to Google, I wasn’t familiar with the name at all.
Don: No, nobody’s heard of him. But he’s built in the music business now because he doesn’t work with rock bands. Do you know about Strickly Come Dancing?
MH: No.
Don: It’s the biggest show in Britain, biggest TV show. He’s in the band.So he’s worked with that for two or three years. He was on a thing called The Voice. He does all kinds of sessions in London on different projects. He’s very busy. He’s only 26, 27.
MH: Well, I looked up Mitchell and it was 2013 when he did The Voice. So how did you come together?
Don: Simon knew him. So, you know, Simon said we should get him in. He’s fantastic. Oh, we got him in for one gig. We played the Cambridge York Festival, 2018, I think. And we got him in to sing. And he was absolutely brilliant. And he loved it. So we kept in touch. I love what he’s done on the album, you know, especially Edge of Reality. That’s a wonderful. The lyrics are very deep.
MH: Yeah, I hadn’t had the lyrics.But I could listen to the album a few times. And It’s really heavy… And to be honest, listening to the album, I was, oh, that’s quite some heavy stuff. And first listening more heavier than the last purple stuff. And so I looked you up and was, oh.. I mean, I knew you did quite a few things, but it turned out that there was way more and even more impressive than I thought. You did the keyboard parts for two songs on thePainkilleralbum with Judas Priest. And then it became public a few years ago that you playedthe bass parts for the album in the studio too.
Don: Thank you. I can’t remember. I know Ian Hill was indisposed. I think he was in the hospital, but they were keeping quiet about it. And they said, I think he played just bass on the two or three tracks. So I helped out just till he came back so that they could do the guitar solos, you know, make it sound a bit bit fuller. I don’t care about that.
MH: It was such an iconic metal album. And until a few years ago, nobody knew it. What part you played in it.
Don: I mean, I’m on what couple of tracks doing proper keyboards. But yeah, it was such a nice bunch of people. You know, they really are Glen and Kenny, just, you know, just wonderful people. Rob, too. You know, he’s very off-putting Rob. Because at that time, he shaved his head and he put on a lot of weight. But when you talk to him, he’s just the nicest person ever made.
MH: Even before that you were with Ozzy for quite a few albums and tours. Mr. Crowley, the keyboard intro is also so iconic. But you didn’t get credits for it on the album.
Don: No. It’s a tough life sometimes.
MH: How was it back then working with Ozzy or his band? How did the songwriting go and…
Don: Well, it was a bit like being in the Wild West. You know, the heavy scene. It was our underground music. And you know, the audience was different to showbiz.You know, it was definitely an audience that you would never see anywhere else. And, you know, it was a heavy metal band, heavy rock band. It was difficult to get hotels. You know, the halls, you know, especially in America, the Union crews could be very, very difficult with the band, you know. And you set up, you know, there’s a lot of problems with it. And the police would come and sometimes it says the tour bye. But, you know, it could be quite unpleasant sometimes. But now we’ve kind of moved into mainstream showbiz.
MH: Who would have imagined back then how rock music, heavy metal would be now.
Don: So, I mean, it’s the touchstone, really. You know, when you say that idiot Trump signing all these things and then throwing sharpies out to the audience, I mean, I just thought, God, what’s he being…
MH: Yeah, it’s awful. To get back to Ozzy and Mr. Crowley and your input on the albums. How did this song and the intro come out? Did it evolve organically?
Don: No, Ozzy got the band together. And they’d phone me up and said. We want you to join the band. So, I kind of… I’m in Rainbow, you know. So, Ozzy phoned me up again. He said, we’ve done the backing tracks. We need to be keyboards. Would you come down? I said, yeah. I said, who’s this guitarist you got? He said, it’s a young lad we found in LA and called Randy Rhoades. Said he’s incredible. So, I went down. And we set the keyboards up in the control room. And the first track that they played me was crazy train. And they asked So, what do you want to do on that? I said, nothing. I said, it didn’t need anything. I said, it’s absolutely… I’ll spoil it if I do anything. All right. So, I forget what else they played me next. Oh, They play me goodbye to romance. So, I said, oh, I could have a trumpet line at the end, that would be good. And then we need an intro for Mr. Crowley. Okay. How about trying… What about… I said, lads go away. Just leave me and Max alone for half an hour, come back in half now. So, they came back in half an hour and I’d done it. And Ozzy said, it’s like he plugged into my head man. I said, oh, good.
MH: Just half an hour for such an iconic intro, wow. You mentioned Randy Rhoades… Coming from Rainbow with Ritchie Blackmore and having played over decades with so many great and talented guitarists.
Don: I’ve been in a band with Gary Moore for three years. Then Richard Blackmore. And then, yeah, I went in bands around. I mean, quite a parade of talent there. You just took it as normal that…This is how a lead guitarist was. It’s when you look back and you think, oh, God. Those people were so special.
MH: What did you take from all those different guitar players and the different styles?
Don: Well, with Gary, it was really you learnt just to let go when you played. You know, don’t worry too much. Just hope that some of that will guard you through. Because that’s what he’d do. He was absolutely amazing. Well, Ritchie, you learnt that you can plan things and the musical structure is very important. You know, the art of songwriting. He had it down, you know, and he invented a whole musical for himself. With Rhandy, it was… Just to get your ears over. Because everything he did was amazing. So, yeah. Yeah, it was great working with them all.
MH: Yeah, I also saw that you work with Uli Jon Roth. Also, quite some legendary guitar player. Not so well known to many people nowadays.
Don: No, no, he’s a good friend of mine. I mean, he’s… He’s… I don’t know, he went a bit crazy, you know, his string guitar. Oh, God,knows… But… I had a festival once in my village. You know, I run every two years, blues and soul. I said, Uli, do you want to come and play? So, Uli turns up and he goes to me. And he goes, I think we start with Vivaldi. And then we’ll do it with Bach. I said, Uli, what’s it say there? Blues and soul. I said, what’s that tell you? Oh, what shall I play then? I said, do you know…Crossroads from the Bluesbreaker album? Of course I know Crossroads. So, we did three things off the Bluesbreaker album. And then he played Hendrix Oh my God. It was amazing. I mean, and the crowd got it. You know, the village where I live. People could say they were seeing something quite extraordinary. You know, he played all along the watchtower. Then he ended up with, you know, Voodoo Child on. Fantastic. I think we ended with Sunshine of Your Love. Now, now that was just… Yeah, it was fun. It was fun. It was awesome.
MH: How is it to play with so many different guitar players? Playing the same songs, but with different artists Does it feel different, does the song feel different?. So, I have this romantic ideal of a band, jamming together and then the song evolves. But with different players I guess the song can sound different.
Don: I mean, they’re all different guitarists. Completely… You know, it’s very hard to say he’s better than… Because they’re all… They have something… What they all have is something unique that nobody else has got. You know, there isn’t another player like Richie Blackmore. Anyway, there isn’t another player like Gary. Well, the closest I’ve ever known is Simon. But, Simon’s not like Gary at all. He’s quite different to Gary. Though, at first sight, the way he talks and the way he plays, you think, oh, it’s Gary too, but it’s not. He’s his own man.
MH: Yeah, it isn’t about better or not better. It’s about the chemistry when coming together and playing. Are you adding different parts to a song, playing a different…
Don: Well, you just got to try and keep it up with him. Well, that’s the trick. Not always easy.
MH: You played with so many different artists. Added your music to so many albums. But what difference is it for you to be in a band or part of a band or just coming in in the studio, adding your tracks?
Don: I mean, when you’re in a recording studio, no matter what your position is, it’s always the same. You know, you better be ready for what’s coming and you better be able to do it and do it quick. You know, so if you’re doing it as a session musician, it’s just the same as if you’re in the band, you know, the same things apply. You know, recording at a top level is very… You’re testing yourself. And it’s never easy. You know, there’s no such thing as an easy recording session. They’re all difficult. They’re all hard.
MH: I guess nowadays it’s a bit easier doing it all digital and making it easier to go back and erase things.
Don: There’s a different kind of freed up things a bit, but it’s still the same. You know, the more things change, the more they remain the same. You know, nothing’s changed really because of phones. Well, people have changed a bit. I think.. But I think it will pass. I think people are gonna have to go back to be human beings again, and not robots. And I think I see that… at concerts. I think that’s why I’ve been like purple, has been so recently so successful. You know, we have been very successful the last year or so. Much more than we expected. Because I think it’s what the New Yorker Magazine calls IRL, you know, in real life. And they want to see something real again. They don’t want to have computer or they don’t want artificial intelligence. You know, what do human beings look like.
MH: At that exact moment in time?
Don: Yeah, at that moment. Music exists when it’s played, as it is played by people. That’s when it really exists. That’s what music is. And if people are watching and they’re involved with it, that’s when it really exists. You know, that’s what it’s for. I mean, that’s why Bach stayed up all night for years and years, writing music till his eyes light went.
MH: So for you playing live, playing for an audience may it be in a village or a big venue is the ultimate goal or drive?
Don: Yeah, I mean, Tommy Aldridge used to say. The less intimate the occasion, the better. You know. But the same thing applies, you know, when you play a, you know, a small venue. You know, if it’s packed, that’s what you want. You know, it’s not how many people there was it full. You know, that’s the measure of it. And you can have a great gig if it’s full, usually.
MH: And are there any plans of performing live?
Don:Yes, there’s nothing definite yet. We kind of let in the dust settle after two years of touring with Purple and waiting to see, you know, how the future shapes itself. But maybe in September, we’ll take the band out for three weeks, you know. If I can talk Simon into it.
MH: I’m looking forward to it. As you said, that’s real life. That’s what people want and need. Having the experience of something uniting.
Don: I went to see, have you heard of Yuya Wang, the Chinese concert pianist? Beautiful girl, she wears short skirts and is very sexy. They say she’s the greatest player in the world out there. I went to see her at the Royal Festival Hall. And she was a bit de-vish. She came out and she dropped one of, she said, no, I’m not going to play the first piece. Just the second one. And then she went off for 15 minutes and had a break. And came back on in a different dress. You know, I’m playing the second half. And when she came out for the encorer, quite a few people had got up and left. You know, they didn’t approve of how she treated us. You know, she, saw the rows of empty seats. And she took one look at it and she went, oh shit, I better do something about this. So she did three encore. It was magnificent. She played Prokofiev Toccata, which is ferociously difficult as I was in there. Then she played another piece called Islami by Velakharov. Then she played some very obscure piece by some Russian composer that was so beautiful. At the end of it, I walked out, I couldn’t talk for 20 minutes, I couldn’t speak. Oh and that’s what music is. You know, and as a performer, that’s what you’ve got to give. You know, if you’re thinking about, oh, no, these shoes are too tight. You know, you’ve got to give everything you’ve got. You know, and I learned that working with Gary, of course. He used to come out on stage and burst into a sweat that would suck the front row from the first note. You know, it’s a very important part of life, but playing live is the thing. You know, and if people that can really play are really giving their all, you know, it’s what being human is all about. Not being on the phone all the time, just coming together. Sorry to go on about Yuya Wang
MH: No, that’s really interesting. I mean, that’s something… Fans are sometimes so blindfolded. Why are they doing something different? But musicians are always like this. Have you heard this one or this? Totally completely different kind of music, but being open-minded and being open to new things is so important and can give you so much joy and new discoveries.
Don: It is. I can tell you something about Roger Glover. He’s always coming up with something. What have you been listening to, Roger? And he tells you something you’ve never heard of. So, where do you find that? Oh, you know. I’ve learned some music from the Andes. Or I’ll just been listening this tribe from Papua New Guinea, you know.
MH: Haha,my father once said to me. Well, I’m not into new stuff. All the good music is already written. And I was like, oh, no!
Don: Frank Zappa said. He said all the great music is already been written by people in wigs.
MH: But sometimes there is so great new stuff, such great new bands.
Don:There is a bit, yeah. I don’t think we ever will see anything like Bach again, or Mozart. Or Chopin. I don’t think…I think those moments have passed for the human race.
MH: Oh, Hopefully not.
Don: Yeah, Hopefully not.
MH: Thank you so much for the very interesting talk. We are looking forward to the release of „Pushed To The Edge“ and to see you perform it live on stage in September.
Don: Thank you!
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- Don Airey Interview 720×340: soundchaser / metal-heads.de
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