Interview mit Stefan Klug von Fiddler’s Green am 18.05.19 in Kölner E-WERK
Im Vorfeld des Konzertes von Fiddler’s Green (hier der ausführliche Live-Bericht) hatte ich die Möglichkeit, mit Stefan Klug ein wenig über das neue Album und die zurückliegende Tour zu sprechen. Hier das Interview:
MH: Hallo Stefan!
Stefan: Hallo, grüß Dich!
MH: Euer Album HEYDAY, was im März auf den Markt gekommen ist, ist rasant auf Platz 7 in die Album Charts eingestiegen. Wie überrascht wart Ihr davon?
Stefan: Ja, eine Top 10 Platzierung ist natürlich immer gut und wir haben schon mit einer Top 10 Platzierung geliebäugelt. Unser vorletztes Album war ja auch auf Platz 7 und wir waren auch total überzeugt von dem Album.
Unglücklicher Termin für die Veröffentlichung
Stefan: Es war vielleicht ein unglücklicher Veröffentlichungstag. Wenn es eine Woche vorher veröffentlicht worden wäre, dann wäre es mit den Verkaufszahlen vielleicht sogar auf Platz 3 eingestiegen. Das wäre natürlich der Hammer gewesen, aber wir sind zufrieden und sind super happy.
MH: Ihr habt ja mit dem Song „NO ANTHEM“ einen ganz klares Statement gegen Rechts gesetzt . Wie wichtig war es euch, diesen Song aufzunehmen?
Stefan: Uns gibt es mittlerweile seit 29 Jahren und am Anfang unserer Band-Historie – das war so Anfang der 90er – gab es in Bayern ja damals noch die Republikaner, auch eine rechte Partei. Hört und weiß man heute gar nichts mehr drüber. Aber damals haben wir auch schon Rock gegen Rechts und alles mögliche gemacht und auch schon kritische Songs geschrieben. Letztendlich war dann so auch der Werdegang der Band.
Eindeutige Position gegen Rechts
Stefan: Mitte der 90er bis in die 2000er stand natürlich schon der Spaß an der Musik im Vordergrund und wir wollten eigentlich nicht unbedingt eine politische Aussage transportieren. Aber mit den politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben wir uns natürlich dann doch wieder auseinander gesetzt und haben uns gesagt: „Okay, wir müssen uns jetzt positionieren“.
Wir haben auch immer mehr Anfragen bekommen, ob wir auf irgendwelchen Grauzonen-Rechtsrock-Festivals spielen, was wir auf keinen Fall wollten. Daher wollten wir zeigen, wofür wir stehen und haben dann diesen Song gemacht.
MH: Bemerkenswert, auf jeden Fall. Wir von metal-heads.de sehen das genauso und wir müssen einfach der ganzen Entwicklung ein ganz klares STOP zeigen, damit es so nicht weiter geht.
Stefan: Ja, es ist traurig, dass man das immer wieder offen und deutlich sagen muss. Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein. Aber es ist natürlich in der heutigen Zeit wichtiger denn je, Zeichen zu setzen. Und das versuchen wir.
MH: Wie seid ihr auf den Namen HEYDAY gekommen?
Stefan: Die Namensfindung einer CD ist gar nicht so einfach. Es muss ein griffiger Name sein. Da muss irgendwas sein, was hängen bleibt, was einen packt und das irgendwo auch das gewisse Etwas ausdrückt. Ja, HEYDAY – weiß gar nicht mehr, wie wir drauf kamen- aber es hat einfach was. Glanz, Zeit, Blüte-Zeit… es ist was schönes, was positiv Besetztes, ein plakatives Wort, was nicht abgegriffen klingt. Das hat uns dann eigentlich gleich gefallen und dann haben wir einen Song dazu geschrieben. Es war also zuerst der Albumtitel da. Oft ist es so, dass man Songs macht ,und wenn man dann einen Song-Titel hat, der einem gut erscheint, dann wird es auch ein Album-Titel. Aber in diesem Fall lief es anders herum.
Feedback der Fans zum Album Heyday
MH: Wie haben eure Fans auf das neue Album reagiert? Jetzt nicht von den reinen Verkaufszahlen her, sondern wie war das Feedback via Facebook/ Instagram und auf eurer Homepage?
Stefan: Wir sind sehr zufrieden mit den Reaktionen, die durchweg positiv waren. Das ist die beste Tour, die wir je gemacht haben. Das muss man erstmal sacken lassen. Wir sind sehr sehr dankbar dafür und sehen es auch nicht als selbstverständlich an. Wir machen jetzt schon eine so lange Zeit Musik zusammen und es hat sich immer noch einmal gesteigert. Es sind jetzt im Schnitt 1.000 Leute auf der Tour, dass ist Wahnsinn für uns. Wir sind sehr froh und dankbar dafür. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass das Publikum die Musik, die wir gerne machen, auch gerne mag. Das ist wirklich schön mitzukriegen.
Wenn man eine CD macht, machen ja viele das, was andere vielleicht mögen und was andere Bands so machen. So gehen wir nicht ran. Wir sagen nicht, was können wir jetzt machen, damit den Leuten das gefällt. Sondern wir machen das, was wir mögen. Das kommt aus dem Bauch heraus. Wir machen die Musik, die für uns taugt und wo wir finden, dass ist ein rundes Album mit einem schönen Mix an Songs, wo auch nicht alles gleich klingt. Wir versuchen eine gewisse Bandbreite, die eben dieses Genre gerade noch so zulässt, auszuloten. Und wir freuen uns natürlich auch, wenn es angenommen wird.
Mit Dropkick Murphys und Flogging Molly auf Augenhöhe
MH: Ihr werdet oft in einem Atemzug mit den Dropkick Murphys und den Flogging Molly genannt, obwohl es euch ja schon viel länger gibt. Wie findet ihr das?
Stefan: Das ehrt uns natürlich und wir haben mit beiden schon gespielt. Wir kennen uns. Das Interessante ist ja, dass wir in den 1990ern mit der Musik angefangen haben. Wir waren zum Beispiel ein paar Jahre bei Polydor (Universal Music) unter Vertrag und 1998 waren wir für die Produktion eines Albums in Los Angeles. 1998, dass war das Jahr, wo Flogging Molly in Los Angeles gegründet wurden. Letztendlich sehen wir uns schon in dem Musik-Genre ein bisschen als Wegbereiter, also zumindest in Deutschland auf jeden Fall, aber auch darüber hinaus. Ich glaub jetzt nicht, dass Flogging Molly und Dropkick Murphys uns da schon kannten. Aber zumindest ist es schön zu sehen, dass auf der ganzen Welt, es gibt ja auch in anderen Ländern mittlerweile Bands – die Szene größer wird und sich vernetzt.
30 Jahre Fiddlers Green und das 2000ste Konzert
MH: Das ist schön zu hören. Und schön, dass es euch immer noch so viel Spaß macht. Ihr macht ja jetzt schon seit fast 30 Jahren Musik zusammen. Ist da etwas besonderes geplant für das 30jährige Band-Jubiläum im nächsten Jahr?
Stefan: Wir müssen mal nachrechnen. Ich glaube, nächstes Jahr steht auch unser 2000ste Konzert an. Vielleicht können wir da irgendwie 30 Jahre und das 2000ste Konzert miteinander verbinden. Ich kann noch nicht verraten, was wir machen, aber es wird auf jeden Fall etwas geben. Wahrscheinlich kein singuläres Großereignis, wie es andere Bands machen. Das ist nicht so unser Ding, in so ganz großen Hallen zu spielen, das ist uns ein bisschen zu unpersönlich.
Wir haben zum Beispiel letztes Jahr beim Schandmaul-Jubiläum in der Lanxess Arena in Köln gespielt. Das war schon beeindruckend, wenn einige 1.000 Leute da sind. Aber es ist trotzdem schade, dass in so einer großen Halle viele Leute immer sehr weit von der Bühne weg sind. Daher ist für uns eigentlich so die Größe wie jetzt im Kölner E-Werk perfekt. Dort kann eine Interaktion zwischen Band und Publikum stattfinden, wenn alles enger beieinander ist. Das ist viel schöner als diese sterilen Mega-Hallen.
MH: Da kann ich dir nur zustimmen. Ich habe letztes Jahr die Dropkick Murphys in Dortmund gesehen und vorher auch schon mal in einer kleinen Location. War zwar schön, aber es kommt nicht so rüber. Wieviel Spaß macht euch die Tour im allgemeinen?
Stefan: Ja es ist erstaunlich, dass man eigentlich auch manchmal müde ist und dann vor dem Konzert noch sagt: Boah, jetzt schau´n wir mal. Irgendwie wird’s schon gehen, auch wenn man schwere Beine hat. Aber in dem Moment, wo man auf die Bühne geht, ist das alles wie weggeblasen und es gibt einen Kick und man hat viel Spaß. Irgendwann ist man drin und deswegen ist das einfach nur schön. Wir sehen es wirklich als Privileg an, so ein Leben leben zu können und mit der Musik, die uns am Herzen liegt, auch noch eine Menge Leute zu erreichen. Das sehen wir als nicht selbstverständlich an.
Zwei Konzerte mussten verschoben werden, ein Virus legte die Stimme von Pat lahm
MH: Wie geht’s Pat? Was macht die Stimme? Oder hat er keine Probleme mehr?
Stefan: Er hat immer noch ein wenig Probleme. Wir haben das Programm ein bisschen umgestellt, weil ein paar Songs sehr hoch sind und druckvoll gesungen werden müssen. Die haben wir jetzt erstmal rausgenommen. Aber er ist zu 80-90 Prozent wieder fit. Soweit ist alles gut.
Pat hat einen blöden Virus erwischt, der sehr hartnäckig war. Da muss man dann halt einen kurzes Break machen. Es war gut, dass wir nur 2 Konzerte verschieben mussten. Sowas ist natürlich schon immer blöd. Wenn so viele Leute dranhängen, ist das Risiko natürlich immer groß, dass irgendwas irgendeinen „zerlegt.“ Aber wir haben unter´m Strich eigentlich bis jetzt immer großes Glück gehabt.
MH: Vor zwei Tagen ward ihr ja in Nürnberg, bei eurem Heimspiel. Das Konzert musste ja ebenfalls nachgeholt werden. Wie war es?
Stefan: Genau, unser Heimspiel-Konzert. Und es war grandios, es war super. Wobei das Highlight für mich persönliche Hamburg letzte Woche war. Hamburg ist immer unglaublich. Und Stuttgart. Das empfindet aber auch jeder von uns ein bisschen anders.
MH: Das glaube ich dir. Kommen wir nun zum Ende. Ich danke dir für das nette Gespräch und wünsche dir/euch weiterhin alles Gute für eure Konzerte. Bei uns hat immer der Interpret/der Künstler das letzte Wort. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Stefan: [… lacht.] Tja, ich möchte sagen, die Musikwelt ist so vielfältig, es gibt so viele geile Musik in allen möglichen Sparten. Deswegen finde ich es immer gut, wenn man nicht engstirnig nur eine Musikrichtung hört, sondern aufgeschlossen ist und auch neue Dinge entdeckt. Deshalb ist es schön, dass es diese Bandbreite an anderen Bands gibt, gerade auch im Metal-Bereich. Wir sind ja eigentlich keine Metal-Band, aber trotzdem spielen wir zum Beispiel auf Wacken und werden dort von den Metal-Fans sehr anerkannt. Wir freuen uns darüber und finden es gut, dass das nicht so engstirnig gesehen wird, sondern dass die Szene sich immer weiter öffnet und dass die meisten Leute einfach erkennen, was geile gute Live-Musik ist.
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- Fiddler’s Green 18.05.2019 Köln E-Werk: Bildrechte beim Autor
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