GREYDON FIELDS – Vorabinterview zum RAGE AGAINST RACISM 2024
GREYDON FIELDS – Vorabinterview zum RAGE AGAINST RACISM 2024
Im Vorfeld des diesjährigen Events hatten wir die Möglichkeit, Sänger Volker (Mostert) einige Fragen zu stellen. Hier bekommt ihr das Interview.
Aktuell laufen die Vorbereitungen zum RAGE AGAINST RACISM 2024 und da werdet auch ihr – als nationale bzw. regionale Band – in einem vielseitigen Billing vertreten sein. Wir wollen mal mit euch auf das anstehende Festival schauen und noch ein paar andere Dinge für unsere Leser abklopfen. Fangen wir mal an…
MH.de: zugegebenermaßen habe ich zwar euren Bandnamen auf dem Schirm (wir von metal-heads.de haben ja diverse eurer Releases mit Reviews bedacht (z.B. hier), aber musikalisch habe ich – bis jetzt noch nicht so intensiv mit eurer Musik befasst. Aber als ich bei der Vorbereitung für dieses Interview feststellen durfte, gibt es euch immerhin bereits seit 2010. Das ist ja schon mal beachtlich. Vielleicht können wir ja mal mit der Frage anfangen, was ihr als die größten Erfolge und Errungenschaften der bisherigen Karriere erachtet und darauf „aufbauen“!?
VOLKER: Als größten Erfolg sehe ich es an, dass wir am Ball geblieben sind, mittlerweile fünf Alben veröffentlicht haben und dabei jedes Mal einen Schritt weitergekommen sind.
MH.de: habt ihr in diesem Jahr im Zusammenhang mit dem aktuellen Album noch weitere Auftritte geplant? Tretet ihr dabei als Supportact auf oder eher unter eigenem Namen?
VOLKER: wir haben ´schon ein paar Auftritte fest geplant in diesem Jahr, neben dem RAGE AGAINST RACISM sind wir noch auf einem Benefizfestival für den Tierschutz im Westerwald und als Support für Metal Heart (ACCEPT-Tribute) in Solingen gebucht. Als Hauptband waren wir erst am letzten Wochenende (02.03.2024) in der Freak Show in Essen zu sehen. Wir planen auch noch eine richtige Album-Release-Show, sobald unser aktuelles Album „Otherworld“ auf Vinyl verfügbar ist.
MEGADETH als Inspiration & John Bush mag Eishockey
MH: mit welchen bekannteren Bands seid ihr in der Vergangenheit bereits auf Tour gewesen? Was war dabei die denkwürdigste Erfahrung?
VOLKER: Richtig auf Tour waren wir nie, das passt für uns familiär und beruflich einfach nicht. Für haben auf dem Turock Open Air 2016 mit DARK TRANQUILLITY die Bühne geteilt und haben 2018 im Turock für ARMORED SAINT eröffnet. Aber da gibt es ehrlich gesagt nicht viel zu erzählen. Außer dass John Bush ein unfassbares Organ hat und beim Einsingen in seiner Garderobe über mehrere Etagen zu hören war. Außerdem scheint John Bush ein großer Eishockey-Fan zu sein, denn er hat die ganze Zeit, auch während des Soundchecks, ein NHL-Spiel auf dem Handy verfolgt.
MH.de: welche Bands würdet ihr als eure deutlichsten Einflüsse bei der Erschaffung eurer Musik benennen und mit welchen würdet ihr noch gerne (z.B. als Support auf deren Tour oder auf einem größeren Festival) mal auftreten?
VOLKER: das lässt sich so einfach nicht sagen. Gregor als Hauptsongwriter und ich als Texter sind musikalisch sehr breit aufgestellt und wir beide hören von Prog-Rock bis Death-Metal eine ziemliche Bandbreite von Musik. Rein soundmäßig hat uns MEGADETH mit deren letzten Alben inspiriert, das klingt so, wie wir es auch für unser letztes Album haben wollten.
MH.de: wie geht ihr es musikalisch an, wenn das Komponieren eines neuen Albums ansteht? Habt ihr da innerhalb des Bandgefüges eine feste Rollenverteilung?
VOLKER: es ist fast immer so, dass Gregor als Gitarrist über einen einfachen Drumsound Songideen vorbereitet. Das höre ich mir dann an und versuche, daraus einen Song mit Strophe, Chorus etc. zu machen. Dabei arrangiere ich schon mal ein paar Parts um, aber oft ist das erste Demo vom Aufbau her schon nahe am finalen Song. Wenn die Vocals grob stehen, kommen Robert (Bass) und Marco (Drums) mit ihrem jeweils persönlichen Stil dazu und entwickeln passende Parts.
GREYDON FIELDS – Vorabinterview zum RAGE AGAINST RACISM 2024
MH.de: manche Bands schreiben ihre Texte ja eher gesellschaftskritisch und greifen mehr oder weniger aktuelle „heiße Themen“ an oder zeichnen düstere Zukunftsszenarien. Andere dagegen sind mehr fiktional unterwegs. Welche Tendenzen seht ihr bei euch und hat es da mit der Zeit ggf. einen Wandel gegeben?
VOLKER: ich bin großer SciFi-Fan, daher kommen auf jedem Album Themen aus der SciFi-Literatur vor, auf dem aktuellen Album sind es neben dem Opener „Machine“ noch zwei Songs, die auf Geschichten von H.P. Lovecraft basieren. Dazu kommen dann Themen aus der Geschichte oder Politik, so wie z.B. „Ratline“, der von der Flucht und Ergreifung des Nazi-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann handelt oder „Seven Years“, in dem einer der größten Justizskandale der Nachkriegszeit thematisiert wird (sucht mal nach dem Namen „Gustl Mollath“). Das war aber auf jedem Album so und da gibt es keine Tendenz hin zu bestimmten Themen.
MH.de: wie würdet ihr eure eigene musikalische Entwicklung in den letzten Jahren beschreiben? Welche Veränderungen würdet ihr benennen und wo seid ihr euch eher „treu geblieben“?
VOLKER: ich glaube nicht, dass wir uns stilistisch in den letzten 10 Jahren groß verändert haben. Vielleicht sind wir immer besser aufeinander eingespielt und so fällt uns das Songwriting etwas leichter. Was sich aber verändert hat, ist die Art und Weise, wie wir unsere Alben aufnehmen. Bei unserem ersten „großen“ Album „God Machine“ haben wir alles im Proberaum eingesungen und eingespielt das dann mischen und mastern lassen. Für den Nachfolger „Tunguska“ waren wir dann komplett im Studio und haben da aufgenommen. Bei „Warbird“ wurde nur der Gesang im Studio aufgenommen und für „Otherworld“ haben wir zu 100% auf Homerecording gesetzt und die Aufnahmen dann an Dan Swanö geschickt, der das Album gemischt und gemastert hat.
MH.de: die Musikszene hat sich mit der Digitalisierung und der Verbreitung des Internets und dessen Nutzung durch die „breite Masse“ verändert. Früher ging es um Tonträgerverkäufe, heute kursieren Begriffe wie Downloadcharts. Es gibt ja immer ein für und wider. Wo seht ihr die Vor- bzw. Nachteile der Entwicklung und wie geht ihr als Band damit um bzw. welche Konsequenzen zieht ihr für euer Handeln daraus (das meine ich einmal als Konsument bzgl. der Musik von anderen Künstlern und andererseits bezogen auf GREYDON FIELDS)?
VOLKER: ich nutze selbst auch Streamingdienste zum Hören von Musik und kaufe oft Downloads statt physischer Tonträger, weil ich selten da Musik höre, wo meine Platten und CDs stehen. Für mich als Konsument ist das ein klarer Vorteil. Streaming ist für Bands eine großartige Möglichkeit, von viel mehr Menschen gehört zu werden, als wenn jeder erst einmal eine CD kaufen müsste. GREYDON FIELDS sind als Band viel zu klein, um mit unseren Einnahmen aus Tonträgerverkäufen und Streams Geld zu verdienen. Wenn wir am Ende unsere Produktionskosten eingespielt haben, dann ist das schon ein Erfolg. Für uns selbst spielen Charts keine Rolle, denn da werden wir wahrscheinlich nicht einmal auftauchen.
Wir freuen uns dafür über jeden, der uns am Merchstand eine CD, LP oder ein Shirt abkauft. Wir wissen natürlich, dass Veranstalter auf Zahlen wie YouTube-Klicks und Spotify-Hörer schauen. Das wäre alles kein Problem, wenn diese Zahlen „ehrlich“ wären. Leider ist es aber so, dass Klicks, Likes und Streams käuflich sind. Und nicht alle Bands können der Versuchung widerstehen, ein paar Euro zu investieren und die Chancen für Booking und generelle Sichtbarkeit zu erhöhen. Das finden wir albern und kommt für uns definitiv nicht in Frage.
GREYDON FIELDS: im Einsatz für den guten Zweck…nicht nur in Duisburg
MH.de: „Alles wird teurer“ – dieses Thema ist ja alltäglich in aller Munde. Etwa beim Einkauf beim Bäcker oder dem Auftanken des Autos. Wenn wir auf der anderen Seite darüber reden wollen, etwas ´rein aus Überzeugung zu tun und die Gedanken an die „Kohle“ mal beiseite zu lassen, dann sind wir schnell beim Thema RAGE AGAINST RACISM. Ein tolles Festival bei uns in Duisburg (hier sitzt auch unsere Redaktion), bei dem wir von metal-heads.de stolz sind, als Medienpartner aktiv mitwirken zu können. Freier Eintritt für eine gute Sache. Gerade bei der Teuerungsrate für viele Ausgaben ist es eine tolle Geschichte, dass so etwas noch möglich ist. Schön, dass ihr euch mit GREYDON FIELDS für den guten Zweck einbringt. Habt ihr bereits Erfahrungen mit der Teilnahme bei ähnlichen Veranstaltungen sammeln können?
VOLKER: Wir haben 2016 auf dem Turock Open Air in Essen gespielt, das ist auch gratis für die Fans und es war eines unserer schönsten Live-Erlebnisse. Im April spielen wir auf dem BANG4PETS Festival im Westerwald, da wird zwar Eintritt verlangt, aber die Einnahmen gehen in die Arbeit für den Tierschutz.
MH.de: Was hat euch bewegt, gerade bei diesem Open Air mitzumachen und wie denkt ihr darüber als Opener am Festivalfreitag auf die Bühne zu dürfen und damit das Event zu eröffnen?
VOLKER: beim RAGE AGAINST RACISM war ich schon oft als Zuschauer und es ist unfassbar, was da auf die Beine gestellt wird. Und das ganz ohne Ticketeinnahmen. Natürlich will man dann auch gerne selbst auf dieser Bühne stehen, auch weil das Motto des Festivals uns wichtig ist und einige unserer Songs mit dem Thema „Rassismus“ zu tun haben. Als wir dann gefragt wurden, ob wir den Opener-Slot am Freitag spielen wollen, haben wir keine Sekunde gezögert. Es ist uns eine riesige Ehre, dieses Jahr dabei sein zu dürfen.
Der Vorteil von Auftritten am Nachmittag…
MH.de: im Rahmen eurer längeren Bandgeschichte habt ihr ja sicher schon eine gewisse Erfahrung mit Festivalauftritten machen können. Macht es für euch einen Unterschied, am Nachmittag bei strahlender Sonne auf einem Open Air Event zu spielen, oder bei einem Hallen-Gig – ggf. selber als Headliner – auf der Bühne zu stehen? Oder freut ihr euch einfach immer noch über jede Auftrittsmöglichkeit, bei der man ja letztlich die Möglichkeit bekommt, sein Material vorzustellen (gerade bei Festivals kommen die Leute ja nicht unbedingt wegen einem selbst, sind aber dennoch womöglich interessiert, neue Bands und deren Musik kennenzulernen)?
VOLKER: wir sind über jede Auftrittsmöglichkeit froh. Und wenn es erst Nachmittag ist, umso besser, dann sind die meisten Fans noch ansprechbar und haben noch richtig Bock. Open Air finde ich besonders klasse, weil die Leute einfach mal vorbeikommen und uns „antesten“ können. Wenn’s Dir gefällt, kommst Du näher zu Bühne, niemand muss z.B. zum Rauchen weglaufen. Danach kann man noch entspannt ein paar Bierchen mit den Fans trinken und freut sich, wenn es den Leuten gefallen hat.
MH.de: Bevor wir zum Ende kommen, haben bei uns immer die Bands das letzte Wort. Jetzt könnt ihr also eine Message an unsere Leser, eure Fans etc. verbreiten. Was wäre das für eine Mitteilung?
VOLKER: leider sind rechte Parteien mit rassistischer Ausrichtung immer mehr im Aufwind, in Deutschland und ganz Europa. Deshalb ist die Idee des RAGE AGAINST RACISM wichtiger denn je. Ich hoffe, dass Ihr nicht nur zum Feiern zum RAGE AGAINST RACISM kommt und weil es halt nix kostet, sondern dass Ihr auch für die Botschaft des Festivals steht!
MH.de: Danke dir vielmals für die Zeit für dieses Interview und die Beantwortung der ganzen Fragen. Wir wünschen euch einen großartigen Auftritt beim RAGE AGAINST RACISM-Festival 2024 und freuen uns, euch dort zu sehen! Alles Gute!
VOLKER: Vielen Dank und wir sehen uns!
Aktuelles zum Festival gibt es nicht nur bei metal-heads.de als offiziellem Medienpartner, sondern auch hier.
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Bildquellen
- Bandfoto: ©2023 by Ina Schulz / Roll The Bones Records
- Greydon Fields Dont´Panic Essen 28.04.18: Bildrechte beim Autor
- Greydon Fields Dont´Panic Essen 28.04.18: Bildrechte beim Autor
- Impressionen @RageAgainstRacism ©2023 by Thorsten Clusen / toto@metal-heads.de: Impressionen @RageAgainstRacism ©2023 by Thorsten Clusen / toto@metal-heads.de
- RAGE AGAINST RACISM 2022 – Impressionen – Titelbild: (c) by DocRock für metal-heads.de
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