METALLICA Live – The next generation
METALLICA Live – The next generation
Ein Fan-Report aus einer traditionsreichen Fußballarena…
Was soll man sagen? METALLICA sind eine Band, die in ihrer gut 40 Jahre währenden Karriere schon einige Maßstäbe gesetzt hat. So hat man in der Zeit, als Musikvideos im Fernsehen ein wesentliches Promotion-Tool waren, verweigert für seine Songs solche Videos zu drehen. Erst recht spät ist man von dieser Einstellung abgewichen. Angefangen von kleinen Hallen, hat man sich über die großen Venues längst in die Stadien empor gespielt.
Aktuell läuft die Welttournee zum aktuellen Album „72 seasons“ (hier findet ihr die Review) mit einem besonderen Konzept. Unter dem Motto „Two nights, no repeats“ spielt man 2 Konzerte in 3 Tagen (halt mit einem Tag Pause) in der gleichen Stadt. Dabei hat man unterschiedliche Supportbands dabei und spielt selbst 2 komplett unterschiedliche Sets. Wer sich also ein Doppel-Ticket für beide Auftritte kauft, der sieht und hört gute 4 Stunden METALLICA live – ohne Wiederholungen. Wow!
Auch technisch setzt man dabei Zeichen. So hat man auf der laufenden Tour eine Bühne mit dem schon öfter genutzten „Snake Pit“ dabei. Dabei stellt die Auftrittsfläche einen Rundlauf dar und darin befindet sich ein „Innenraum“, für den man besondere Tickets erwerben kann. Dann sieht man James Hetfield und seine musikalischen Mitstreiter aus nächster Nähe. Die Besonderheit, wie man bei einem ausführlichen Videointerview erfahren kann, ist aber, dass die gesamte Video- und Soundanlage in keinster Weise mit dem Stadion verbunden ist. Es ist also ein komplett eigenständiges Konstrukt, das auf dem Boden steht und NICHT von oben herabhängt, wie z.B. bei früheren Touren die Videowürfel an der Hallendecke.
METALLICA Live – The next generation
Beim Antrieb der auf der Tour genutzten Fahrzeuge setzt man auch auf moderne Möglichkeiten. Das konntet ihr ja schon bei metal-heads.de hier nachlesen. Vor Ort konnte man dann auch tatsächlich die überwiegend in schlichtem Schwarz mit neon-gelber METALLICA-Schrift verzierten Shuttlebusse, Iveco-Zugmaschinen und den Tourbus erblicken. Woher ich das weiß?? Als geborener Münchner habe ich mir den fast 17-jährigen Nachwuchs geschnappt und bin zum Konzert am 24.05.2024 in die bayrische Landeshauptstadt gereist. Vor etwa 20 Jahren hatte ich die Gelegenheit während der Oktoberfestsaison ein Spiel des FC Bayern München gegen den Vfl Bochum im Olympiastadion zu erleben. Jetzt also METALLICA.
Schon während der Anreise traf man an Autobahnraststätten Autos mit dem entsprechenden Bandaufkleber und Fans mit METALLICA-Shirts. In München angekommen und im weiteren Umfeld des Olympiaparks waren die Anhänger des Quartetts von der amerikanischen Westküste dann allgegenwärtig. Auf den Bürgersteigen, in den Autos, beim Einchecken im Hotel und in der Pizzeria am späten Nachmittag. Hatte ich seit den frühen 90ern schon mehrfach die Möglichkeit METALLICA live zu erleben, so war es für meinen Sohn das erste Mal. Für ihn war es eine Überraschung und die standesgemäßen T-Shirts hatte ich heimlich in meinem Gepäck versteckt. Aufgrund der Hinweise in den sozialen Medien und den Fans in der Stadt, wurde ihm bald klar, was heute anstand.
Gab’s für 3 Euro Pfand als Souvenir…
Schwacher Beginn des musikalischen Programms – MAMMOTH WVH
Leider hatten wir mit einigem Stau bei der Anreise zu kämpfen und so verpassten wir die erste Hälfte der ersten Band des Abends. Das war MAMMOTH WVH. Der Opener hatte nur ein halbstündiges Set. Leider war der Sound recht dünn – zumindest auf der überdachten Tribüne des altehrwürdigen Stadions – und es hallte etwas vor den noch zahlreichen freien Plätzen des ausverkauften Rund der ehemaligen Fußballarena, die heute hauptsächlich für Konzerte und vergleichbare Events genutzt wird. Wenn man bedenkt, dass das Olympiastadion etwa 10 Jahre mehr auf dem Kerbholz hat, als METALLICA, dann ist es immer noch ein architektonisch bewundernswertes Bauwerk, mit seinem ausladenden Dach mit den Glaselementen, dass u.a. in die Überdachung der nahegelegenen Olympiahalle übergeht. Wolfgang Van Halen (Sohn des legendären Gitarristen Eddie Van Halen) bekam nicht so viel Resonanz auf den Auftritt. Aber es strömten ja auch noch viele Tausend Zuschauer ins Stadion, als die Band unter blauem Himmel mit Wattewolken aufspielte.
Ein Blick vom Fernsehturm
Nach einer entsprechenden Umbaupause – die grünen Kunststoffsitze hatten sich zunehmend gefüllt – enterte der zweite Act des Abends die Bühne: die Metalcore-Formation ARCHITECTS. Der britische Vierer ist in der aufstrebenden Szene dieser Stilrichtung sehr angesagt und so passte man zumindest vom Bekanntheitsgrad ins Billing. Aber auch der Zuspruch bei Samuel Carter und den drei Musikern war amtlich. Er sagte, er müsse dem Publikum 2 Dinge mitteilen. Erstens, er liebe METALLICA. Und zweitens, er liebe Deutschland. Sprach es aus und entledigte sich seiner Jacke, so dass das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft zum Vorschein kam. Damit hatte er die Menge auf seiner Seite. Der Sound war jetzt klarer als bei der ersten Band. Der melodische Stil der ARCHITECTS und das kraftvolle Drumming brachten die Songs gut rüber. Man spielte für die Zuschauer in München unter anderem „Giving blood“ und „Curse“ und wenn man die Reaktionen im weiten Rund – insbesondere auch im Innenraum – als Maßstab nimmt, dann kam der Auftritt gut an.
Metalcore im Deutschlandtrikot – ARCHITECTS
ARCHITECTS – Live
Nach etwa einer Dreiviertelstunde war der Gig vorbei und es begann eine etwa ebenso lange Wartezeit, bis es endlich mit der Performance des Headliners losgehen sollte. Der Kenner von METALLICA-Konzerten der letzten Jahrzehnte weiß, wenn die Melodie zu „The ecstasy of gold“ von Ennio Morricone ertönt, dann geht es gleich los. Auf den acht „säulenartigen“ Leinwänden die auf riesigen „Metalltürmen“ angebracht waren, konnte man die Filmszenen aus dem dazugehörigen Western sehen…der klassische Konzertbeginn. Dann ist noch die Frage, womit man loslegt!? Beim ersten Münchner Konzert am Freitag war das ein Song „von ganz früher“: „Whiplash“. Das Set dauerte etwa 2 Stunden. Man spielte eine bunte Mischung aus den verschiedenen Epochen des umfangreichen Bandkatalogs. Zwei der Songs aus der Liste meiner Alltime Faves waren mit „For whom the bell tolls“ und „Fade to black“ ebenso dabei wie drei Tracks vom aktuellen Release. Da hatte man sich das wuchtige „Lux Æterna“ und „Shadows follow“ am Start. Nach „Too far gone?“ folgte eine Einlage von Gitarrist Kirk Hammett mit Bassist Robert Trujillo, die unter dem Titel „Hofbräuhaus Funk Jam“ lief. Fand ich echt verzichtbar. Da habe ich in der Vergangenheit schon deutlich kreativere Aktionen der beiden Herren erlebt (z.B. als man in Berlin „Engel“ von RAMMSTEIN anstimmte).
Strömender Regen und zuckende Blitze…
Mein Sohn und ich hatten den Tag über immer wieder über das Thema „Regen am Abend“ gesprochen. Ich kann mich an persönliche Erfahrungen bei METALLICA im alten Düsseldorfer Stadion bei einem Sommerregen, aber auch an Aufnahmen von anderen Konzerten erinnern, wo es die Band (und natürlich auch die Fans) heftig erwischt hat. So schön das Wetter den Tag über gewesen war, so fing es aus dem dunklen Nachthimmel nach etwa einer Stunde der METALLICA-Spielzeit an, zunehmend zu regnen und dann verwandelte sich das Ganze noch in ein Gewitter und am Himmel über dem Fernsehturm zuckten die Blitze. James Hetfield nahm es mit Humor und dankte für die Dusche. Ich dachte mir nur, bei den etwa 13 Grad, da wird der gute Mann hoffentlich nicht krank, sonst ist der Gig am Sonntag im Eimer. Lars Ulrich trommelte wacker und das Wasser, das sich auf den Schlagzeugfellen gesammelt hatte, spritzte auf. Irgendwann zog er sein Shirt aus und meinte, er habe sich vor etwa zehn Jahren (beim letzten Mal) geschworen, das nie mehr zu tun…wir Zuschauer hätten also etwas Besonderes erlebt. Robert Trujillo hatte an diesem Abend wieder mal mit seinen Bassläufen überzeugt und mit seinen Zöpfen herumgewirbelt. Kirk Hammett bediente überwiegend die Leadgitarre – natürlich mit der gewohnten Souveränität und meist mit einem entspannten Lächeln auf dem von grauen Locken eingerahmten Gesicht, während Mr. Hetfield neben dem Gesang und den flotten Sprüchen die heavy Riffs rausfeuerte.
Eine gut gemischte Setlist – METALLICA
Was gab es noch an Musik? U.a. vom „Black Album“ gab es erst das ruhige „Nothing else matters“ und dann gleich „Sad but true“ mit Power hinterher. Zum Klassiker „Master of puppets“ ließ man riesige aufblasbare Bälle in schwarz-gelb in der Menge verteilen und diese wurden dann „umhergekickt“. Weitere Tracks waren z.B. „Fuel“ vom 1997er „Reload“-Album und „The day that never comes“ von „Death magnetic“. Die musikalische Darbietung des Abends wurde auf den Leinwänden entweder mit der Live-Übertragung der Band vom laufenden Auftritt oder aber mit Fotos von Meet & Greet Treffen oder digitalen Animationen begleitet. Dazu strahlten zahlreiche Scheinwerfer von den 8 „Türmen“. Im Licht dieser Spots konnte man den strömenden Regen gut sehen. Und auch von Nebelmaschinen machte man Gebrauch, wobei der Wind den Nebel eher verweht hat.
Das Konzert hinterließ einen bleibenden Eindruck…we’ll be back!!
Gegen 22:50 Uhr war das Konzert vorbei und die Musiker verteilten unzählige Gitarrenplektren an die ausharrenden Fans, auch der Drummer verschenkte einige seiner Sticks. Dann strömten die Massen aus dem Stadion und machten sich auf den Weg zum Auto, der nahegelegenen U-Bahn-Haltestelle oder dem Hotel. Mein Sohn war angetan von der Performance der vier Herren von METALLICA und meinte direkt, da würde er gerne noch einmal hinfahren. Der Nachwuchs ist da, the next generation der Heavy Metal Fans ist am Start! Im Nieselregen marschierten wir zu unserer Unterkunft und fielen erschöpft und selig in die Kissen…CU again METALLICA!!
P.S.: am nächsten Morgen vor der Abreise suchten wir noch einen Supermarkt auf. Ich trug auch an dem Tag wieder ein METALLICA-Shirt. Die Verkäuferin an der Kasse schaute uns an und fragte, ob wir beim Konzert am Vorabend gewesen seien und wie es war? Sie habe leider vergeblich versucht, Tickets für eines der beiden Konzerte in der Stadt zu bekommen. Das tat uns leid! Mehr Erfolg beim nächsten Mal!!
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Bildquellen
- Olympiastadion München 2011: (c) by Doc Rock - privat
- METALLICA – Live in München 24.05.2024 – Beitragsbild: (c) by Doc Rock - privat
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