The Other im Interview zum Rage Against Racism

Nachdem ich The Other vor knapp zwei Jahren als Support von Danzig im Kölner E-Werk (den Bericht gibt es hier) gesehen hatte, wird es langsam Zeit für ein Wiedersehen. Beim diesjährigen Rage Against Racism soll es hoffentlich so weit sein. Neben der Freude wieder vor einer Bühne zu stehen und Live Musik zu genießen, gibt es aber noch einen weiteren Anlass zu feiern. Nahezu zeitgleich, nämlich genau einen Tag vorher am 12. Juni 2020, bringen The Other bei Drakkar Entertainment ihr achtes Studioalbum „Haunted“ heraus. Mit der Single „We’re All Dead“ gibt es einen ersten Vorgeschmack und danach verrät uns Frontmann Rod Usher alles Wissenswerte. Viel Spaß!
The Other – Horrorpunk, Danzig und Kiss
MH: Hallo Rod Usher, hier ist der Jörg aka soundchaser von metal-heads.de und herzlich willkommen in unserer diesjährigen Rage Against Racism-Interviewreihe. Vielleicht kannst du dich und eure Band zu Beginn unseren Lesern einmal kurz vorstellen.
Rod Usher: Man sagt uns nach „Europas bekannteste Horrorpunk-Band“ zu sein. Horrorpunk ist eine Mischung aus schnellem, melodischen Punk-Rock, Gothic – oder besser Deathrock – Atmosphäre und Metal-Härte mit den entsprechenden Riffs. Dazu kommen die Lyrics, die sich um Monster aller Art drehen und bei uns noch das Grusel-Image. Wobei wir heute nicht mehr den ganz klassischen Misfits-inspirierten Horrorpunk spielen, sondern uns das deutlich geöffnet haben. Vielleicht würde man es eher Horror Rock oder Dark Punk oder so nennen. The Other klingen wie The Other, aber wenn man will, hört man sicherlich neben Misfits auch Danzig, The Cult, The Damned, Iron Maiden, Type O Negative oder Elvis Presley zahlreiche Einflüsse. Gesehen hat der eine oder andere uns vielleicht auf Wacken, Summer Breeze, Mera Luna, With Full Force oder auf vielen Touren weltweit.
MH: Das letzte Mal habe ich euch vor etwa zwei Jahren live im Kölner E-Werk erlebt, als Support von Danzig. Ich glaube, da ist für euch schon ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Wie war es denn für euch?
Rod Usher: Der Wahnsinn. Ich bin großer Danzig-Fan, habe ihn schon mehrmals zu Interviews treffen können, dazu ist der Leiter des Danzig-Fanclubs in den USA ein großer Fan von uns, so dass es dann mal endlich geklappt hat, auch dank engagierter Unterstützung von ConcertteamNRW. Das E-Werk was ausverkauft und wir kamen wahnsinnig gut an, was für eine Supportband bei Danzig alles andere als selbstverständlich ist. Gefühlt kannte uns auch die Hälfte des Publikums. Im Anschluss haben wir noch ein bisschen mit der Band (Johnny von Typ O Negative, Tommy von Prong und Steve von Samhain) getrunken und gequatscht, die uns auch klasse fanden, nur Glenn spricht halt bei Gigs nicht viel und ist direkt in den Bus gegangen. Aber jeder seines Teams hat uns top behandelt. Es war ein Abend, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. Das kann eigentlich nur durch einen Support-Slot für KISS getoppt werden.
MH: An dieser Stelle ein kurzer Exkurs. Ich fand Danzig damals richtig gut. Auch wenn er natürlich nicht mehr so singt wie vor zwanzig Jahren. Wie hast du es selber als Fan empfunden?
Rod Usher: Ganz genauso. Ich habe ihn häufiger live gesehen, schon im Original-Line-Up und gerade die Köln-Show hat mich daran erinnert. Ich fand seinen Gesang richtig gut, die Setlist war mit Klassikern der ersten vier Scheiben gefüllt und auf der Bühne stand keiner auch nur eine Sekunde still, na ja, bis auf Johnny, der nun mal sitzt. Ein tolles Konzert, so dass man sich zurecht auf seine Gigs im August hier freuen kann, wenn sie denn stattfinden.
Rod Usher über „Haunted“
MH: Zurück in die Gegenwart. Aktuell habt ihr ein Video namens „We’re All Dead“ herausgebracht und am 12.06.2020 erscheint eure neue Platte „Haunted“. Was kannst du uns über die Platte und das Cover verraten?
Rod Usher: Unsere achte Scheibe ist möglicherweise das Album, dass die Menschen erwarten, wenn sie besonders unsere „New Blood“ oder „We are who we eat“ mögen. Es ist gradliniger, straighter und sowohl düsterer, als auch mit einem stärkeren Punk-Spirit versehen, als manche Alben davor, die wir aber auch lieben. Im Prinzip wollten wir einfach einige Elemente der genannten Scheiben aufnehmen, ein kompaktes Düster-Rock Album machen, das aber mit dem musikalischen Können der Band heute. Wir haben also einen kleinen Blick zurück gewagt, aber gehen weiter voran. Diesmal gibt es übrigens zwei deutsche Songs.

MH: Tun wir einfach mal so als ob im Juni wieder alles normal ist. Was habt ihr an Live-Aktivitäten zur Feier der neuen Platte geplant?
Rod Usher: Das Rage Against Racism findet am Tag nach dem Release statt, das ist also unsere Release-Party. Ansonsten sind wir auf Wacken, Summer Breeze, Sunstorm…. wenn… na ja wenn… Eigentlich wollten wir im Oktober auf Tour, aber das ganze Chaos sorgte nun dafür, dass auch das nicht geht, weil ja alle anderen Bands ihre Touren frühzeitig auf Oktober und November gelegt haben, so dass alle Clubs im Herbst voll sind und dazu unsere wahrscheinlichen Tourpartner wegen ihrer US-Tour-Verschiebung nun dort im Oktober touren. Ich sag mal so: Mit dem größten Pech, dass sich eine Band vorstellen kann, spielen wir dieses Jahr kein Konzert mehr und sitzen fett in den Miesen. Wenigstens unsere jährliche und legendäre Halloween-Show sollte aber in Köln steigen.
Rod Usher über den Umbruch der Kölner Club Szene
MH: Bleiben wir mal live und Konzerten. Als Kölner Band, wie würdest du die Kölner Szene beschreiben? Es ist ja einiges im Umbruch, aber im Schanzenviertel haben sich neue Möglichkeiten aufgetan und im Volta Club fand letztes Jahr (sehr erfolgreich) die erste Auflage des Metal Colonia Fests statt. Wenn ich mich nicht irre, warst du zumindest damals ja auch kurz vor Ort.
Rod Usher: Jap, ich war kurz vor Ort, hatte dann aber abends einen eigenen Gig im Ruhrpott. Wir selbst haben im Carlswerk an Halloween gespielt, dem größeren Bruderclub vom Club Volta. Im Club Volta fand unsere After-Show Party statt. Diese beiden Clubs bereichern die Szene in Köln total, gerade das Volta beherbergt jetzt viele Bands, die früher im Underground gespielt hätten und denen die Zukunft des (auch sehr geilen) Helios zu vage für die langfristige Planung ist. Das ist da Problem in Köln, die Clubs werden immer weniger, die Stadt tut nichts zur Sicherung. Irgendwann ist Köln eine reine Wohnstadt, wenn das so weitergeht, dann will hier keiner mehr hinziehen, weil es so ein tolles Nachtleben gibt. Aktuell aber scheint Köln-Mülheim, wo ich auch wohne, sich etwas zum Alternativort zu mausern, nach das In-Viertel Ehrenfeld die Clubs abreißen lässt und immer mehr Anwohner im „Alternativen“-Stadtteil wohnen wollen, aber keinesfalls Veranstaltungen im Veedel toleriert. Wie auch immer, noch habe ich Hoffnung für Köln. Geile Bands gibt es ja genug, gerade im Metal und Punk. Das weiß man oft nur nicht, weil Köln als Elektro-Stadt verschrien ist.
MH: Bevor wir zur letzten Frage kommen, noch einmal zu dem auf dass wir uns alle jetzt am meisten freuen: Eine Band live auf der Bühne zu erleben. Auf was dürfen wir uns bei euch am meisten freuen und was ist für euch das Schönste, wenn ihr auf der Bühne steht?
Rod Usher: Ich hoffe ihr werdet euch so drauf freuen wie wir, dass wir erstmals Songs vom neuen Album spielen werden, natürlich gepaart mit Klassikern. Aber für uns wird das schon eine spezielle Situation und wir müssen noch viel proben bis dahin, was natürlich auch derzeit schwer möglich ist. Ansonsten gibt es das, was wir immer auf die Bühne bringen: Leidenschaft, Energie und Ohrwürmer. Und natürlich unsere wunderschön anzusehenden Stagelooks.
The Other über das Rage Against Racsim
MH: Die letzte Frage gilt natürlich dem Rage Against Racism. So sehr wir uns auch alle auf zwei Tage mit Musik und Freunden freuen, steckt aber doch mehr dahinter. Das Motto des Festivals steht explizit im Titel. Wie sehr verbindet ihr als Band oder auch du persönlich dieses Motto mit eurem künstlerischen Schaffen? Oder warum möchtet ihr gerade hier auftreten?
Rod Usher: Schon auf vergangenen Alben haben wir Tracks wie „German Angst“, „Howling at the moon“ oder „Shadows from the Past“, in denen wir uns zwar unterschwellig, aber doch recht deutlich, gegen Rechtsradikalismus und Rassismus äußern. Verpackt in eine Horrorstory, aber doch inhaltlich klar. Auf „Haunted“ ist nun ein Song namens „Absolution“, der auf Deutsch und mit der Refrain-Zeile „Kein Gott, kein Führer“ keine Fragen zu unserer Einstellung offenlassen sollte. Das war uns gerade in der heutigen Zeit wichtig, in der Populismus, einfache Antworten für einfache Menschen, politische Gewalt und Morde, Nazis in Behörden sowie all diese gefährlichen Tendenzen sogar im Mainstream nach Engagement verlangen. Und zwar von ganz normalen Menschen, die einfach keinen Bock auf rechtes Gesocks haben. Und damit meine ich auch die, die sich eher konservativ sehen, aber sich eben auch nicht von Nazis vor den Karren spannen lassen wollen. Somit unterstützen wir das Rage Against Racism inhaltlich schon lange und endlich nun auch auf der Bühne.
MH: Lieber Rod Usher, vielen Dank für das Gespräch und ich freue mich schon, euch im Juni in Duisburg auf der Bühne erleben zu können. Und die letzten Worte gebühren natürlich dem Künstler.
Rod Usher: Lasst uns hoffen, dass wir im Juni irgendwie zusammen feiern und unsere Haltung zeigen können. Wir wünschen uns das sehr und freuen uns auf euch.
The Other -Kontakt und mehr
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Bildquellen
- The Other Haunted: Rod Usher / The Other
- The Other 720×340: Rod Usher / The Other
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