Vor der Show am 16.02.24 im AZ Wuppertal: NAGEV im Interview über Veganismus und Antifaschismus
NAGEV aus Emsdetten spielen zusammen mit Dungeon Keeper aus Osnabrück am 16. Februar 2024 im AZ Wuppertal. Die Band NAGEV ist mysteriös: Denn bisher hat sie nur eine einzige EP mit vier Songs über 10 Minuten digital veröffentlicht, so dass die Setlist des Konzerts eine Überraschung sein wird. Aber nicht nur musikalisch, sondern vor allem aufgrund ihrer klaren Haltung ist die Band NAGEV einen genaueren Blick wert: COUNT FRYSEFORBRENNING (Gesang) im exklusiven Interview.
NAGEV: „Anti-fascist plant-based black metal“
MH.: Auf den ersten Blick sehr Ihr aus, wie eine typische Black-Metal oder Post-Black-Metal-Band. Erst wenn man genau hinsieht, erkennt man die Details. Ihr deklariert Euch als „Anti-fascist plant-based black metal“ (Instagram). Und euer Name beispielsweise heißt rückwärts gelesen „vegan“. Ist das Programm bei Euch? Was ist hier Eure Botschaft?
CF: Moin Matt, zuerst einmal danke für dein Angebot ein Interview zu führen und vorab für deine Fragen. NAGEV ist aus einer Schnapsidee schon vor einigen Jahren von unserem Schlagzeuger entstanden. Wir hatten immer vor gemeinsam im Proberaum zu versacken und eine Platte aufzunehmen. Zu dem Zeitpunkt sollte das Konzept noch daraus bestehen, vegane Kochrezepte zu zitieren. Als 2020 die Coronazeit anbrach, hatten wir sehr schnell viel neu gewonnene Freizeit und haben die Idee schlussendlich umgesetzt. NAGEV ist ein Bandkonzept, das sich absolut ernst nimmt und kein Zwinkern oder Schmunzeln erlaubt. Tatsächlich ist die Realität weit davon entfernt. Wir propagieren pflanzliche Ernährung auf die einzige Art und Weise, wie es Sinn ergibt – mit Blastbeats. Das Kalkül, welches wir verfolgen, besteht darin, ein augenscheinlich „bierernstes“ Genre absolut nicht ernst zu nehmen. Was nicht bedeuten soll, dass wir Black-Metal nicht abfeiern. Wir berauben uns jeglicher Klischees von Black-Metal der alten Schule und nutzen es, um uns daraus etwas wiederum Eigenes zu bauen. „Vegan“ rückwärts, also „Nagev“, klingt irgendwie schon nach einer Band, die eigentlich in dieses Genre gehört – so kommt das auch mit den pflanzlichen Texten.
NAGEV: Straight-edge oder einfach nur plant-based?
MH.: Die Straight-Edge-Bewegung im Metal hat nicht zuletzt durch prominente Größen wie Alissa White-Gluz von Arch Enemy wieder an Bekanntheit und Aufmerksamkeit gewonnen. Fühlt Ihr Euch zugehörig?
CF: Wenn die Frage dahin geht, ob wir selbst Straight-Edge sind, kann ich das – denke ich – für alle in der Band verneinen. Wir respektieren jeden Menschen, der sich der Straight-Edge-Bewegung zugehörig fühlt. Es ist unterstützenswert, wenn man den eigenen Konsum hinterfragt und eine klare Position einnimmt. Sicherlich ist es wesentlich facettenreicher als nur das. Um an der Stelle die Ernährung aufzugreifen, kann man sicherlich erwarten, dass jeder Mensch seine Ernährungsform im Rahmen der eigenen Möglichkeiten hinterfragen sollte.
NAGEV positionieren sich klar gegen den National Socialist Black Metal (NSBM)
MH.: Dann gibt’s da auch noch ein zweites Statement: Ihr bezeichnet Euch als Antifaschisten. Eine klare Ansage, in Zeiten, in denen es einen formierten National Socialist Black Metal, abgekürzt NSBM, innerhalb der Black-Metal-Subkultur gibt. Und von dem sich manche Protagonisten der öffentlichen Wahrnehmung und Kritikern zufolge nicht deutlich genug distanzieren. Euch ist eine solche Abgrenzung aber ein wichtiges Bedürfnis. Warum?
CF: Für mich persönlich ist und war Black-Metal ein Genre, bei dem man durchaus darauf achten muss und sollte, was man da genau konsumiert. Es gibt viele Künstler:innen, die dieses Genre nutzen, um hirnlose, rechtsradikale und menschenverachtende Botschaften zu publizieren. Andere Bands sprechen solche Themen vielleicht nicht explizit in Texten an, aber distanzieren sich schlichtweg nicht von solchen Themen. Dadurch, dass du dich nicht positionierst, beziehst du ebenso Stellung. Wir unterstützen antifaschistische Black-Metal-Bands, wie etwa Trespasser, Dawn Ray’d oder Gravpel, die klar ihre Meinung kommunizieren und sich öffentlich positionieren. Mir fällt es dadurch leichter, mich auf eine Band richtig einzulassen, weil ich sicherer gehen kann, dass ich mir keinen NSBM reinziehe. Für uns ist es wichtig, genau diese Botschaft zu vermitteln. Dann weiß jede oder jeder, wo sie oder er dran ist. Kurzgesagt, gibt es zu viele ätzende Bands in diesem Genre, die sich nicht um politische Positionierung scheren oder offenkundig rechts sind.
NAGEV live: Was erwartet das Publikum?
MH.: Spielen Eure beiden Botschaften – Veganismus und Antifaschismus – eine Rolle in Euren Songs oder bei Euren Shows? Was erwartet das Publikum bei Eurem Konzert in Wuppertal diesbezüglich?
CF: Wie gesagt, sollte es von der anfänglichen Idee her eigentlich nur um vegane Rezepte gehen. Was letztendlich nun daraus geworden ist, ist vermutlich die Verarbeitung von lyrischen BM-Klischees im Kontext einer pflanzlichen Ernährung. Der Song „Plantsilvanian Hunger“ handelt etwa von einem vegan lebenden Vampir, der durch die kalten Nächte streift auf der Suche nach einem nächsten Pflanzenopfer. Letztendlich lässt er den Tieren nichts zu fressen übrig. Um den kartoffeligen Spruch „du nimmst meinem Essen das Essen weg“ zu rezitieren. Irgendwann habe ich mal auf einem Flyer den Ausdruck „Hail Seitan“ gelesen. Dass das in den Texten verarbeiten werden muss, versteht sich im Kontext von NAGEV sicherlich von selbst.
MH.: Noch gibt’s ja weder Merch noch physische Tonträger. Überhaupt kann man nur vier Songs mit insgesamt zehn Minuten Dauer hören – oder sneaken. Was kommt hier noch und wann?
CF: RITUAL I haben Princess Wintermoon und ich gemeinsam im Proberaum aufgenommen und bei Bandcamp reingestellt, um unsere Freude an dem Projekt zu teilen. Das sich hierfür jemand interessiert oder wir irgendwann mal ein Konzert spielen, haben wir eigentlich nicht erwartet. Wir haben immer mal über einen physischen Release diskutiert, aber wenn du keine Shows spielst und dich niemand kennt, warum dann ein Tape oder eine Platte rausbringen? Für den ersten und zunächst geplant einzigen Auftritt, haben wir zwei weitere Musiker gesucht – Shredmaster Hierius und Citric Acid sind nun auf ewig Teil von NAGEV. Zu viert haben wir noch vier weitere Songs geschrieben. Wir planen diese ebenso aufzunehmen und zu veröffentlichen. Einen physischen Release von Ritual I & II soll es 2024 ebenfalls geben. Aber dazu wollen wir in geheimnisvoller Black-Metal-Manier natürlich nichts verraten. – Nochmals vielen Dank, Matt, für die Möglichkeit dieses Interview zu führen und deinen Svpport!
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Bildquellen
- NAGEV – Band – live: Livefoto: Nagev
- NAGEV – Gitarre – live: Livefoto: Nagev
- NAGEV – Drums – live: Livefoto: Nagev
- NAGEV – Band – 2024: Bandfoto: Nagev
- NAGEV – Gesang – live: Livefoto: Nagev
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