True Crime im Heavy Metal: Hard & Dangerous (VÖ: 25.02.2025)

Es beginnt mit einem Paukenschlag, ist trotz manch übler Verbrechen durchweg humorig geschrieben, aber es gibt auch was zu mäkeln in „Hard & Dangerous“ , dem True-Crime Hardcoverbuch über Kontakte von Heavy Metal-Stars mit der Justiz. Wir von metal-head.de hatten das Vergnügen, uns bereits vor dem VÖ-Termin am 25. Februar 2025 eingehend mit dem Buch zu beschäftigen.
Paukenschlag zu Beginn
Beim Aufblättern des Buchs strahlt uns gleich Justizia an. Es folgt der übliche Impressum-Hinweis und man will schon zur „Tagesordnung“ (= Inhaltsverzeichnis) übergehen. Aber plötzlich fällt uns auf Seite 7 die ansonsten bei Buchautoren übliche Widmung auf. Statt schmalziger Worte, wie sehr die Angetraute den Autor unterstützt hat oder an wen der Schriftsteller immer denken wird, erscheint hier jedoch ein Zitat aus dem Buch, welches wir rezitieren möchten: „Und für den Bruchteil einer Sekunde erscheint ein Gesicht in der Glotze, das dem Autor und Tausenden Metal-Fans verdammt bekannt vorkommt. Wenige Stunden und ein paar Internet-Recherchen später ist klar, dieses Gesicht gehört tatsächlich Jon Schaffer von Iced Earth.“
Gelungener Start
Bäm! Volltreffer. Dachten wir, das mit dem ulkigen Cover – zu sehen bei der „Gegenüberstellung“ sind auf dem Frontcover Vince Neil von Mötley Crüe, Steven Tyler von Aerosmith, Axl Rose von den Gunners, Ozzy Osbourne und Lemmy Kilmister himself – bereits unser Interesse an dem Buch geweckt worden ist, beginnt jetzt erst das richtige Kopfkino. Ja, der Sturm aufs Kapitol damals. Irgendwie schon was her und doch in diesen Tagen nach den Neuwahlen in den USA aktueller den je. Was ein genialer Schachzug des Autors, Lektors oder Verlags, dieses Zitat voranzustellen. Denn jetzt sind wir als Leser so richtig gefangen von dem Buch, tauchen ein in die Lektüre – und um es vorab zu verraten – können diese auch nicht mehr weglegen. Und verschlingen die 240 Seiten an zwei Nachmittagen.
Zum Inhalt
Und in diesem Buch bekommt garantiert jeder sein Fett weg. Bekannte Geschichten über die Coverhelden haben natürlich ihren Weg ins Buch gefunden. Wir sind euch daher noch die Hardcover-Rückseite von „Hard & Dangerous“ schuldig. Dort finden sich Karl Logan (ex-Manowar), Randy Blythe (Lamb of God), Gaal (ex Gorgoroth) sowie Phil Anselmo (ex-Pantera) wieder. Doch auch weitere „Skandal-Nudeln“ haben es „dank“ ihrer Verfehlungen verdient, in „Hard & Dangerous“ erwähnt zu werden. Von den Gründervätern Black Sabbath und Deep Purple über Judas Priest, Iron Maiden und Metallica bis hin zu unzähligen Death Metal-Kapellen (Varg u.s.w.) ist alles dabei, was Rang und Namen hat. Die „Verbrechen“ sind auch mal minderschlimm. Dass Mike Patton von Faith No More auf den Teleprompter von Axl Rose pinkelte, nur um deren Tour nicht weiter begleiten zu müssen, finden wir jetzt nicht besonders strafbar. Sondern bei der Quäk-Stimme und den Exzessen der Guns N´Roses auf und abseits der Bühne irgendwie eher nachvollziehbar.
Üble Gesellen
Doch es sind natürlich ganz andere Extreme im Buch vertreten. Die Protagonisten mit rechtsradikalen Tendenzen, Skandinavier mit Hang zu Kirchenbränden oder ganz schlimmen Vergehen an Minderjährigen und Mordaufträgen. Wir möchten jetzt aber nicht zuviel spoilern. Denn ansonsten hätte sich Autor Till Burgwächter nicht die Mühe machen müssen, all die Stories zusammenzutragen, wenn außer uns keiner das Buch „Hard & Dangerous“ mehr haben möchte, weil man schließlich schon den gesamten Inhalt kennt. Denn den Schmöker komplett zu lesen, lohnt sich unseres Erachtens wirklich.
Die Schwachstelle
Wir wären kein unabhängiges Magazin, wenn wir nicht auch etwas kritisieren dürften. Dies können wir ohne schlechtes Gewissen tun, denn wir stehen in keinerlei Abhängigkeits-Verhältnissen zu Promofirmen, Verlagen, Labels, Autoren oder Künstlern. Sondern sind völlig frei in unserer Berichterstattung, was ein echtes Plus von metal-head.de ist. Also ab in den Mäkel-Modus. Nach über 200 Seiten Spaß-Lektüre (trotz der üblen Gesellen, siehe oben) schafft es der Autor, zähe 20 Seiten der Band Makabre Machbare zu widmen. Genauer gesagt schreibt er über die von dieser Combo besungenen Verbrecher, von deren Taten die Songtexte dieser Band handeln. Beschrieb das Buch bis dahin nur am Rande Mörder und Verbrechen jenseits des Metal, folgt hier ein Abriss durch die Geschichte der Kriminalistik. Aus unserer Sicht eher unnötig. Denn zuvor wurden wir mit den Stories über die Verfehlungen von Heavy Metal-Musikern bestens unterhalten. Dies hätte bis zur „Urteilsverkündung“ (dem Buchende) gerne so weitergehen dürfen. Aber genug gejammert.
Unser Fazit
Denn auch wenn wir diese kleine Achillesferse offengelegt haben, schmälert dies nicht unseren überaus positiven Gesamtausdruck. Mit „Hard & Dangerous“ ist es dem Autor Till Burgwächter wirklich gelungen, amüsante Stories wie auch üble und verabscheuungswürdige Mord und Todschlag-Geschichten komprimiert, inhaltsgetreu und trotzdem unterhaltsam zusammenzustellen. Was echt eine Kunst ist. Auch wenn er dies alles in klamaukige Texte packt, vergisst er hierbei nie auch an der einen oder anderen Stelle den notwendigen Zeigefinger nicht. Denn zu verharmlosen sind sämtliche Gewaltverbrechen selbstverständlich nicht, sondern absolut verabscheuungswürdig. Was wir kurz klarstellen möchten, Die eine oder andere Geschichte wird der Leserschaft natürlich bereits bekannt sein. Man findet in „Hard & Dangerous“ aber auch noch viel Neues. Und erfährt sogar den einen deren anderen noch nicht bekannten Bandnamen. Dies macht das Buch noch lesenswerter. Daher Daumen hoch von unserer Seite.
Die hard facts zu „Hard & Dangerous“
Auf 240 Seiten im handlichen DIN A5-Format tobt sich der freie Mitarbeiter beim Metal Hammer Marc Halupczok (geb. 1975), der hier unter seinem Pseudonym Till Burgwächter schreibt, mit seinem immensen Metal-Fachwissen aus. Die leider nur in schwarz-weiß gehaltenen Bildchen zu Beginn der 18 Kapitel in „Hard & Dangerous“ sind ebenso witzig untertitelt wie der Schreibstil des Autors insgesamt sehr launig ist. Sein Schreibstil ist derart flüssig, dass man auch die Lektüre aus dem Reiffer-Verlag so weglesen kann. Und dies alles zum fairen Preis von 20 Euro. Erhältlich ist der Schmöker übrigens beim herausgebenden Verlag über diesen Link hier.
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Bildquellen
- Hard and Dangerous: Verlag-Reiffer.de
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