MANTAR mit DOWNFALL OF GAIA & CHAPEL OF DISEASE in Köln
DOWNFALL OF GAIA und MANTAR an einem Abend. Das verheißt an sich schon einen spannungsreichen Musikabend: von dichter Atmosphäre bis hin zu Sounds Marke Abrissbirne. Doch damit nicht genug, teilten auch noch die Kölner CHAPEL OF DISEASE die Bühne mit diesen Bands. Sie passten gut in den Slot, denn sie erwiesen sich als ein fantastisches Bindeglied zwischen DOWNFALL OF GAIA und MANTAR.
Aber von vorne:
Ein einzigartiger Fluss der Melancholie
Den Anfang machen also DOWNFALL OF GAIA, deren Post-Black-Metal so gut mit Gegensätzen zwischen atmosphärischen Klängen und enormer Wucht spielt.
Die Bühne ist in Nebel getaucht, der durch das Blau der Scheinwerfer noch dichter wirkt. Die Gitarren weben zusammen mit den tiefen Tönen des Basses einen Teppich aus Akkorden. Darüber erheben sich die Screams und Akzente der Hi-Hats, bis ein wahres Trommelgewitter losbricht.
Das Licht erlischt, bis im Rhythmus der Trommelschläge die Scheinwerfer einen Musiker nach dem anderen in ein geheimnisvolles Licht tauchen. Wie aus einer anderen Sphäre kommend entwickeln sich die Melodien. Metallisch-schwarze Riffs, melancholische Melodien, neblig wabernde Licks, klagende Gitarren und dazu ein abwechslungsreiche und kraftvoll lebendige Drumming. Dies verbinden DOWNFALL OF GAIA zu komplexen Arrangements. Alles zusammen erzeugt einen unglaublichen Sog, der mit den weiteren Songs anhält.
Währenddessen lauscht das Publikum ohne die sonst gewohnten Nebengespräche wie gebannt dem Spiel mit den Kontrasten zwischen atmosphärischen Passagen und Black-metal-Ausbrüchen. Einige sind in ihren wogenden Bewegungen so versunken, dass sie regelrecht hochschrecken, wenn die Drums wieder lostoben oder furiose Vocals aus den pulsierenden Klängen herausbrechen.
DOWNFALL OF GAIA mit Dominik Goncalves dos Reis und Marco Mazzola (Gitarre und Vocals), Anton Lisovoj (Bass und Vocals) sowie Michael Kadnar (Drums) haben auf atmosphärischer Grundlage alle Crust- und Black Metal- Register gezogen und werden mit entsprechendem Applaus bedacht.
Die unendliche Leichtigkeit rockenden Metals mit tödlichen Wurzeln
Nach dem Umbau hat sich der Nebel auf der Bühne etwas gelichtet. Dafür umflackern rote und blaue Lichter die Jungs von CHAPEL OF DISEASE. Das Schlagzeug ist um eine Stand-Tom erweitert, die David Dankert im Verlauf auch häufig nutzt. Mit groovigen Abschnitten und ausgedehnten Instrumental – Passagen schaffen die Kölner einen weiten Spannungsbogen. Sie entfalten einen rockigen Drive, den das Publikum mit zunehmend stürmischerem Kopfnicken und Mähneschütteln beantwortet.
Laurent und Cedric Teubl produzieren ordentliche Riff-Salven oder entlocken ihren Saiten fließende Soli. Christian Kriegers Bassläufe verbinden sich mit Doublebass – Donnern, so dass auch Death-Metal-Elemente nicht zu kurz kommen. Trotz der Lässigkeit in den groovenden Passagen und den rockenden Melodien, bleibt die harte und ruppige Grundstruktur. Diese kreativen Songs sind nicht unbedingt eine leichte Kost. Aber das Publikum lässt sich mitreißen, reckt die Fäuste, stimmt Rufe in Richtung Bühne an.
Diese Band hat mich wirklich überrascht – und nicht nur, weil ich sie bisher nicht kannte. Ihre druckvollen und rockigen Melodien sorgen für ordentlich Groove. Dennoch werden die Grundstrukturen des Death-Metal deutlich. Die entstehende Spannung hat sich gut übertragen und die Leute sind gut eingestiegen, wenn CHAPEL OF DISEASE immer wieder Tempo und Dynamik steigerten.
Mantar – handgemachter wuchtiger Krach
Nach einer ziemlich langen Umbaupause betreten Hanno Klänhardt und Erinç Sakarya zu AC/DC-Klängen (passend zur Inschrift auf Hannos Bauch) die Bühne. Erinç setzt sich hinter das Schlagzeug, das wie immer Hannos riesigem Pedalboard gegenüber steht. Hanno entledigt sich seines Hoodies, richtet das Käppi und los geht es mit Pest Crusade und Age Of The Absurd. Bereits hier zeigen sich Wucht und Energie nicht nur auf der Bühne. Wie auch in den bisherigen Konzerten, in denen ich Mantar erlebt habe, ist die Stimmung im Publikum aggressiv. Es wird beim Moshen rücksichtsloser gerempelt und geschubst. Vielleicht hat es damit zu tun, dass die Bremer Stadtmusikanten von MANTAR eine Mischung aus Wut und Zerstörung in ihre nicht enden wollenden Riffs packen und mit massivem Drumming in die Gehörgänge hämmern. Und doch gibt es eingängige groovende Passagen, die mit ihrer ungezügelten Energie gefangen nehmen.
Die Hooklines knallen unbarmherzig, die Riffs schaffen eine enorme Dichte, in die Hanno die Vocals hineinschreit. Auch wenn MANTAR inzwischen als Metalband gelten: die Punkattitüde bringt Hanno nach wie vor rüber.
„Ihr habt noch sehr viel Leben in euch. Das müssen wir ändern.“
MANTAR attackieren das Publikum mit enormer Wucht und holen aus dem pogenden Publikum alles heraus. Era Borealis hat sich zum Livehit entwickelt und wird lautstark mitgesungen. Der Moshpit wird immer größer, schneller und massiver. Hanno windet sich währenddessen vor dem Mikrofon oder knapp über dem Boden, als würden ihn die vibrierenden Riffs und harten Drumelemente hin und her werfen.
„Wollt ihr was auf die Fresse? Dann gibt es was auf die Fresse!“ sagt Hanno. Und so sind die Songs ja auch. Der Dank an das Publikum fürs Kommen klingt dagegen richtig brav. Verabschiedet werden wir aus dieser leidenschaftlichen Show mit den Worten: „Wir haben noch zwei Hits dabei, dann übergeben wir euch der Nacht.“ Und so werden wir mit White Nights und Berserkers Path in eben diese entlassen.
Atmosphäre – todesmetallische Vibes – in die Fresse – Metal
Das war ein intensiver und fantastischer Abend: harte Riffs, wunderbare Licks und Melodien sowie großartiges Drumming bei allen Bands.
Teilweise echt keine leichte Kost und die Musik ist hier – um im Bild zu bleiben – wirklich nicht zu Fast-Food verkommen, sondern es wurde ein abwechslungsreiches und nahrhaftes Menü mit etlichen Leckerbissen geboten.
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Bildquellen
- Mantar Köln Essigfabrik Beitragsbild: Laura Jaeger (c) metal-heads.de
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