Whitesnake/Europe 27.05.22 Oberhausen
Whitesnake – Farewell Tour -27.5.2022 Oberhausen – Special Guest Europe
Gerade mal 35 Jahre ist es her, dass ich die Herren von Europe bei der Final Countdown Tour in Essen sehen konnte. Ich war begeistert! Mein erstes Konzert. Das bleibt in Erinnerung. Danach haben sie noch 8 Platten gemacht… ich hätte vielleicht mal reinhören sollen…
So kann man sagen, dass ich mit sehr hohen Erwartungen und vielen Glücksgefühlen nach Oberhausen gefahren bin und mich wirklich, wirklich sehr gefreut hatte auf den Abend mit meiner ehemaligen Lieblingsband. Doch, man ahnt es schon: so glücklich wie damals hat mich Europe dieses mal nicht machen können.
Dilemma
Das fasst das Dilemma des Abends ein wenig zusammen: Fast Jeder, der gekommen ist um David Coverdale und Whitesnake zu verabschieden, hatte wie ich mit Europe ein Event, einen Moment in seinem eigenen Leben, ein Lied, eine Erinnerung, die mit Whitesnake oder einem seiner großen oder auch auch kleineren Hits verbunden ist und eine eigene Erwartung an den Abend. Ohne das ich mich jemals vertieft mit DC beschäftigt hätte und ihn gerade dann in den 80ern auch echt ein wenig zu schmalzig fand bin ich doch, ob der geteilten Lebenszeit, auch nie an ihm vorbei gekommen. Ehrlich gesagt ist „Here I go again“, wenn ich mich festnageln lassen müsste, eines von zwei Liedern das ich als mein Lieblingslied bezeichnen würde.
Umfrage
Eine spontane Umfrage mit Keinem aller anwesenden Zuschauer hat bei 100% der Befragten das gleiche Ergebnis gebracht. Viele Emotionen, hohe Erwartungen. Dann kam Europe. Ich hätte mir einen fetteren Sound gewünscht, ich werde wohl nie verstehen warum man den „very special Guests“ nicht die volle Leistung anbietet? Das kostet doch keinen Cent mehr? Und geht es nicht darum den zahlenden Gästen möglichst ́nen geilen Abend zu bieten statt über Licht und Sound klar zu machen, dass die letzte Band des Abends auch die Bessere ist? Ach, egal. Die legen los mit dem mir, wie ihr geahnt habt, völlig unbekannten Song „Walk the Earth“. Scheiße, ist der Refrain geil. Absolute Gänsehaut.
Stimmlich nicht mehr ganz so wie 1987, aber immer noch eine markante, mitreissende Stimme, die ihresgleichen sucht. Mit Rock the Night, Scream of Anger und Carrie ist dann direkt erstmal ne ganze Chose an Songs gereicht worden, an die man sich erinnern kann. „Last look at Eden“ dann ist eine live unglaublich starke Nummer, der Song hat in großer Atmosphäre eine Ausstrahlung und ein heroisches Moment, dass er jetzt hier irgendwie auf dem Laptop via Youtube nicht soooo rübergebracht hat. Die komplette Setlist findet ihr hier:
Setlist
Auch wenn ich es nicht beurteilen kann habe ich das Gefühl hier die Hits der Bandgeschichte gepaart mit vielen Songs des „The final Countdown“ Albums geboten bekommen zu haben. Das Bob Marley Medley in „Superstitious“ war eine coole Einlage und selbst wenn ich von der Band (nicht von Joey Tempest, der ist nach wie vor eine Attraktion!) mehr Bewegung und Engagement erwartet hätte und
die häufigen Pausen zwischen den Songs nicht verstanden habe muss ich sagen: Ich komme gerne zur nächsten Headlinertour von Europe mit vollem Sound, Licht und hoffentlich vielen der heute Abend gespielten Liedern! Ich war tatsächlich nicht so glücklich wie am 6.Februar 1987 in Essen am Ende… Woran hat et gelegen? Ja gut, woran hat et gelegen? Gute Frage, woran hat et gelegen? Tja…
Ich denke an mir. Obwohl dann gefühlt 100 Leute die Bühne umbauen dauert es einen Moment bis ziemlich genau um 21 Uhr Whitesnake die Bühne betreten.
Whitesnake
Voller Sound, volles Licht, volle Granate. Energie birst in der ersten Sekunde, keine Frage: Hier kommt eine der großen Rocklegenden unserer Zeit. David Coverdale! Umgeben von sechs Musikern, die zum Teil „neu“ dabei sind, im Laufe des Abends aber fast alle mit Soloeinlagen zeigen werden, dass sie ebenfalls zu den Besten an ihren Instrumenten gehören. Zu jedem Einzelnen könnte man vieles sagen, die Liste der musikalischen Begleiter Coverdales ist lang und legendär, aber im Gegensatz zu den Bandmitgliedern der Vorband ist hier jeder Einzelne auf der Bühne ein Star, ein Showtier und jeder für sich das Eintrittsgeld wert.
Spielfreude
Was sie dann noch auszeichnet: die Interaktion, die sichtbare Spielfreude, die Agilität. Und wer dann denkt die drängen nach vorne, damit David Coverdale in seinem Alter in ihrem Lichte strahlt, ist im Irrtum. Beeindruckender Showman, Entertainer und – mit Abstrichen – Sänger David Coverdale ist Chef der Show. Was heißt jetzt mit Abstrichen? Nun, viele mokieren sich ja weltweit über die nachlassenden stimmlichen Leistungen der Sänger, die in hohem oder höherem Alter noch Konzerte geben.
Abgesehen davon, dass die Backroundgesänge gut vor Allem dort eingesetzt wurden, wo Coverdales Stimme nicht mehr hinreichte, muss man doch sagen: Scheiß drauf ob die Sänger am Ende noch wirklich jeden Ton treffen solange die Stimme nicht wirklich „gekippt“ ist. So ist es halt. Wer keine alten Musiker sehen möchte oder es denen dann nicht erlaubt auch nicht mehr 20 zu sein (wie kaum jemand im Publikum, wie man sich vorstellen kann), der sollte es bei seinen Erinnerungen belassen und einfach nicht hingehen. Ricky Gervais sagt in einem anderen Zusammenhang: Geh an die Kasse, hol Dir Dein Geld zurück… ich scheiß auf Dich. Diese Haltung teile ich.
Profis
Nun, worauf ich hinaus will: Hier wurde professionelles Entertainment von Weltklasse geboten. Nach dem Opener Bad Boys folgte Slide it in, Love ain ́t no Stranger, Hey you (you make me rock), Slow an ́Easy, Ain ́t no Love in the Heart of he City und Fool for your loving. Da war jetzt nichts dabei, was man noch nie gehört hatte. Und so ging es auch weiter nach einigen Instumentalsolos. Die habe ich zwar noch nie gemocht und kann auch null beurteilen ob sich jetzt jemand zum Beispiel am Bass einfach nur was zusammenschrömmelt oder ob das ganz große Kunst ist… zumindest gibt es ja auch dem 69jährigen Sänger Zeit ein wenig durchzuschnaufen. Und klar auch dem geneigten Publikum, das stehend in bestuhlter Halle genug Platz für sich findet um individuell abzugehen.
Den genannten Songs folgen Cryin in the Rain, Is this Love, Give me all your Love, Here I go again, Still of the Night und am Ende Burn (Deep Purple). Tja, da war jetzt so ziemlich alles dabei, was man hören wollte. Doch kommen wir zurück zu den Erwartungen an diesen Abend. Farewell Tour. Die größten und prägendsten Lieder der eigenen Jugend und eventuell sogar darüber hinaus. Große Halle, große Show. Und doch nicht ganz zufrieden? Ja, was bitte hätte man denn da noch mehr erwarten können? Hm ja.
Kurz
Also die Show war etwas kurz? Und so Ansagen und Interaktion mit dem Publikum war ziemlich mau? Also ich meine da geht sozusagen eine Legende und die hat mir nichts persönliches mehr zu sagen? Ein paar nette Anektoden, ein persönliches Wort? Wo uns doch allen klar wird, dass wenn er geht, ein großer musikalisch, emotionaler Teil unserer Selbst auch gehen wird? All das hätte ich noch erwartet und befriedet haben wollen? Sonst ist das jetzt nicht so der große Abend, wie ich ihn mir vorgestellt habe? Ja gut, woran hat es am Ende gelegen wenn ich nicht komplett zufrieden war? Ich könnte mir vorstellen, an mir. Coverdale auf jeden Fall hat professionell zu 100% geliefert.
Autor: Yioni Rge
Bilder Europe
Bilder Whitesnake
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Bildquellen
- Europe 27.05.22 Rudolf Weber Arena Oberhausen: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
- Whitesnake 27.05.22 Rudolf Weber Arena Oberhausen: (c) Chipsy-Karsten Frölich/www.metal-heads.de
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