AFARGANG: Andvake

„Andvake“ von AFARGANG – Folk-Metal vom Feinsten
Heute (13.Juni 2025) veröffentlicht die norwegische Folk-Metal-Band AFARGANG ihr Debütalbum „Andvake“.
AFARGANG ist das Projekt von Olav Luksengård Mjelva, der nicht nur ein (auch über Norwegen hinaus) bekannter Hardanger-Fidel-Spieler ist, sondern – wie er mit dem Album „Andvake“ zeigt, auch ein Metalhead.
Herausgekommen ist ein Folk-Metal-Album, das mich sofort begeistert hat und für mich zu den bisher besten Veröffentlichungen dieses Jahres gehört.
Für diejenigen, die mit dem Namen Olav Mjelva zunächst nichts verbinden können: er war war am Projekt „Skuggsjá“ von Einar Selvik (WARDRUNA) und Ivar Bjørnson (ENSLAVED) beteiligt und auch als Session-Musiker u.a. mit WARDRUNA unterwegs.
Olav Mjelva zeigt sich auch sonst äußerst vielseitig: sein musikalisches Spektrum reich von traditioneller nordischer Volksmusik bis hin zu Folk‑Metal. Er ist Komponist und Mitglied in zahlreichen Ensembles. So z.B. im Duo mit Erik Rydvall (Nyckelharpa).
„Andvake“ ist organischer Folk-Metal
Das Album „Andvake“ ist kraftvoll und filigran, melancholisch und lebendig zugleich und dadurch unglaublich spannend. AFARGANG ist eine organische Verbindung aus Folk und Metal gelungen, in der sich beide Formen in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen.
Die Songs
„Mot Verda“ wird von einer energisch gespielten Hardanger-Fidel-Passage eingeleitet. Doch entwickelt sich daraus kein reiner Folk-, sondern ein Black Metal Song mit wunderbar doomigen Passagen. „Mot verda“ macht neugierig auf das, was kommt.

„Kvile“ wird mit einem pulsierenden Riff, der dem Song einen psychedelischen Klang verleiht, eröffnet. Der lässige Gesang und der ungewöhnliche Rhythmus tragen dazu bei, dass der Song einen nicht loslässt. Die Hardanger-Fiedel bettet das Ganze in eine nordische Folk-Klanglandschaft ein. Und das Gitarren-Solo sorgt für die dazu gehörende Melancholie.
Der Titelsong „Andvake“ ist voller Kraft und Energie: dunkel und in langsamem Tempo gehalten. Schwebende Vocals treffen auf bedrohliche Growls, die Gitarren wechseln zwischen Zurückhaltung und direkter Wucht und spannen einen Bogen zwischen Harmonie und Aggression.
Geige und Gesang skizzieren in „Leika“ eine Klanglandschaft, die durch viele Klangfarben, Schattierungen und Einzelheiten immer klarer und deutlicher wird. Ein intensives, melancholisches Stück mit schönen Folk-Melodien. Die Geige lässt den Wind durchs hohe Gras wehen und die Wolken vertreiben. Ein wunderschönes Stück!
„Vêrfolne“ ist ein kurzes Zwischenspiel mit Archivaufnahmen des legendären norwegischen Geigers Olav Sataslåtten an die sich Metalriffs anschließen. Auch wenn dieses Zwischenspiel wie ‚in das Album hineingefallen‘ klingt: es gibt einen Hinweis darauf, dass Volksmusik eine lebendige und aktuelle Ausdrucksform ist, die offen für neue Ideen und Verbindungen ist.
„Sjå det blåner“ ist eines meiner Lieblingsstücke dieses Albums, weil es zunächst wunderbar chaotisch wirkt: als wenn man auf einem Hügel steht und ein Metal-Konzert hört und dann vom Wind irgendwoher Volksmusik herangetragen wird. Das folgende schwere, intensive Drumming wird vom Bass noch unterstrichen, während die Geige dem Ganzen die Schwere nimmt und ihre Klänge wie Lichtblicke hineinstreut.
Ich schwebe über dem Land und sehe nur Lügen
„Leva og Døy“ richtet die Frage nach dem Gesegnet-Sein im Leben und Sterben untermalt von dunklen, dichten Riffs an Freyr, einen Gott der nordischen Mythologie, der in seiner Antwort den Menschen anklagt.
„I di eining“ – breitet eine düstere Atmosphäre aus, durch die sich tiefe Bassläufe, treibendes Druming, Alternative Klänge und ein psychedelischer Gesang ziehen.
Mit „Kom ned“, einem unglaublich intensiven und ergreifenden Song endet das Album. Der Beginn ist minimalistisch, denn der Gesang wird zunächst nur von Tönen der Hardanger-Fiedel begleitet, bis nach und nach die anderen Instrumente hinzukommen. Das Tempo bleibt langsam, die Klänge werden tief und voll bis die Harmonie durch keifende Growls im Hintergrund wieder eine andere Färbung bekommt. Über diese Klänge erhebt sich eine wunderschöne Melodie, die uns aus dem Album geleitet. Das ist großartig gemacht.
Die Texte: poetische, nordische Bildsprache

Bei diesem Album hat mir nicht nur die Musik gut gefallen, sondern auch die Texte. Ich will sie hier nicht interpretieren, denn sie bieten so vielfältige Möglichkeiten, so dass jeder etwas für sich finden kann.
Doch so viel dazu: es sind wunderschöne poetische Texte, die Lebensthemen anstoßen, Fragen ermöglichen und Antworten dabei aber nur andeuten.
Die Texte hat Olav Mjelva geschrieben. Er hat dabei Wörter und Formulierungen verwendet, wie man sie in Gedichten und Volkliedern findet, und die tief in der nordischen Bildsprache verwurzelt sind.
Nach Sinn und Frieden inmitten des Lärms und der Unruhe des Lebens suchen
„Andvake“ ist ein melancholisches Album, bei dem die Folk-Anteile genauso prägend sind wie die Black Metal Strukturen. Zusammen mit Alternative-Elementen sind spannungsreiche Klanglandschaften und gleichzeitig harte Songs entstanden.
So bewegt sich das Album in einem Spannungsfeld von Folk und Metal, Tradition und Moderne. Es verbindet Düsternis und Schwere mit Leichtigkeit und Lebendigkeit.
Wenn ich die norwegische Musikszene betrachte, fällt mir immer wieder auf, wie selbstverständlich in den verschiedenen Genres auf die Volksmusik des Landes und Instrumente wie z.B. die Hardanger-Fidel zurückgegriffen wird.
Olav Mjelva sagt: „Als Volksmusiker empfinde ich Norwegens alte Musik und Kultur als Teil meines Erbes.“
Und dass man kulturelles Erbe und ‚moderne‘ Klänge miteinander verbinden und so neue Settings schaffen kann, hat er mit „Andvake“ gezeigt.
Mir hat gut gefallen, wie er die vielseitigen Möglichkeiten der Hardanger-Fidel und ihren Klang mit den Metal-Strukturen verflochten hat.
Dass dieses Album so dynamisch und organisch klingt, hat nicht nur damit zu tun, dass Olav Mjelva ein ideenreicher Komponist ist, sondern auch, dass er Mitstreiter hat, die seine Ideen entsprechend umgesetzt haben.
Das sind Stian Kårstad (Gitarre), der sonst u.a. bei GOD SEED und TRELLDOM spielt. Und Jon Even Schärer trommelt bei GÅTE. Außerdem sind noch Sindre Bråthen Tjørswaag (Bass) und Haldor Bromstad (Growls) dabei. Olav Mjelva spielt neben der Hardanger-Fiedel auch Gitarre und sorgt für den klaren, kraftvollen Gesang.
Hier das Video zu „Kom ned“ (Übrigens sind auch die Videos zu „Kvile“ und „Leva og Døy“ sehenswert.
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Bildquellen
- afargang: By Norse Music
- afargang 2: By Norse Music
- afargang andvake rev: By Norse Music
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