DEEP PURPLE – The Vinyl Collection (7-LP-Box)
Die technischen Daten dieser neuen Veröffentlichung sind relativ schnell abgehandelt: in einer schicken schwarzen Box bieten DEEP PURPLE chronologisch die sieben Studio-Alben der Jahre 1972 bis 1987 an. Wer jetzt nicht zum Plattenregal laufen möchte: also das komplette Schaffen beginnend mit „Machine Head“ bis zur „The House of Blue Lights“ oder „Einmal MK II und zurück“. Die Original-Masters der Scheiben finden sich auf 180-Gramm-Vinyl wieder, eingepackt in das Original-Sleeve-Artwork der jeweiligen Erstauflage. Bonustracks gibt es keine, zusätzlich bekommt man lediglich einen Download-Code für die MP3-Version jedes Albums mit hoher Bit-Rate. Wem die Box too much ist, kann sich auch einzelne Scheiben beim Händler seines Vertrauens beschaffen.
Soweit die spröde Technik…
Two out of seven ain’t bad…
Ich habe mir von der guten Mutter UNIVERSAL zwei Alben schicken lassen, um mich in die Legion der Leute einzureihen, die nix Neues mehr zu diesen Alben beitragen können, was nicht schon hundertmal abgehandelt wurde. Anfangen möchte ich mit dem Katastrophenjahr der DEEP PURPLE-Fans 1973 und „Burn“…
Zeitenwende
Ian Gillan und Roger Glover hatten mit ihrem Ausstieg bekanntlich der Goldenen Ära der Band (bekannt als MK II) ein unfreiwilliges Ende gesetzt und für 1974 stand ein neues Album an, um an den Erfolg von „Who Do We Think We Are“ kommerziell anzuknüpfen. Dazu meldete sich im Herbst 1973 ein gewisser David Coverdale auf eine Suchanzeige und kurze Zeit später war mit dem Trapeze-Bassisten Glenn Hughes die Mannschaft wieder komplett. Ab November ging es zwei Monate nach Montreaux (dort, wo der Rauch so übel über dem Wasser hängt…) in ein renoviertes Studio und bereits im Februar brannten fünf Kerzen in den nachweihnachtlichen Plattenläden.
Neue Töne aus dem alten Studio
„Burn“ ist für mich eine interessante Episode in der Geschichte von DEEP PURPLE, weil die Rockband nicht nur den Blues beibehielt sondern – insbesondere Dank Glenn Hughes – den Funk und Soul der schwarzen Musik für sich entdeckte und nutzte. Acht Songs auf dem Album und eine Single-B-Seite sind schon mal mengenmäßig keine schlechte Leistung. Von der Vielfältigkeit her bringen DEEP PURPLE aber wiederholt mehr neue Ideen in einem Song unter als manche andere zeitgenössische Band auf einem kompletten Album. Überraschungen findet der, der sich auf das Album einläßt, bildlich gesprochen hinter jeder Ecke.
Ein echter Evergreen des Rocks
Noch nach über vierzig Jahren ist das Titelstück „Burn“ fester Bestandteil der Setlist von DEEP PURPLE und der später wieder eingestiegene Ian Gillan hat mehrfach zu Protokoll gegeben, er habe mit dem Song und dem Album insgesamt seinen Frieden gemacht. Ja – in stillen Stunden müsse er sich sogar eingestehen, ein wenig neidisch zu sein, nicht Teil dieser Entwicklung gewesen zu sein (obwohl er als Auslöser doch etwas beigetragen hat…). Der Song „Burn“ ist weiterhin bemerkenswert, weil er fast der einzige Song aus seiner Phase als Bandmitglied ist, den Glenn Hughes in allen seinen vielfachen Soloprojekten unbeirrt live präsentiert. Insofern ist der Song wohl auch für seine Väter immer noch Anlass zur Freude…
Sturmwarnung
„Stormbringer“!!! Wann ist wohl dieser Name entstanden? Und wer ist es, der den Sturm gebracht hat? Als Team von Songwritern fuhren DEEP PURPLE im Sommer 1974 in eher ruhigem Fahrwasser. Coverdale, Hughes und nicht zuletzt Jon Lord erkannten, dass die Funk- und Soulkarte noch nicht ausgereizt war und gaben dem neuen Material eine entsprechende Richtung. Dies sehr zum Mißgefallen von Gitarrenhexer Ritchie Blackmore, der sein Talent bei diesen Songstrukturen – gelinde gesagt – verschwendet sah und sich gegen die kopfmäßige Mehrheit von Coverdale/Hughes/Lord auch nicht immer durchsetzen konnte, wenn es galt, den Songs den letzten Schliff zu geben. Konsequenterweise nahm Blackmore nach der Tour zum Album den Hut und ließ seinen Stuhl fast zwölf Jahre vakant.
Wer war nochmal Linda Blair…?
Einen anhaltenden Dauerbrenner wie „Burn“ hat „Stormbringer“ nicht hervor gebracht. Aber herrliche Stücke für die ruhigeren Stunden im Leben und eine erste Ahnung, wohin David Coverdale es einmal bringen würde. Erwähnen muss man das furiose „Lady Double Dealer“ und den düsteren Titelsong, von dem es heisst, er sei vom Horrorfilm „Der Exorzist“ inspiriert.
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Bildquellen
- DEEP PURPLE-Cover: www.amazon.de
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