Gaahls WYRD: Braiding the Stories

„Braiding the Stories“ von Gaahls WYRD (VÖ 6.Juni 2025)
Abgründe und Klanglandschaften
Sechs Jahre nach dem Debüt „GastiR – Ghosts Invited“ und drei Jahre nach der EP „The Humming Mountain“ gibt es ein neues Album von Gaahls WYRD mit dem Titel „Braiding the Stories“.
Kristian Eivind Espedal, aka Gaahl, gehört zu den prägendsten Figuren des norwegischen Black Metal. Er war an Bands und Projekten wie GORGOROTH, TRELLDOM, GOD SEED und WARDRUNA beteiligt.
Gaahls WYRD ist allerdings kein reiner Black Metal, sondern nutzt diesen als eines von vielen Elementen. „Braiding the Stories“ ist ein komplexes und vielschichtiges Album geworden.
Das Album enthält insgesamt neuen Stücke, von denen drei kurze Zwischenspiele sind, die die atmosphärischen Übergänge zu den dann folgenden Songs herstellen.
Zwischen Traum und Realität

Bereits der Opener „The Dream“ erzeugt mit Erzählstimme, Echos und sphärischen Klängen eine meditative Atmosphäre.
Dieses kurze Intro vermittelt bereits einiges von dem, was die Grundstruktur des Albums bildet: die ganz unterschiedliche Verwendung der Stimme, Gothic-Strukturen, Experimentelles und all dies in schwarzmetallischem Klang.
Der Titelsong „Braiding the Stories“ entfaltet sich nach und nach und legt jeweils neue Facetten offen. Es ist ein Klangteppich aus Ambient, progressiven Strukturen, Gothic-Momenten und Doom, über dem eine düstere und sowohl kraftvoll als auch verhalten klingende Stimme gelegt ist.
„Voices in My Head“ beginnt mit Gitarre und einer verhallten Stimme im Hintergrund. Es entstehen schwirrende Klänge, die dann direkt in das kraftvolle „Time and Timeless Timeline“ übergehen, das einem klassischen Black Metal Song nahekommt, da die avantgardistischen Klänge mit harten Riffs verbunden werden. Ein treibender und wunderbar düsterer Song.
Viel Zeit für den Spannungsaufbau
„And the Now“ ist ein verträumtes Stück mit eindringlicher Stimme und einem progressiven Arrangement und detaillierten Momenten. Es spannt den Bogen von Introspektion bis zu extrovertiertem Dasein.Auch hier wieder die eindringliche Sprechstimme, die in fast schon zarten Klargesang und dann mehrschichtigen Vocals übergeht. GAAHLSWYRD lassen sich bei diesem immer dichter werdenden Song viel Zeit für den Spannungsaufbau.
Im nächsten Stück „Through the Veil“ sorgen die Gitarrenklänge für eine beunruhigende Stimmung und in „Visions and Time“ zeigt sich dann wieder eine weite Bandbreite an Emotionen und Stimmungen. In eine bedrohlich klingende Grundstimmung flechten sie schwarze Riffs und experimentelle Gesangsformen ein. Herausragend sind die ausgefeilten Leads.
Dieser Song ist mein Highlight dieses Albums. Die zugrundliegende Rhythmik durch Trommel und Stimmen hat etwas Archaisches, Elementares, Visionen und verschiedene Zeitenstrukturen in Klänge gefasst.
„Root the Will“ holt uns mit seiner Heavy Metal Kraft und feinen Leads wieder auf festeren Grund zuück. Auch wenn der Gesang zwischendurch abgedreht und spacig klingt.
„Flowing Starlight“ ist ein gelungener Abschluss dies Albums, da es die verwendeten Elemente noch einmal aufgreift. Die insgesamt melancholische Atmosphäre mit den feinen Gitarrenmelodien und flirrenden Riffs bildet einen stimmigen Schluss.
„Braiding the Stories“ – ein Soundtrack für Geschichten und Träume

Der Titel trifft das, was das Album ausmacht: Geschichten, Träume und Emotionen werden miteinander verflochten.
Gaahls WYRD spannen ein weiten stilistischen Bogen von klaren Strukturen bis hin zu sphärischen Klängen: vom Konkreten zu Träumen und Visionen.
Besonders gut hat mir gefallen, wie vielfältig Gaahl seine Stimme einsetzt, ohne extreme Vocals zu nutzen: als Erzählstimme aber oft auch wie ein Instrument, dass sich in den Klang einfügt, und dann wieder leitend. Er verzichtet hier auf extreme Vocals Er hat selbst dazu gesagt, dass er mit den Stimmen verschiedene Charaktere mit ihren Emotionen ausdrücken will. Und das ist gut gelungen.
Auch die schrägen Zwischenstücke haben mir gut gefallen, weil sie neue Impulse setzen, neugierig machen und Spannung bezüglich dessen, was als Nächstes kommt, aufrechterhalten.
„Braiding the Stories“ ist ein Album, bei dem man verschiedene Zustände erkunden kann, wenn man sich darauf einlässt. Gaals WYRD wollten die Möglichkeit geben, den Raum zwischen Bewusstem und Unbewusstem auszuloten. Und das ist ihnen gelungen.
Die Produktion hat Iver Sandøy (ENSLAVED) übernommen. Er hat den leisen, flüsternden Passagen ebenso Raum und Kraft gegeben wie den energischen Anteilen von Drums und Bass. Die dissonanten Elemente sind so in die Klänge eingebettet, dass sie wie natürliche Unebenheiten wirken, die die Struktur interessant machen.
Und hier der Titelsong „Braiding the Stories“
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Bildquellen
- Gaahls-WYRD-Braiding-the-Stories: Season of Mist
- Gaahls-WYRD-band: Season of Mist
- gaahls wyrd braiding the stories: Season of Mist
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