HAKEN – Virus (VÖ 19.06.2020)

Der musikalische Turmbau zu Babel – Progrock in Perfektion!
Haken sind keine Imbissbude!
Mal eben an der Pommesbude vorbei, ne Pommes Rot/Weiß in die Luke schieben oder auf hastig nen Burger Menü bei der goldenen Möwe einfahren…Boa!!.. Lecker!!
Aber so ein handwerklich gekochtes Menü mit verschiedensten frischen Zutaten und diversen leckeren Gewürzen ist auch was feines und erfreut den Gaumen und dessen Sinne in ganz eigener anspruchsvoller Art und Weise. Das ist schon ne andere Liga und da bedarf es ein wenig mehr Aufwand und Künste in der Materie.
HAKEN sind wie raffinierte Köche eines Gourmetrestaurants, die es meisterhaft verstehen außergewöhnliche Songs zu komponieren, die jenseits von einfachen Strukturen gelagert sind und die hochwertigen Zutaten werden zu einem wahrlich erlesenen Menü voller Vielfalt zusammengestellt, dass mit Harmonien und Schärfe die Sinne fordert.
Also lassen wir mal das Fast Food außen vor und widmen uns dieser gehobenen Kunst der musikalischen Kompositionen.
Wir hatten seinerzeit in den News über die erste Single Auskopplung „Prosthetic“ (Bericht hier) berichtet. Da habe ich nur gedacht:
„Hey, was für ein Brett!“
Progressiv aggressiv wurde da losgeballert und ich fühlte mich direkt an das Vorgängeralbum „Vector“ erinnert. Nachfolgend brachte HAKEN ein optisch sehr ungewöhnliches, aber super gemachtes Video zu dem Song „Canary Yellow“ heraus und ich war ehrlich gesagt etwas vor den Kopf gestoßen, denn dieser Song unterscheidet sich in allem von „Prosthetic“. Er ist weder sonderlich progressiv, noch rockig, sondern eher einfach gehalten. Ein fragiler sanfter Song, der so dahinplätschert wie ein Bachlauf im Wald und eher eine idyllische Stimmung verbreitet, die aber im Kontrast zur Aussage des Videos läuft, was vermutlich beabsichtigt ist, wenn man sich die optische Inszenierung vor Augen führt. Zwischendurch nimmt der Song in Teilen und zum Ende hin an Volumen und Intensität zu, aber es bleibt letztlich doch ein zurückhaltender Song. So wusste ich erst einmal gar nicht mehr wo der Hase hinläuft. Mehr Verwirrung hätte HAKEN bei mir nicht stiften können.
Die Invasion beginnt
Anschließend veröffentlichte HAKEN den dritten Track „Invasion“. Wieder ein visuell beeindruckendes Erlebnis beim Betrachten des Videos, wo sich Viren (Wer medizinisch interessiert ist, klicke bitte hier: Bakteriophagen) und Bakterien in einer aufwendigen Computeranimation einen heftigen Kampf liefern. Der Song ist wieder sehr viel raffinierter arrangiert. Dominiert wird dieser von einem ungewöhnlichen abgehakten Rhythmus, der irgendwie sperrig wirkt, aber dennoch coole Vibes besitzt. Klingt komisch, ist aber so. Düstere Passagen folgen im Verlauf. Der kraftvolle Refrain bricht förmlich hervor und nimmt einen voll mit. Der Song ist nicht so hart wie „Prosthetic“, aber kommt schön rockig daher und versprüht eine spannende packende Atmosphäre. Vor allem die Riffs und die Klänge ab der dritten Minute klingen richtig fett und wie von einer anderen Welt. Mal was anderes!
Das gesamte Kunstwerk „Virus“

liegt mir mittlerweile vor und ich habe mir sowohl dieses als auch den Vorgänger „VECTOR“ noch und nöcher durch die Gehörgänge strömen lassen. Frontmann Ross Jennings sagte ja bereits, dass „VECTOR“ und „VIRUS“ thematisch zusammengehören. Es war als zusammenhängendes Projekt geplant. Daher hat der Albumtitel „Virus“ nix mit der aktuellen Pandemieplage zu tun und ist kein Marketing-Gag! Tatsächlich unterscheidet sich das aktuelle Album ein wenig vom Vorgänger „Vector“. Vom Opener „Prosthetic“ mal abgesehen empfinde ich „Vector“ als rauer und härter. „Virus“ ist dafür noch ausgefeilter und detailverliebter. Die Gitarren sind nicht so massiv und der Gesang von Ross war auf „Vector“ öfter mehr in tieferen rockigeren Ebenen unterwegs. Auf „Virus“ ertönt die Stimme von Ross meist ein paar Oktaven höher.
Das Karussel dreht sich
„Carousel“ überfliegt als erster Song auf der Platte die 10:00 Minuten-Marke und geht nach kurzem sanften gesanglichen Einstieg direkt in die rockige Schiene und wartet im folgenden mit sehr unterschiedlichen Soundparts auf. In der Tat fühlt man sich wie in einem Karussel. Mal genießt man die entspannte Fahrt und dann dreht der Song auf und los geht die wilde Fahrt. Ein wahrlich super arrangierter Song, der alles zu bieten hat. Filigrane Melodien, wilde Ausbrüche, chillige Entspannungszonen. Ein wahnsinnig detailverliebter Song, bei dem es viel zu entdecken gibt. Auch die epischen Gitarrenläufe ab Minute 09:00 sind ein wahrer Ohrenschmaus.
The Strain
beginnt mit richtig lässigem Groove. Obwohl der Song unter 6 Minuten bleibt, ist er sehr abwechslungsreich komponiert. Die Hirnsynapsen werden voll infiziert und vor allem durch den flotten eingängigen Refrain in Verzückung versetzt. In einem fließenden Übergang erklingt der Song „Canary Yellow“. Über diesen Song hatte ich schon weiter oben meinen Eindruck geschildert. Als kurzes Intermezzo im Song „The Strain“ hätte ich ihn besser gefunden. Als kompletter Song packt er mich leider nicht so. Ist was zum runterkommen, um letztlich das
monumentale Werk „Messiah Complex“
einzuläuten. Das Werk besteht aus fünf Teilen und bringt es auf eine Spielzeit von insgesamt fast 17 Minuten! Dieses Werk ist eine progressive Offenbarung! Es ist eine geniale göttliche Komposition. Dieser Song ist der musikalisch vollendete Turmbau zu Babel. Ein intensiv rockig geimpfte Oper, die in ihren Akten alle musikalischen Zutaten in einem opulenten Ausmaß auffährt, dass einem nur die Kinnlade vor Begeisterung und Staunen runterklappt. „The Sect“ ist wohl der verrückteste Akt des Ganzen. HAKEN bauen im vierten Teil einen kurzen Kanongesang ein oder verbinden 80 ér Jahre-Computersounds mit Thrasheinlagen. Total irre! Dann wird mit dem letzten Teil „Ectobius Rex“ das furiose Finale des „Messiah“-Monuments eingeläutet. Hier geht es noch einmal richtig mit Power zur Sache!
Fazit
„Virus“ ist eine Offenbarung für die progressive Rockmusik. HAKEN haben ein göttliches Werk geschaffen. Es mag nicht die Härte und Schwere von „Vector“ besitzen, ist dafür noch ausgefeilter bzw. ausgefallener geworden. Dies muss man objektiv so bewerten! Die hohe Kopfstimme von Ross in ihrer zweifellos wertigen Qualität, welche dieses Album dominiert, ist eine rein subjektive Geschmacksache. Mir gefällt die rockige Ader von „Vector“ in der Hinsicht besser. Doch das ist nur eine Nuance des Albums und für mich nicht ausschlaggebend. Beide Werke sind für sich schon Meilensteine des Progressive-Rock und zusammen ein Monument für die Ewigkeit.
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Bildquellen
- Haken Cover Virus: InsideOutMusic-HAKEN Cover "Virus"
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