Hybris von CIVIC SOMA (bereits erschienen)
CIVIC SOMA ist eine psychedelische Rockband aus Hamburg, die am 21. September 2018 via Boersma Records (Soulfood) ihr Album Hybris veröffentlicht hat. Ihre musikalischen Ideen stehen unter der Fragestellung:
„Wie vereint man authentische, aussagekräftige Rockmusik mit komplexen Klangwelten zu einer Art musikalischer Realitätsflucht?“
Zumindest war dies der Ausgangspunkt, als Martin Schulz und Arne Horstmann 2010 anfingen, gemeinsam Musik zu machen. Als Sänger kam 2012 Marc Borchert hinzu, der der Band den dystopischen und an Aldous Huxley orientierten Namen CIVIC SOMA gab. Mit der Frage und dem Namen sind wesentliche Eckpunkte des Rahmens beschrieben, in dem CIVIC SOMAs Musik angesiedelt ist.
Hybris – eine recht schräge aber zum Genre passende Geschichte als Grundlage
Mit den sieben Songs auf Hybris erzählen CIVIC SOMA die Geschichte zweier verfeindeter religiöser Krieger, die am Glauben verzweifeln (Riddled) und irgendwo aufeinandertreffen (Pawn Takes Pawn). Im Song Ataraxium fallen sie ins Koma und desertieren in die Wüste (Deserted). Dort erhalten sie Antworten, werden erleuchtet (Answers) und machen sich wieder auf den Weg. Nach einem Zwischenstopp in der Kosmischen Zufallszentrale (Cosmic Office Of Coincidence) verschmelzen die beiden zu einem allwissenden, allmächtigen, zornigen Gott (Soma Berenices). Das ist schon eine schräge Geschichte.
Die Songs
Die Ouvertüre macht uns mit komplexen elektronischen Klängen und Elementen bekannt, die auf dem gesamten Album eine wichtige Rolle spielen werden. Die hinzukommenden Drums machen deutlich, dass neben der Elektronik die Rockmusik eine tragende Säule ist.
Riddled beginnt mit dem Einsatz anschwellender Hammond-Orgel-Klängen und forcierten Rhythmen. Ein Klang, der an die späten 60er erinnert. Vor allen Dingen, wenn Marc Borchert mit Edge-Vocals einsetzt, und mit ihnen typisch kreischend in die hohen Lagen geht. Ja, so kann man Verzweiflung durchaus stimmlich umsetzen.
Pawn Takes Pawn klingt gerade durch den Klangteppich, den die Orgel ausbreitet, warm und harmonisch, dabei fast funkig. Die Rhythmuswechsel zwischen den Teilen mit und ohne Gesang lassen den Song etwas hektisch wirken. Der Gitarrenpart zum Ende hin, ist dann wieder ein Stück zum Mitschwingen.
Mit Ataraxium, bei dem die Krieger ins Koma fallen, zündet bei mir zunächst nicht. Er klingt sehr elektronisch und auch so, als seien Gitarre und Drums lediglich Samples, im Hintergrund wabernde Keys. Die temporeiche Gitarre im Mittelteil hebt sich davon ab und spielt schließlich eine Melodie, die vielleicht den Ausweg aus dem Koma zeigt. Das ist toll gemacht. Am Ende Atmen, EKG-Geräusche, die auf Herzstillstand deuten, jemand rennt weg, Windgeräusche…. das lässt mich doch etwas ratlos zurück.
Deserted startet mit weiteren Klangexperimenten, die ein wenig an Barmusik erinnern. Insbesondere dann, wenn der Bass jazzinspiriert spielt und die Drums sacht mit dem Besen bearbeitet werden. Danach rockt es ordentlich los: mit tiefen Saiten und wuchtigen Drums, bis der Gesang in die hohe und ganz hohe Stimmlage geht.
Antworten und noch mehr Fragen
Answers – hier sollen die beteiligten Krieger ihre Antworten erhalten haben. Zu hören sind groovende Rhythmen, mit einigen jazzigen Gitarren-Leads und psychedelischen Klängen. Für mich einer der interessanteren Songs auf dem Album.
Cosmic Offive Of Coincidence taucht zu Beginn und am Schluss tief in eine psychedelische Klangwelt ein. Zwischenzeitlich dominieren experimentelle Passagen. Dann werden die Riffs doomig und der ganze Song eher funkig, bis mit den Drums beginnend – Tempo rausgenommen wird, ohne dass die Dynamik verloren geht.
Soma Berenices ist mit mehr als elf Minuten überlang. Ganz langsam und diesmal mit tiefen warmen Vocals beginnend, bleibt das Tempo ruhig. Das gibt der Gitarre und den Vocals viel Raum, ihre Melodien zu entwickeln. Ganz kurz fühle ich mich an PROCAL HARUM und DEEP PURPLE erinnert. Ein rundherum gelungener Song,
Psychedelisch, sphärisch, experimentell
Wer die Verbindung dieser Elemente zu schätzen weiß, wird dieses Album lieben. CIVIC SOMA haben den Aspekt „Realitätsflucht“ ordentlich bedient. Sie kommen aber vor allen Dingen in den rockigen, funkigen oder doomigen Passagen und immer dann, wenn der Bass gleichzeitig differenziert als auch kraftvoll wird, wieder auf konkreten Boden zurück.
Es gibt einige Elemente, die ich spannend und anregend finde, weitere, die mich in Bewegung versetzen und mir richtig Spaß machen. Aber auch die, die mich etwas ratlos zurücklassen und den Hörgenuss schmälern. Das sind vor allen Dingen die Passagen, die von Geräuschen dominiert sind. Wie z.B. die Outros.
Insgesamt ist es ein interessantes Album, mit dem CIVIC SOMA Vieles ausprobiert und eine eigenwillige, packende und elektrisierende Musik geschaffen haben. Rockige, jazz-orientierte und funkige Elemente, progressive Anteile, eingängige wie theatralische Parts werden von psychedelischen Klängen umrahmt. Ein reizvoller und spannender Ansatz.
CIVIC SOMA sind
Marc Borchert (Vocals)
Martin Schulz (Gitarre)
Simon Vincenz Schmitz (Keys)
Arne Horstmann (Bass)
Marc Rinderspacher (Schlagzeug)
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Bildquellen
- Civic Soma Hybris Album Cover: Boersma Records
- Civic Soma: Boersma Records
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