„Karma“ von MYRATH

MYRATH veröffentlichen am 8. März 2024 ihr neues Album „Karma“.
„Karma“ – das ist Progressive Metal mit kraftvollen und gleichzeitig eleganten Power Metal Anteilen und insgesamt ganz großes Kino.
„Karma“ ist das sechste Album der Band, die sich 2001 in Tunesien gründete, um ihre kulturellen Einflüsse in eine Grundstruktur aus melodischem Prog-Metal einzuarbeiten.
Die ersten Alben waren progressiv, mit komplexen Strukturen und deutlichen Power-Metal Anteilen. Die beiden Vorgängeralben „Legacy“ und „Shehili“ waren deutlich melodischer und breiter angelegt. Diesen Ansatz haben sie mit „Karma“ klar fortgesetzt. Die Folk-Elemente sind aber nicht verloren gegangen, sondern werden zur Akzentuierung und Variation der über weite Teile symphonisch angelegten Arrangements genutzt. So entsteht oft eine Spannung zwischen den Metal – Anteilen und den symphonischen Strukturen, der die Rhythmen und Tonstrukturen arabisch-andalusischer Musik /Folk-Elemente eine ganz besondere Note geben.

MYRATH ist es mit „Karma“ gelungen, Cineastisches, Symphonisches so mit Prog-Metal und Folk-Elementen zu verbinden, dass diese Stile ineinanderfließen und sich gegenseitig unterstützen. Und wie Sänger Zaher Zorgati sagt: „Die Musik kommt aus unserer Identität als Tunesier und Nordafrikaner…“
Die Texte greifen vielfältige Themen auf und sind sehr persönlich. Den Titel hat Zaher gewählt, weil er an Karma glaubt und weil es in den meisten Texten des Album genau darum geht.
„To The Stars“ – „I’m never tired, life is too short“
Der Opener „To The Stars“ zieht uns direkt und kraftvoll in das Album. Schon hier zeigt sich, dass MYRATH viel Wert auf einen ausgefeilten und abwechslungsreichen Sound gelegt haben. Drums und Bass liefern eine starke Struktur, das Orchesterarrangement bietet in den Bläsern funkige Momente, der Refrain ist eingängig und es gibt ein tolles Keyboardsolo.
„Into the Light“ beginnt langsam und entwickelt sich zu einem schwungvollen und kraftvollen Song, mit Gedanken zur Überwindung eigener Schwächen. Zaher Zorgati nutzt hier seine vielfältigen stimmlichen Möglichkeiten. Im ruhigeren Teil gibt es ein Keyboardsolo, das diesem Song eine Besonderheit hinzufügt.
„The world is burning but I have to sing“
„Candles Cry“ hat mir direkt gut gefallen und ist auch nach mehrmaligem Hören einer meiner Lieblingssongs dieses Albums. Nicht nur, weil der Text so grundlegend und dabei aktuell ist: wie leben wir Menschlichkeit? Wie finden wir Kraft, um Stellung zu beziehen?
Der Song ist auch musikalisch intensiv, eingängig und mitreißend. Rockig, mit Prog-Metal-Basis, tief schwingenden Basslinien und einem großartigen Gitarrensolo. Außerdem gibt es ein Vokal-Duett von Zaher mit Keyboarder Kevin Codfert. (unten findet ihr den Link zum Video zu diesem Song)
„Let it Go“ ist vielleicht einer der eingängigsten Songs, mit viel Power-Metal und feinen Melodien der Gitarre. Da kontrastieren massive Arrangements mit zarten Ausschmückungen und Variationen.
Ein rhythmisch und melodisch spannender Song ist „Words are Failing“. Die Streicher stellen eine von traditionellen Tonfolgen inspirierte Melodie vor, die sich wie ein Leitmotiv durch den Song zieht. Drums und Bass sorgen im Wechsel mit den Orchesterteilen für abwechslungsreiche rhythmische Strukturen, die sich zu dramatischen Klängen rund um die Gitarre entwickeln (ab 3:08). Toll gemacht!
„I’ll survive Cuz I’m larger than their hate“
„Wheel of Time“ ist einer der Songs, die langsam beginnen den Song und über massive Gitarrenklänge, groovenden Bass und tollen Drumparts langsam aufbauen. In der Mitte des Songs gibt es einen intensiven Instrumentalpart, in dem Bandinstrumente und Orchester sich in ihrer Wirkung gegenseitig stärken.
Mit akzentuierten, hämmernden Drums beginnt „Temple Walls“. Das Drumming prägt zusammen mit den Folk-Elementen den Song, der auch noch ein elegantes Gitarrensolo.
Heed the voices calling from the past comes a child of prophecy
„Child of Prophecy“ ist einer der Songs des Albums, die langsam beginnen, um die emotionale Wirkung umso intensiver werden zu lassen. Der Song erzählt von einer sich wandelnden Welt, die am Abgrund steht.

Inmitten der eindringlichen Dunkelheit taucht das ‚Kind der Prophezeiung‘ als Hoffnungsträger auf. Und so ist der Song auch aufgebaut. Fragend, dann massiv durch komplexe Gitarrenklänge. Der epische Refrain klingt im Kontrast dazu leicht und hoffnungsvoll.
„The Empire“ ist der wohl progressivste Track des Albums. Ganz starke Gitarrenarbeit, mit einem großartigen Refrain und ansonsten sanftem Gesang. Die rhythmische Struktur drängt sich, ebenso wie der orchestrale Teil, nie in den Vordergrund und lässt Vocals und der Gitarre viel Raum.
„We don’t need heroes. We are the heroes“
Bei „Heroes“ gefällt mir, wie die Gitarrenmelodie vom Bass aufgenommen, variiert und an die Gitarre zurückgegeben wird. So werden die Melodien zu echten Hooks. Ein Metal-Song über Selbstvertrauen und: Karma.
Mit einem epischen Song endet das Album. „Carry On“ hat druckvolle Drums im Zusammenspiel mit symphonisch arrangierten Orchesterparts. Ein einfühlsamer Song über Schatten und Hoffnung, über die Überwindung von Schwierigkeiten.
„Carry On“ zeigt noch einmal, wie es MYRATH immer wieder gelingt, Progressives, Traditionelles, Komplexes und Eingängiges miteinander zu verbinden.
Fazit
Wer MYRATH bisher nicht kannte, sollte diesem Album auf jeden Fall Aufmerksamkeit schenken. Denn selten gelingt es einer Band, verschiedene Stile leicht, fließend und unaufgeregt miteinander zu verbinden.
Mit „Karma“ haben MYRATH nicht nur ausgefeilten progressiven Metal mit bombastischen Power Metal Komponenten versehen, sondern Elemente der tunesisch-nordafrikanischen Musik in ein abwechslungsreiches Orchesterarrangement eingebettet.
Mal umschmeichelt die symphonische Grundstruktur das Prog – Gerüst, dann setzen die Folk-Elemente die Akzente.
Mir hat dabei das Miteinander der eher ‚traditionellen‘ Streicherarrangements mit den hin und wieder funkigen Bläserparts gut gefallen.
Sowohl Keyboard als auch das Drumming haben den Songs ein stabiles Fundament gegeben und auch für besondere Momente gesorgt.
Der vielschichtige Gesang hält den Spannungsbogen über den Songs und verleiht ihnen immer wieder glitzernde Momente.
MYRATH lassen die Intensität nie abreißen, auch wenn die eingängigen Refrains manchmal wie ein Bruch in den komplexen Arrangements wirken. Neben den Refrains sind die Soli und die eher traditionell-folkig angelegten Passagen die Hooks, die mir im Ohr geblieben sind.
Und hier „Candles Cry“
MYRATH sind
Zaher Zorgati – Vocals
Malek Ben Arbia – Gitarre
Anis Jouini – Bass
Kevin Codfert – Keyboard / Piano / Vocals
Morgan Berthet – Drums
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