„Self Hell“ von WHILE SHE SLEEPS
„Self Hell“ (VÖ: 29. März 2024) von WHILE SHE SLEEPS
WHILE SHE SLEEPS haben gestern ihr siebtes Album „Self Hell“ veröffentlicht.
WHILE SHE SLEEPS haben mir vom ersten Album an gefallen. Insbesondere die Vocals, die mal melodisch, mal brüllend, dann wieder hymnisch beachtenswerte Lyrics transportieren, haben dazu beigetragen.
Seit ihrem Debüt im Jahr 2012 mit „This Is The Six“ hat die britische Metalcore-Band WHILE SHE SLEEPS eine steile Karriere hingelegt und sich inzwischen weit vorne etabliert. Ihre Musik ist eine Mischung aus Metalcore, Rock britischer Prägung, Pop und progressiven Anteilen. Ihr letztes Album „Sleeps Society“ wurde nicht nur von dem Fams begeistert aufgenommen. Und auf europäischen Festivals sind sie immer wieder ein Publikumsmagnet.
Nach einer Pause von drei Jahren sind WHILE SHE SLEEPS wieder da und stellen ihr neues Album „Self Hell“ vor, das via Spinefarm Records veröffentlicht wird.
Die Songs wurden in renommierten Studios wie den Metropolis Studios in London, dem Treehouse Studio in Chesterfield und ihrem eigenen Six Audio – Studio in Sheffield aufgenommen.
Veränderung ist das, was sie am Leben erhält
WHILE SHE SLEEPS waren bisher bei jedem Album für Überraschungen gut. Wie Gitarrist Sean Long einmal sagte: „I don’t want to be following everyone else; I want people to follow us.“
Diesmal haben sie den Songwritingprozess insofern verändert, als alle Musiker beteiligt sind.Hier zeigt sich, dass sich sowohl die einzelnen Musiker als auch die Band als Einheit weiterentwickelt haben. Jeder bringt seine Ideen und Vorlieben ein, was für den Prozess hörbar inspirierend gewesen ist.
Aber nicht nur deshalb ist das neue Album wieder wie ein Schmelztiegel verschiedenster Einflüsse. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Gäste: neben Finley Power (Sänger der „post-apocalyptischen Scally-Rock“-Band STONE) und Alex Taylor von MALEVOLENCE ist der japanische Produzent AETHER beteiligt.Neben mühelos ineinanderfließenden brachialen Riffs und einfühlsamen Melodien spielen diesmal Synthesizertexturen wie aus den frühen 1980er Jahren eine wichtige Rolle. Dafür haben sie Syntheziser wie den Korg MS-20 und den Behringer TDF-3 genutzt. Doch nun zum Album:
Self Hell
„Piece Of Mind“ ist ein drängender und dunkler Opener, der mit hämmernden Drums, Chor und eindringlichem Sprechgesang Spannung aufbaut.
„Leave me Alone“ nimmt das Drumming auf und entpuppt sich im Verlauf als ein großartiger Wechsel aus Nu-Metal und Rave. Fließend fügen sich die Synthesizerelemente in das Riffing und die verschiedenen Gesangsstile ein.
Let’s praise the love … there is enough self hell for everyone
„Rainbows“ ist ein Song, der Spaß macht. Nicht nur wegen der elektronischen Elemente, die fast schon schelmisch klingen, weil sie stellenweise unerwartet auftauchen. Dann gibt es neben klassischem Metalcore-Breakdown noch einen wirklich eingängigen Refrain.
Der Titelsong „Self Hell“ ist meiner Meinung nach einer der Höhepunkte des Albums. Und das nicht nur aufgrund der auch hier wieder in die Nu-Metal-Struktur eingestreuten elektronischen Effekte, die den Song spacig klingen lassen. Der Bass zieht sich straight und warm durch den Song und die Abstimmung zwischen klarem Gesang, Screams und Chören gefällt mir sehr. Im Ohr und im Kopf geblieben ist mir die Zeile „Let’s praise the love ‚cause it’s all we’ve got. Take it as it comes, there’s enough self hell for everyone“. Wie passend für die aktuelle Situation!
There is a fire in my soul
„Wildfire“ ist ein ‚typischer‘ WHILE SHE SLEEPS-Song. Er hat gewaltige Passagen in den Drums und ein tolles Gitarrensolo. Außerdem ist „Wildfire“ einer der Songs auf dem Album, die im Verlauf zunehmend intensiver werden und damit Feuer in der Seele entfachen.
Das instrumentale Stück „No Feeling Is Final“ ist ein sakraler, pulsierender Ambient-Song, den WHILE SHE SLEEPS zusammen mit AETHER, einem japanischen Produzenten elektronischer Musik, geschrieben haben. Meine Empfehlung hier: Augen zu und sich in den Song hineinfallen lassen!
Wunderschöne akustische Gitarrentöne leiten „Dopesick“ ein. Wie aus weiter Ferne trägt eine Stimme „I’m getting hight, I’m feeling low“ heran, bevor dann donnernde Drums und die Vocals von Loz Taylor und Fin Power von Verzweiflung und den Tiefpunkten des Lebens, von Sucht und Depression singen.
„Down“ macht mit den Drums mächtig Druck und Alarm. Es ist ein großartiger klassischer Metalcore-Song mit tollen Riffs und feinen Leads. Zusammen mit Alex Taylor von MALEVOLENCE gibt es tolle Wechsel zwischen Schreien und cleanem Gesang.
I miss the optimist who told me I need nothing
Und darauf folgt „To The Flowers“. Ein emotionaler Song in dem es darum geht, was es bedeutet, zu lieben und zu verlieren. Dieser intensive und leidenschaftliche Song hat viele Gänsehautmomente, die auch von den Riffs von Sean Long getragen werden. Vielleicht erlebe ich den Song auch deshalb so, weil ich vorher das Video (s. unten) dazu gesehen habe, das diese Emotionen in intensive Bilder umsetzt.
Der nächste instrumentale Track „Out Of The Blue“ ist ein etwas exzentrischer Song voller Weite und mit progressiven Elementen. Das Zusammenspiel der schwebenden Synthis mit den mächtigen geerdeten Drums ist großartig.
„Enemy Mentality“ klingt in seiner Melancholie und Zurückhaltung auch bedrohlich. Er wird zunehmend intensiver und immer wieder ‚piepsen‘ die Synthesizertöne in das donnernde Drumming.
Mit „Radical Hatred Radical Love“, einer melancholischen Ballade und der Textzeile „I’m in love with the pain. I will be here for you when no one else is“ werden wir aus dem Album entlassen.
Eine Reise durch die Welt des Metalcore, auf der es viel zu entdecken gibt
„Self Hell“ hat viele typische WHILE SHE SLEEPS – Momente. Sei es die Art, die Vocals einzusetzen, die großartigen Riffs, die Breaks oder auch die Texte. Durch den Einsatz der Synthesizer und elektronischer Elemente sind die entsprechenden Songs einerseits spacig verspielt, andererseits unglaublich dicht geworden. So ist das Album wie eine Achterbahnfahrt: mal verhalten im Anstieg von Dynamik und Spannung und dann wieder eine temporeiche Sturzfahrt.
Insgesamt ist das Album vielfältig und lebendig. Die Offenheit für Experimente und gleichzeitig die Weiterführung bewährter Strukturen zeigt, wie gefestigt WHILE SHE SLEEPS in dem sind, was sie wollen. Es bleibt weiterhin offen, wohin die musikalische Reise gehen wird. Aber solange sie unbefangen poppige und progressive Elemente in ihre Art des Metalcore integrieren und dem folgen, was ihnen im Moment gerade sinnvoll und spannend erscheint, werden sie auch zukünftig für Überraschungen gut sein.
Denjenigen, die von den vorab erschienenen Songs irritiert oder gar enttäuscht waren kann ich nur empfehlen: hört das gesamte Album und diese Songs im Zusammenhang mit den anderen!
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Bildquellen
- while she sleeps Enzo Iriarte: Head of PR
- while she sleeps self hell cover: Head of PR
- while she sleeps Enzo Iriarte: Head of PR
- while she sleeps self hell cover: Head of PR
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