Tommy & Co. von KAMELOT mit viel Spaß auf der Bühne (Zeche/Bochum, 20.09.2015)
KAMELOT live im Ruhrgebiet – wenn sich die Symphonic Power-Metal-Pioniere zum Konzert ansagen, beginnt das lustige Autokennzeichen-Ratespiel. Hildesheim? Ja. Köln? Auch. Sauerland? Natürlich ebenfalls vor Ort.
Von überall reisten die Fans dem symphatischen Quintett hinterher. Verständlich. Denn die Live-Qualitäten des schwedischen Sängers Tommy Karevik sowie der musikalische Perfektionismus von Bandgründer Thomas Youngblood (Gitarre), Schlagzeug-Meister Casey Grillo, Keyboarder und Komponist Oliver Palotai sowie dem Rasta-Mann am Bass, Sean Tibbetts, sind die lange Anreise auf alle Fälle wert.
So auch an diesem Sonntag Abend. Zum Schnäppchen-Preis von 29,30 € pro Ticket (bereits inkl. VVK-Gebühr) bekamen die Fans in der altehrwürdigen Zeche Bochum nämlich nicht nur KAMELOT, sondern ein tolles Dreier-Package geboten.
Den Start machte pünktlich um 20.00 Uhr die kanadische Rock-Röhre von KOBRA AND THE LOTUS. Eine gute halbe Stunde durfte sich KOBRA mit ihren 4 Jungs auf der Bühne austoben.
Schade, dass die Halle nicht nur den Eindruck machte, als wäre sie bloß halb gefüllt. Mit nur gut 450 von über 800 verkauften Tickets war es leider auch so. Total unverständlich.
ES GIBT KEIN BIER AUF HAWAII UND AUCH NICHT MEHR IM AUßENBEREICH DER ZECHE
Wobei? Die beiden emsigen Redakteure von metal-heads.de hatten ja bereits am Nachmittag ein tolles Interview mit Keyboarder Oliver Palotai (welches man hier nachlesen kann) geführt. Und danach viel Zeit gehabt, um sich backstage umzuschauen (und beispielsweise KOBRA bei den Aufwärm-Sit-Ups zu bewundern). Und noch mehr Zeit gehabt, um mit der ebenfalls sehr entspannten Crew um Tourmanager Beau oder dem Getränkepersonal von der Zeche zu plaudern. Und was mussten wir da erfahren? Das Fiege Pils war – bis auf 4 Flaschen – im Außenbereich komplett ausverkauft! Die Begründung gab es gratis dazu: „Normalerweise kommen hier ja nur Kiddis samstags, die trinken immer diese Mix-Getränke. Aber am gestrigen Samstag war ´ne wilde 90er Party und die Erwachsenen haben den gesamten Pils-Vorrat geschafft!“. Respekt von unserer Seite also an dieser Stelle an die „ältere“ Generation…
So, nach diesem Schlenker aber zurück zum Geschehen.
KOBRA on board. Das hieß eigentlich: einer schönen Frau mit einer virtuosen Stimme zuhören. An diesem Abend wollte aber die klassische Gesangsausbildung nicht so wirklich wirken. Es lag wohl an den zu laut eingestellten Gitarrensounds, dass KOBRA eher kreischen musste als ihren Gesang zelebrieren zu können. Schade, denn so sprang der Funke nicht so richtig aufs Publikum über.
Und dass, wo die kanadische Rockerbraut doch so eine süße Ansage parat gehabt hatte, indem sie den Fans direkt nach dem 2. Song sagte, „wie schön Bochum sei“. Dem großen Gelächter aus dem Publikum schob sie entschuldigend – ja fast schon flehentlich und erklärungssuchend nach – dass „ja auch die älteren Bauwerke hier eine echt tolle Geschichte zu erzählen hätten“. Ein Versuch war es wert….
VON KOSTAS ÜBER OZZY UND FIREWIND BIS HIN ZU SLASH
Wie dem auch sei. Nach gut 30 Minuten und erstaunlich kurzer Umbau-Pause kam der griechische Gitarren-Halbgott mit dem bühnenuntauglichen Namen Kostas Karamitroudis auf die Bühne.
Besser bekannt als Gitarrist von OZZY OSBOURNE.
Oder als Gitarrist seiner eigenen Band FIREWIND.
Oder als Haar-Double von SLASH.
Oder halt als Gus G.
Und – alter Schwede (obwohl ja Grieche) – der Mann hat es echt raus. Gus G fackelte sein Feuerwerk der schnellen Töne und flitzenden Finger über dem Griffbrett ab. Respekt vor diesem kompakten Gitarrensound, gespickt mit diversen Riffs und Licks.
Gus G. war auch nicht allein on stage. Er hatte seine Mitspiel-Combo dabei. Und den deutschen Sänger Henning Basse, der ordentlich für Stimmung sorgte.
Die Musik krachte, die Fans gingen mit, eigentlich alles perfekt für den letzten Warm-Up-Anheizer vor KAMELOT.
Alles?
Na gut, das Haar in der Suppe haben wir von metal-heads.de dann doch noch gefunden: Würde Gus G. nämlich nicht nach fast jedem Song die Bühne kurz verlassen, um noch etwas an der Gitarre oder dem Verstärker-Regler zu optimieren, wäre der Auftritt absolut perfekt gewesen.
ÜBER DIE TREUE FANGEMEINDE UND DEN LUSTIGEN UMBAU-ROADIE
Absolut perfekt sein – das ist auch der Anspruch der absoluten Ausnahme-Künstler von KAMELOT, die hiernach folgen sollten.
Dies weiß auch die treue Fangemeinde zu schätzen.
Daher war es kein Wunder, dass auch Kerle mit den Nordamerika-Tour-T-Shirts im Publikum waren – echte Liebe kennt keine Entfernungen oder Reisekosten. Wenn KAMELOT touren, fährt man einfach der Band auf der ganzen Welt hinterher. Fertig. Aus die Maus. So ist das!
Nach einer ausführlicheren Umbaupause – die ein Roadie dazu nutzte, sich den Extra-Applaus vom Publikum für seine Gitarren-Einstimm-Chords und das „Alle meine Entchen“-Spiel plus hohem F als Zugabe auf dem Keyboard abzuholen – wurde es dunkel, blaufarbig, düster und nebelig.
Die Fans schrien – und da kamen die Helden des Abends auf die Bühne: Casey, Oliver, Thomas, Sean und Tommy.
Und ab ging es.
Was ein Unterschied: vom Licht, von der Bühnenpräsenz, vom Sound – halt einfach KAMELOT.
Schon beim Opener „Veil of Elysium“ machten Tommy und Co derart Dampf, dass einem richtig heiß in der Zeche wurde.
Spätestens bei „The Great Pandemonium“ hüpfte dann auch das gesamte Innenraum-Publikum artig mit.
Und KAMELOT versprühten richtig Spaß auf der Bühne. Es wurden echte Hymnen quer durch alle Alben wie „Karma“ oder „Torn“ präsentiert.
Sänger Tommy haute mit auf Sean´s Bass, Thomas Youngblood lachte mit und als der schwedische Sänger auch noch eine Ansage auf Deutsch versuchte („Hallo, wie geht´s?“) gab es endgültig kein Halten mehr. Gut, Tommy Karevik setzte seine Rede auf Englisch fort und erntete dafür sofort von Oliver Palotai, der hinter seinem Keyboard gut zu sehen war und endlich mal ins richtige Licht gerückt wurde, einen Spruch („You have to learn more German“). Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht einem schwedischen Dankeschön für diese Idee: tack!
TOMMY WIDMET SONG SEINEM VERSTORBENEN GROßVATER
Einen Tacken raus nahmen KAMELOT dann mit der Ballade „Song For Jolee„. Sänger Tommy wurde ernst und öffnete sich seinen Fans. Sein Opa wäre kurz vor der Tour verstorben und für Tommy wäre sein Opa immer ein großes Vorbild gewesen. Daher würde ihm Tommy gerne den nächsten „Song For Jolee“ widmen. Ein Moment der Stille und des Innehaltens unter den Fans. Respekt für diese Ansage. Und wir von metal-heads.de meinen, bei Tommy auch ein Tränchen gesehen zu haben, bevor er lossang.
Vom neuen Album „HAVEN“ wurden natürlich die meisten Songs an diesem Abend gespielt. So folgten „Insomnia“ und das tolle „Liar Liar„. Hier noch einmal das Video dazu:
Vor „Liar Liar“ hatte sich aber Casey Grillo noch seinen Auftritt mit dem Schlagzeugsolo absolut verdient. Was ein Könner an seinem Schlagwerk Casey doch ist!
Nach „Liar Liar“ ging der Abend leider schon dem Ende zu. Mit „Forever“ schlossen KAMELOT ihre Setlist ab. Wobei?
Zwei Zugaben sollten schon noch sein, bevor um 23.30 Uhr die Sperrstunde in Bochum eingeläutet wurde.
Mit „Revolution“ sowie dem abschließenden „Sacrimony (Angel of Afterlife)“ ging ein toller KONZERT-Abend mit einem Spitzen-Headliner würdevoll zu Ende.
Wer KAMELOT noch nie gehört hat und vielleicht auch kein unbedingter Anhänger des Symphonic Power-Metal ist, sollte sich die Band trotzdem einfach mal live anschauen.
Denn erst live on stage kommen die Mannen um Bandgründer Thomas Youngblood nach unserer Ansicht so richtig zur Geltung. Fünf phantastische Musiker, fünf sympathische Kerle, fünf Freunde halt.
KAMELOT – you guys rock!
Zu guter Letzt noch für Euch als Service die komplette KAMLOT-Setlist des Abends:
- Veil Of Elysium
- When The Lights Are Down
- The Great Pandemoniu
- Center Of The Universe
- Karma
- Torn
- Song Of Jolee
- March Of Mephisto
- Rule The World
- Insomnia
- Schlagzeug-Solo
- Veritas
- Liar Liar
- Forever
Zugaben:
15. Revolution
16. Sacrimony (Angel Of Afterlife)
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Bildquellen
- 2015-09-20_KAMELOT_live_BochumDSC02395: (c) metal-heads.de / Ralfi Ralf
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