RECORD STORE DAY 2016 – Die Reportage Teil 1
Record Store Day 2016 – Die Reportage Teil 1
Liebe Leser, dieses Jahr sind metal-heads.de nicht nur als Supporter, sondern auch als Reporter bei dem Record Store Day unterwegs. Da Metal ein Bestandteil der RSD Veröffentlichungen ist und Teile der Redaktion sich dem Vinyl verschrieben haben, möchten wir mit dieser Reportage Pro´s und Kon´s aufzeigen, aufklären und denen eine Stimme und Plattform geben, die bis jetzt noch nicht die Gelegenheit dazu hatten.
Wir wollen aber auch die Veranstalter des RSD, Plattenlabels, Bands und deren Management, zu diversen Anliegen informieren und zum Nachdenken sowie Handeln anregen.
Mein 1. Record Store Day in 2011
Es ist erst 5 Jahre her, als ich (Kjo) das erste Mal vom RSD gehört oder gelesen habe. Damals hatte ich von den Deftones das Vinylalbum „Covers“, welches speziell zu dem RSD rauskommen sollte, gehört. Ich fuhr also in einem Plattenladen und sprach den Verkäufer auf die Platte an. Mit einem Lächeln sagte man mir damals, der RSD ist in Deutschland unpopulär und man glaube nicht an eine schnelle Etablierung. Des Weiteren sei die Nachfrage im Laden nicht hoch, so dass man nicht dran teilnehmen wolle. Dies war natürlich verständlich und logisch. Jedoch wolle man natürlich alles probieren, um an die Platte zu kommen. Glücklicherweise hatte ich die Deftones Scheibe 2 Wochen nach dem RSD in der Hand.
Was der Valentinstag für die Liebe ist, ist der Record Store Day für den Plattenladen und den Käufer
Doch der freundliche Verkäufer sollte unrecht behalten. Bereits 2012 und 2013 erreichte der Hype um den Record Store Day Deutschland mit voller Wucht und sehr sehr viele Läden nahmen daran Teil. Doch genau so schnell, wie sich der RSD in Deutschland etablieren konnte, so schnell wurde auch die Kritik laut. Viele Punkte werden in den sozialen Medien besprochen oder auch in der aktuellen Ausgabe des Magazins MINT. Es gibt zu viele Veröffentlichungen, es gibt zu viele unnötige Platten, die Preispolitik ist undurchsichtig, diverse Bands passen nicht zum RSD, Powerseller kommen aus Ihren Höhlen und, und, und… Aktuell hat man den Eindruck, was der Valentinstag für die Liebe ist, ist der Record Store Day für den Plattenladen und den Käufer.
Doch genau so schnell wie sich der RSD in Deutschland etablieren konnte, genau so schnell wurde die Kritik laut.
Ja, die viele Kritik mag berechtigt sein, jedoch sich hinsetzen und nörgeln kann jeder. Wir sind gewollt nicht nur Worte, sondern auch Lösungsansätze aufzulisten. Daher finden sich in dem nächsten Abschnitt UNSERE Ansätze und Verbesserungsvorschläge. Kritik und Meinungen sind selbstverständlich willkommen und können UNTEN auf der Seite sowie auf unserer Facebook-Seite kommentiert werden.
Die 3 Qualitätsmanagement Ansätze
1. Macht es Sinn eine Veröffentlichung auf Vinyl zu pressen?
Es ist schön, eine Veröffentlichung auf Vinyl zu haben, die es vorher nur auf CD gab. Die Frage, ob es Sinn macht etwas auf Vinyl zu pressen, ist nur schwer zu beantworten. Die einen sagen ja, die anderen nein. Doch wenn man es genau nimmt, sind ein Großteil der Veröffentlichungen der letzten Jahre fraglich.
Warum? In den 60ern und 70ern mussten Bands sich Gedanken beim Schreiben einer Platte machen. Gibt es ruhige Lieder auf dem Album? Wenn ja, mussten diese wegen dem Soundvolumen zur Mitte der Scheibe hin gepresst werden (man konnte damals keine Lieder skippen) – ergo wie ordnet man die Tracklist an? Wird das Album als Double Vinyl oder Single Vinyl veröffentlicht? Wie ist die Spielzeit der Lieder, damit diese auf die Platte gepresst werden können? Zudem stellten sich weitere Produktions- & Kostenfragen, die ein Album beeinflussten.
Mit der Einführung der CD und spätestens mit der MP3, hat sich auch das Bewusstsein ein Album zu schreiben und zu produzieren, komplett verändert. Alben werden nicht mehr für das Medium Vinyl geschrieben, sondern für andere Medien. Bestandteile, die Künstler beim Album früher beeinflusst haben, gibt es heute nicht mehr in dieser Form. Aber, es gibt immer Ausnahmen.
Dieser Ausgangspunkt ist ein generelles Problem und betrifft größtenteils die Alben seit Anfang der 90er. Für den RSD wiederum bedeutet dies im Punkt Qualität: Müssen Labels Ihre Bands benutzen und deren alte 4-Spur-Demos, B-Seiten und Radio-Shows, die früher schon unhörbar waren, jetzt noch auf Vinyl veröffentlichten, nur damit der Markt neben den Medien CD, MP3, Videostream, Musikstream auch noch unnötigerweise mit Vinyl zugestopft wird? Sollte man da nicht fairerweise dem kleinen Indie Label im Presswerk den Vorzug geben?
Daher sollte ein Gremium aus Plattenhändlern, Verantwortlichen vom RSD und Vinylfans gebildet werden. Diese diskutieren auf einer Tagung gemeinsam die Releases für Deutschland. Was wollen die Fans? Was wollen die Plattenhändler? Machen die Bands und deren Vorschläge Sinn? Wie war das Feedback der letzten Jahre? Welche Bands waren gefragt, welche nicht? Was macht die Veröffentlichung besonders und besser als eine normale CD Veröffentlichung? Man nimmt so den Labels den Wind der Diktatur aus den Segeln und zeigt, wo wirklich eine Nachfrage besteht. Wie will man den Fans eine Justin Bieber Platte als Teil des RSD gewissenhaft verkaufen?
2. The medium is the message
Ausgangspunkt ist der Medientheoretiker Marshall McLuhan, der einst sagte: „The medium is the message“. Dies ist logischerweise beim RSD „die Schallplatte“. Mir stellt sich die Frage, warum die Schirmherren Metallica am 15. April eine CD und schon im Vorjahr eine Kassette veröffentlichen? Dasselbe passierte mit den Veröffentlichungen von Skrillex, „Recess“ (2014) und Marilyn Manson, „Antichrist Superstar“ (2016). Nimmt man es genau, ist die Wahl des Mediums komplett am Thema vorbei. Schließlich gibt es auch den offiziellen Cassette Store Day. Warum weicht man daher mit Tape-Releases nicht dorthin aus?
3. Plattenhändler führen Bestelllisten ein
Die Liste mit Veröffentlichungen wird von Jahr zu Jahr immer umfangreicher und knackt 2016 sogar die 500-Marke!. Plattenhändler erschwert dies erheblich, zu entscheiden, welche VÖ´s man bestellen soll und im welchen Umfang. Hinzu kommt, dass man die Platten nicht zurücksenden kann. Es gibt kein Retourrecht. Nun also, wie soll man bei der Anzahl kalkulieren, ohne dass man auf einem Großteil der Ware sitzen bleibt?
Eine Lösung ist es, dass die Plattenläden Bestelllisten einführen. Diese ermöglichen eine genaue Kalkulation der Ware, die auch gekauft wird.
Es ergeben sich weitere Vorteile durch die Liste:
1. Nicht jede Person hat die Möglichkeit, am 15. April einen Plattenladen zu besuchen bzw. früh aufzustehen und sich in die Schlange zu stellen. Jedoch besteht die Möglichkeit trotzdem seine Ware zu erhalten, indem man diese abholt, wenn es die Zeit zulässt.
2. Durch die Liste haben Plattenhändler die Möglichkeit Powerseller – die 1x im Jahr auf der Matte stehen– freundlich abzulehnen und ggf. sich untereinander auszutauschen und vor gewissen Personen zu warnen.
3. Jeder Plattenladen hat eine andere Ladengröße. Mal passen 6, mal 15 Leute in einen Laden. Für die Händler ist dies eine zusätzliche Belastung, an einem stressigen Tag die Übersicht zu behalten. Durch die Liste ist man zeitlich ungebunden. Der Kunde kann dadurch außerhalb der Stoßzeit kommen, was wiederum die Chance erhöht eine geringere Ladenauslastung zu haben.
Fortsetzung folgt nächste Woche…
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Bildquellen
- Deftones Covers: (c) metal-heads.de / Kjo
- Pinkes Vinyl: (c) metal-heads.de / Kjo
- RSD Sticker: (c) metal-heads.de / Kjo
- Record Store Day Vinyl: (c) metal-heads.de / Kjo
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