Peavy: Soundchaser – Lebenslänglich Heavy Metal. Mein Leben mit Rage
Pünktlich zum 1. Advent möchten wir euch gerne das passende Geschenk für jeden Metalhead (ihr könnt euch auch gerne selber beschenken) für den Nikolaustag oder später für die besinnliche Weihnachtszeit vorstellen. Am 06. Dezember 2024 erscheint mit „Soundchaser – Lebenslänglich Heavy Metal. Mein Leben mit Rage“ die Biographie von Peter „Peavy“ Wagner bei SPV / Steamhammer. Zusammen mit Timon Menge blickt Peavy auf 400 Seiten zurück auf 40 Jahre Rage und 60 Jahre insgesamt. Und so viel sei vorab schon verraten. Selbst für einen Fan wie mich (nicht umsonst ist mein Nickname hier auch Soundchaser) gab es viel Neues zu entdecken und zu hören. Und um das Fazit schon jetzt einmal zu ziehen: Das Buch ist eine mehr als unterhaltsame Pflichtlektüre für jeden Metal Fan und gibt gleichzeitig einen sehr persönlichen Einblick in die Entwicklung der deutschen Metalszene seit den frühen 80ern.
Peavy und sein Leben vor und neben Rage
Die Biographie beginnt in einem Hotelzimmer 1996 in Buenos Aires und draußen warten Polizisten mit Maschinengewehren. Im Visier nicht irgendwer, sondern Rage… Heil herausgekommen sind sie. Denn 23 Jahre später sind Rage zusammen mit dem Lingua Mortis Orchester Headliner beim 30. Wacken Open Air. Sprung zurück in den Winter 1979 in Herne. Dark Lights, Peavys erste Band kommt überraschend zu ihrem ersten Auftritt. 5 Songs und als Bezahlung gab es Freibier. Das es überhaupt dahin kam, gleicht einem kleinen Wunder. Denn seine Kindheit war nicht gerade einfach und schwere Krankheiten bestimmten seine ersten Lebensjahre. Das Ruhrgebiet war damals nun nicht wirklich bekannt für gesunde Umweltbedingungen.
Der Knochenmann… Peavys Faszination für Knochen ist weithin bekannt. Geerbt hat er sie wohl von seinem Vater, einem Lehrer für Biologie und Chemie. Neu für mich war allerdings, dass er schon im Grundschulalter mit dem fachgerechten Präparieren begann. Ein entsprechendes Fachbuch über die korrekten Techniken lag sogar einmal unter dem Weihnachtsbaum und so begann Peavy später auch eine Ausbildung als Präparator und ist bis heute in dem Bereich (auch Abgüsse und Rekonstruktion) tätig. Unter anderem war eines seiner werke auch in Terra X zu sehen. Seine Chefin Ute Ledebur spielte übrigens gleich zweimal eine sehr wichtige Rolle.
Rage, Avenger und die frühen Jahre
Als aus Avenger schon Rage geworden war, stand 1986 das Angebot einer großen Europatour mit Destruction und Kreator im Raum. Was tun? Peavy war noch in der Ausbildung und so fragte er seine Chefin Ute um Rat un d sie ermunterte ihn dem Traum zu folgen und zu kündigen. Vielen Dank Ute! Wer weiß was wir alles hätten missen müssen ohne diese Unterstützung. Zu der Zeit waren Rage schon bei Noise unter Vertrag und nach der Tour und ersten Wechseln in der Band folgte das zweite Album „Execution Guaranteed“ und danach brach alles auseinander. Peavy stand mit dem Namen Rage auf einmal alleine da. Festhalten möchte ich aber, dass er mit den Jungs aus den ersten Tagen heute immer noch befreundet ist. Aber wie dem auch sei, der erste große Umbruch in der Historie von Rage war da. Erwähnen möchte ich aber noch Ralf Hubert, dem Produzent der ersten beiden Alben. Er hatte einen großen Einfluss auf das Songwriting und brachte Peavy auch mit neuer Musik in Berührung.
Peavy, Manni und Christos „Efthi“ – das klassische Line-Up
Peavy saß mit den Trümmern seiner Karriere vor dem Stennert (dazu später noch mehr) als Efthi, sein alter Grundschulkumpel vorfuhr um sich sein Exemplar von „Execution Guaranteed“ signieren zu lassen. Das nennt man wohl Schicksal und markierte gleichzeitig den Start des klassischen Rage Line-Ups dann zusammen mit Manni Schmidt. Stellvertretend möchte ich nur Alben wie „Trapped!“ und „The Missing Link“ nennen um die Bedeutung dieser Konstellation für die Bandgeschichte und die Metal Szene insgesamt zu unterstreichen. Auch entstand damals der Soundchaser als Bandmaskottchen und Rage eroberten auch Japan, wo sie bis heute eine große Rolle spielen. Und die Zeit dort auch immer wieder sehr genießen (Stichwort Nagoya Chicken Wings Challenge).
Nicht jede Besetzung war harmonisch
Natürlich wird jede Besetzung in der langen Geschichte gewürdigt und nicht jede endete harmonisch. Aber auch jede hatte ihre Highlights. Die ganzen Lingua Mortis Sachen mit der Rage Wegbereiter für folgende Kollaborationen von Metal Bands mit klassischen Orchestern waren. Auch wenn Rage es in meinen Augen und Ohren am Besten hinbekommen haben. Aber auch viele Auftritte bei Stefan Raab und das ikonische „Straight To Hell“ welches Bully Herbig im „Schuh des Manitu“ verwendete. Die Zeit mit Victor Smolski hatte einige musikalische Highlights. Aber als jemand der alle Line-Ups seit Ende de 80er live erlebt hat, kann ich sagen, dass das jetzige und das klassische Trio mit Peavy, Manni und Efthi als Gemeinschaft am besten harmonieren. Das ist auch etwas das im Buch deutlich wird. Das Menschliche und der freundliche Umgang miteinander sind etwas das sich wie ein roter Leitfaden durch Peavys Leben ziehen. Daher hat es mich persönlich auch sehr gefreut das er wieder mit Manni und Efthi unter dem Banner Refuge zusammen Musik macht.
Rage, Motörhead, Saxon, Deep Purple und Manowar
In vierzig Jahren Rage gab es unzählige Touren, Begegnungen und Anekdoten und ich möchte hier nur ein paar wenige streifen. Respekt mussten sich Rage in jungen Jahren als Support von Saxon und Motörhead erst verdienen. Sie haben es geschafft und was Peavy darüber zu berichten weiß ist mehr als lesenswert, speziell über Lemmy der wirklich eine einzigartige Persönlichkeit war. Ein paar der berichtenden Zahlen sind wirklich beeindruckend oder erschreckend, je nach Sichtweise. Und die Bühne mit Deep Purple, den Heroen aus der Jugend zu teilen, gelingt auch nicht vielen. Auch die eingangs erwähnte Erfahrung mit bewaffneten Polizisten gehört zu den Erfahrungen die das Tourleben mit sich bringt. Auch Busunfälle und Todefälle in Russland oder die unschöne Begegnung mit Manowar und deren Crew und gestohlenem Equipment. Und noch so viel mehr, aber das lest ihr besser selbst.
Stennert Musiker-Treff e.V.
Mir war nicht bewusst welch wichtige Rolle das Stennert in der Historie von Rage spielen und alleine dafür lohnt sich „Soundchaser – Lebenslänglich Heavy Metal. Mein Leben mit Rage“ schon. 1982 mitgestaltet von Peavy persönlich, probten Rage bis Ende der 2000er Jahre und unter dem Namen Tres Hombres nahm Refuge erste Formen an. Und auch über vierzig Jahre später existiert das Stennert immer noch und ist wichtiger Teil der Szene. Da kann ich nur sagen, Wow! Hier zeigt sich wie toll die Metal Szene sein kann und ebenso wie sich handelnden Personen über all die Jahrzehnte immer wieder begegnen. Und so ist Peavys Biographie nicht nur eine über sein Leben und seine Bands, sondern entwirft gleichzeitig ein lebendiges und farbenfrohes Bild der deutschen Metalszene von ihren Anfängen bis heute. Ich habe alles in einem Rutsch durchgelesen und einige Passagen später noch einmal aufgesucht. Die vielen Bilder und Fotos haben selige Erinnerungen geweckt und die Schilderung der Entstehungsgeschichte der Alben (und die umfangreiche Diskographie am Ende) haben mich bewogen viele alte Sachen noch einmal aufzulegen und neu zu entdecken.
Ein wahnsinnig toll und warmherzig geschriebenes Buch über einen der sympathischsten Musiker die ich kennenlernen durfte und ein Muss für jeden Rage Fan. Aber ebenso ein Must Have für jeden der sich für Heavy Metal im Allgemeinen und die deutsche (mit Schwerpunkt auf den Ruhrpott) Metal Szene im Besonderen interessiert. Ordern könnt ihr das Werk hier bei SPV oder direkt bei LuckyBob. Ob für euch selbst oder als Geschenk… Passen tut es auf jeden Fall. In dem Sinne: Rage On!
Links und mehr
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Bildquellen
- Soundchaser Buchcover: Oktober Promotion
- Peavy 720×340 Manfred-Jasmund: Manfred Jasmund / Oktober Promotion
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