Rick Rubin – kreativ. Die Kunst zu sein (VÖ: 03.04.2023)

Spoilerwarnung: Ja, Rick Rubin ist dieser Musikproduzent von Alben wie „Reign In Blood“ (Slayer), „Blood Sugar Sex Magik“ (Red Hot Chilli Peppers) oder „Toxicity“ (System Of A Down). Und nein: „kreativ. Die Kunst zu sein“ ist keine Biographie über das Leben und Schaffen des mehrfachen Grammy-Gewinners und Labegründers (Def Jam Recordings, American Recordings). Wer das erwartet, braucht ab hier gar nicht weiterlesen. Wer jedoch offen ist für Denkanstöße, wie man die eigene Kreativität zur vollen Entfaltung bringen kann, die in jedem von uns steckt, der möge sich unsere Buchvorstellung bitte bis zum Ende in Ruhe zu Gemüte führen.
Rick Rubin – kreativ. Die Kunst zu sein
Zugegebenermaßen klingt der Originaltitel „The Creative Act: A Way of Being“ ähnlich sperrig wie die deutschsprachige Version „kreativ. Die Kunst zu sein“ . Und man ist überrascht, gleich 78 Kapitel in diesem Buch vorzufinden. Bei 416 Seiten sind dies also im Schnitt schlanke 5,33 Seiten pro Denkanstoß. Und hierum geht es in diesem Schmöker. Rick Rubin möchte uns dazu inspirieren, in den eigenen kreativen Flow zu kommen. Zum Glück drängt sich aber der Autor nicht mit Weisheiten auf. Vielmehr will er aus seiner Leserschaft die Kreativität herauskitzeln, von der man selbst noch nichts weiß, die aber in einem Jeden steckt. Denn das Dasein als Künstler:in ist das eigentlich künstlerische Werk. Ein spannender Ansatz.
Der spirituelle Anfängergeist
Sehr plastisch versucht Rick Rubin, Kunst zu definieren. In seiner Vorstellung vergleicht er diese mit einer Wolke und so ist Kunst folglich ein Kreislauf an Ideen. Um kreativ sein zu können, muss man sich als Künstler:in Eigenschaften wie den Anfängergeist bewahren. Denn nur, wenn man von diesem kindlichen Punkt des Nichtwissens ausgeht, kann etwas Neues entstehen. Klingt esoterisch, ist es aber nicht. Der 50-jährige Rick Rubin versucht lediglich, seine Lebenserfahrung in weisen Worten und auf spirituelle Art und Weise weiterzugeben. Er ist ein echter Mutmacher und schlägt vor „Halte Ausschau nach dem, was außer dir keiner bemerkt“ .
Gedichte, Tipps und mehr
Das Buch enthält hilfreiches Input in Hülle und Fülle und spricht die Ideen – passend zum Coverbild – punktgenau an, ohne zu sehr auszuschweifen. Geht ja auch gar nicht bei durchschnittlich 5,33 Seiten pro Denkanstoß. Ob nun zu Synergieeffekten einer Gruppe (Kapitel Zusammenarbeit) oder der Beschreibung, welchen Energieschub das Gefühl der Bestätigung auslöst, wenn du während deines schöpferischen Prozesses auf dem richtigen Weg bist (Kapitel Verzückung). Neben Tipps wie dem Führen eines Traumtragebuchs (Kapitel Erinnerungen und das Unbewusste ab Seite 72) oder Optionsmodellen zum Umgang mit verändertem Kontext (siehe Kapitel Kontext auf Seite 349) rät Rick Rubin häufig auch zu mehr Achtsamkeit. Kann ja niemandem schaden!

Wie die Ramones den Punkrock erfanden
Der Buchautor spricht in und mit seinem Buch übrigens sämtliche Kunst-Genres (Bildhauerei, Architektur, Musik etc.) an und stellt fest, dass Künstler:innen die verletzlichsten Menschen sind, die es gibt. Und die oftmals gar nicht wissen, dass ihre besonderen Fähigkeiten nicht nur ein Talent, sondern ein Privileg sind (Seite 82).
Im Verlauf des Buchs nutzt der Autor natürlich auch sein immenses Wissen aus dem Musik-Business und bringt zahlreiche Beispiele hieraus, um so seine Gedankenwelt zu erklären. Im Kapitel „Anfängergeist“ stellt Rubin die These auf, dass „Nichtwissen Innovation fördert“ . Und beweist dies anhand des Phänomens rund um die Ramones. Die wollten nämlich eigentlich Teenager-Pop für den Mainstream machen und sahen sich eher in der Tradition von Bands wie den Bay City Rollers. Ungewollt erfanden sie dann aber den Punkrock. Dies ist nur eins der unzähligen Beispiele in diesem Buch.
Fazit
„kreativ. Die Kunst zu sein“ ist vorrangig ein Kompass für den Künstlernachwuchs, aber auch für dich und mich ein positiver Lebensratgeber. Denn erst wenn man versteht, dass es ein Segen ist, etwas erschaffen zu dürfen, traut man sich vielleicht etwas (mehr) zu.
Rick Rubin hat dies bereits bewiesen als der beste Produzent der 90er und 20er Jahrzehnte (wenn man großzügig über „Death Magnetic“ von Metallica hinweg sieht) und viel Kreatives geschaffen. Dank seiner inspirativen Kraft ist er nicht nur seit 2007 Co-Chef bei Columbia Records (Sony/BMG), sondern hatte bereits im Jahr 2010 – also lange vor der Glanzzeit der Streamingdienste – die Idee, Musik in Zukunft anders, z.B. in Form eines Abo-Modells, zu vermarkten. Nun ist dieser kreative Kopf erstmalig als Buchautor in Erscheinung getreten und gibt so seine Lebenserfahrung im Umgang mit Kunst und Künstler:innen weiter. Es sind jedoch nur Denkanstöße und keine mit Löffeln gefressende Weisheit, die er da zum Besten gibt. Denn ob man sich die Tipps annimmt, ist immer noch einem Jeden selbst überlassen. Ein Buch zum Nachdenken über sich und das Universum. Ein Gedankenratgeber zum Nachblättern, denn nicht jedes der 78 Kapitel muss für einen selbst der richtige Weg zur Kreativität sein. Bekehrend, aber nicht belehrend. Wer nun angetriggert ist, kann für 24 Euro die gebundene Hardcover-Ausgabe und für 19,99 Euro das E-Book direkt bei der Verlagsgruppe Droemer-Knaur in München erwerben. Infos zu Bands und Alben mit Beteiligung von Rick Rubin findet ihr natürlich auch hier bei uns.
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Bildquellen
- Cover Buch Rick Rubin: Droemer-Knaur Verlag München
- Rick Rubin: Droemer Knaur Verlag / photo credit: Robbie Fimmano
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